25.12.09

Frohe Weihnachten / Merry Christmas



(english summary below)

Weihnachten ist da und wir haben es wieder einmal nicht geschafft, unseren Jahresbrief, den wir einer guten Familientradition gemäß immer um diese Zeit an die weite Verwandtschaft und ein paar alte Freunde verschicken, rechtzeitig fertig zu bekommen. Immerhin aber haben wir schließlich unser "offizielles" Weihnachts-Kinder-Foto noch hinbekommen.

Allen euch draußen ein gesegnetes Weihnachtsfest, ein bisschen Frieden in der Familie und alles Gute.

Christmas is here and again we have not been able to send our yearly update letter in time - a nice tradition we share with our family. But we already did our "official" Christmas-children-photo.

So we wish you a merry Christmas, hopefully some peace and quality time with your family and all the best.

21.12.09

Location and Gaming

It's not that often that I think there is something really smart coming around that will be the next big thing. But when it comes to Foursquare I said this from the first day I saw it, some months back, long before they have been active in any city I am normally in. So I signed up pretending I was in Amsterdam. Then I moved virtually to Berlin - and some weeks ago it finally came to Hamburg and other cities I visit more often.

Just to tell you: I am convinced that Foursquare will be the next big thing. There are some more localizing services like Gowalla - that e.g. some of my German friends like better than Foursquare - but imho 4sq (as its shorturl on twitter is) is today not only the by far best but in trend setting cities by far most popular service.

Some things about 4sq in this interview with the founder:



Why am I convinced it will fly - and why am I as a digital communications strategist so excited about it?

Just because it's so damn easy to use and so much fun - and because they have a smart business model that is extremely attractive for a lot of businesses: You can target and offer special offers to people that are just around the corner of your shop, restaurant or any other venue.

You can bring people to play and compete and to become "Mayor" (visit a place more often than anyone else) of your venue, the first shops have special discounts for Mayors or battles. Just see the battle that is going on between a colleague and me on who will be mayor of our office (I will beat her, b/c she is on holiday now, ha!). Think about what will be possible next year.

One cute example from Germany - and I have to admit: chapeau for bringing the first client to forquare to the executing agency - is right now Vodafone. Take a look at the Hamburg example, they do this in some other cities as well.

I would not call 4sq kind of "Twitter 2.0" - but a real smart social game and business tool that uses twitter (and other realtime web services) to get some speed. As I use to say: It's not about twitter as a company or service but as a new infrastructure for social interacting. Fourquare is just the first hot example of how to use this new layer of communications for something cool, that works.

15.12.09

Ich hab nichts gegen Paid Content

Um das ganz klar zu sagen: Ich habe nichts gegen so genannten Paid Content einzuwenden, wenn er seinen Markt hat, wenn er denen, die ihn kaufen, ihr Geld wert ist und so weiter. Dass es zu verkaufende Inhalte online gibt, die funktionieren, wird niemand, der halbwegs beieinander ist, bestreiten, im Massenmarkt ist die Stiftung Warentest sicher das bekannteste Beispiel neben der Pornografie.

Aber wenn heute die Regionalzeitung, die ich (noch) abonniert habe, ankündigt, die Inhalte, die ihr Profil ausmachen, nicht mehr frei zugänglich im Web zu haben, halte ich das für einen Fehler. Und die Begründung für entweder dumm oder eine Lüge. Ich weiß nicht, was ich schlimmer fände.

Denn einerseits finde ich es charmant, dass Iken, der stellvertretende Chefredakteur, offensiv und auch recht offen auf das Thema zumarschiert. Aber die Argumente sind einfach irreführend (alle Zitate aus dem oben verlinkten Artikel im Abendblatt):
Qualitätsjournalismus ist per se eben nicht kostenlos, sondern kostenintensiv. Wer Qualitätsjournalismus zum Nulltarif will, will keinen Qualitätsjournalismus.
Ja, aber voll am Thema vorbei, Herr Iken. Setzen, sechs. Denn auch bei einer Papierzeitung zahle ich eben NICHT für den “Content” oder den Journalismus, sondern ich zahle einen Teil der Distributionskosten. Druck und Auslieferung und Zustellung kosten in der Regel mehr als mein Abo oder der Einzelverkaufspreis. Journalismus an sich ist historisch betrachtet noch nie von den Konsumenten der journalistischen Erzeugnisse bezahlt worden. Warum also sollte das im Web anders sein? Hier übernehmen schon heute die Lesenden einen großen Teil der Distributionskosten - die Kosten, die ihnen durch das Aufrufen der Seiten entstehen. OK, das ist nicht mehr viel. Aber die Kosten für die Distribution sind es nun mal auch nicht mehr.

Ich wüsste nicht, dass die Lesenden daran schuld wären, dass es den Verlagen nicht gelungen ist, ein Refinanzierungsmodell zu entwickeln, das ähnlich profitabel wäre wie die Werbung auf bedrucktem Papier. Vielleicht, ich weiß es nicht, liegt es daran, dass der Voodoo, der bei linearen Medien und Papier noch funktioniert, nicht mehr geht, weil eben wirklich und echt gemessen werden kann, was der Versuch bewirkt, klassische Werbung im Internet zu zeigen. Aber niemand hat die Verlage gezwungen, sich einen ruinösen Preiskampf bei der Onlinevermarktung zu geben. Und niemand hat sie gezwungen, so sehr mit selbstzerstörerischen Werbeformaten zu experimentieren, dass sie sich ihren Werbemarkt und die Akzeptanz der Lesenden für Werbung vollständig zerstört haben.
Als das Internet aufkam, war die Begeisterung für die neue Technik lange größer als der Sachverstand. Berauscht von den Möglichkeiten des weltweiten Webs vergaß man das Naheliegende, nämlich Geld zu verdienen. Ein schwerer Webfehler im Netz, der sich rächen sollte.
Das ist ja nun mal grotesker Unsinn. Siehe oben, siehe all die Unternehmen, die mit und im Web Geld verdienen, die rund um ihre Shops journalistische Produkte bauen (DAS wäre aus meiner Sicht die eigentliche Gefahr für die Verlage gewesen, aber wahrscheinlich kennen sie diese Angebote nicht einmal, weil sie so sehr fixiert sind auf ihre bisherigen Wettbewerber im Papiermarkt).

