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14.1.24

Mut nach einer grauenvollen Woche

Die Woche geht so zu Ende, dass ich wieder Mut fasse. Sie war eine Achterbahnfahrt, emotional und auch in vieler anderer Hinsicht: Ein Pferd, das (vorerst) dem sicheren Tod von der Schippe gesprungen ist; das Entsetzen über das, was vor Ort und im Land politisch passiert; die große Freude am Ende über die vielen, vielen Menschen, die heute, am Sonntag, aufgestanden sind und sich in die Innenstädte begeben haben.

8.1.24

Aufstand

Wir leben ja an einer der Landstraßen, die heute (und wenn ich es richtig verstehe, auch in den kommenden Tagen) dafür genutzt werden, dass die Dieselschleudern derer, die heute demonstrieren, und derer, die heute ihren Aufstand beginnen, den gesamten Tag auf und ab fahren. Immer zwischen Stockelsdorf (oder Ahrensbök? Weiß ich nicht genau) und Eutin hin und her. Nun ja. Die Straße ist ja auch vor kurzem auf der kompletten Länge neu gemacht worden, da lohnt es sich wenigstens.

Das, was ich von anderen Orten höre, sehe ich hier auch, wenn ich aus dem Fenster gucke, während ich am Schreibtisch sitze, denn das geht auf die Landstraße raus: etwa zwei Drittel der Fahrzeuge sind LKW und Transporter, ein Drittel Traktoren. Rund 20% mit Transparenten, nur einige wenige mit Flaggen (meist schwarz-rot-gold, einige mit Reichsadler drauf). Teilweise sind es ganze Fuhrparks. 

4.1.24

Im Regen

Ja, ich weiß, dass diese Form von Regen und Überschwemmungen nicht überraschend oder unvorhergesehen kommt. Alles, was es zum Wasser in Norddeutschland zu wissen gibt, hat Lars Fischer ja aufgeschrieben. Wir haben auch auf zwei unserer Weiden jedes Jahr jeweils einen See. Die nutzen wir darum im Winter nicht.

Aber so ein irrer Tag im strammen Dauerregen ist dennoch selten bei uns. Vor allem nach einer Phase, in der ohnehin schon sehr viel Wasser da war. Interessanterweise war es gar nicht so übertrieben viel Regen, "nur" 33mm in 24 Stunden. Klingt mittelviel, wobei der letzte, nasse Monat auch nur insgesamt knapp 50mm gebracht hatte. Aber das Wasser fließt nicht ab. Und das, obwohl weiter unten ein gutes Stück des Flusses, zu dem der Bach, der durch unsere Weiden fließt, der Quellfluss ist, mit neuen alten Auen versehen und renaturiert wurde. Wir sind also relativ gesehen gut dran. 

12.11.23

Nie wieder ist jetzt

Rund 150 Menschen auf dem Marktplatz, eine Kerze im Vordergrund

Nach nicht mal einer Woche, in der wir die Idee hatten und dann die Umsetzung planten, fand also am 9. November die Mahnwache statt. Es kamen dann rund 150 Menschen in Eutin auf dem Marktplatz zusammen, um eine überwiegend schweigende Mahnwache gegen Antisemitismus und für Solidarität mit jüdischem Leben hier und in Israel zu halten. Ich war, ehrlich gesagt, überwältigt. Vor allem, weil ich vorher, als ich die Initiative ergriffen hatte, gar nicht einschätzen konnte, wie die Resonanz wäre. 150 in einer so kleinen Stadt wie Eutin mit einer Einladung, die gerade einmal drei Tage vorher losging und fast nur über Medien passierte, finde ich wirklich toll. 

6.11.23

Man müsste mal

Müsste wirklich mal. 

Müsste mal was tun. 

Ist irgendwie wichtig.  

So ging es mir mal wieder, wie wahrscheinlich vielen anderen auch. Gute Ideen, der kurze Impuls, etwas zu tun. Flagge zu zeigen, die über einen empörten Post irgendwo online hinausgeht. In den allermeisten Fällen bleibt es, zumindest bei mir, bei diesem kurzen Impuls. Aber letzte Woche war das anders. Und so habe ich am Freitag zum ersten Mal selbst eine Versammlung beim Ordnungsamt angezeigt. Für kommenden Donnerstag, den 9. November.

