Ich höre immer, wie bräuchten eine Kultur des Scheiterns. Das stimmt wahrscheinlich sogar. Wobei es mir so vorkommt, dass wir nicht nur eine Akzeptanz der Gescheiterten brauchen - sondern auch eine Akzeptanz des Scheiterns.
Einerseits kann ich tatsächlich nicht verstehen, wieso das Scheitern mit einem Job, einer Idee oder einer Firma an sich ein Makel sein soll. Die Einschränkung "an sich" meine ich allerdings auch ernst, denn im Gegenzug darf das Scheitern auch nicht heroisiert werden, nach dem Motto: die anderen sind schuld.
Und andererseits muss ich meinem Scheitern auch mit etwas Demut begegnen können, denke ich.
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Ich selbst bin zwei Mal beruflich gescheitert. Glücklicherweise keines der Male so, dass es meine oder die Existenz anderer gefährdete. Aber trotzdem macht das durchaus keinen Spaß.
Beim ersten Mal hatte ich unter dem Dach des Verlages einer christlichen Wochenzeitung, die es heute nicht mehr gibt, einen an "Text Intern" oder den Fuchsbriefen orientierten Infodienst für kirchliche Führungskräfte entwickelt und geleitet. Das haben wir nicht zum Fliegen gebracht und mussten wieder aufgeben. Es war unser Fehler und auch und gerade meiner - vor allem hatten wir den Markt und die Zahlbereitschaft falsch eingeschätzt.
Beim zweiten Mal bin ich daran gescheitert, den Vertrieb eines PR-Dienstleisters zu leiten. Wir passten nicht zusammen, ich wurde nicht warm mit Berlin und meinem Team, auch nicht mit der Dienstleistung. Hier habe ich gelernt, dass Probezeiten für beide Seiten gut sein können, und gekündigt, bevor die Probezeit um war. Es lag aber alles in allem mehr an mir als am Unternehmen.
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Wenn ich scheitere, muss ich nicht in Sack und Asche gehen. Durchatmen, genau ansehen und nachdenken und reden, was da schief gelaufen ist. Weiter machen. Woanders. Und auch mit etwas anderem als direkt vorher.
Zu einer Kultur des Scheiterns gehört meines Erachtens tatsächlich diese Form der Demut. Dass ich nicht schon im Scheitern direkt wieder weiß, wo der Hammer hängt, und da weitermache, wo ich gescheitert bin. Als wäre nichts gewesen. Etwas Abstand - sei es zeitlich oder inhaltlich - gehört für mich dazu, damit ich eine neue Chance bekomme.
Denn nie liegt ein Scheitern nur an den anderen. Am Markt, an denen, die nicht verstehen, dass ich Recht habe und sie nicht. Sondern sehr oft hat es auch mit mir zu tun. Nicht umsonst fangen in Gesellschaften, in denen es die so gerühmte Kultur des Scheiterns gibt, viele nach dem Ende mit etwas komplett Anderem an. Und ist dies normal und richtig und gut.
Ich bin überzeugt, dass wir so eine Kultur des Scheiterns brauchen. Und ich denke, dass es zwei Seiten einer Medaille sind, wenn einerseits auf Scheiternde mit einer ekligen Häme geguckt wird - und andererseits Scheiternde die Schuld bei den anderen, bei den Umständen oder wem auch immer suchen und denken, nichts an sich oder ihrem Geschäftsmodell oder ihren Überlegungen ändern zu müssen. Die Arroganz im Scheitern korrespondiert vielleicht wirklich mit der Arroganz gegenüber den Scheiternden. Und beides ist doof und falsch und irgendwie wohl auch symptomatisch für unsere Gesellschaft.
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Für meinen Lebensweg waren die beiden Punkte, an denen ich gescheitert war, gut. Sie waren Wendepunkte zu neuen Berufen. Vom Journalismus zu Business Development und Vertrieb von Mediendienstleistungen (kurz nach dem Ende des Infodienstes fing ich bei news aktuell an, wo ich knapp sechs Jahre glücklich war). Und beim zweiten Mal von Vertrieb und Produktentwicklung in die PR und strategische Kommunikation mit dem Schwerpunkt Social Media und Digitales, wo ich heute noch tätig bin. Und glücklich.
Das muss nicht der Weg für jede sein, das weiß ich auch. Aber ich war mir diese Veränderungen schuldig. Und wünsche jeder und jedem diese Chance auf radikale Veränderungen, denn sie waren gut.