Niemand, den ich kenne, bestreitet, dass Journalismus Geld kostet. Niemand, der bei Verstand ist, will den Verlagen verbieten, im Internetz Geld zu verdienen. Und niemand, den ich mir vorstellen kann, wird ernsthaft in Erwägung ziehen, für die kampagnenartige Lokalberichterstattung des Hamburger Abendblattes Geld zu bezahlen.

Was mich ärgert: Mit fadenscheinigen Argumenten, die falsch sind, einen Versuch zu begründen, ob Menschen online für etwas bezahlen wollen, was sie offline nicht bezahlen würden. Schräg, aber denkbar, warum nicht. Ich bin gespannt auf den Ausgang des Experiments. Nur eines weiß ich jetzt schon sicher: Meine Jungs, die gerade an die Kulturtechnik Zeitungslesen herangeführt werden, indem sie den Sportteil durchblättern, wird das Abendblatt so nicht gewinnen, wenn es mal so weit sein wird.

PS:
Andere dazu:
Stefan Niggemeier
Erik Hauth
im weitesten Sinne Thomas Knüwer

13.12.09

RIP Perla

Wir haben so viele schöne Erinnerungen an unser Islandpferd Perla. Heute mussten wir sie nach einer schlimmen Verletzung einschläfern lassen. Wir vermissen sie.

We have had a lot of wonderful moments with our Islandic horse Perla. Today we had to put her down due a serious injury. We miss her.




10.12.09

Es bleibt der schönste Termin des Jahres



Zumindest im Schulalltag. Das jährliche Weihnachtskonzert. Ich bin vor allem froh, dass Primus mich mitgenommen und dran erinnert hat.

Als ich in der Eröffnungsrede hörte, dass es nun seit 30 Jahren in der Kirche um die Ecke stattfindet, die ich übrigens wunderschön finde, musste ich erstmal rechnen - denn mein erstes Konzert da war 1980, als ich als Schüler an die Schule kam. Neun Jahre habe ich dann mitgemacht, erst im Unterstufenchor und in der Flötengruppe, beides bei Frau Madlung, die gestern auch im Publikum saß. Dann Gemischter Chor (weiterhin bei ihr) und Orchester bei Herrn Marcks, der später auch mein Tutor wurde und noch später mein Freund - und der heute noch am Pult steht und der Treiber hinter den Konzerten ist. Und ganz am Schluss kam dann noch die Big Band dazu, zu der zwei Freunde und ich den neuen Musiklehrer überredet hatten - und die nun die Spanischlehrerin meines Großen leitet.

Es bleibt irgendwie skurril, dass die ganzen "alten" Lehrerinnen da sind, mein Mathelehrer, mein Lateinlehrer Wüstmann, den ich weiterhin verehre, auch weil er so schräg war und ist und so irrwitzig, dass er lateinische Stehgreifreden halten konnte. Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit.

Und andererseits mein Großer und seine Freunde, die anderen Mitglieder des Elternrates, die anderen Eltern, die ich über meine Kinder kenne.

Es mischen sich auf eine gleichzeitig irritierende und beglückende Art die Lebenswelten, die Zeiten. Vor ein paar Jahren konnte ich es darum nicht ertragen, aber inzwischen bin ich wohl alt genug, es zu genießen.

Für mich bleibt dieses Weihnachtskonzert der schönste Schultermin des Jahres. Auch mit den schrägen Tönen, die Schülerensembles nun mal mit sich bringen.

Es war schön.

9.12.09

Echtzeit und Longtail

Gestern früh fragte Sachar Kriwoj: "Ist das Real-Time-Web eigentlich das Ende des Long Tail?" Und es entspann sich eine erst spannende, dann zunehmend unergiebige Diskussion zwischen Sachar, Björn Eichstädt und mir auf Twitter über diese Frage. Und dann war da noch der mehr oder weniger verwandte Blogbeitrag von Klaus Eck zum Thema Echtzeitweb und PR, der mich geärgert hat, bis Tapio Liller (guter Mann!) darauf richtig und erschöpfend geantwortet hat. So weit zum Kontext.

Der größere Kontext ist, dass Google am Tag vorher einige neue Instrumente vorgestellt hat - zunächst nur für die US-Version -, die das "Echtzeitweb" (dazu gleich mehr) für den "gemeinen User" erschließbar machen, indem es besser in die normale Google-Suche integriert wird.

Ändert sich nun alles, wie die Apologeten des Hype unterstellen (siehe Klaus' Beitrag)? Oder bedeutet es, dass aus Nischen auf einmal der Mainstream wird (wie ich Sachars Frage interpretiere)?

Meine Meinung: Nein. Und Nein.

Sicher - das Echtzeitweb, das in der Vulgärdiskussion meistens irgendwie mit Twitter enggeführt wird, wird durch die Integration in die großen Suchmaschinen im Prinzip für jeden sichtbar, also auch für die, die es selbst nicht nutzen. Aber was ändert das in der Praxis? Was ändert das für Menschen, die in Organisationen für die Kommunikation zuständig sind, was ändert das für die Organisation? Ich denke: Zunächst nichts. Denn zum einen sind wichtige Multiplikatoren (wie Journalisten, ja wirklich, oder reichweitenstarke Blogger oder Rednerinnen) ohnehin bereits jetzt aktiv im Echtzeitweb - und das Ignorieren dieses Phänomens ist schon mindestens ein Jahr lang fahrlässig. Und zum anderen bedeutet die Integration des Echtzeitweb in den - nennen wir es mal so - Web-Mainstream noch lange nicht, dass die volatilen Gespräche und Inhalte tatsächlich stärker wahrgenommen werden.

Und das hängt damit zusammen, dass ich jedem widerspreche, der die Mainstreamisierung des Echtzeitweb (und ja, faktisch ist die Integration in die großen Suchmaschinen genau das, das stimme ich zu) mit einem Ende des Longtail verbindet.
ganz kurz und etwas zu holzschnittartig, um Björn zufrieden zu stellen: Longtail meint, dass Kleinvieh auch Mist macht. Dass es jede Menge Nischen gibt, die in sich hochrelevant sind und zusammen genommen riesig. Dass Reichweite (siehe das Zeitalter der Hits und Blockbuster) abgelöst wird durch kontextuelle Relevant.
So wie Suche, und hier insbesondere Google seit seiner Gründung 1998, der Katalysator des Websseiten-Web war und weiterhin ist (Katalysator = Beschleuniger), so ist die Integration des Echtzeitweb und des Social Web in die Suche wiederum der Katalysator des Longtail.

