In den letzten zwei Monaten habe ich mir oft die Augen gerieben und mich gefragt, wieso
Ich habe zu #MeToo geschwiegen. Vor allem, weil ich finde, dass Männer, vor allem Männer in Machtpositionen, erst einmal zuzuhören haben. Und darum habe ich die letzten zwei Monate zugehört. Über mein eigenes Verhalten nachgedacht. Noch einmal Abbitte dafür geleistet, dass ich in einer privilegierten Situation allzu lange geschwiegen habe und am Ende auch nur durch Weggehen auf das sexistische und übergriffige Ausnutzen von Macht reagiert habe (und nicht durch den Versuch, es zu beenden oder öffentlich zu machen).
Dass die Menschen, vor allem Frauen, die am Ende den Mut fanden, auszusprechen, was Männer ihnen gegenüber für Verbrechen verübt haben; die am Ende die Hoffnung hatten, dass andere es ebenfalls aussprechen; die am Ende darauf vertrauten, dass es andere gibt, die ihnen glauben und den furchtbaren Leuten, die es beispielsweise in den deutschen Feuilletons kleinredeten, nicht auf den Leim gehen – dass diese Menschen die berühmte "Person of the Year" des TIME Magazine werden: das macht mich glücklich.
Und es macht mir Hoffnung. Genau so Hoffnung wie die Menschen, die nach dem Aufbäumen des Faschismus in Parteien eintreten. Wie die vielen, vielen Frauen, die sich auf einmal in den USA um Ämter bewerben, die zurzeit noch von solchen sexistischen Verbrechern besetzt sind. Es lässt mich hoffen, dass ich doch nicht vergeblich darauf setze (auch wenn mich dafür die früher konservativen und heute offen reaktionären unter meinen Bekannten auslachen), dass das, was wir gerade erleben, nur das letzte Aufbäumen der Verlierer des gesellschaftlichen Fortschritts ist. Dass wir nicht nur das Patriarchat sondern auch das fast ebenso grauenvolle, wenn auch ganz andere Fratriarchat überwinden werden. Dass der Rückschritt nur eine Delle im Fortschritt ist.
Aber wie auch immer. Heute bin ich dankbar und freue mich. Und sage zum ersten Mal etwas zu #MeToo.
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