"Wir brauchen eine Akzeptanz des Scheiterns."
AntwortenLöschenJa.
Zwei Gedanken:
a) im Rheinland gibt es eine "AG Insolvenz", die sich der Frage widmet, wie Seelorge an von Insolvenz Betroffenen aussehen könnte. Gemeint sind hier (!) nicht die Arbeitnehmer, sondern Geschäftsührer/innen, Handwerksmeister/innen usw. Die Anregung kam von einem Insolvenzverwalter.
b) Zur Kultur des Scheiterns gehört auch das "rechte" Mitleiden und Klagen. Beides nicht wirkich ausgeprägt in Deutschland, vor allem letzteres. Mehr dazu habe ich hier dazu aufgeschrieben: http://wp.me/p2kEr4-ba
Gut gesagt, Wolfgang. Mir ist es ähnlich ergangen. Zwei große Einschnitte, die mich auf einen jeweils anderen beruflichen Weg geführt haben. Beide haben mich weitergebracht. Der zweite Einschnitt war vor rund 10 Jahren die Erkenntnis, dass ich gar nicht dafür geschaffen bin, Angestellter eines Unternehmens zu sein. Sondern dass ich Berater sein will, mit der Freiheit mir auszusuchen, für wen bzw. mit wem ich arbeite.
AntwortenLöschenIch finde das einen tollen Denkanstoß, allerdings ist die wichtigste Frage halt schwierig zu beantworten: Wann bin ich gescheitert? Klar, ist eine Insolvenz, Unzufriedenheit bei Kunden u.ä. ein mehr als deutliches Zeichen - aber deshalb alles hinschmeißen, und was anderes anfangen? Für sowas gibt's ja Unmengen von Gründen. Ich bin auch drei Mal mit Kunden richtig auf die Fresse gefallen - so, dass ich anschließend alles in Frage stellte. Und ich hab dann auch viel verändert, aber nicht indem ich etwas ganz anderes angefangen hab, sondern indem ich andere Dinge an mir verändert hab.
AntwortenLöschenAber ich kann mir sogar vorstellen, dass man trotz Insolvenz oder krassen Problemen im Job genauso weiter macht. Weil man zu der Erkenntnis kommt, dass man selbst tatsächlich alles richtig gemacht hat. Sowas gibt es bestimmt.
Wo Du aber recht hast - und so verstehe ich den Blogpost: Man muss Scheitern als Chance sehen. Als Chance, Dinge zu überdenken - ganz gleich, zu welchem Ergebnis man dadurch kommt. Diese Chance bekommt man nicht so oft, also sollte man sie nicht ungenutzt lassen. Außerdem ist es eine Chance, selbst stärker zu werden: Man weiß, wie es ist zu Scheitern: Es ist schlimm, aber man kommt da durch. Mit dieser Gewissheit ist es viel einfacher etwas zu riskieren.
Einen Aspekt fände ich an Deinem Post noch ergänzenswert: Man muss dem Scheiternden auch Zeit geben. Ich weiß selbst, wie lang ich in meinen Fällen noch im Hamsterrad blieb, bevor ich kapiert hab, was da gerade passiert ist.
Alles in allem aber mal wieder ein sehr hilfreicher Gedanke. Dass Du sowas nach 10 Jahren Haltungsturnen noch raushaust: Respekt ;-)
Das deutsche Wort "scheitern" kommt laut Duden vom (Holz-)Scheit, der in Stücke geht. Etwas zerfällt in seine Bestandteile, bricht auseinander. Das Englische "to fail" kommt wiederum aus dem Französischen "faillir" (V.), das seinen Ursprung wiederum im Lateinischen "fallere" hat, was wiederum soviel wie stolpern bedeutet (http://www.etymonline.com/index.php?term=fail).
AntwortenLöschenIch finde, in Wortbedeutungen und -herkünften liegt viel von der jeweiligen Kultur. Im Deutschen zerbricht etwas, wenn man scheitert, im Englischen stolpert man. Welches ist wohl eher dazu angetan, den Scheiternden zu einem Neuanfang zu ermutigen?