An sich ist Suche bereits Longtail pur - denn obwohl das Suchen selbst Mainstream ist (fast 90% aller Onlineaktivitäten beginnen mit Suche), ist der Suchvorgang meistens Longtail, meistens sehr speziell und Nische. Und in den Nischen werden die Nischen des Echtzeitweb nun verfügbar. Ja, auch die großen Themen, aber die waren auch anders auffindbar. Das eigentlich spannende an dem, was gerade passiert, ist aber - davon bin ich überzeugt -, dass die Nischen sichtbar werden für die, die sie suchen, sich für sie interessieren. Und damit werden sie relevanter innerhalb ihrer Nischen, vielleicht auch leicht größer, aber eben noch lange nicht Mainstream.

Das Edchtzeitweb und das Social Web gehören an dieser Stelle zusammen - wenn eben Ergebnisse meiner Suchanfragen ergänzt werden durch minutenaktuelle Diskussionen oder Statements zu diesem Thema und durch Meinungen meines Nahraums, meiner Kontakte im Social Web.

Beides ändert nichts - aber es bildet die Realität in den Nischen, im Longtail ab.

Und darum, ja, da stimme ich Igor Schwarzmann zu, wenn er gestern gesagt hat: "Googles Schritt ist ein game changer, weil es alles beschleunigt." Was erstmal wie ein Widerspruch klingt, wenn ich direkt vorher sage, es ändere sich nichts.

Aber echte Game Changer sind eben oft solche, die an sich nichts ändern. Aber das ist noch mal ein anderes Thema, spätestens im Mai.

30.11.09

Demut und Dankbarkeit

Wenn nacheinander die Hälfte der Familie krank ist, wenn die Arbeit viel ist, das Haus und alles, dann fühlt es sich manchmal an wie Stress, dann ist es manchmal auch mühsam. Und dann kommt das Danken oft zu kurz. Denn bei allem Trubel darf ich, dürfen wir nicht vergessen, wie gut es uns geht.

Dann erschrecke ich wieder, wie es dieses Jammern auf hohem Niveau geben kann, wie uns das passieren kann. Für das kranke Kind, das seit Wochen hustet und nicht zur Schule kann, ist es schrecklich, ja. Aber es hat zwei Eltern und drei Geschwister, die da sind und da bleiben.

Im direkten Umfeld kämpft eine Frau, Mutter von zwei kleinen Kindern, Ehefrau, Schwiegertochter, mit dem Tod. So geht es seit Jahren und nun hat sie keine Chance mehr: Der gesamte Körper ist unter der Chemo- und Strahlentherapie von Krebszellen zersetzt worden, es geht nicht mehr, sie hangelt sich von Tag zu Tag und hofft für ihre Kinder auf Weihnachten, will das noch unbedingt erleben.

Das Leid, wenn man in ihre Augen und die Augen ihrer Familie guckt, ist unbeschreiblich. Der jahrelange Kampf so grausam und am Ende so vergeblich. Die Verzweiflung der Kinder, die ihre Mutter kaum noch erkennen und Angst vor ihr haben, weil sie so anders aussieht und das Bett kaum noch verlassen kann. Die Stärke der Mannes, der das, was möglich ist, an Leben aufrecht erhält. Die himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass er sein Leben lang getrunken und geraucht hat und sie sterben muss.

Wenn er erzählt, wie sie den Alltag oder was davon übrig ist, zu meistern versuchen, wie sie immer wieder auch einmal Kraft und Ruhe finden, und sei es für ein paar Minuten, dann beschämt mich mein Jammern, wen es zu Hause mal wieder zu wild, zu laut, zu chaotisch ist. Dann rückt das die Perspektive zurecht. Dann lehrt mich das Demut und Dankbarkeit.

Beides kann ich nicht so gut im Alltag, weil ich unruhig bleibe und immer mehr und mehr will. Und beides ist trotzdem wichtig.

Ich habe nach dem Schock, dass es ihr wieder und immer schlechter geht, im Gottesdienst gesessen und gebetet. Und war dankbar, ja wirklich. Und werde mich in Demut üben.

16.11.09

Unser erster Besuch beim Welpen

Gestern haben wir unseren Hund besucht. Noch steht nicht fest, welchen wir bekommen, aber die Züchterin hat uns einen versprochen - so einen schlimmen Eindruck haben wir also nicht gemacht.



Und heute habe ich dann mal eine Umfrage gestartet, wie das Hundebaby heißen soll. Es muss mit "K" sein, denn es ist ein K-Wurf. Und wir werden eine Hündin bekommen können dürfen. Also, bitte stimmt mit ab und sagt es weiter:


12.11.09

Die Glaskugel

Erster!

Ha, bevor die 2010-Vorschau-Hysterie ausbricht, durfte ich schon mal ran. Zum Einstand bei achtung haben wir ein Interview mit mir gedreht - und weil ich ein großer form-follows-function-fan bin, kam die Idee auf, das mit zwei iPhones und Bordmitteln, also iMovie und so, zu machen. Normalerweise sind die achtung-Videos ja ausgeleuchtet und mit Profifilmern, aber das ist bei diesem Thema (und mir) eher albern, oder?

Kommt jedenfalls in den Newsletter, der wohl heute rausgeht. Hier schon mal meine Voraussagen und Tipps für die Planung von 2010 (meine persönliche Planung läuft auch schon, Umzug im März und so):

8.11.09

Ein ganz normaler Sonntag

Da ist die Lütte einmal weg und schläft auswärts - und ich muss doch früh aufstehen, denn Tertius geht schon um 9.00 Uhr zu einem Geburtstag, soll dann auch gefrühstückt haben. Und unser Paarreiten muss heute auch anders sein als sonst - ich fahre also mit dem Rad direkt vom Abgeben des Dritten zum Hof (und bin da sehr allein, die anderen schlafen wohl noch). Kaum ist meine Süße mit dem Auto dort, nehme ich es, um Secundus und seinen Freund zum Basketball zu fahren und mich in einer neuen Sportart als Bandenprolet zu versuchen (Primus muss allein zu seinem Fußballspiel, auch wenn es gegen die vorvorige Mannschaft aus Duvenstedt geht). Und ganz ehrlich: Basketball ist mir, auch wenn ich es als Schüler gerne gespielt hab, zu hoch. Allein das Mitzählen der Punkte überfordert mich schon, das gebe ich also zügig auf. Stattdessen probiere ich mal die Videofunktion des iPhone. Naja.



