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Seit langer Zeit schon spreche ich darum ganz konsequent und auch in beiläufigen Zusammenhängen von der Kohlenstoffwelt (oder von kohlenstofflichen Begegnungen), wenn ich vom dem rede, was mein Umfeld das "richtige Leben" nennt. Ich mache das so wie mit inklusiver Sprache - ich thematisiere es nicht, ich tue es einfach.
Interessanterweise führt das immer wieder zu guten Gesprächen und zu Nachdenklichkeit. Der große Vorteil des Sprechens von der Kohlenstoffwelt ist ja, dass dieses Wort auch für diejenigen unmittelbar verständlich ist, die an sich sehr weit weg sind von meiner Art zu leben und zu arbeiten.
So oder so geht es um Menschen. Ich bin davon überzeugt: Technologie ist nur dann relevant, wenn sie entweder Dinge in der Kohlenstoffwelt einfacher macht. Oder wenn sie mich mit anderen Menschen verbindet. Und genau das - und zwar witzigerweise beides zugleich - macht mein digitaler Lebensraum.
Das Projekt der Evangelischen Akademie im Rheinland Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Identitätssuche im digitalen Zeitalter finde ich spannend. Und es fordert mich heraus. Teil des Projektes ist, als Vorbereitung auf eine Tagung in der Akademie Thesen zusammenzutragen. Thesen von Menschen über Identität in dieser Welt. Und das Team bringt die dann auf Plakate und ins Blog.
Die ersten Einsendungen, die ich online sah, waren mir viel zu pessimistisch. Von der Hoffnung geprägt, dass etwas nicht verloren gehen möge durch die Digitalisierung. Das ist eine Haltung, die mir fremd ist und auch nicht meiner Erfahrung entspricht. Ich wollte etwas zur Heimat Internet schreiben. Weil mir das wichtig ist. Und dann wurde es etwas zum Thema Beziehungen. Über richtiges Leben. Und über die doppelte Bedeutung des Wortes "Netz", die mir immer wichtiger wird.
Ich bin ja eigentlich ein Distanzmensch und introvertiert. Aber je älter ich werde, desto wichtiger werden mir Menschen. Und ihr Netzwerk, das mich trägt und auffängt. Und für einen Distanzmenschen ist eine digital vermittelte Nähe wunderbar. Darum bin ich so dankbar dafür. Und gibt es mir Sicherheit und Heimat.
Richtiges Leben ist, wo Menschen sind.
Ihr Netz gibt mir Sicherheit und fängt mich auf.
Ob digital oder in CO2.
Wow! Das trifft in so vielen Dimensionen auch meine Sicht der Dinge, bin sprachlos. Heimat Internet, genau. Befremden über die permanente Verlust- und Angst-Diskussion darum, exactly. Beziehungen werden wichtiger (sagen wir schon "im Alter"?), richtig. Es ist so unzweifelhaft primär eine Bereicherung...
AntwortenLöschenHabe zunächst ver- bzuw. gelesen:
AntwortenLöschen"Das Netz gibt mir Sicherheit und fängt mich auf."
Da war ich dann gleich auf Widerstand gebürstet. Tja - und den fett gedruckten Teil noch mal genauer gelesen, stimme ich zu. Menschen (oft) geben einem Sicherheit und fangen einen auf. Aber genau darum habe ich hier beim Bezuf auf "das Netz" Probleme:
Das Netz substituiert (anders als man es selbst vielleicht im Netz empfindet und, wichtiger noch, sucht!) keine Menschen. Was einem im Netz begegnet sind nach meinem Empfinden zumeist eine Art "Halb-Begegnungen" mit einer Art "Halb-Menschen", bzw. Menschen, die über das Netz gleich mehrfach distanziert sind. Sogar eine Brief-"Beziehung" oder "Freundschaft" kommt mir deutlich realer vor als das, was "das Netz" zu bieten hat. Der Mensch wandelt sich im Netz und verschwindet dort in seiner Ganzheit.
In der Kombination, realweltlicher Kontakt plus Netz: Das mag Halt und Sicherheit geben, das hat richtige Begegnungsqualität. Nur das Netz, allein: Das ist zu wenig. Viel zu wenig. Oft kommt es mir so vor, als ob wir im Netz nach echten Menschen, echten Begegnungen suchen - und dabei auf eine sehr merkwürdige Art nur selten fündig werden.
Viele Grüße!