Vielleicht würde es uns im deutschen Kulturkreis gut tun, das Stolpern näher zu betrachten. Wenn man hinfällt, schaut man in der Regel instinktiv zurück, um die Ursache des Strauchelns zu finden. Wolfgang, du beschreibst das oben als das Innehalten/Reflektieren, bevor es weitergeht. Wenn etwas im "deutschen" Sinne zerbricht, steht man vor den Scherben und kehrt sie vielleicht noch zusammen, bevor man ein neues Gefäß aus Ton formt. Ist es neuer, festerer Ton? Verwendet man eine neue Technik, die ein robusteres Produkt verspricht? Oder verflucht man die Schwerkraft ob ihrer zerstörerischen Wirkung?
Seit einer gefühlten Ewigkeit habe ich Samuel Beckett's "Ever tried. Ever failed. No matter. Fail again. Fail Better." als persönlichen Wahlspruch. Vor allem in meiner Eigenschaft als Unternehmer hilft mir dieses Motto, das Scheitern gewissermaßen bewusst in mein Tun einzuschließen. Denn irgendwas geht immer irgendwie nicht so, wie man sich das vorgestellt hat. Ohne (produktives) Scheitern kein Fortschritt.
"Failure is not an option", ist ein Spruch, der gern gebraucht wird, wenn man Leute auf ein gemeinsames Ziel einschwören will. Doch meines Erachtens versperrt er die Sicht auf die immer und jederzeit vorhandene Möglichkeit des Scheiterns. Im Kleinen, wie im Großen. Meine Überzeugung ist, wer die Möglichkeit des Scheiterns nicht in sein Planen und Handeln einbezieht, ist ein schlechter Unternehmer. Als Unternehmer muss ich die Chancen auf Gelingen maximieren, die Möglichkeit des Scheiterns aber genauso minimieren. Gerade als Dienstleister ist es ja meine Aufgabe, Dinge im Sinne meiner Kunden zum Gelingen zu bringen. Scheitert zuviel davon, funktioniert mein ganzes Geschäft nicht und ich riskiere ein Scheitern als Unternehmer.
Oder anders gesagt: nur wenn ich als Unternehmer um das Risiko des Scheiterns weiß, kann ich etwas dagegen im Wortsinne unternehmen. Das erfordert meines Erachtens die Fähigkeit zur Selbstreflektion (das Innehalten, sich überprüfen, ja!). Nicht jeder hat diese Fähigkeit, und es gibt sicher auch Menschen, die einen anderen Fehler begehen: Sie sind (qua Überzeugung) die größten Missionare ihrer eigenen Sache. "They drank too much of their own KoolAid", sagt der Ami. Das kann gleich zu zwei Problemen führen. Zum einen blendet diese Selbstverblendung das Risiko des Scheiterns aus und zweitens macht es im Falle eines Scheiterns unfähig zur Ursachenanalyse und Selbstreflektion.
tl;dr: Scheitern ist besser Stolpern als Auseinanderfallen. Unternehmer sind im Idealfall skeptische Optimisten.
Noch ein anderer Aspekt: Wenn ein Unternehmer scheitert, so kann er die Dinge für sich selbst regeln. Wie auch immer er das tut. Hat er Mitarbeiter, so sind sie der Situation ausgesetzt - meist ohne Entscheidungen getroffen zu haben oder sie treffen zu können. Vor allem dann, wenn der Chef vieles an sich reißt. Die meisten Unternehmer sind so. Ich würde mich zum Teil auch so einordnen. Man kann es auch Unternehmer- oder Macherqualitäten nennen - aber es bedeutet eben, am Ende die Dinge dann auch alleine verantworten zu müssen.
AntwortenLöschenEin Scheitern ist immer auch ein persönliches Scheitern für jeden einzelnen Mitarbeiter. Ich finde es im Scheitern wichtig, auch die Situation dieser Mitarbeiter zu sehen und so zu handeln, dass ihnen möglichst gute Chancen für die Zukunft gegeben sind. Dass sie sich respektiert fühlen. Unternehmerische Verantwortung heißt das für mich.
In den meisten Fällen sieht man diese Mitarbeiter auch nochmal wieder. Die scheint mir gerade in der Kommunikationsbranche ein wichtiger Punkt zu sein. Und für mich heißt das, ein Stück Demut zu zeigen, sich etwas zurückzunehmen (womit ich beim Ausgangsbeitrag bin). Zumindest für eine kurze Zeit. Ich denke, dies ist man den Mitarbeitern schuldig.
Wer das nicht kann oder will, sollte ein Geschäftsmodell ohne festangestellte Mitarbeiter wählen.
Ich danke euch. Vor allem den Kommunikationsunternehmern unter euch (Jürgen, Tapio, Christian H.). Dass ihr die Gedanken weiter führt.