5.9.23

Kreuzberg

Eine der schönsten Wanderungen, die ich mit der Liebsten gemacht hab, als wir noch wandern waren, ging auf den Kreuzberg. Wir sind in einem Vorort von Gersfeld gestartet, in dem wir in einer Pension waren, und, wenn ich mich recht erinnere, erst über den Himmeldungberg und die Hohe Hölle nach Bischofsheim oder zumindest dran vorbei gelaufen und dann hoch auf den Kreuzberg. Da gab es gutes Bier und gutes Kraut und einen steilen Kreuzweg zum Gipfelkreuz, kurz vor dem Kloster mit seiner Schänke. Und dann wieder zurück, mit etwas schwereren Füßen. Insgesamt mehr als 25km, das weiß ich zumindest noch.

Seit dieser Zeit mag ich die Rhön, vor allem diesen Teil da, Lange Rhön, im Dreiländereck. So schade, dass unser großes Familientreffen dieses Jahr woanders stattfinden muss. Jedenfalls ist es mega schön da am Kreuzberg. Und auch, wenn die Einheimischen weit von sich weisen würden, dass es in Bayern liegt, gehört der Ort zumindest zum Bundesland Bayern.

29.8.23

Kostüm

Bei irgendeinem dieser Internet-Tests, welche Bridgerton-Figur ich sei, kam mal Anthony raus, was mich ziemlich getroffen hat. Fand ich mega unfair. Insbesondere, seit ich die Bücher lese (ich bin gerade bei Francesca). Insgesamt aber muss ich zugeben, dass ich sowohl die Serie als auch die Bücher erstaunlicherweise mag.

24.8.23

Sommernebel

Was ich am Spätsommer besonders schön finde, ist der frühe Morgen. Wenn es noch früh genug hell ist, aber die Wechsel schon so intensiv, dass der Nebel aufsteigt und sich noch ein bisschen hält, bis die Sonne und die Temperatur ihn vertreiben. Ich gehe gerne durch den Nebel. 

Und mag dieses Gefühl von Watte, vor allem, wenn ich weiß, dass danach ein warmer Tag kommt, etwas Wind, ganz leicht, etwas Sonne. 

22.8.23

Vom Fach

Groß geworden bin ich mit Fachinformationen, die, als ich sie kennenlernte, noch lose geheftete DIN A4 Blätter waren, die mit der Post geschickt wurden, für eine erheblichen Aufpreis auch per Fax, ich stand mal in einem Ferienjob an dem Faxgerät, über das einer verschickt wurde, bevor ich die Ausdrucke dann eintütete. Preis Punkt: mehrere tausend Mark im Jahr, dafür exklusive Infos, Klatsch, Meinung - und ein erheblicher Wettbewerbsvorteil, beispielsweise in einer Branche wie Rüstungsgüter. Fuchsbriefe, Täglicher Hafenbericht, Platowbriefe, Text Intern. Um nur einige zu nennen. 

Später, Mitte der 90er, hab ich selbst auch mal so ein Produkt für einen Verlag entwickelt, jede Woche sechs Seiten, davon ein langes Interview und eine lange Analyse, zu einem neuen Spezialthema und mit eine Zielgruppe von vielleicht maximal 400 Personen deutschlandweit. Flog allerdings nicht, das modische Thema war auch schnell aus der Mode.

19.8.23

Meditation

Ein ganzer Tag auf dem Trecker. 

Meine Hand am Lenkrad des Treckers, Blick in die Ferne über die Hügel.
Das überständige Gras und die Diesteln und Kräuter müssen runter, damit die Weide für die nächste Runde wieder aufwachsen kann. Und der Schnitt ist auch guter und wichtiger Dünger. Heißt aber: stundenlang mulchen mit unserem kleinen Trecker, dieses Mal den Hügel, nachdem die Jungs auf die nächste Weide geschickt wurden. 

Oft nutze ich das für Podcasts, viele Folgen „Alles gesagt“ habe ich auf dem Trecker gehört. Heute einmal ohne etwas auf den Ohren, nur der gleichmäßige Lärm von Motor und Mähwerk. Einmal alle die Ideen, Gedanken, Geschichten, Texte, Eindrücke der letzten zwei Wochen verarbeiten und neue Verbindungen knüpfen zwischen Erfahrungen und Überlegungen. 

Meine Form der Meditation. 

Aber jetzt den Grill anheizen. 

Blick aus dem Trecker auf die Weiden


18.8.23

Tankstelle

Darüber, wieso Ladesäulen und ihre Präsentation so sind, wie sie sind, habe ich noch nie nachgedacht. Ok, ich habe mich häufiger darüber gewundert, dass ich mein Auto verkehrsregelwidrig gegen die Fahrtrichtung parken muss, um an einem der beiden Anschlüsse einer typischen Ladesäule in der Stadt zu laden, aber das ist dann halt so. Hat dafür schon mal jemand einen Strafzettel bekommen? Würde mich interessieren.

