Der von mir trotz seiner Frisur sehr geschätzte Sascha Lobo weist auf einen Aspekt, der mir auch wichtig ist, aktuell in seiner Kolumne hin:
...wer auf seine digitale Freiheit Wert legt, für den bleibt - solange freie Social Networks wie Diaspora noch irrelevant sind - nur das schönste, aber anstrengendste Instrument für die soziale Vernetzung und das Teilen von Inhalten übrig: die selbst kontrollierte Website, also das Blog. Sascha Lobo in seiner aktuellen SpOn-KolumneAber das ist es nicht allein. In der täglichen Praxis meines Teams (Digital Communications) bei achtung! merken wir, dass inzwischen nahezu alle Kundinnen auch "Bloggerrelations" haben wollen, wenn sie über "Medienrelations" sprechen. Das ist etwas, das wir im Laufe dieses Jahres (ja, dieses Jahres!) massiv ausgebaut haben, personell und inhaltlich. Weil die Kundinnen es wollen. Nicht allein, weil wir es geil fänden.
Wie das Blogger-Urgestein (jaja, ich kann auch PR-Sprech) Robert Basic gerade am Beispiel Autoblogs zeigte. Wie es meine Kollegin Kathrin Wittich am eigenen Leib als einflussreiche Bloggerin jeden Tag erfährt.
Die eine Seite ist das persönliche Blog, das Tagebuch oder die sehr spitze Fachpublikation. Die andere Seite - und auch das gehört zur aktuellen Renaissance, die ich an allen Ecken und Enden meiner Beratungspraxis erlebe - ist die Frage, was die Rolle von Blogs in der Kommunikation ist. Und da wird es noch spannender.
Etwas holzschnittartig gesprochen, dienen Blogs der Reputationskommunikation. Der Fokus, den einige die letzten Jahre auf Facebook gelegt haben, hat das etwas aus dem Blickfeld geraten lassen - aber wir erleben gerade eine neu erwachende Nachfrage nach Unternehmensblogs und Themenblogs und, wie schon gesagt, Bloggerrelations. Weil es einen Ort geben muss, an dem ich eine Content-Historie aufbauen kann Einen Hafen, auf den ich verlinken kann, wenn es Fragen gibt. In dem ich in ruhigem Wasser meine Themen ausfalten kann.
Saschas Punkt bleibt dabei der Kern der Renaissance der Blogs: Dass es das eigene Haus ist. Und selbst wenn es biografisch auch mal Zeiten geben mag, in denen ich mein Haus verkaufe, um in eine kleine Mietwohnung in ein sanierungsbedürftiges Viertel mit unsicherer Zukunft zu ziehen, ist das für die meisten sicher nicht der Normalfall.
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* Die Frage, ob Blogs deshalb weniger wichtig seien, weil sie einander weniger verlinken, halte ich für den Quatsch des Jahrzehnts. Ja, so haben wir damals angefangen. Aber das war auch, als diese Verlinkungen den meisten Traffic brachten. Heute sind Twitter und Facebook und (in manchen Fällen, bei mir ist es so beispielsweise) erstaunlicherweise Googleplus neben den Suchanfragen (die immer noch rund 30% des zugelieferten Traffics ausmachen bei sehr vielen, sozusagen die Laufkundschaft) die wichtigen Quellen für Besucherinnen im Blog. Privatempirisch kann ich einen Trafficrückgang bei Blogs, die ich kenne oder mit deren Autorinnen ich darüber gesprochen habe, nicht feststellen.
Blogs haben sich verändert, ja. Aber sind eher bedeutender geworden als unbedeutender. Und dass ihre Zahl nicht mehr so sehr wächst (und das seit etwa 2007 bereits, also vor dem Facebook-Boom!), hängt meines Erachtens nicht an Facebook oder Twitter sondern daran, dass es eben wohl nur dieses 1% gibt, das Lust und Begabung hat, mehr als zwei Sätze auf einmal ins Internet reinzuschreiben...
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AntwortenLöschenEin wunderbarer Beitrag, dank dir Luebue!
AntwortenLöschenIch habe es /publishing getauft, diese blinde Vertrauen auf das was vor dem Schrägstrich passiert!
Wir sollten mehr zu Schöpfern werden!
Starker Beitrag und ich stimme dir zu. Du sagst, dass Kunden Blogger Relations suchen, wenn sie von Medienarbeit sprechen. Das ist aber (logisch) noch kein Corporate Blog. Wie siehst du hier die Bereitschaft, sich darauf einzulassen? Und mit einlassen meine ich nicht alleine die Ressourcen, sondern, ich kürze mal ab mit den Buzz-Wörtern, Transparenz und Authentizität. Thomas Pleil zeigt mit seinem letzten Post, dass Blogs offenbar in Unternehmen noch nicht so richtig angekommen sind.
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