AntwortenLöschenEin Wort noch zum Aufstehen und zur Demut (beides gehört für mich zusammen). Und das von einem, dessen herausragende Eigenschaft gerade nicht Demut ist. Wobei mir als Theologen sofort zwei große theologische Denker einfallen, die ebenfalls zugleich viel und wenig Demut zeigten. Und vor allem im Anschluss an Tapios Gedanken fielen sie mir sofort ein.
Martin Luthers größte Schrift (de servo arbitrio) geht zu einem guten Teil um unser Thema hier. Und darin ist sein vielleicht größter und wichtigster Satz: pecca forte sed fortius crede (Sündige kräftig, aber noch kräftiger glaube). Tu was, aber tu es mit einem Mindestmaß an Demut. Oder in der Worten von Karl Barth (ja, ich als orthodoxer Lutheraner nenne diesen reformierten Heroen einen der zwei großen Denker, die mich prägten, verrückt, oder?) aus "Das Wort Gottes als Aufgabe der Theologie": Die einzig mögliche Antwort auf die wirklich gewonnene Einsicht in die Unvollkommenheit alles menschlichen Werkes ist die, sich frisch an die Arbeit zu machen. (Hängt seit mehr als zwanzig Jahren über meinem häuslichen Schreibtisch übrigens.)
Wenn über alle Aktualität hinaus bleibt, dass im Stolpern (danke Tapio) vor allem die Mitarbeiterinnen (danke Christian) im Zentrum stehen sollten und nicht ich mit all meiner Weisheit und all meiner Mission, dann ist es gut. Ich werde jedenfalls keine Häme gegenüber Stolpernden an den Tag legen. Aber voller Verachtung und menschlichem Bedauern den Kopf schütteln über alle, denen im Stolpern ein Minimum an Demut abgeht.
@Christian H. - Danke, dass du deinen Gedanken von Twitter hier verlängert hast! Die Verantwortung eines Unternehmers ggü. seinen Mitarbeitern subsummiere ich unter "die Chancen auf Gelingen maximieren". Du hast natürlich völlig recht.
AntwortenLöschen@Wolfgang - Das Karl Barth Zitat gefällt mir gut.
Ein guter Beitrag, Wolfgang, den ich gerne noch etwas weiterdenken mag, nachdem er mir jetzt schon länger im Kopf herumgeht. Du schreibst sehr deutlich vom persönlichen Scheitern. Das hat bei mir die Frage ausgelöst, was denn eigentlich scheitert, denn in der Antwort darauf liegt für mich ein wesentlicher Hinweis auf die Kultur, die wir brauchen, um mit dem Scheitern umzugehen. Scheitert ein Mensch? Scheitert eine Idee? Scheitert ein Kollektiv?
AntwortenLöschenIch glaube, wir neigen sehr stark zu einer Personalisierung des Scheiterns. Wenn etwas scheitert, scheitert ein Mensch, oder besser: eine Person. Eine Person in einer bestimmten Rolle. Im beruflichen ist es die Rolle als Geschäftsführer, Projektmanager, etc., an der die Person scheitert. Und ganz egal, ob diese Person ein Granatenarschloch oder das liebenswürdigste Wesen ist, das wir kennen, wir tun uns schwer damit, zwischen der Rolle und dem Menschen zu trennen - auch als Scheiternde.
Der Scheiternden sprechen wir nicht nur ihre professionellen Kompetenzen ab, sondern neigen dazu, sie auch sonst abzulehnen. Als Scheiternde sind wir of ganz verzweifelt, verlieren an Selbstwertgefühl, stellen uns gänzlich in Frage. Das sind die beiden Seiten der selben Medaille. Eine Kultur des Scheiterns, die uns wirklich hülfe, wäre eine, die es uns ermöglichte, zwischen Mensch und Rolle zu trennen.
Dabei spielt es auch eine Rolle, wie die Scheiternde sich selbst darstellt. Je größer die Inszenierung, umso größer der Fall, wenn ein sorgsam aufgebautes Bild in seine Einzelteile zerfällt und das Publikum nicht nur erkennt: Die ist ja nackt, sondern auch, dass das nach Außen vermittelte Fremdbild Erwartungen geweckt hat, die sie nicht hält.