Schnelllade-Anordnungen sind dann ganz überwiegend so, dass ich rückwärts (oder bei einigen Autos, wenn da der Anschluss ist, vorwärts) ranfahren muss. Das ist gelernt. Heißt aber, dass ich mit Anhänger nicht laden kann – wobei sowohl Tesla als auch Ionity offenbar die ersten Ladesäulen für Autos mit Anhänger bauen, ich habe von beiden schon welche gesehen. Nun hab ich, wenn ich Pferde dabei hab, auch früher schon das Tanken vermieden, wenn es ging, aber lange Strecken mit dem Volvo und den Pferden werde ich wohl nicht machen können. Erstmal. Dachte ich.

17.8.23

Umstieg

Ich steige von Tesla auf einen Volvo um. Volvo und ich, das ist irgendwie wie Miele. Die hatten mich damals, als im Fachgeschäft dieser kleine Aufsteller stand mit dem Satz: "Irgendwann ist es Zeit für eine Miele" – und ich fand, dass sie Recht haben und genau jetzt diese Zeit ist.

Vier Jahre bin ich nun ein Model 3 von Tesla gefahren, in einigen Tagen geht es zurück. Und seit einer Woche steht der XC40 als vollelektrische Variante bei uns. Und damit sind wir direkt in die Gegend von Eindhoven gefahren. Noch ist alles ganz frisch, aber immerhin schon mehr als 1500km, so dass wir schon ein bisschen was beurteilen können. Und was soll ich sagen: es ist kompliziert. 

16.8.23

Adrett

Ich glaube ja, das Wort adrett ist genau für den Teil von Brabant erfunden worden, in dem wir in der letzten Woche waren. Die Niederlande fand ich ja jedes Mal, das ich bisher da war, schön, bisher war ich meistens in Amsterdam, manchmal auch in dem, was wir hier glaube ich einen Vorort nennen würden. Und in dem Teil von Brabant jetzt das zweite Mal zur Weltmeisterschaft. Da wir dieses Mal etwas weiter auf dem Land ein B&B hatten, sind wir übers Land gefahren. Und da war es überall so adrett. Auch in der Kleinstadt in der Nähe.

Lauter Vorgärten mit akkurat gestutzten Hecken und leuchtend grünem kurzem Rasen. Hortensien in rauen Mengen. Einzelnen Bäumen. Gepflegten Häusern. Nicht eines verwildert oder runtergekommen, wie anders als in unseren Dörfern, egal wo in diesem Land. Fast etwas merkwürdig, fast etwas wie im Legoland, fast etwas steril. Aber vor allem adrett.

7.8.23

Industrielärm

"Wieso ziehst du aufs Land, wenn du es ruhig haben willst?", ist die typische Antwort an Menschen, die sich im Sommer über den Lärm beschweren. Es ist eines der merkwürdigsten Vorurteile, die ich kenne, dass es auf dem Land leise sei oder ruhig. Denn die Natur hier ist ja ganz überwiegend nicht zur Erholung für die Menschen aus der Stadt da, sondern wir leben mit und von ihr.

Diese Wochenende war rund um die Uhr ein Brummen und Piepen. Wie in der Industrie. Denn wir hatten es trocken, anders als in vielen anderen Gegenden. Also musste so viel Getreide und Raps wie irgend möglich rein, bevor der Regen wieder losgeht. Und in den Scheunen laufen dann die Trocknungsanlagen, rund um die Uhr. Und dann wird gegrubbert und Mist gefahren. Und Stroh reingeholt. 

6.8.23

An der Hand

Einmal ist immer das erste Mal. Wir züchten ja seit einiger Zeit Islandpferde, haben aber bisher immer Weidebedeckung gemacht und einmal das Einsetzen von Frischsamen. Jetzt erstmals Handbedeckung. 

Weidebedeckung oder Natursprung heißt, dass ein Hengst mit einer Reihe Stuten auf eine Weide gestellt wird und sie dann deckt, wenn sie rossig, also fruchtbar und willens sind. Damit haben wir inzwischen einige gute Erfahrung, auch damit, wann die Stuten am besten auf die Weide zu ihm kommen. Letztes Jahr und dieses Jahr haben wir dafür einen Hengst ausgeliehen, der bei uns fleißig ist. 

26.7.23

Barbie

Quarta hatte einige wenige Barbies. Die Liebste hatte keine, weil sie, genau wie meine Schwester von unseren, von ihren Eltern aus pädagogischen und politischen Gründen vor ihr bewahrt wurde. Deshalb konnte sie damit nur bei ihren Freundinnen spielen. Quarta hatte genau darum dann eine, als sie sich eine wünschte. Sie hat aber auch nicht soooo viel damit gespielt. Und sie ist trotzdem eine solide Feministin geworden und selbstverständlich queer.

