Heute vor zehn Jahren habe ich mit etwas angefangen, das ein Experiment war. Und das mein Leben verändert hat. Ich wurde Blogger. blogger.com gehörte noch nicht zu Google, antville nahm gerade keine neuen Blogs auf, die anderen Plattformen gab es noch nicht. Ich war in einer schwierigen Lebensphase, darüber hab ich vor fünf Jahren geschrieben, als ich diesem Blog zum Geburtstag gratulierte.
Das Zerbrechen und Wegdämmern und dann Sterben meiner Mutter war immer ein Thema hier, meine wachsende Familie ein anderes. Zwei verschiedene Häuser habe ich in der Zeit gebaut, zwei Aufgaben, die mehr als Jobs waren und sind, habe ich dank des Blogs übernommen. Nacheinander. Logo. Erst bei Edelman, dann bei achtung.
Einige wenige werden bei 10 Jahren gähnen, aber wie ich irgendwann später rausfand, war Bloggen in Deutschland damals noch eher neu. Endlich war ich irgendwo mit mal früh genug dran, um was draus zu machen, 2000/2001 mit der Chatcenter-Idee kam ich ja zu spät, da war schon kein Geld mehr zu bekommen (und es hätte auch nicht funktioniert damals, heute ist so was ja normal, tja, so kann's gehn, dabei hatten Kalle und ich so einen tollen Firmennamen ausgedacht, aber das ist eine andere Geschichte).
Was ich toll finde: einige wenige aus der allerersten Anfangszeit sind immer noch aktiv und mehr oder weniger in Kontakt mit mir. Die, die aus der Keimzelle, jener legendären brandeins-E-Mail-Diskussionsliste kamen, die aus der Cluetrainausgabe entstanden war damals. Zehn Jahre danach hatten sich ein paar von uns, die noch Kontakt hielten, in der Redaktion getroffen. Und tatsächlich: Ohne diese Zeitschrift, ohne Cluetrain und ohne die Diskussionsliste gäbe es dieses Blog hier nicht. Wäre, hätte, könnte - aber für das, was in meinem Leben aufgrund des Blogs und des Bloggens passiert ist, bin ich dem Team der brandeins dankbar. Und Oliver Baer, auch wenn der in diese mich unangenehm berührende Sprachpurismus-Ecke abgedriftet ist.
Bis heute hilft mir das Bloggen beim Denken. Es zeigt mir die Entwicklungen auf, die mein Denken und Handeln und Fühlen genommen hat. Und das sind in zehn Jahren ja durchaus so einige. Es ist mein Wohnzimmer, mein Eigenheim in dieser Ecke des Internets. Mit einer größeren Adress-Stabilität als das Eigenheim in der Kohlenstoffwelt. Was wiederum lustig ist, irgendwie.
Und weil ich ja über ein ungewöhnlich großes Sendungsbewusstsein verfüge, wünsche ich mir zum Bloggeburtstag, dass möglichst viele von euch, die das hier lesen, anfangen zu bloggen (oder es weiter machen). Das ist mir wichtig. Blogs sind toll. Echt. Und sind eine wichtige Form der Kultur in diesem Internetz. Vielleicht die wichtigste der letzten paar Jahre. Sie fördern Sprache, Denken, Diskurse (nicht zwingend Diskussionen, aber die folgen oft auf Diskurse). Sie können euch helfen, erwachsen zu werden, so ging es jedenfalls mir. Blogt! Mehr! Neu! Echt jetzt mal!
Und zum Schluss noch eine Opa-erzählt-vom-Krieg-wir-hatten-ja-nix-anderes-Geschichte aus der Vor-Twitter-vor-Facebook-Zeit:
Damals, wir hatten nichts anderes als unsere Blogs, waren die für uns Alte so was wie heute Twitter oder für meine Kinder Facebook. Darum waren die Posts auch so kurz, also nicht immer, aber durchaus ein bisschen häufiger. Und schrieben wir auch manchmal mehrmals am Tag, so wie heute auf Twitter, wisst ihr Bescheid.