Genau hier sehe ich uns als Kommunikatoren in einer seltsamen Doppelfunktion. Zum Einen setzen wir vieles daran, anschlußfähige Kommunikate zu produzieren, eine strategische Erzählung für Personen und Institutionen zu entwickeln, die es schafft, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einem sinnvollen Ganzen zu verbinden. Zum Anderen wissen wir genau, wie fragil diese Konstruktion ist, gleichzeitig aber unersetzlich, weil ohne sie vieles erst nicht entstünde bzw. in sich zusammenfiele. (Übrigens ein wesentlicher Grund, warum der Ethik-Kodex der Branchenverbände Banane ist, aber das ist eine andere Baustelle).
Diese Konstruktionen sind nicht nur auf kollektive Akteure beschränkt. Im Gegenteil: Die Menschen: Das sind ihre Geschichten (Odo Marquard: http://de.wikipedia.org/wiki/Odo_Marquard) Und als story telling animal sind wir quasi auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, unsere Geschichten zu erzählen. Es ist existenziell. Wenn wir also die Kultur des Scheiterns verändern wollen, können wir nicht aufhören, Geschichten zu erzählen, sondern wir müssen die Art, wie wir Geschichten erzählen verändern. Konkret: Einmal sehr bewusst unsere Persönlichkeit von unserer Rolle lösen, vor allem aber nicht immer alles so erzählen, als sei das ganze Leben bisher darauf ausgerichtet gewesen, nun diesen einen Job, diesen einen Partner zu bekommen. Das ist Lüge.
Nicht falsch Zeugnis zu reden, bedeutet also nicht unbedingt, die kleinen und großen sozial funktionalen Unwahrheiten auszumerzen, sondern es zu unterlassen, sein Lebenszeugnis affirmativ den aktuellen Umständen anzupassen. Das ist die große Lüge, denn sie heißt, sich selbst zu verleugnen, um es anderen Recht zu machen.
Danke, dass ich Deinen Blog zum Spinnen nutzen durfte.
Zwischendurch auch von mir ein Dankeschön für eure Gedanken.
AntwortenLöschenGroßartig. Danke an Euch alle.
AntwortenLöschenEs ist ein spannendes Thema und eine spannende Diskussion. Danke dafür. Aber sie erscheint mir hier auch ein wenig als Jungs-Diskussion geführt. Damit meine ich, die Beiträge suchen nach einer - ich sage mal - fast mathematischen Lösung: der Schmerz des Scheitern kann nur benannt werden, wenn er sich durch die dadurch gefundenen Neuorientierungen "rechnet". Ich glaube auch, dass sich vielfach neue Türen auftun. Die Qualität des Scheitern liegt aber in dem Erleben, dass ein "Weiter wie bisher" nicht geht und das Neue (hoffentlich Bessere)sich nicht mal erahnen lässt. Ich glaube, nicht, dass sich eine Kultur des Scheiterns darüber etabliert, dass der Nutzen beschworen wird. Das als kleiner Gedankensplitter... und Grüße in die Runde
AntwortenLöschenDas einzige, was ich Deinem (von hinten bis vorne unterschriftsreifen) Beitrag hinzufügen möchte, ist mein all time Lieblingsscheiterer und Stehaufsupermännchen Uli aus Nürnberg, damals in Belgrad ... ich glaube das Ding hat ihm damals mehr zugesetzt als wir uns das vorstellen können ...
AntwortenLöschenEine Kultur des Scheiterns hat auch sehr viel mit Anfangen zu tun. Überhaupt wie man sich Herausforderungen stellt und ob man einfach mal was ausprobiert. In einer "Kultur des Scheiterns" ist Scheitern ist ein Neuanfang, nach einem Lernprozess, indem wichtige Erfahrungen gesammelt wurde.
AntwortenLöschen>>Es war unser Fehler und auch und gerade meiner - vor allem hatten wir den Markt und die Zahlbereitschaft falsch eingeschätzt.<<
Ich glaube in einer "Kultur des Scheiterns" wäre dies eine Qualifikation genau das gleiche wieder zu machen. Du hast dort Erfahrungen gesammelt und hättest den Fehler auch kein 2tes Mal gemacht. Die Möglichkeit es ein 2tes Mal zu versuchen gehört auch dazu.
Trotzdem sehr gelungener Artikel.
Ich bin eben auf das Barcamp "Odyssey of Failure" am 1./2.11.2014 in Berlin aufmerksam geworden, dass sich alleine mit dem Thema Scheitern beschäftigt. Das könnte für dich und deine Leser vielleicht interessant sein: http://odyssey-of-failure.info/
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