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1.12.21

Kahlbohm

Kahlbohm ist der Mädchenname meiner Mutter, die 2008 nach langer Alzheimer-Erkrankung gestorben ist. Und der Name meiner Großeltern, die inzwischen auch beide gestorben sind, beide Mitte Neunzig, beide nach einem langen Leben voller Veränderungen, obwohl sie beide Veränderungen nicht so sehr mochten. Sie konnten sich immer gut darauf einstellen, aber mögen taten sie sie nicht.

Kahlbohm steht aber für mich nicht nur für meine Wurzeln und für Menschen, die ich sehr liebte und nicht mehr um mich habe. Sondern die Familie hat auch eine Geschichte, die mit Transformation zu tun hat. Und mit einem dicken Kopf. Und mit einer Tradition, die einer meiner Söhne fortsetzt, indem er ein Metallhandwerk lernte.

Auf beiden Seiten meiner Kahlbohm-Wurzeln waren die Männer nämlich Schlosser gewesen. Einer auf dem Land, an der Westküste, einer in der Stadt, in Hamburg-Barmbek. Einer war dann auch Fuhrmann. Da war Schlosser sehr praktisch, weil er die Wagen reparieren konnte und die Pferde beschlagen. Metaller zu sein, war quasi die Voraussetzung, halbwegs als Fuhrmann über die Runden zu kommen. Der andere hat alles gemacht, was ein Schlosser in der Scheune so machen kann. Wagen repariert. Beschläge gebaut. Pferde beschlagen. Maschinen. 

Beide haben den Sprung in die neue Zeit geschafft. Denn beide haben angefangen, Automobile zu reparieren, noch bevor es die ersten Autos in ihrem Dorf und in ihrem Stadtteil gab. Und der Fuhrmann hat sogar eines angeschafft. Sehr früh. Und sehr zur Erleichterung seiner zahlreichen Söhne, die froh waren, als die Pferde nach und nach weg konnten und nicht mehr ausgemistet werden mussten.

Autowerkstatt ca. 1920

Damit haben sie zu ihrer Zeit etwas gemacht, das ich meine gesamte Berufstätigkeit ebenfalls versucht habe: Wach hinzusehen und aus der Antizipation dessen, was der Markt, die Kundinnen, brauchen werden, abzuleiten, was wir heute anbieten müssen. Was wir schon können, was wir noch brauchen dafür, wie es aussehen muss. Das ist das, was ich Transformation nenne. 

Für mich sind meine Wurzeln immer Inspiration gewesen und sind es bis heute. Auch da, wo ich mich kritisch und in Abgrenzung mit ihnen auseinandergesetzt habe. Aber Wurzeln zu haben, hat mir immer geholfen, mit den Spitzen der Äste nach dem Himmel zu tasten. 

Mit Kahlbohm & Sons, Transformation wächst aus diesen Wurzeln jetzt noch einmal etwas Neues. Und darauf freue ich mich sehr. Die Knospen sind, wie es sich gehört, jetzt im Winter angesetzt. Im Frühjahr wird es dann richtig wild.

23.5.13

125 Jahre SPD

Ich bin zweimal aus der SPD ausgetreten und zweimal in die SPD eingetreten. Ich habe jahrelang mit ihr und an ihr gelitten, bin an ihr verzweifelt, fühlte mich und unser Land verraten, bin nach meinem zweiten und sehr traurigen Austritt 1999 dann im Jahr 2000 bei den Grünen eingetreten und dort auch besser aufgehoben.

1988 war ich in der SPD. Da wurde sie 125 Jahre alt. Und ich kaufte diese großartige Schallplatte mit diesem großartigen Lied, das ich von Kirchentagen schon kannte, denn Bots waren wichtig für uns linke, umwelt- und friedensbewegte Christinnen. Willy Brandt lebte noch, klar, denn er lebte ja noch lange genug, um seinen großen Traum und das Ziel seiner am Ende eben erfolgreichen Politik zu erleben: den Fall der Mauer. Ein junger Mann war damals der Hoffnungsträger der Partei, wurde Kanzlerkandidat und vor aufgehender Sonne in die Ferne blickend auf Plakate gedruckt.



Die SPD bleibt meine Herzenspartei. Vielleicht bin ich darum oft so zornig auf sie. Bis heute gehen meine Großeltern jede Wahl in ihren roten Wandersocken die SPD wählen. Das nennt man Tradition.

1988 war ich noch im letzten linken Juso-Kreisvorstand in Hamburg-Wandsbek, bevor Beton-Eugens Vasallen Wandsbek als zweiten Kreis nach Mitte zu "jungen Sozialdemokraten" machten. Bis heute wird mir warm ums Herz, wenn ich die Internationale und Brüder zur Sonne zur Freiheit höre oder mitsinge. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum es absolut ok und nachvollziehbar ist, dass ich heute nicht mehr in der SPD sein kann.

