If I'm tweeting #NotAfraid I'm not totally honest. I am afraid. But other than intended.
— Wolfgang Lünenbürger (@luebue) November 14, 2015
Ich habe Angst vor denen, die Angst haben.
Und ich habe Angst vor meiner Angst.
Denn Angst lähmt.
Ich stand am 9/11 Memorial, als ich die ersten Meldungen aus Paris sah.
Was so grotesk war. An dem Ort - zum ersten Mal, denn als ich das letzte Mal in New York war, gab es dort nur den Ground Zero -, der der Ort eines defining moment meiner Generation symbolisiert.
Die Angst kroch in mich.
Das wollte ich nicht.
Denn Angst lähmt.
Und Angst entschuldigt nichts. Nicht das Nichtstun, nicht das Aufhören. Nicht den Hass. Ja, ich weiß, heute ist es üblich, die Nazis als "besorgte Bürger" zu beschönigen, weil man ja wohl noch mal Rechtsradikales sagen dürfen muss, ohne als rechtsradikal bezeichnet zu werden. So wie ein Finanzminister ja auch aufgrund seiner Mitgliedschaft in einer Regierungspartei per definitionem nicht rechtsradikal sein kann, selbst wenn er rechtsradikales Zeug twittern würde, sagten mir "besorgte Bürger" auf Twitter.
Seit diesem Wochenende habe ich Angst um meine Familie.
Denn die Einschläge sind näher gekommen. Es ist nur eine halbbewusste Bedrohung, der wir ausgesetzt sind. Aber es ist eine Bedrohung. Niemand hat konkret angekündigt, uns umzubringen oder unsere Scheiben einzuschlagen. Aber eine kleine Angst macht sich ganz hinten im Bauch breit und frisst sich über den Magen immer höher.
In der letzten Woche bin ich in den Fokus von
Ich lese ihre Kommentare in ihrer Facebook-Gruppe.
Und habe Angst.
Ich will aber keine Angst vor ihnen haben.
Denn Angst lähmt.
Und ich will nicht, dass sie die Lufthoheit bekommen. Oder behalten. Dass wir anderen aus Angst, es könne uns was passieren, schweigen.
Darum ist mir wichtig, dass wir über unsere Ängste reden. Mathias, ich, du, wenn du Angst haben solltest. Dass wir auf einander aufpassen. Dass wir Räume haben, in denen wir mit unseren Ängsten nicht allein sind.
Wir sind in die Sauna gegangen und haben unsere Angst ausgeschwitzt. Wir haben andere informiert, was uns passiert ist. Wir wissen, dass das, was sie tun, nicht gegen Facebooks Gemeinschaftsregeln verstößt, denn sie sagen nicht klar, was sie wirklich von uns halten und am liebsten mit uns tun wollen. Aber wir spüren es durch die Buchstaben hindurch.
Die schlimmste Folge des Terrors ist die Angst.
Ist, dass nicht ausgesprochen werden muss, was gemeint ist. Dass alles dies von der Meinungsfreiheit gedeckt ist, die mir wichtig ist. Denn in der Theorie und von der Haltung her weiß ich, dass sie diese Meinung haben dürfen und sagen dürfen und schreiben dürfen.
Und doch machen sie mir Angst.
Das will ich nicht.
Denn Angst lähmt.
Update 19.30 Uhr
Zwei wunderbare weitere Texte neben dem oben verlinkten kommen von Menschen, die ich sehr schätze - und die ähnlich unsicher, verwirrt, ängstlich sind wie ich:
Tapio Liller
Johnny Haeusler
Melden Sie die Stalker. Melden Sie antisemitische Gruppen. Wo kommen wir dahin, wenn solche Leute unwidersprochen ihr braunes Wesen treiben dürfen? LG Peter Fahr
AntwortenLöschen(ich weiß nicht, wie das da mit den Profilen geht...)
Ja, mache ich - aber sie bewegen sich so geschickt im sagbaren Raum, dass es formal nichts zu beanstanden gibt. Das, was wirklich Angst macht, liegt zwischen den Buchstaben. Sie fordern nicht meinen Kopf - sie schütteln den ihren ungläubig darüber, dass niemand den meinen fordert.
AntwortenLöschenIs' ja widerlich. Würde mich wohl auch ängstigen. Eklig. BLEIBEN SIE TAPFER, LG PF
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