Völlig unproblematisch, vielleicht peinlich, aber nicht eigentlich ärgerlich, finde ich dabei, dass Herr Seibert sich verschrieben hat. Oder dass die Autokorrektur des iPad - jeder iOS-Nutzer flucht hin und wieder darüber, bis er sie ausschaltet - zugeschlagen hat. Das Problem ist etwas anderes aus meiner Sicht:
Herr Seibert twittert nicht als der Steffen aus Berlin (noch nicht mal wie
Ich habe darüber auch schon kontrovers mit "persönlich twitternden" Sprechern und Sprecherinnen diskutiert - und bin mir bewusst, dass es auch Gründe für die Gegenposition geben kann. Aber wenn ich mir den Sonnabend-Tweet von Herrn Seibert ansehe, ist es für mich die Bestätigung der Regel, dass eine Sprecherin nicht oder nur sehr schwer als Person in Social Media aktiv sein kann - sondern nur als Funktion.
Seibert schrieb:
Glückwunsch, Jürgen Klopp und Borussia #Dortmund. Nach so einer überragenden Saison durfte es am Ende einfach keinen anderen Meister geben.Und ich frage mich: Wer spricht den zweiten Satz? Seibert? Die Regierung? Die Kanzlerin? Das Presseamt? Sachlich stimme ich ihm ja schweren Herzens zu (trotz des unerträglichen Weidenfellers), aber ich verstehe diese Wertungen (überragend, durfte, keinen) nicht in seiner Funktion.
Was so schwer an Plattformen wie Twitter ist: Im Eifer des Tages den Überblick zu haben, zu wem ich was als wer sage. Dass die einzelne Nachricht kontextfrei wirken kann und wird. Und dass viele, viele zuhören. Das ist schon für "normale" Profis schwer. Fast unlösbar, zumindest auf Dauer, ist das für Menschen mit einer Sprecherfunktion. Darum rate ich meistens (nicht immer, klar) davon ab.
Und das ist auch einer der Gründe, warum damals beim Start des Daimlerblogs (full disclosure: Kunde, da war und bin ich beratend beteiligt) beschlossen wurde, dass keine Sprecher dort schreiben werden.
Update 16.20 Uhr
Finde die Haltung übervorsichtig und kleinkariert:
AntwortenLöschenIst imo völlig OK hier auch persönliche Anmerkungen zu verfassen. Auch als Regsprecher! Gerade der Mix aus News und Persönlichem macht Twitter doch so reizvoll.
Unverfängliche Glückwünsche oder aber auch der Obama- Versprecher verleihen der Sache Authentizität&Würze und machen sie sympathisch. Jeder macht mal Fehler, und jeder freut sich mal aus dem Bauch heraus, und verfasst dazu etwas. Das ist echt, das ist greifbar, das wirkt positiv.
BTW. Durch die entsprechenden Hashtags wird imo auch immer deutlich, ob es sich um ein offizielles Statement, oder aber um eine persönliche Meinung handelt. Na und selbst wenn das mal nicht so eindeutig der Fall ist: sollte sich am Beispiel der Gratulation an den BVB zum Titelgewinn ernsthaft jemand stören? Pfff.
Deine gesamte Argumentation hinkt. Du reitest hier als Trittbrett- Fahrer des heutigen "Regsprecher- Versprechers" durch die Aufmerksamkeitslandschaft und versuchst Deine Ansicht, die "Übervorsichtigkeit", als Professionalität in Sachen SocialMedia- Beratung zu verkaufen(und merkst dabei gleich noch an, welch dicken Fisch Du schon beraten hast.).
Wer den Umgang mit Kanälen aus Angst vor Flops derart reglementieren will, der entzieht ihnen imo eigentlich ihren größten Reiz. Der kann es gleich lassen und einfach einen "kalten" RSS-Feed durchlaufen lassen.
"Herr Seibert twittert nicht als der Steffen aus Berlin"
AntwortenLöschenAuf dem Account steht: "Hier twittert Steffen Seibert, Sprecher der Bundesregierung und Chef des Bundespresseamtes"
Was soll dann eigentlich der dumme Artikel? Kleinkarierter Social Media-Reputation-Beraterquatsch, den niemand wirklich ernstnehmen kann.
Da bleibt aber vieles unklar.