Dann noch Räuberessen (Bratwurst und Sauerkraut, dazu selbstgemachtes Kartoffelmus), das allerdings zum größeren Teil von meiner Süßen vorbereitet wird, wie ich zugeben muss. Noch einmal den Streit darüber schlichten, wer wann den Fernseher mit was belegen darf (erst Primus und Secundus mit der Wii, dann Tertius und Quarta mit Kika, alles klar).

Nun noch Quarta ins Bett und die Jungs antreiben, sich fertig zu machen, während die Sauna anheizt. Ein ganz normaler Familiensonntag also.

4.11.09

Richtspruch

Hochverehrte Versammlung!

Kinderauflauf vorm Richten

Nun hat der Bau sich hier erhoben,
Nicht zu groß zwar, doch auch nicht zu klein;
Das Werk mag seinen Meister loben,
Ich leg den Segen noch hinein.

Ich wünsche, dass gesegnet sei
Der Hausherr und die Frau daneben.
Gott möge Frieden, Lieb und Treu
Und Glück dem ganzen Hause geben.

Er segne ihrer Hände Fleiß
Und erhalte den Familienkreis
Mit einem Mädchen und drei Knaben,
Die alle PLatz am Tische haben.
Sie mögen alle wohlgedeihn,
Dass sich die Eltern drüber freun.

Auch schütze der allmächtge Gott
Dies Haus vor Brand und Wassernot;
Und alle, die darinnen wohnen,
Mög er mit Krankheit stets vershconen.
Es treffe sie kein Unglücksfall
In Wohnung, Scheuer, Hof und Stall.

Auch möge Gottesfurcht erblühen,
Die Eltern stets einträchtig sein
Und ihre Kinder gut erziehen:
Drauf schenke ich das Glas mir ein.

Meister Bruhn bringt den Richtspruch

Und dass nun alles wohl gedeih',
Dass dieser Bau ein Haus der Milde
Und jeder schönen Tugend sei,
Trink ich nach Brauch der Zimmergilde
Das Glas bis auf die Neige aus.
Der Segen Gottes ist im Haus!

Hoch soll nunmehr der Bauherr leben
Und seine Ehefrau daneben,
Der Ehrenmann, der wohl durchdacht
Zum Bau den Plan und Riss gemacht,
Die Meister, die ihn ausgeführt
Und denen alles Lob gebührt,

Auch jedem, welcher immerdar
Bei diesem Baue tätig war
Und allen, die hier um mich steht,
Nun an dem Bau sich satt gesehn,
Ruf ich aus vollem Herzen jetzt
Ein Lebehoch zu guter Letzt!

30.10.09

Meine letzte Mail an die Kolleginnen

Ihr Lieben,

(so habe ich die meisten Mail an alle begonnen in den letzten dreieinhalb Jahren, wenn ich nicht “liebe Kolleginnen” gesagt habe, worauf mich witzigerweise nie jemand angesprochen hat, weshalb ich es jetzt auflöse, denn ich liebe ja nicht nur Meedchenfilme, sondern bin auch umfassend in feministischer und – wie das die Generation nach mir genannt hat – Gendertheorie ausgebildet worden, wodurch ich an Stellen, an denen oft die männliche Form inkludierend gemeint ist, die weibliche eben so verwende. Und zugleich mache ich mit dieser überflüssigen Erklärung, die die meisten von euch sich ohnehin schon selbst gegeben haben, von meiner bekannten Klugscheißerart Gebrauch.)

dies ist meine letzte @all-Mail. Und obwohl ich mich, wie ihr euch vorstellen könnt, denn sonst würde ich das ja nicht machen, sehr freue auf das, was vor mir liegt, bin ich auch ein bisschen traurig, euch alle zurück zu lassen. Denn in den gut drei Jahren bei Edelman habe ich mich fast jeden Tag wohlgefühlt. Wir haben gemeinsam so viele tolle Dinge für Kunden gemacht, noch mehr tolle Dinge für Kunden entworfen, die sie nicht machen wollten – und immer wieder auch sehr viel Spaß zusammen gehabt.

Ich habe viel von euch gelernt. Und das sage ich ganz ohne Koketterie, denn ich war, als ich kam, ja kein “PRler” im eigentlichen Sinne.

Dennoch ist es wirklich nur ein halbes Tschüss, denn wir sind über Facebook und Twitter (und wo immer noch zukünftig, mein Tipp: bestimmt foursquare) so eng vernetzt wie es vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen wäre. Da ich das, was ich predige, auch lebe, werdet ihr mich über die gefühlt hundert Kanäle, die ich geöffnet habe, immer erreichen, außer an dem einen Tag in der Woche, an dem ich weitgehend offline sein werde, weiterhin, meistens. Oder so.

Als Abschiedsgeschenk habe ich schon gestern meinen ersten echten Rant geschrieben und damit heute eine wunderbare, absurde, höllisch lustige Diskussion ausgelöst, von der alle, die sich mit Social Media beschäftigen, viel lernen können. Und die Drohungen und Beschimpfungen mit der richtigen Gelassenheit zu ertragen, ist eine der Sachen, die ich gleich im ersten halben Jahr bei Edelman gelernt habe.

Alles Gute für euch.

29.10.09

Was die Welt nicht braucht

Ich bin nicht gut im Ranting. Denn ich bin nett. Also im Prinzip und meistens. Obwohl... naja. Egal. Deshalb weiß ich auch nicht, ob das hier wirklich ein Rant wird. Dabei würde ich so gerne ranten, wenn ich mir angucke, wofür Leute GELD bezahlen: Eine Tweet Academy (hihi)

Bitte? Geht's noch? Oder, wie mein Freund Loren Feldman sagen würde (vielmehr: sagte angesichts einer nicht 100% aber doch prinzipisch vergleichbaren Geldschneiderei im Sommer drüben):
What kind of fucking moron do you have to be not to understand twitter?
Mal im Ernst: Wer braucht so was? Was soll so was? Wer kann da ernsthaft etwas lernen, was du nicht lernen könntest, wenn du einfach mal twitterst und rumfragst und liest und zuhörst und ausprobierst?

Kinners, Twitter ist ein Tool, ein Dingens. Keine Wissenschaft. Es gibt kein richtig oder falsch, selbst wenn es immer wieder so genannte (und meistens selbst ernannte) Experten gibt, die mit irgendwelchen schwachsinnigen merkwürdigen Listen hausieren oder die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben vorgeben, die sie dann auskotzen absondern. Allein, dass sich jemand für einen Experten hält oder gar ein Buch (!) über Twitter (!!!!) schreibt, wäre schon ein Grund, den oder die niemals (in Worten: Niemals) mit irgendwas zu beauftragen. Man kann kein Experte für Twitter sein. Man kann twittern, man kann mit Twitter seine (Kommunikations-) Ziele erreichen oder auch nicht, man kann dank Twitter in Probleme kommen oder auch nicht. Aber man kann Twittern nicht lehren oder unterrichten oder konferenzen.