Die Partei prägte das sozialdemokratische Jahrhundert und formte die CDU nach ihrem Bilde. Und verpasste irgendwann den Anschluss an beides: ihre Geschichte und große Tradition und die Zukunft. Vielleicht muss das 25 Jahre später so sein. Und den meisten Sozis, die ich kenne, wird dieses großartige Tondokument oben weder etwas sagen noch positive Gefühle auslösen. Mir schon.

Liebe Tante SPD. Ich mag dich. Auch, wenn ich dich nie wieder wählte seit 1998. Zehn Jahre nach diesem Lied.

27.10.10

Süßes abgreifen

Was mir gerade einfiel: Eigentlich könnten meine Kinder ja dieses Jahr mal jede Süßigkeitenabgreiftradition aufgreifen, die wir haben.

Dieses Wochenende geht es los mit dem heidnischen (jaja, ich weiß, ich weiß, Irland, Allerheiligen und so, trotzdem) Helloween-Kommerz-Dingens. Das werden sie sich eh nicht ausreden lassen, da haben wir gegen die Übermacht der Umgebung verloren.

Aber meine Süße könnte verlangen, dass sie dann auch gripschen gehen an St. Martin, wie es da gemacht wird (wurde?), wo sie herkommt (im Prinzip das gleiche, von Haus zu Haus, abgreifen eben).

Und ich, dass sie dann auch noch rummeln, also an Silvester noch mal das gleiche machen, wie es bei uns hier in Hamburg üblich war damals (und Silvester geht es dann darum, die Weihnachtsreste, also vor allem das, was man nicht mag, elegant an die Kinder zu verfüttern).

Zwei Monate, drei Säcke voller Süßigkeiten, würde unseren Wocheneinkauf reduzieren.

4.11.09

Richtspruch

Hochverehrte Versammlung!

Kinderauflauf vorm Richten

Nun hat der Bau sich hier erhoben,
Nicht zu groß zwar, doch auch nicht zu klein;
Das Werk mag seinen Meister loben,
Ich leg den Segen noch hinein.

Ich wünsche, dass gesegnet sei
Der Hausherr und die Frau daneben.
Gott möge Frieden, Lieb und Treu
Und Glück dem ganzen Hause geben.

Er segne ihrer Hände Fleiß
Und erhalte den Familienkreis
Mit einem Mädchen und drei Knaben,
Die alle PLatz am Tische haben.
Sie mögen alle wohlgedeihn,
Dass sich die Eltern drüber freun.

Auch schütze der allmächtge Gott
Dies Haus vor Brand und Wassernot;
Und alle, die darinnen wohnen,
Mög er mit Krankheit stets vershconen.
Es treffe sie kein Unglücksfall
In Wohnung, Scheuer, Hof und Stall.

Auch möge Gottesfurcht erblühen,
Die Eltern stets einträchtig sein
Und ihre Kinder gut erziehen:
Drauf schenke ich das Glas mir ein.

Meister Bruhn bringt den Richtspruch

Und dass nun alles wohl gedeih',
Dass dieser Bau ein Haus der Milde
Und jeder schönen Tugend sei,
Trink ich nach Brauch der Zimmergilde
Das Glas bis auf die Neige aus.
Der Segen Gottes ist im Haus!

Hoch soll nunmehr der Bauherr leben
Und seine Ehefrau daneben,
Der Ehrenmann, der wohl durchdacht
Zum Bau den Plan und Riss gemacht,
Die Meister, die ihn ausgeführt
Und denen alles Lob gebührt,

Auch jedem, welcher immerdar
Bei diesem Baue tätig war
Und allen, die hier um mich steht,
Nun an dem Bau sich satt gesehn,
Ruf ich aus vollem Herzen jetzt
Ein Lebehoch zu guter Letzt!

2.2.09

Traditionen weiterleben lassen: Boßeln und Kohlfahrt

Ich bin ein großer Freund von Traditionen. Zwar bin ich kein großer Freund von Grünkohl, dafür aber von Boßeln (wobei ich nie ganz sicher bin, was daran wichtiger ist: Das Gehen, der Bollerwagen oder die Regeln, die jedem nach jedem Wurf einen Kurzen erlauben, denn entweder hat man ihn verdient oder man bekommt ihn zum Trost). Terminlich sind Wochenenden bei mir der diversifizierten Familieninteressen wegen immer schwierig, aber mein Freund Djure hat so was tolles geplant, dass es mindestens annonciert werden muss:
Ich bin mit der Planung der Kohlfahrt inzwischen noch ein Stückchen weitergekommen und würde gerne in die verbindliche Anmeldung einsteigen. Und so würde die Sache dann aussehen:
Termin: 14. März 2009
Treffpunkt: Bei uns vor der Haustür in Büppel, Am Wiesengrund 9, 26316 Varel

50hz - Werkstatt für Netzkommunikation » Blogarchiv » Kohlfahrt 2.0: Bitte anmelden!
Also: Wer immer mitmachen kan - anmelden, wird bestimmt toll. Und vielleicht sind ja auch dank der Hamburger Schulferien keine Spiele, Turniere oder so was und wir können doch auch kommen.