17.2.12

Mutti muss ran

Update 20.2.
Ok, ich hatte (selbstverständlich) nicht Recht. Hust.
/Update


Als Horst Köhler ein paar Monate im Amt war, dachte ich ja schon, dass es keinen schlechteren Präsidenten geben kann. Es gab frömmelndere (Rau), dümmere (Lübke*), bigottere (Herzog), hölzernere (Carstens) und so weiter. Aber keinen vorher, der so ungeeignet war. Und dann kam Wulff. Von dem bereits bekannt war, dass er zu rund 100% den Durchschnitt der Bevölkerung repräsentiert: Gierig, ehebrecherisch, schlitzohrig, bieder. Ich war darum gegen den Rücktritt. Weil er eben einfach zu diesem Land passt (und um das zu sagen, muss man ja nicht mal Antideutscher sein).

Jetzt muss es Merkel selbst machen. Denn sie wird es nicht über sich bringen, die Käßmann zu bitten und zu unterstützen, dafür ist die zu fest in links-kirchlichen Strukturen drin. Und Gauck? Erst Recht nicht, denn das wäre das Eingeständnis völligen Scheiterns. Für Mekel spricht alles. Denn damit können alle leben. Sie selbst auch. Außer vielleicht Schäuble...

1. Merkel kann es.
Ihre Kanzlerschaft ist vom Stimmungssurfen geprägt und ohnehin sehr präsidal vom Stil. Ihre pastorale Art passt zu dem Amt besser als zu jedem anderen. Sie hat - so wenig ich sie persönlich mag - einen funktionierenden Wertekompass und den Hauch einer Biografie.

2. Es ist Merkels große Chance
Die nächste Bundestagswahl kann sie als Kanzlerin ohnehin nicht überleben. Kein Partner mehr da, eine strukturelle Mehrheit links von der CDU, eine erodierende Partei. Wenn sie nun Bundesmutti wird, muss sie nicht in einen aussichtslosen Wahlkampf ziehen.

3. von der Leyen will sie loswerden
Seit vielen Jahren arbeitet Ursula von der Leyen zielstrebig auf die Kanzlerinnenschaft hin. Jede ihre Äußerungen und Schwenks ist damit erklärbar. Leute, die ich kenne, die sich in der CDU sehr gut auskennen, reden seit Jahren davon, wie kalt und stringent sie auf dieses Ziel hinarbeitet. Sie wird alles dafür tun, dass Merkel Bundespräsidentin wird, denn dann ist der Weg für sie offen. Und selbst eine Wahlniederlage wäre kein Schreck für sie: Sie wäre schließlich nicht wirklich schuld.

4. Die Opposition, vor allem die SPD, wäre damit gut eingebunden
Denn Merkel ist die mit Abstand stärkste Waffe der CDU für den bevorstehenden Bundestagswahlkampf. Das zeigen ja auch die Überlegungen der SPD, Merkel nicht direkt anzugreifen. Wenn sie Bundespräsidentin wäre, wäre die SPD ein Problem los: Dass Merkel weit populärer ist als ihre Partei. Und: Sie haben ja gut zusammen regiert, Merkel wäre genau die überparteiliche Kandidatin.

Ihr seht also: An Merkel als Bundesmutti führt kein Weg vorbei. Und es wäre auch halbwegs originell und würde zu ihr passen.

Update 20.2.
* Und weil der eine oder die andere hier und auf anderen Kanälen vor allem dieses kritisierte: Nein, ich meine nicht den kranken Lübke und mache mich nicht darüber lustig. Wer ein bisschen über meinen familiären Hintergrund weiß, wird nachvollziehen können, dass Demenz nicht mein bevorzugtes Spaßthema ist. Dass Lübke auch vorher keine Leuchte war, ist eher das Thema hier. Und ja, ich habe mich mit Lübke intensiver beschäftigt. In der Zeit, als ich mich mit Architektur und der Gruppe Speer intensiv auseinandersetzt habe. Und ja, ich habe die Einschätzung von Leuten, die ihn kannten, bevor er öffentlich krank war.
/Update

4 Kommentare:

  1. Sehr geistreich, besser hätte ich es auch nicht formulieren können.

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  2. Ich hoffe es nicht - tippe auf den Gauck :)

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  3. Peter Meyer21.2.12

    Ich finde diesen Artikel sehr amüsant: http://www.tagesspiegel.de/meinung/kontrapunkt-gauck-ist-merkels-meisterwerk/6230092.html

    Auch die Abstimmung "Joachim Gauck soll der neue Bundespräsident werden. Halten Sie diese Entscheidung für richtig?" Mittlerweile kippt die Stimmung zur Ablehnung, einfach nur köstlich.
    Übrigens, ich habe in der ehemaligen DDR in Rotsock gelebt (über 39 Jahre) und kenne Herrn Gauck persönlich sehr gut. Es werden noch viele interssante Fakten über ihn und rhetorische Reflexionen von ihm in den nächsten Tagen zu erwarten sein. Gauck, der nächste Präsident? Ich bin mir da nicht so sicher.

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  4. Peter Meyer27.2.12

    Nochmal zur Info, wer da BP werden soll, ein Artikel aus dem jahr 2000:
    http://www.freitag.de/politik/0018-wiedersehen-herr-gauck

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