AntwortenLöschenEin Sprecher ist ein Sprecher ist ein Sprecher. Egal, ob er sich in einer Pressekonferenz, einem Interview, im TV, im Radio oder eben bei Twitter äußert. Die Frage, wie weit er gehen kann, ob er sich mit persönlichem Touch äußert oder der offizielle Verlautbarer bleibt, stellt sich immer.
Unklar bleibt, warum Twitter oder alle soziale Medien anders zu beurteilen sind als die Holz-Medien oder die alten elektronischen Medien. Unklar bleibt, warum ein Sprecher (für Regierung oder Unternehmen) nicht den Spagat zwischen Offiziellem und Inoffiziellem hinbekommen soll. @RegSprecher ist meines Erachtens ein Beispiel dafür, wie man es gut macht.
Und natürlich kann jeder den Fußball-Tweet von Seibert analysieren: Offizielle Glückwünsche werden erst dann erfolgen, wenn die Saison auch tatsächlich zu Ende ist.
Irgendwie riecht es danach, dass mit halbfertigen Gedanken zu twitternden Sprechern die Gunst der Tippfehler-Stunde von Dir genutzt wurde, um auf Deinen Blog aufmerksam zu machen. Glückwunsch, falls das geklappt haben sollte.
Der US-Gegenpart ist übrigens Jeff Carney - und der twittert unter @PressSec. Noch ein offizieller Name als Twitter-Account!
Karsten, es geht mir nicht um "Übervorsichtigkeit" - sondern um Rollen und Absenderklarheit. Im jetzt im Update verlinkten Blogpost von Bernhard Jodeleit wird das auch noch mal sehr gut, wie ich finde, weitergeführt - also vom Einzelfall auf die "was lernen wir daraus"-Schiene gehoben.
AntwortenLöschenIch hab in den gut vier Jahren, die ich Twitter nun aktiv nutze, wirklich schon so ziemlich alle Formen gesehen, wie jemand den Spagat gemeistert hat oder auch nicht - das "ich", von dem in der Tat - da stimme ich dir zu - so viel hier lebt, kann auf Dauer nicht mit einem (ich nenne es mal) "Corporate-Ich" zusammengeführt werden. Entweder oder. Kann man, sag ich ja auch oben, anders sehen, gibt es auch gute Gründe für, ich sehe nur nicht, dass es klappt und zielführend ist.
(anonyme Kommentare beantworte ich nicht, das nur kurz zu den anderen)
Haha, genial!
AntwortenLöschenAnonyme Kommentare beantworte ich nicht - ab dem Zeitpunkt war mir klar: Dieser Artikel strotzt nur so vor Arroganz.
Vielleicht erstmal an der eigenen Nase packen, Herr "Haltungsturner".
Danke!
"von dem in der Tat - da stimme ich dir zu - so viel hier lebt, kann auf Dauer nicht mit einem (ich nenne es mal) "Corporate-Ich" zusammengeführt werden. Entweder oder."
AntwortenLöschenGut, dass du weißt, wie man am besten twittert und es den Leuten vorschreiben willst (am Besten auch noch gegen Geld). Der @RegSprecher hat aber zum Glück ein paar mehr Follower als du und der Erfolg gibt ihm dann am Ende schon recht.
@Haltungsturnen:
AntwortenLöschenIch habe durchaus verstanden, worauf du hinaus wolltest und bin dennoch generell der Meinung, dass eine Trennung nicht notwendig ist. Twitter ist nicht das Bild-Forum: da muss man niemandem erklären, was wie gemeint ist. Deine Argumentation entmündigt die Nutzer dahingehend, dass Du quasi unterstellst, dass eine Nichttrennung für Ärger sorgen könnte, weil sich irgendwer durch ein ihm unpässliches Meinungsbild, das zudem nicht klar zu verorten ist (offiziell oder privat) auf die Füße getreten fühlen könnte. Maybe, das Risiko bestünde sicher in Einzelfällen, aber sollte man deshalb der aufgeklärten Mehrheit, der durchaus zuzutrauen ist, Bonmots und Offizielles jeweils als solches erkennen und trennen zu können, den Spaß nehmen, einem Account zu folgen, der echt&menschlich wirkt, gerade weil er bereit ist auch Persönliches mit einzubringen?