Eine Tweetacademy nutzt genau einer Gruppe von Teilnehmern: denen, die von den Eintrittsgeldern etwas abbekommen. (Und ich hoffe nur, dass die Refernten wenigstens so schlau sind, richtig gute Honorare zu nehmen, das wäre der einzige Grund, nicht über sie zu lachen.)

Ach, es ist langweilig, ich glaub, ich schreibe doch keinen Rant über so einen Kram wie ein Seminar über Twitter. Ich weise lieber auf ein Video von Loren hin, das er fünf Minuten, bevor wir zusammen essen gegangen sind, aufgenommen hat. Ihr könnt euch vorstellen, wie lustig das Essen danach war. Selbst ohne viele Guinness ;)

28.10.09

Das Erdgeschoss steht

Ok, zurzeit ist es hier ein bisschen einseitig, aber so ein Hausbau ist ja auch ein größeres Projekt. Gestern hatte ich einen Tag frei und viel Zeit auf der Baustelle verbracht - und gleich das eine oder andere Foto davon gemacht, wie das Erdgeschoss aufgestellt und die Balkenlage angebracht wurde. Faszinierend.



Heute wird die Verschalung gemacht, also die eigentliche Decke vom Zimmermann gebaut, das Dach ist schon geliefert worden - und morgen kommt dann das Obergeschoss, das ja noch mal ein Vollgeschoss wird, und das Dach. Freitag ist das Haus dicht, und kommende Woche feiern wir wohl Richtfest. Und dann dauert es noch laaaaaange.....

24.10.09

Die Bodenplatte ist da, es geht los

Die Bodenplatte

In der kommenden Woche wird das Haus aufgestellt, am Dienstag das Erdgeschoss, Donnerstag das Obergeschoss und das Dach. Und dann ist auch schon bald Richtfest.

die hält mich!

Lustig mal wieder: Alles gleichzeitig. Am Wochenende steht der Rohbau, kommt unser neues Au Pair und ist meine Zeit bei Edelman zu Ende.

23.10.09

Wir hatten die Pest*

Wie so oft sind die sozialen Implikationen gefährlicher und ansteckender Krankheiten ja fast interessanter als die Krankheit selbst und ihr Verlauf. So wie bei uns neulich mit der Pest*. Der Verlauf war, wie in den letzten Monaten wohl üblich in Deutschland, mehr als mild, der Betroffene war nach zwei Tagen wieder fit, das größte Leiden löste die gut zehntägige Einzelhaft aus, die mit der Seuche einhergeht.

Wirklich interessant aber war der Umgang des Umfeldes mit der Erkrankung.

Das begann schon damit, dass die Diagnose etwas - äh - holperig war. "Keine Sorge, nur Neue Influenza A", hieß es erst, wir haben dann aber selbst gemerkt, dass dieses ja recht eigentlich die Pest* ist. Nunja. Sehr zügig immerhin hat sich dann das Gesundheitsamt gemeldet und uns genaue Verhaltensanweisungen gegeben. Problem: Diese Anweisungen sind nur halbkompatibel mit den Bedürfnissen des Umfeldes.

Also ging das Opfer in Quarantäne. Aber eben nur das Opfer. Nicht der Rest der Familie.

Die eigentlich spannende Frage ist dann: Sollen wir es anderen sagen oder nicht? Wir entschieden uns für offene Information (hey, das propagiere ich im Beruf auch) - und können nun jede verstehen, die sich anders entscheiden.

Wir haben alles drei erlebt: Besorgte Anrufe, die sich nach dem Opfer erkundigten und ihm Mut machten, besorgte Anrufe, die sich nach dem Opfer und vor allem den anderen erkundigten und sich selbst Mut machten - und eben die Paniker, die nicht anriefen, sondern sich das Maul zerreißen.

Die Frage, ob nicht der Rest der Familie auch besser in Quarantäne sollte, kann ich verstehen - die Kritik daran, dass wir es nicht tun, nicht, schon gar nicht, wenn sie nur hinter vorgehaltener Hand geäußert wird. Wie stellen sich die Leute das vor, wenn das Gesundheitsamt dazu eine klare Position hat und also die Kinder in die Schule müssen und die Erwachsenen zur Arbeit?

Erschreckend geringe Medienkompetenz unter Akademikern führt dann teilweise dazu, dass panikverursachende Uraltmeldungen via "das Internet" die Stimmung prägen. Nicht überall, aber immer mal wieder.

Ja, es gab Leute, die klasse und verantwortungsvoll und panikvermeidend agiert und kommuniziert haben, denen haben wir das auch gesagt und uns bedankt - und es gab solche, die massiv in unsere Privatsphäre eingegriffen haben, die aus Leitungspositionen heraus Panik verstärkt und Gerüchte im Stadtteil verbreitet haben.

(Gipfel war, um das mal konkret zu fassen, dass eines der Kinder mit leicht geröteten Augen nach Hause geschickt und dann offenbar in einer anderen von unserer Familie besuchten Schule angerufen wurde, es sei der zweite Fall von Pest* in der Familie aufgereten. Zumindest ist es so bei denen angekommen, was wir Tage später durch Zufall erfahren haben.)

Zweieinhalb Lehren:
  • Dem Stress mit Quarantäne und Pest* folgt der Sozialstress auf dem Fuß, wahrscheinlich sollten Betroffene weit offensiver und klarer und proaktiver und fordernder die aktuellen Regeln, die im Krankheitsfall gelten, weiter erzählen, als wir es getan haben. Das war blauäugig.
  • Das Vertrauen, dass gebildete Menschen erst denken und dann reden oder handeln, ist nicht unerschütterbar.
  • Die Pest* ist echt nicht schlimm, zumindest zurzeit und zumindest bei uns hier.


  • Es war kein Spaß, auch wenn ich inzwischen darüber lachen kann. Auf die noch nicht formale Beschwerde bei einer beamteten Leitung angesichts ihres Verhaltens und Eingriffs in unsere Privatsphäre haben wir noch keine Antwort. Kann man in den Ferien wohl auch nicht erwarten. Aber die sind ja nächste Woche vorbei...

