5.1.10

Wir sind "digital dads"

Mit dem einen oder anderen habe ich immer wieder drüber geredet. Die meisten Leute in meinem Umfeld mit Kindern, vor allem solchen, die schon zur Schule gehen oder sogar schon Teens sind, wie meine beiden Großen, erleben es fast täglich: Es gibt nicht nur eine Kluft zwischen Onlinern und Nonlinern - sondern ähnlich wie schon eine Generation vorher mit dem Thema Videospiele (da war doch was) koppelt sich eine Generation von Eltern und Lehrenden zunehmend von der jungen Generation ab. Das ist schlecht.

Und weil es nicht nur mir so geht, dass ich oft der einzige im weiteren Umfeld meiner Kinder bin, der seine Kinder dabei ohne Angst aber mit einigermaßen Sachverstand begleiten kann, ihren Weg ins Web zu finden, finde ich, ist es an der Zeit, dass wir uns locker zusammen schließen und austauschen. Mir ist es heute aufgefallen, als ich eine Elternfortbildung konzipierte und plante, die am Gymnasium stattfinden wird, auf das Primus geht - und die ich als Referent bestreiten werde. Titel: "Was machen meine Kinder eigentlich da im Internet?"

Mir geht es dabei nicht um die Konfrontation mit ängstlichen Eltern und inkompetenten Lehrenden - sondern um Aufklärung und Verstehen. Damit meine beiden jüngeren Kinder nicht mehr von ihren Lehrerinnen aufgefordert werden, für Referate doch einfach "Bilder von Google zu nehmen" (kein Witz!).

Ich habe darum eine Facebook-Gruppe mit dem Namen "digital dads" gegründet. Vielleicht kann sie der Ort sein, an dem wir unsere Erfahrungen teilen, Ideen ventilieren, Thesen formulieren, uns gemeinsam mit Argumenten und Links versorgen. Was denkt ihr?

Und: Ich habe einen ersten Entwurf für ein Selbstverständnis von digital dads geschrieben, den ich dort zur Diskussion stelle. Nein, kein Manifest, ich mag keine Manifeste. Aber ein paar Sätze, die versuchen, verständlich zu formulieren, was es ist, das mich und andere umtreibt:

____________________

Wir sind digital dads

Wir nutzen das Internet täglich mehrere Stunden - für die Arbeit, für Unterhaltungen und zur Unterhaltung. Wir sind digital pioneers, für die das Internet ein Lebensraum ist, in dem wir uns oft wohlfühlen - wie für unsere Kinder.

Wir finden, dass Lehrerinnen und Lehrer und Eltern sich mit sozialen Netzwerken, Instant Messaging und Onlinespielen beschäftigen sollen. Nicht jeder muss es mögen oder können, aber kennen.

Wir denken, dass Netzwerke und andere Onlinedingens zur Lebenswelt unserer Kinder gehören, ob frühere Generationen das gut finden oder nicht. Sich darin zu bewegen, ist eine Kulturtechnik. Sie zu lernen, Bestandteil der Medienerziehung.

Wir sehen, dass Lehrerinnen und Lehrer viel Unsinn über das Internet verbreiten und dass viele Eltern die Augen vor dem verschließen, was ihre Kinder online tun. Beides zu ändern, wollen wir unseren Beitrag leisten.

____________________

10 Kommentare:

  1. Danke!

    Als ich es eben in Facebook gesehen habe, ging mir ein "Ja! Genau!" durch den Kopf.

    Ich sehe aber für mich noch einen weiteren Punkt, der mich SOFORT auf "Mitglied werden" hat klicken lassen: Ich denke, als "JungPapi" kann ich von euch, die ihr eben schon Teenies in der Familie habt, viel lernen.

    Daher das Danke als Einleitung!

    Dass ich das Gelernte dann, in 4 Jahren in die Grundschule, tragen möchte, ist selbstverständlich ;-)

    AntwortenLöschen
  2. Jan Schütte5.1.10

    Eine gute Initiative. Auch ich beobachte eine wachsende digitale Kluft zwischen Schule bzw. Elternhäusern und Schüler/innen. Infoabende wie der z.B. am Gymnasium meines Sohnes zum Thema Urheberrechte im Netz können erste sinnvolle Bausteine sein, der auch unter Erwachsenen verbreiteten naiven Googelei zu begegnen. Das Thema Medienkompetenz gehört dringend und frühzeitig in die Lehrpläne unseres Schulsystems und darf nicht auf dem Niveau, einen neuen Computerraum in der Schule zu bejubeln, verbleiben. Für Schulen liegt in der medienpädagogischen Herausforderung auch eine große Chance, die eigene Kommunikation nach innen und außen zu stärken und unter Einbindung von Ideen und Kompetenzen der Schüler/innen einen zeitgemäßen und transparenten Dialog zu fördern.

