6.7.06

Das Elend, das vom Prickeln her kommt

Vor etlichen Jahren kriselte es in vielen Beziehungen in unserem Freundeskreis. Und meistens hieß es dann von einer oder einem von beiden, es prickelt nicht mehr. Was für ein Scheiß! Als ob es in Beziehungen ums Prickeln ginge.

Meine These ist ja schon länger, dass das, was andere Langeweile nennen oder Gewöhnung recht eigentlich die Liebe ist. So oder so aber bin ich froh, dass Auseinanderrennen und Scheidung und so ein Dreck für uns schon aus religiösen Gründen keine Option ist. Man verhält sich anders, wenn klar ist, dass das nicht geht.

Jedenfalls kriege ich das kalte Kotzen, wenn ich nur mal zwei aktuelle Fälle in unserem direkten Umfeld sehe:

* Da ist der Mann, der sich ziert, die Vereinbarung zu unterschreiben, die ihm das gemeinsame Haus sichern würde - um den Preis, seine Frau auszuzahlen und trotzdem fast den normalen Unterhalt für die Kinder berappen zu müssen. Leider ist er ein entscheidungsschwacher, drogenabhängiger Lehrer, der nicht recht weiß, wo es hingehen soll. Seine viel zu gutmütige Exfrau zögert die Zwangsversteigerung nun schon zu lange hinaus und geht auf dem Zahnfleisch. Und die Kinder immer mittendrin.

* Da ist die Frau, die damals, als es nicht mehr ging, die Tochter beim Vater gelassen hat, weil sie mit ihrer Leukämie nicht auch noch aus ihrem sozialen Umfeld sollte. Dass sie trotzdem jeden Tag an ihrem Bett im Krankenhaus saß, sieht heute keiner mehr, sondern das Familiengericht gibt dem Vater Recht, der ihr Besuchsrecht massiv einschränken lässt, obwohl die inzwischen 12jährige Tochter die Mutter häufiger sehen will. Krieg auf dem Rücken der Kinder. Dabei ist er ein gebildeter Mann und Arzt in einer norddeutschen Kleinstadt (soll ich ihn verlinken? Oder ist das Rufmord? Oder unfair? Oder wichtig? Weiß nicht, lass ich es also erstmal lieber).

Außer wenn es um Gewalt geht, kann ich mir keinen Grund vorstellen, der so ein Elend rechtfertigt. Ich verurteile nicht die Frauen und auch nicht die Männer, die ihre Familie platzen lassen. Aber ohne die Option risse sich so mancher vielleicht etwas mehr zusammen....

2 Kommentare:

  1. Anonym6.7.06

    Ich glaube, viele haben einfach verlernt, sich zusammen zu reissen. Nicht nur in der Partnerschaft. Aber darum geht es gar nicht. Es ist einfach auch nicht selbstverständlich füreinander einzustehen. Mit Zusammenreissen ist es ja auf Dauer nicht getan. Da gehört viel mehr dazu: Verantwortung übernehmen, Mitdenken, füreiander da sein etc. Und viele Menschen heiraten wirklich aus den komischsten Gründen, auch heute noch. Da kommen solche Überlegungen wie oben beschrieben vielleicht gar nicht vor.

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  2. Anonym7.7.06

    ja, das kann wütend machen, wenn sich Erwachsene - und auch noch Eltern - benehmen, wie unreife Kinder. Und man muss es aushalten die Kinder leiden zu sehen, die nichts für ihr Schicksal können. Wir haben in Deutschland die teuersten Spezialausbildungen - aber wer lehrt uns Elternsein, Konfliktmanagement in der Familie, Pflege einer Paarbeziehung ??? Ich erleb in unserer individualisierten Gesellschaft die Kräfte, die auseinandertreiben als ungleich größer, als die bindenden Kräfte. Ein komplizierter Balanceakt, für den Familien/Paare Unterstützung brauchen - und nicht die Verteufelung von Trennung und Scheidung, die im Einzelfall wirklich eine Alternative sein können.

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