    * Weil es ja immer wieder Menschen gibt, die alles wörtlich nehmen: Nein, niemand bei uns hatte die Pest. Wohl aber hatten wir einen Fall von so genannter Schweinegrippe in der Familie. Die geschilderten Verhaltensweisen im Umfeld haben wir aber so erlebt.

    13.10.09

    Frei im Herbst

    Ein paar Tage frei in den Herbstferien, kurz bevor es mit dem Jobwechsel weiter geht. Und heute mal wieder eine Reitstunde, muss auch sein zwischendurch.



    Morgen für ein paar Tage zum Wandern in die Rhön. Drückt mal die Daumen, dass es halbwegs trocken ist, dann ist es ja doch schöner da.

    12.10.09

    Lafontaines Strategie

    Vorab muss ich wohl sagen, dass ich Oskar immer mochte. Ja, ich fand ihn feige, als er 1990 nicht den ihm von Vogel angebotenen Parteivorsitz annahm - und im Nachhinein muss man wohl zugeben, dass damit sein weiterer Weg vorgezeichnet war. Dass ich dann trotzdem wieder in die SPD eintrat, als er Ziege Scharping gestürzt hatte. Dass ich aus der SPD wieder austrat, als niemand von den "Linken" nach seiner Fahnenflucht Schröder stoppen mochte oder auch nur gegen ihn kandidieren.

    Und ebenfalls vorab erinnere ich mich noch gut an ein langes Gespräch mit meinem Freund (ja, so kann ich das wohl formulieren, auch wenn es immer so war, dass ich zu ihm, der mehr als 50 Jahre älter ist als ich, aufgeschaut habe und mich extrem freute, als er sich nach dem Tod meiner Mutter nach vielen Jahren, die wir uns nicht gesprochen hatten, bei mir meldete) Alfred Schulz über die Frage einer linken Alternative zur SPD. Wir gehörten damals beide zum linken Flügel der Partei und unmittelbar nach Engholms Abgang gab es schon einmal Überlegungen, eine Partei links von der SPD zu gründen - Alfred sagte damals hellsichtig, dass es nur gehen würde, wenn es, beispielsweise durch den Wechsel von prominenten Abweichlern, eine Chance auf eine gewisse Größe gäbe.


    Nun aber zu Lafontaine und dem Parteienspektrum nach der Jamaikaentscheidung der Grünen im Saarland.

    Ich kann nicht glauben, dass er nicht wusste, was passiert, wenn er androht, sich persönlich um das Saarland zu kümmern. Ja, er schäumt jetzt, ja, er macht die große Pose, die er so liebt. Aber am Ende wird er es bewusst kalkuliert und provoziert haben. Und das ist sowohl aus linker als auch aus grüner Sicht auch sinnvoll.

    Nur so, mit der Jamaika-Entscheidung, passiert mittelfristig zweierlei:
  • Die Pattsituation zwischen den beiden alten Lagern wird aufgebrochen.
  • Die Linke stabilisiert sich mit linken Grünen auf der westdeutschen Funktionärsebene und mit einigen ehemals grünen Wählerinnen.
  • Beides können wir in Hamburg beobachten:
  • Die Grünen gewinnen Stimmen hinzu, vor allem in bürgerlichen Zusammenhängen und solchen, denen es um die konkreten Inhalte geht, für die grün steht.
  • Die Linke hat einige Ex-Grüne gewinnen können, teilweise habe die sogar ihre für die Grünen gewonnenen Mandate mitgenommen.
  • Und beides (bis auf die Mandatsmitnahme) finde ich ok.

    Denn der Abgang derer bei den Grünen, für die Kompromisse an sich ja schon Teufelszeug sind, bedeutet doch vor allem, dass es immer mehr darum geht, grüne Kerninhalte in Koalitionen durchzusetzen, ohne auf ideologische Vorbehalte Rücksicht zu nehmen. Und damit übernehmen die Grünen eine wichtige Scharnierfunktion zwischen dem "alten" Politiksystem der BRD und dem neuen, offeneren, mehr an Inhalten orientierten Politiksystem, mit dem sich zurzeit vor allem SPD und FDP (und eben ein Teil der Linken, ironischerweise auch und gerade der Teil, der von den Grünen dahin gewechselt ist) noch so schwertun.

    Interessanterweise sehe ich bei Teilen der Linken durchaus auch genau diese Tendenz - dass es ihnen um Inhalte und die Umsetzung von Kernbereichen ihrer Forderungen geht und weniger um rituelles Gehabe. Dass Ramelow und Kaiser auf Ämter in Regierungen verzichten würden, ist dafür nur ein Indiz.

    Ich denke, dass Lafontaine das durchaus sieht, auch wenn er selbst in diese Zeit nicht reinpasst und nicht auf sein Gockelsein verzichten kann. Aber mit seiner Zuspitzung hat er der Zukunftsfähigkeit von Politik in diesem Land und von Linken und Grünen im Besonderen einen guten Dienst erwiesen. Die Linken werden sich damit stabilisieren, weit mehr als eine Regierungsbeteiligung es ihnen ermöglichte (ich denke, dass er bewusst verhindern wollte, dass die Linken an der Saar mitregieren müssen) - und die Grünen werden sich weitere Wählerinnen erschließen, ohne die meisten ihren Kerngruppen zu verlieren, wie Schläfrigeswig-Holstein eindrucksvoll zeigt.

    Insofern ein weiteres Mal Hut ab vor Oskars Strategie. Und danke, dass er ein so deutliches Votum (fast 80%) der Saar-Grünen für Jamaika ermöglicht hat.

    8.10.09

    Ab morgen schmiere ich gerne die Brote für meine Kinder

    Denn Frau Ami hat mir die Augen geöffnet:
    pausenbrote sind ein kleiner gruß an die kinder, wenn man selber nicht da ist. für mich war und ist das immer auch ausdruck von liebe und zuneigung, ich habe das so erfahren und ich gebs so weiter an meine.
    Für mich war es bis einschließlich heute nur ein mehr oder weniger gerne ausgeführter Bestandteil des Morgendienstes, den ich in unserer Familie verrichte, wenn ich nicht reise oder aus anderen Gründen zu früh aus dem Haus muss. Irgendwie genieße ich den Morgendienst auch, trotz Chaos und Nervkram, den zwei Kesselflicker, ein Morgenmuffel und eine viel zu früh Wache nun mal auch bedeuten.

    Aber ab morgen werde ich die Brote gerne schmieren. Jawoll. (Und wenn mal nicht: erinnert mich an diesen Satz, ok?)

