Es ist schon merkwürdig. Vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass ich alt werde? Inzwischen gibt es Sachen, die mich schon mehr als mein halbes Leben begleiten und immer noch glücklich machen.
So wie mein Lieblingsbuch, das ich vor mehr als meinem halben Leben erstmals gelesen habe und das seit dem nicht übertroffen wurde von all den vielen Büchern, die danach kamen.
Und wenn es mich nicht als Snob outen würde, sagte ich sogar, dass es sich dabei um Doktor Faustus von Thomas Mann handelt (der damals, ich war 18, den Favoriten Malte Laurids Brigge von Rilke ablöste).
Oder so wie die Musik von Gustav Mahler, sie mich immer noch berührt wie kaum andere.
Oder die drei Sänger, die ich schon als Kind kennen lernte, deren Konzerte ich als Jugendlicher und junger Erwachsener besuchte - und die ich bis heute wunderbar finde (wunderbar ist übrigens das Lieblingswort des wunderbarsten unter diesen dreien). In dieser Woche haben meine Süße und ich nach fast genau zwanzig Jahren endlich wieder ein Konzert von Klaus Hoffmann besucht, der nach einer - so habe ich es empfunden - eher unspirierten Phase wieder voll da ist und wunderbare (sic) neue Lieber geschrieben hat. Und wundervolle alte spielt. Wie gut, dass es YouTube gibt, so dass ich einen kleinen Ausschnitt zeigen kann.
Abgesehen davon, dass seine Musik weiterhin wunderbar ist (bis auf die völlig überflüssigen Neuübersetzungen seiner Brel-Lieber, die dazu führen, dass das halbe Publikum falsch mitsingt), dass sie nicht überlaut ist, ist Klaus Hoffmann immer noch ein großer Entertainer, der spontan auf sein Publikum reagiert. Auch wenn er alt geworden ist (da fühle ich mich dann gleich jung, bin ja auch zwanzig Jahre jünger als er).
Was mich neben der wunderbaren Musik am meisten fasziniert hat an dem Abend in der Musikhalle, war aber das Publikum. Mitte dreißig bis Mitte siebzig, sehr viele graue Bärte und graue Schöpfe, die links-grün-bürgerliche Vorstadtintelligenzia der Stadt. Und genau vor uns die beiden Pole: die Glatze, Anfang vierzig, mit Ganzkörpertatoo und Piercings mit seiner Frau und seinen Eltern, Mitte siebzig. Seine Mutter streichelte ihm immer mal wieder liebevoll über die Wange, beispielsweise als er bemerkte, dass er früher Sitzkonzerte ja voll ätzend fand und heute gut, oder als er bei den alten wunderbaren Liebesliedern den Kopf mitschwang und leise mitsang wie wir anderen auch.
Wie bei dem Lied, dass neben Adieu Emile (mit doofer Neuübersetzung) und Katharina sicher zu dem gehört, was jeder, der Klaus Hoffmann kennt, mitsingen kann. Was wir dann auch alle getan haben zum Abschluss und Abschied:
Was für ein schöner Abend.
Lustig. Vor drei oder vier Tagen habe ich auch nach "Mein Weg" auf Youtube gesucht, weil es mir nach Jahren auf einmal in den Kopf kam. Wir hatten vor 20/25 Jahren sehr viel Klaus Hoffmann gehört, schließlich sang er Lieder wie "Wenn ein Mann einen Mann liebt" (das von uns entsprechend in die weiblichen Versionen umgesungen wurde). Oder "Eine Schönheit ist sie nicht". Hach.
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