Und warum ich weiter für die Quote in ihrer strengen Auslegung bin.
Ich bin in den 80ern aufgewachsen mit einer Mutter, die theoretische Feministin war. Danach habe ich viel über Entfremdung gearbeitet und feministische Theologie studiert. Obwohl ich ein nahezu traditionelles Familienmodell lebe, bin ich bis heute Feminist. Und witzigerweise spricht mich fast nie jemand darauf an, dass ich konsequent die weibliche Form benutze, wenn Frauen und Männer gemeint sind. Und übrigens nie das Majuskel-i.
Und mehr und mehr radikalisiere ich mich wieder. Heute wäre ich von der Landesmitgliederversammlung der Grünen gegangen, wenn sich im Frauenrat die durchgesetzt hätten, die die streng quotierte Redeliste aussetzen wollten.
(Streng quotiert heißt bei uns, dass nur so viele Männer reden dürfen wie Frauen. Dass also Männerbeiträge entfallen, wenn keine Frau sprechen will.)
Das Problem ist: die quotierte Liste funktioniert nicht, weil um den Faktor 5 (meine Schätzung) mehr Männer als Frauen reden wollen. Ich stimme also denen zu, die die Dysfunktion der Quote kritisieren.
Nur ist meine Konsequenz eine andere: Ich denke, wir müssen die Politikrituale überdenken und nicht die Quote. Wenn sich Frauen quasi nicht mehr an ihnen beteiligen, sollten wir sie (die Rituale, nicht die Frauen) abschaffen.
Willkürliche, eratische Redebeiträge vom Podium sind dann vielleicht nicht mehr die Form für zeitgemäße Parteitage. Vielleicht sollten wir Kandidatinnenbefragungen als Speeddating machen, in Kleingruppen und mit rotierenden Kandidatinnen. Vielleicht sollten wir Open Spaces ausprobieren. Oder oder oder.
Aber aus dem mangelnden Interesse von Frauen an unseren Parteireden zu schließen, die Quote aufzuweichen, wird weder den Zielen noch dem aktuellen Problem gerecht.
Und wir mitteilungsbedürftigen Männer können eben nur durch die strikte Quote gezwungen werden, diese Änderungen mit voran zu treiben. Denn sonst hungern uns die Frauen einfach aus. Sozusagen die Logorrhoe-Therapie analog zum Geburtsstreik.
Frauen, lasst euch nicht darauf ein, die Quote aufzuweichen. Wir Jungs brauchen nicht wirklich unsere überkommenden Rituale. Und Inhalte müssen ja nicht per ausgeloster Redeliste vom Podium erklärt werden, mit Worten, die wir vorher bereits online von uns gegeben haben.
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