    7.10.09

    Gekürzte Hörbücher

    Seit rund vier Jahren höre ich wieder mehr Hörbücher, ich hab so ein Abo bei audible, mit dem ich jeden Monat ein Hörbuch bekomme und ein Audiomagazin (wodurch ich wieder zur Zeit komme, weil ich sie eben auf dem Weg zur und von der Arbeit auf dem Rad hören kann). Meistens bestelle ich mir ungekürzte Bücher, was viele ja ein bisschen mühsam finden, weil man sie - anders als in der Papierform - nicht vorblättern kann, wenn die langen Landschaftsbeschreibungen kommen...

    Nun habe ich, weil sie bei einem anderen Paket dabei waren, zwei gekürzte Bücher gehört - und weiß endlich, warum ich immer die ungekürzten nehme. Gekürzte Hörbücher sind richtig doof.

    Einerseits sind sie zu Ende, wenn ich mich gerade eingehört habe - gestern reichte ein Mankell gerade mal für den Hin- und Rückweg, heute ein Schätzing nur für den Weg zum Open Coffee Club und den Weg von dort ins Büro. Das ist doch absurd.

    Und andererseits: Ja, beide sind gut gekürzt, aber doch recht hektisch dadurch. Keine Entwicklung, keine retardierenden Elemente (die mir vor allem in Krimis und Thrillern wichtig sind), keine Nebenstränge. So ein Buch würde ich nie lesen, warum sollte ich es dann hören?

    Ich frag mich ja, für wen diese Abkürzungen gemacht sind.

    Für Leute, die Lesen nicht mögen? Ich lese ja auch noch parallel richtige Bücher, so aus Papier und so, vielleicht bin ich die lange Form einfach zu sehr gewohnt. Aber das waren ziemlich sicher die letzten gekürzten Bücher, die ich gehört habe.

    (Und, mal ganz am Rande: Manche Bücher werden auch durch Kürzen nicht besser, beispielsweise die unnötig zu Büchern aufgeblähten Artikel von Chris Anderson. Aber das ist ein anderes Thema....)

    27.9.09

    Ein paar erste unzusammenhängende Gedanken zur Wahl

    Ich war lange genug in der SPD, um den Tag heute als (ja, vielleicht verdient, aber doch) bitter zu erleben. Und der groteske Auftritt von Steinmünte im Willy-Brandt-Haus so kurz nach den ersten Prognosen war doch allzu durchschaubar als Versuch, die ersten Pflöcke einzuschlagen. Obwohl ich die sich dann durch den ganzen Abend ziehenden historischen Anspielungen andererseits brillant fand - die große Geschichte dieser einst so großen Partei ist das einzige, was ihr jetzt noch bleibt.
    __________

    Als ich mit dem damaligen Landesvorsitzenden der FDP in Hamburg eng zusammen arbeitete, hatte ich gewisse Sympathien für diese Partei, die immer dann gestoppt wurden, wenn mir einfiel, dass Westerwelle der Vorsitzende ist. Heute erinnerte ich mich daran, wieso das so war. Ich hab ihn ja seit Jahren nicht mehr im TV gesehen, heute reichte für die nächsten Jahre, auch wenn dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen wird.
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    Rund 10% für die Grünen - und trotzdem nur die fünfte Kraft, das ist schon verrückt. Dass es nicht dafür reicht, die so genannte Linke und die FDP zu überholen, ist doof. Aber dass die ehemals "Kleinen" so groß sind, freut mich, über alle Parteigrenzen hinweg. Ich halte dieses Zusammenrücken der Parteien hinsichtlich ihrer Größe für eine gute Entwicklung. Die CDU bleibt noch für vier Jahre volksparteiähnlich, die SPD muss eine neue Rolle suchen, wenn sie nicht zum Traditionsverein werden will, aber die anderen Parteien sind schon in der neuen Zeit angekommen - thematisch enger, aber weltanschaulich offener als frühere Parteien. Ja, auch die Linke und die FDP würde ich da schon sehen.
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    Denkbar ist, dass es eine Regierung geben wird, anders als in den letzten vier Jahren Stillstands. Die wird vieles falsch machen aus meiner Sicht, aber sie wird, mit etwas Glück, etwas tun. Um mich und meine Familie habe ich wenig Sorge - wir dürften eher zu den persönlichen Gewinnern einer FDP-Regierungsbeteiligung gehören, auch die Konzepte zu den Steuerfreibeträgen für Kinder, die die Union immer noch vor sich her trägt, würden uns persönlich nutzen. Ich denke aber, dass es schädlich für dieses Land ist, wenn Regierungshandeln Menschen wie mir die größten Vorteile bringt. Und das macht mich ein bisschen ärgerlich.
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    Trotzdem besteht kein Grund, jetzt den Sand in den Kopf zu stecken.

    23.9.09

    Wenn sich etwas ändern soll....

    ... in diesem Land, dann müssen die Grünen stärker werden als die FDP. Ganz einfach:









    Oder etwas ausführlicher:

    Wer am Sonntag die SPD wählt, wählt faktisch die so genannte "Große Koalition", denn solange die SPD ein Bündnis mit der so genannten "Linken" ausschließt, ist eine Regierungsbildung ohne die CDU nicht möglich. Für niemanden (egal was auch meine eigene Partei dazu sagt). Wer also die CDU-SPD-Regierung klasse findet, soll ruhig SPD wählen. Einfach.

    Die einzige Konstellation, die überhaupt ermöglicht, dass die Pattsituation in diesem Land, die durch die fiktive Lagerbildung ausgelöst ist, sich auflöst, wäre, wenn die Grünen - eben - stärker werden als die FDP. Denn nur dann ist (1) schwarz-gelb nicht stark genug, um allein zu regieren und (2) grün stark genug, um neue Konstellationen zu überleben.

    Hamburg zeigt, dass ein Regieren jenseits der vermeintlichen Lager geht. OK, Hamburg ist nicht der Bund, aber Projekte wie eine echte Schulreform, Stadtwerke, eine umfassende Justizreform - um nur mal drei Leuchtturmprojekte zu nehmen - wären beispielsweise mit der SPD in dieser Stadt nicht mal möglich gewesen. Die Respektlosigkeit, mit der Sozen mit Koalitionspartnern umzugehen pflegen, die sie als natürliche Anhängsel sehen, ist ja bereits legendär. Die Kompromissbereitschaft der CDU überraschend.