Und: es könnte sein, dass in diesem Text irgendwie ein bisschen der aktuelle Film gespoilert wird. Weiß ich noch nicht genau, aber damit ich es hinterher nicht vergesse, sag ich es lieber gleich. Denn am Montag haben wir den Film als so ein Vater-Tochter-Ding gesehen. Spontan, im Kino in der Kleinstadt, war voll da, gar nicht so wenige Männer drin, und wir haben sehr, sehr viel gelacht. Meistens an den gleichen Stellen. Ich kicherte etwas mehr, sie lachte etwas doller hin und wieder. Jedenfalls.

24.7.23

Südsee

Tatsächlich haben wir für den Tagesausflug in die Südsee den denkbar ungünstigsten Tag ausgesucht. Es hat gestern von morgens bis abends geregnet. Wie gut, dass wir vor allem Familie besuchen wollten, die auf Langeland Urlaub machen. Andererseits ist die dänische Südsee hier direkt nördlich von uns auf der anderen Seite der Ostsee zwar nicht so schön wie die dänische Nordsee im Westen. Aber immer noch toll, auch im Regen. 

Und so haben wir eine Fährtour gemacht. Denn der Weg über zwei Fähren von uns aus nach Langeland dauert zwar genauso lang wie der Weg über Land. Aber nur 90 min Autofahrt. Plus knapp zwei Stunden auf Schiffen. Und zwischendurch fühlt es sich direkt nach Urlaub an. So geht es mir ja immer, wenn ich irgendwo über die Grenze fahre. Vor allem mit Dänemark, vielleicht weil das von Anfang an in meinem Leben der Urlaubsort war, der immer ging.

17.7.23

Dreißig

10.957 Tage sind wir nun verheiratet. Und 10.018 Tage davon haben wir mit Kindern gelebt. Ein Drittel eines Lebens. Das wurde uns mit einem etwas komischen Gefühl in der Magengrube bewusst, als wir vor ein paar Tagen diesen Tag für uns planten. Denn dieser Tag ist schon immer unser Tag. Auch, weil ich dich so liebe.

Dieses Gefühl da unten war wohl ein doppeltes oder dreifaches. Die Freude über die vielen Jahre. Die Wehmut über die Veränderung, die irgendwie so plötzlich passiert, wenn auch nicht überraschend. Der Stolz, die vier Kinder ziehen lassen zu können. 

16.7.23

Neue Rituale

Jetzt sind alle Kinder aus dem Haus. Nach über siebenundzwanzig Jahren werden wir von Familie wieder zu einem Paar. Etwas älter als letztes Mal. Und mit der wunderbaren Aussicht, dass die vier Kinder immer wieder und gern nach Hause kommen. Aber eben auch wieder gehen. 

Und wir machen uns daran, neue Rituale für die neue Zeit zu zweit zu entwickeln. Sauna war schon eines, das auch in der Familienphase unseres alleine war. Gestern haben wir ein weiteres ausprobiert. Wir sind zusammen auf den Markt gegangen und haben in einem der Orte am Marktplatz, die es dafür gibt, gefrühstückt. Das ist insofern neu, als in den letzten Jahren immer ich sehr früh auf den Markt bin, zwischen Familienfrühstück und die Morgenschicht auf dem Hof gequetscht. 

Ich bin gespannt, was wir darüber hinaus für uns zu zweit entwickeln an neuen Ritualen. 

11.7.23

Gerecht

Ok, vielleicht hatte Gyde Jensen schlecht geschlafen, als sie heute früh um zehn vor sieben vom Deutschlandfunk interviewt wurde. Und ok, es spricht für sie, dass sie nicht zu allem was sagen will und kann (und immer wieder darauf hinwies, dass sie zwar gerade zu einem Steuerthema interviewt wird, aber dazu eigentlich nichts sagen kann und will, weil sie keine Steuerpolitikerin sei). Und ok, sie ist auch keine Sozialpolitikerin, sie ist schließlich auch in der FDP, im Interview klingt sie fast so als fände sie es absurd, sich als FDP-Fraktions-Vize mit Fragen der Gerechtigkeit auseinandersetzen zu sollen. Fair enough.

Aber ist es nicht eigentlich sehr entlarvend und ein Zeichen libertärer Politikverweigerung, wenn sie von der Familienministerin fordert, sie solle gefälligst Vorschläge für frühkindliche Bildung und für Gleichstellung machen – aber bitte keine Gerechtigkeitsdebatte lostreten, die immer hinke? Siehe letzte ca. 40sec ihres Interviews?