Und wenn ich zum ersten Mal eine andere Bloggerin traf, die ich las, war es so wie heute mit Twitter. Es fühlte sich an, als würden wir uns schon ewig kennen. Wir fingen mit dem Reden da an, wo wir kurz vorher, als wir losgingen, wir hatten ja noch quasi kein mobiles Internet, aufgehört hatten, zu lesen. Und es stellte sich heraus, dass Menschen, die ich gerne lese, auch fast immer Menschen waren, die ich gerne um mich habe. Bis auf den einen wirklich bösen (also im Sinne von wirklich böse) Menschen, aber das merkte ich erst sehr viel später und das ich eine andere Geschichte.
Sagte ich schon, dass ich Blogs toll finde?
Glückwunsch zu 10 Jahren Blog. Eine beeindruckende Zahl.
AntwortenLöschenGuter Hinweis...
AntwortenLöschenIch glaube, das Schreiben und kommunizieren Übungs - und Trainingssache ist und somit BLOGGEN ein prima Übungsgelände für den Alltag ist
Ich verfolge Deine Weg jetzt auch schon seit mindestens fünf Jahren und möchte ebenfalls gratulieren.
AntwortenLöschenMittlerweile erkenne ich in Blogs einen Wert, den ich zuvor gar nicht erwartet hatte: Konstanz. Ich würde nicht darauf wetten, dass in fünf Jahren Facebook, Twitter und Flickr in der jetzigen Form noch existieren. Aber ich bin sicher, dass einige der heutigen Blogs dann noch existieren, wenn die Menschen dahinter Zeit und Lust haben.
Herzlichen Glückwunsch! Dein Blog war eines der ersten, auf das ich bei meinen eigenen zaghaften Vorstößen in die Blogosphäre stieß. Schön, dass Du nach wie vor da bist.. ;-)
AntwortenLöschenHerzlichen Glückwunsch! Starke Leistung (und immer starke Artikel!) Auf weitere 10 Jahre :)
AntwortenLöschenHerzlichen Glückwunsch! Ich lese Sie seit meinen eigenen ersten Blogtagen vor gut acht Jahren mit Freude und schätze Ihre Haltungsturnereien.
AntwortenLöschenIn diesem Sinne: "Man liest sich!", wie wir uns in Bloggershausen beim Tschüss-Sagen in der nonvirtuellen Welt zurufen ... liebe Kinder ...
Na dann: Herzlichen Glückwunsch zum runden Geburtstag! Und danke für die Ermutigung zum weitermachen! Ich bin eher noch "Blogger-Baby", und habe bislang noch große Freude und Lust am Bloggen. Und ich hoffe, das bleibt so. :-)
AntwortenLöschenGlückwünsche natürlich. Was ich im übrigen großartig finde: seit den 10 Jahren konsequent mit dem mit dem selben schrottigem / kaputten Design leben. Genau richtig natürlich.
AntwortenLöschen(zB habe ich selbst so Blogblockaden auch schon mal gerne damit ausgelebt, dass ich dauernd sinnlos an irgendwelchen Templateschraubereien prokrastinierte)
here we go :)
AntwortenLöschenkpfrahm.com/zum-comeback-sag-ich-leise-hallo
Hey! wo ist das schrottige Design hin? Menno. :)
AntwortenLöschenHerr ronsens, das tut mir leid. Wollte ich ohnehin schon länger ändern. Aber nicht weil mit das sehr unique Design nicht mehr gefiel (wem gefiel das schon), sondern weil mich die Dingsfunktion zu Facebook genervt hat. Und noch mehr genervt hat es ja die Leute, die glaubten, was von mir bei Facebook dingsen zu müssen.
AntwortenLöschenAlso noch mal: tut mir leid. Habe lange überlegt, ob ich es gerade NICHT ändere, weil mich immer wieder so viele darauf ansprachen, wie scheiße es ist...
Janee, Sie dürfen natürlich mit ihrem Blog machen was sie wollen (gnädig, was), für mich war das mit dem Design einfach auch Teil der Haltung vom Haltungsturnen. Ich frotzel ja nur... :)
AntwortenLöschenIch frage mich schon die ganze Zeit, wer dieser eine wirklich böse Mensch ist.
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