Adrett

Ich glaube ja, das Wort adrett ist genau für den Teil von Brabant erfunden worden, in dem wir in der letzten Woche waren. Die Niederlande fand ich ja jedes Mal, das ich bisher da war, schön, bisher war ich meistens in Amsterdam, manchmal auch in dem, was wir hier glaube ich einen Vorort nennen würden. Und in dem Teil von Brabant jetzt das zweite Mal zur Weltmeisterschaft. Da wir dieses Mal etwas weiter auf dem Land ein B&B hatten, sind wir übers Land gefahren. Und da war es überall so adrett. Auch in der Kleinstadt in der Nähe.

Lauter Vorgärten mit akkurat gestutzten Hecken und leuchtend grünem kurzem Rasen. Hortensien in rauen Mengen. Einzelnen Bäumen. Gepflegten Häusern. Nicht eines verwildert oder runtergekommen, wie anders als in unseren Dörfern, egal wo in diesem Land. Fast etwas merkwürdig, fast etwas wie im Legoland, fast etwas steril. Aber vor allem adrett.

Und bis in die kleinsten Dörfer hinein mit rot gepflasterten Straßen, auf denen das Auto 30 fahren durfte, die gesamte Gegend war auch außerhalb der Dörfer eine 60er-Zone. Und morgens, auf dem Weg ins Stadion, sehr viele Frauen zwischen 40 und 60 auf Fahrrädern. Wirklich nur Frauen. Merkwürdig. Um acht Uhr.

Verkehr ist noch mal einen eigenen Text wert, der kommt noch. Aber eines war in dieser adretten Gegend überraschend: während ich es so mega entspannt finde normalerweise, in den Niederlanden Auto zu fahren, wurde ich hier relativ oft von ungeduldigen Einheimischen bedrängt, die fanden, dass ich doch bitte nicht nur mit 40 durch Verschwenkungen und Kreisel mit hohen Bordsteinen fahren sollte. Und denen es suspekt war, dass ich mich an die 60 hielt. Das waren übrigens, anders als auf den Fahrrädern, alles Männer unter 40. Nun ja.

Jedenfalls rief ich dauern aus, wie adrett ich das hier finde. Weil ich das Wort mag und es wahrscheinlich für genau diese Gegend erfunden worden ist.