    AntwortenLöschen
  3. Finde ich klasse. Zwar bin ich noch nicht Vater, sehe aber bei der Vermittlung von Medienkompetenz (besonders Bildschirmmedien) in Deutschland sehr viel Nachholbedarf.
    Seit knapp einem Jahr schwirrt in meinem Kopf die Idee einer zentralen Sammelstelle von Informationen zum Social Web - sowohl für Unternehmen, als Diskussionsplattform für Social Medians und natürlich auch für diejenigen, die recht wenig mit der Materie anfangen können.
    In unzähligen Gesprächen habe ich diese Idee angebracht und viele haben bekundet, daran mitarbeiten zu wollen.
    Aus er Idee werden langsam konkretere Vorstellungen und in naher Zukunft wird es wohl auch ein kollektives Brainstorming dazu geben. Ich/wir hoffen, dass das Grundgerüst im Q2 2010 steht.
    Lange Rede kurzer Sinn: Ich denke das sich die Ideen in gewissen Punkten ähneln und vielleicht lässt sich da ja was zusammenlegen.
    Wenn Du Lust hast, können wir diesbezüglich gern mal telefonieren.

    AntwortenLöschen
  4. Gute Idee, aber schade, dass ich auf die andere Toilette gehe...

    AntwortenLöschen
  5. Ok, ich hätte erst schauen sollen... Mütter dürfen auch rein. Aber bisher war mir noch nicht so sehr nach Facebook, auch wenn ich die Idee der Gruppe gut finde.

    AntwortenLöschen
  6. Gute Sache!
    Das amerikanische Pendant von C. C. Chapman kennst du, oder?
    http://www.digitaldads.com/ - dort ist rund um das Thema schon eine riesige Community gewachsen...

    Viel Glück damit!

    AntwortenLöschen
  7. Ich wünsche dir einen längeren Atem als mir mit der Web 2.0 Dads Gruppe, die ich kurz vor Weihnachten beendet habe.

    AntwortenLöschen
  8. Vor 3 Jahren hat hier an der Realschule ein Kripo-Web-Experte einen Vortrag für Eltern gehalten und dabei aus dem Nähkästchen geplaudert. Es waren sehr viele Eltern da, und den meisten ist die Kinnlade runtergeklappt. Der Vortrag war sehr konstruktiv und ein Augenöffner für die Real-World-Probleme da draussen im Web. Highlights waren u.a.: Aktivitäten der Abmahnindustrie in Sachen Videos & MP3s, ein 12-jähr., der seine Festplaten im Tresor verwahrte, und dass ein beschlagnahmter PC im Schnitt 1 Jahr in der überfüllten Asservatenkammer steht.

    Wenn es also darum geht, wie man überhaupt mal an das Thema rangeht, kann ich so einen Kripo-Vortrag nur empfehlen. Und auch wo schon Konzepte für Fortbildungsveranstaltungen stehen, empfiehlt sich das als eine inhaltliche Komponente. Diese Leute wissen aus erster Hand, was sich auf den PCs in den Kinderzimmern abspielt.

    AntwortenLöschen
  9. Mario: Fein, es soll ja auch eine Gruppe sein, die offen für alle ist.
    Meike: Und es sind auch schon ein paar "digital moms" dabei und sogar mindestens zwei Lehrerinnen ;)
    Flachsi: Ich kannte sie, hatte sie aber vergessen, witzig. Der Name ist ja irgendwie auch naheliegend. CC macht es ja mit einem etwas anderen Thema, breiter, mehr so frauen/männerbewegt, glaube ich, oder?
    Sebastian: Ich hoffe ja, dass der Fokus auf die Aktion und faktisch auf Schule und dort eben aktiv zu werden, helfen kann, dass es klappt.
    Wolfgang: Diese Dinge gibt es ja überall - aber was mich daran stört, so wichtig das Thema ist, ist dies: Es verengt den Blickwinkel auf die Gefahren und ist Wasser auf die Mühlen der Kulturpessimisten. In der Diskussion in der FB-Gruppe hat Andreas ein sehr interessantes Beispiel gezeigt, was viel eher zurzeit das Problem ist. Und wenn dann bei Eltern und Lehrenden kein Wissen da ist, was Urheberrecht angeht und so weiter, dann verstärkt es das, ja - aber ich will ja nicht, dass das passiert, was nach meiner Beobachtung immer dann passiert, wenn unbedarfte Eltern solche Polizeivorträge hören - nämlich ein noch weiteres Abschotten vom Thema. Ich kann meine Kinder nur positiv begleiten und Grenzen setzen, wenn ich mich halbwegs auskenne. Darum bin ich auch der einzige weit und breit, der den Onlinezugang seiner jugendlichen Kinder beschränkt. Das Verhalten der anderen Eltern ist oft schizofren....

    AntwortenLöschen
  10. Der Ansatz von CC war von Anfang an etwas breiter, oder vielleicht undefinierter. Mittlerweile hat sich das glaub ich eher schon in Richtung "Was können wir mit unseren Kindern machen, dass uns als (Geek-)Dads und auch den Kindern gefällt?" entwickelt...

    Finde deinen/euren Ansatz allerdings wesentlich wichtiger und bin schon gespannt, wie sich das Projekt entwickelt. Bin selbst zwar kein Dad, aber werde DD trotzdem weiter verfolgen. Kann ja alles noch werden... ;)

    AntwortenLöschen

Immer dran denken: Sag nix Dummes. Und anonyme (also nicht mit einem Blog, Profil etc verknüpfte) Kommentare lösche ich vielleicht. Antworte auf jeden Fall nicht.
Und auch immer dran denken: Kommentieren erzeugt Daten, ich verweise dazu auf meine Datenschutzerklärung.