Btw. "Corporate" ist ein Giftwort. Das kann man im Umgang mit Marketingkunden rumbuzzen, aber bitte nicht in einen Kontext mit der Wirklichkeit nennen. "Corporate Design etc." soll extern verkaufen und intern leichtgläubigen Menschen mehr Loyalität zu ihrer Company abpressen( und das ist ja auch beides aus unternehmerischem Blickwinkel völlig ok, gehört aber nicht in diese Debatte), auf dass sie sich mit ihrem Unternehmen voll identifizieren, sich innerhalb ihrer personell unterbesetzen Teams verpflichtet fühlen, und sich dementsprechend weniger krank melden, dass sie aus "Liebe zu ihrer Company" auch Kürzungen in Kauf nehmen, wenn sie, mitsamt ihrer Stelle und zu schlechteren Konditionen an einen Personaldienstleister ausgelagert werden, etc. pp.
Wir beide wissen das, und sollte dem nicht so sein, dann hast du wohl noch nie intern in einer Konzerstruktur gearbeitet. Und falls doch, und es dort nicht so war, dann sag mir bitte wo: ich bewerb mich dann da sofort!
Also bitte komm hier nicht mit einem "Corporate- Ich" im Sinne von "Corporate Design" um die Ecke: das ist verlogener Buzz, deluxe!
Das hat in einer Debatte über die "Gefahren von Ehrlichkeit und Authentizität im Kommunikationsverhalten von Personen in öffentlicher Funktion" imo nichts verloren.
Der User "Nerddeutschland" hat recht. Der Autor dieses Artikels unterstellt anderen Twitterern, dass sie zu dumm wären, das unterscheiden zu können. Um ihnen anschließend dieses "wertvolle Wissen" wieder als Expertentum zu verkaufen. Ich finds etwas ekelig.
AntwortenLöschenEs fällt mir etwas schwer, mit dir hier in meinem Blog zu diskutieren, Nerddeutschland, wenn du so aggressiv daher kommst. Und erst Recht, wenn du Sätze wie "gehört nicht hierher" sagst - bei einer Diskussion, die ich in meinem Wohnzimmer begonnen habe. Kinderstube und so, weißt schon.
AntwortenLöschenAber mal davon abgesehen hast du mit manchem Recht, finde ich - aber dass ein Mensch, der eine Sprecheraufgabe für jemanden übernimmt, schlecht mit deinen herrschaftskritischen Manipulationsdingens als Opfer zu beschreiben ist, ist dir schon klar, oder?
Mir geht es nicht um die Empfänger, wie du mit deinem "für doof halten" unterstellst - sondern mir geht es um eine konsistente professionelle Kommunikation. Dass es dabei nicht um eine glattgebügelte geht, sollte dir klar sein, falls du schon einmal mein Blog gelesen hast oder mir mehr als 10 min auf Twitter folgst. Nur: Ich schreibe weder hier noch auf Twitter als Direktor Digitale Strategie von achtung!, sondern als Person, die auch diesen Job hat. Das ist ein großer Unterschied, wie auch beim Beispiel von Bernhard mit Stefan Keuchel.
_Meine_ (professionelle, also berufliche) Auffassung eines Sprecherjobs verträgt sich nicht mit einer Vermischung der Rollen. Muss man nicht so sehen, sage ich ja auch (weshalb mich Vorwürfe wie Arroganz, mal abgsehen von meinem Wahlspruch, hier explizit amüsieren). Aber meine Aufgabe als jemand, der seine Kunden seit ein paar Jahren strategisch in diese(r) Arena begleitet, ist, genau auf solche Fallstricke aufmerksam zu machen. Komischerweise bezahlen sie mich dafür. :)
Wen ich mit meiner Meinung und damit, dass ich meine Erfahrung hier ungefragt teile, störe, der oder die hat ja eine tolle Möglichkeit. Es gibt zum Glück keinen Lesezwang. Und in der linken Spalte habe ich auch zwei Ausgänge auf dieser Meinungswüste verlinkt.
(Bitte entschuldigt, dass ich die nächsten Tage nicht regelmäßig antworte. Neben der Arbeit muss ich mich um eine schwere Krise im Freundeskreis kümmern.)
Liebe Kritiker,
AntwortenLöschen- Es ist kein Unterschied, ob jemand privat oder als Sprecher einer Regierung etwas sagt?
Leute,
daran, ob jemand was beruflich oder privat sagt, kann sich sogar entscheiden, ob man ihn erfolgreich verklagen oder ihn kündigen kann.
