Schere. Autor: Richard Huber, Lizenz: cc-by 3.0 |
Weil es dazu so viele Mythen gibt, hier mal das, was da wirklich passiert: Ein Vorgespräch, eine Beratung (in unserem Fall aus gemeinsam als Paar). Und dann ein Termin zur ambulanten Operation in der Praxis des Urologen meines Vertrauens. Konnte ich zu Fuß hingehen. Und konnte ich zu Fuß wieder nach Hause nach einer Stunde. Zweimal zur Wundkontrolle, einmal Ejakulat abgeben zur Erfolgskontrolle. Und Ende Gelände. Schnippschnapp. Fertig. Weitere Folgen: keine. Wirklich nicht. Und auch bei niemandem sonst in Familie und Freundeskreis.
Warum schreibe ich darüber?
Weil ich es absurd finde, dass so wenige Männer eine Vasektomie machen lassen. Und weil mich die "Argumente", die ich höre, wenn welche sagen, warum sie es nicht machen, erschrecken. Sicher, ich bin in der besonderen Situation, dass meine Beziehung schon aus religiösen Gründen auf dieses ganze Leben angelegt ist und sich mir die Frage, ob ich vielleicht im Zuge meiner Midlifecrisis noch mal eine neue Familie zu brauchen glaube, nicht stellt.
Aber was für ein Menschen- und Männerbild spricht denn aus der Angst, ich könnte im Alter nicht mehr Kinder zeugen? Aus der Vorstellung, dass nur das aktive Verstreuen meines Samens mich zum richtigen Mann macht? Das ist mir zu dicht an der Vorstellung, Männer seien Tiere, seien "nun mal so", was ja auch als Entschuldigung bei anderem absurden und übergriffen Verhalten angeführt wird. Wobei ja lustigerweise Tiere sehr oft an der Fortpflanzung gehindert werden.
Wer zu einem Zeitpunkt, zu dem die Familienplanung abgeschlossen ist (und nur darum geht es hier ja), die Verhütung der Partnerin aufbürdet, obwohl es eine einfache, preiswerte und sichere Methode gibt, die ich selbst anwenden kann, zeigt am Ende doch nur, dass das Gerede von der Gleichberechtigung und Partnerschaftlichkeit doch eben nur leer war. Die Frage, ob über eine Vasektomie in dieser Situation auch nur nachgedacht werden muss, ist doch am Ende der "ground truth check" in der Gleichberechtigungsdebatte, wie es ein Freund neulich formulierte. Und dem stimme ich zu.
Toll fand ich andererseits die Geschichte von dem großen Handwerksbetrieb, in dem als Schwächling gilt und als unmännlich, wer die Sterilisation seiner Frau zumutet anstatt selbst unters Messer zu gehen. Weil diese Geschichte zeigt, wie durch Vorbilder und durch Framing Verhalten geändert werden kann.
Ich denke, je mehr wir, die wir es gemacht haben, darüber reden – und auch darüber, wie unproblematisch das war und ist und dass es keine Einfluss auf unsere Sexualität hat –, desto eher wird es auch für andere so normal.
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