- Das ist alles Corporate-Bullshit - und Twitter lebt ja davon, dass da privat und beruflich so schön gemischt werden?
jaja, schöne neue Welt. Alles anders als früher, seit es Internet gibt, ne?
Bitte noch einmal den Punkt oben durchlesen
- Und da sind sowieso ausschließlich mündige Menschen unterwegs, die alles von einander trennen können?
Ihr kennt Sie also alle persönlich - diese Menschen, die Twitterer? So wie ihr wahrscheinlich ja auch wisst, was "das Netz" meint oder fordert, stimmt's?
tut mir leid, dazu kann ich nur sagen: Der Autor hat Recht.
Alle anderen: Kindergarten.
Mh, auch wenn sie hier Kritik einstecken müssen, ich stimme ihnen grundsätzlich zu. Wenn Seibert mit dem offiziellen Kürzel RegSprecher muss er aufpassen, was er sagt. Zum einen sollten solche Vertipper nicht passieren, zum anderen sollte er dann persönliche Kommentare seiner Person (die so nicht unbedingt von der Regierung geteilt werden) vermeiden. Denn was er in dem Account schreibt, das fällt auf die Regierung zurück. Besser wäre es dann evtl. wenn er sich für persönliche Kommentare ein weiteres Konto als "SteffenSeibert" macht.
AntwortenLöschenGegen das Medium Twitter an sich habe ich grundsätzlich nicht, jedoch sollten auch weiter andere Übertragungswege genutzt werden, die Zeichenbegrenzung von Twitter kann einen Sachverhalt leider oft zu weit verkürzen.
Eine kurze Recherche ergibt übrigens: twitter.com/steffenseibert ist bereits seit 2009 registriert. Hier kann Seibert also schwerlich auf einen persönlichen Account umschwenken, es sei denn durch Sonderzeichen.
AntwortenLöschenLustig.
AntwortenLöschenStellt euch das mal im wahren Leben vor:
auf der Unternehmenspressekonferenz ist der Sprecher mit offiziellen Punkten durch und sagt
"...und zum Abschluss soll erwähnt sein, dass der Titelgewinn des BVB ganz große Klasse ist."
Das Doofe an Twitter ist nunmal, dass man eben nicht aus dem Korsett "Regierungssprecher" herauskann. Wenn ich in die Firma gehe, kleide ich mich entsprechend dem Corporate Design, klar. Nicht weil ich die Firma liebe, sondern weil die Kunden seltsam schauen wenn ich in Shorts und Badelatschen auftauche.
Ich kann mich also auch nicht hinstellen und immernoch in der Funktion als Sprecher persönliche, bewertende Aussagen machen. Genausowenig sollte ich eben auch Osama/Obama Fehler begehen. Natürlich kann das passieren, aber was würde sein, wenn ein echter Regierungssprecher das vor echter Presse sagt? Wieder einmal ist man sich hier nicht im klaren, dass Kommunikationsregeln des Alltags zum Teufel nochmal auch im Netz gelten.
Noch ein Nachtrag:
AntwortenLöschendie Entscheidung, keinem Anonymos zu antworten ist nachvollziehbar. Wenn ich jemandem antworte, dann am liebsten ins Gesicht, aber nicht indem ich in Richtung einer diffus wabernden anonymen Masse schreie.
Es sollte nunmal auch im Netz keine Narrenfreiheit gelten. Kommunikativ gesehen jedenfalls.
Jetzt kommt ein böser "anonymer" Kommentar - ich erwarte also keine Antwort vom Messias.
AntwortenLöschenIch finde ja, dass der komplette Berufsstand von selbsternannten "Social Media Beratern/Experten/whatever" abgeschafft gehört. Das sind so Leute wie die Society-Experten. Man weiß ein bisschen und führt sich schon total auf und kritisiert alles, was einem nicht passt.
Dann fängt man an, "Workshops" zu geben, in denen man Leuten erklärt, was man persönlich von Facebook denkt und irgendwelche Tipps gibt wie "Beleidige nicht deine User".
Und dieser Beitrag und allein das Ende mit den anonymen Kommentaren strotzt ja mal von Social Media Wissen!
Sorry, aber nur ein weiterer "Mir passt was nicht und jetzt erkläre ich es zum Gift für das Internet"-Beitrag.