    Mit der Erfahrung von Hamburg im Rücken mag vielleicht sogar die FDP ihre Optionen noch einmal überdenken - aber auch das wird nur möglich, wenn die Grünen stärker sind als die FDP, sie also andernfalls in die Bedeutungslosigkeit zu sinken droht. Allerdings so ganz in echt? Da halte ich die von der SPD und Teilen der Grünen so sehnsüchtig beschworene Ampel nicht nur für unrealistisch - sondern auch für weniger wünschenswert als schwarz-grün. Zur SPD siehe oben, zur FDP erübrigt sich jeder Kommentar. Die FDP zu verhindern, sollte das vorrangige Ziel dieser Wahl sein.

    Egal wie: Vor der Landtagswahl in NRW gibt es keine realistische Machtperspektive für eine Regierung ohne die CDU. Und da die Bilanz der CDU-SPD-Regierung weniger als mager ist, wäre es lohnend, auszuprobieren, ob die Grünen der CDU eine sinnvollere und bessere Politik abtrotzen können als die SPD. Wiederum: Hamburg ist ermutigend für dieses Ziel.

    Und angesichts der faktischen Äquidistanz der Grünen zu CDU und SPD ist mir fast schon egal, wer unter uns Bundeskanzlerin wird.

    22.9.09

    Denkt ihr schon oder feiert ihr noch?

    Was ich mich seit ein paar Tagen frage: Ist es eigentlich ein Zeichen von Naivität, Dummheit oder einfach nur pubertärer Besoffenheit ob der eigenen gefühlten Bedeutung, was rund um das groteske JF-Interview und die noch groteskere Erklärung des Piratenfunktionärs passiert? Oder war die Gramschi-Lektüre der Neuen Rechten in den 90ern doch noch erfolgreicher, als ich dachte?

    Naja, es ist alles dazu gesagt.

    21.9.09

    Das Märchen von den Nerds

    Irgendwie schreibt Jens Scholz immer wieder die großen Artikel, die im Grunde vollständig zitiert werden müssen. So wie gestern mal wieder mit seinem Nerd-Beitrag als Antwort auf Schirrmachers länglichen und wie immer etwas verschwurbelten Nerd-Beitrag.

    Ja, was Jens da schreibt, ist subjektiv. Aber wir sind ungefähr ein Alter und ich fühle mich - nicht in allen Details, aber doch im Prinzip - an mich erinnert. Und das, obwohl ich kein Nerd im engeren Sinne war. Sondern eher so:
    Klar, wir saßen zwar immer etwas abseits, das lag aber weniger daran, daß wir Angst vor Menschen hatten sondern daran, daß wir z.B. in Ruhe lesen oder über ein interessantes Thema reden wollten. Das macht man halt nicht in Gruppen pubertär herumschnatternder Cliquen. Ich habe mich dabei auch nie ausgegrenzt gefühlt. Klar konnten andere eventuell nicht so viel mit den Themen anfangen, die ich toll fand, aber wenn ich mir den Blick von euch Nicht-Nerds auf uns so betrachte, scheint ihr zu glauben, wir hätten darunter gelitten. Haben wir nicht. Wir haben es noch nicht einmal bemerkt, für uns war das eine gegenseitige Toleranz: Wir haben uns nicht für Fußball interessiert, warum also sollte sich jemand mit unseren Interessen beschäftigen, wenn er damit nichts anfangen kann?

    (Jens Scholz)
    Computer waren nix für mich damals, sie waren mir selbst irgendwie zu langweilig (und meine Eltern haben, wie ich ja immer wieder zum Besten gebe, auf meinem Rücken den Kulturkampf gegen Computer geführt, obwohl wir einer der ersten Haushalte mit BTX waren, aber das ist eine andere Geschichte). Ich habe aus einer Kombination aus Lego, Bauklötzen, dem alten Plattenspieler meiner Eltern und meinem Kassettenrekorder eine stylische Kompaktanlage gebaut und mit dem Schmeil-Fitschen Pflanzen bestimmt. Alle Dostojewski-Romane gelesen und so was wie Kampf um Rom oder Krieg und Frieden. Ich wusste alles über die Römer, konnte lateinische Stehgreifreden halten und hatte zu allem eine Meinung.

    Ja, ich war irgendwie ein Nerd, auch wenn ich mich bis gestern eher als intellektuellen Snob bezeichnet habe. Aber abgesehen davon, dass ich keinen Aktenkoffer hatte, sondern bis zum Abitur mit meinem roten Scoutranzen aus der ersten Klasse rumlief, finde ich mich in Jens' Beschreibung wieder.

    Lesebefehl, falls ihr es noch nicht getan habt.

    Was mach ich bloß mit TV?

    Und das mir, wo ich doch immer so stolz bin, dass ich quasi nicht mehr fernsehe, außer hin und wieder bei Wahlberichterstattung und bei Sport. Aber ich lebe ja nicht allein, und darum stellt sich nun, da die Detailplanungen zum neuen Haus weit fortgeschritten sind, eine wichtige Infrastrukturfrage: Wie organisieren wir, dass bei uns TV möglich ist?

    Mal die Rahmendaten:
    • teilweise sehen drei Leute gleichzeitig in verschiedenen Räumen fern (hey, ich hab zwei jugendliche Kinder und ein Au Pair).
    • parallel sollen mindestens drei Leute breitbandig im Web unterwegs sein können und beispielsweise MMOG spielen.
    • zwei Telefonleitungen und fünf Nummern sind Pflicht.
    Und nun? Wen lasse ich die letzten Meter von der Straßenkante in mein Haus ein Kabel verlegen? Nur die Telekom, so dass ich alles drei über IP mache? Oder nur Kabel Deutschland? Oder beide? Oder doch eine Schüssel aufs Dach?

    Gefühlt tendiere ich zu IPTV von der Telekom - aber ich weiß darüber zu wenig und im Telekomladen im AEZ war nur ein Nichtsmerker, der mir mit seiner Privatempirie kam, als ich ihn fragte, was denn passiert, wenn drei Leute parallel verschiedene Sendungen gucken, vor allem mit der Internetverbindung. Und was ich denn an Bandbreite real habe bei uns da draußen.

    Meine Überlegungen sind zzt so:
    • Kabel für TV hat den Vorteil, dass ich kein Gerät brauche, das ich zwischen den Fernseher und das Kabel schalte - wenn es noch analoges Kabel gibt. Kann man das noch neu kaufen überhaupt? Und dann fallen neben den Installationskosten (mehrere hundert Euro) noch monatliche Kosten an. Internet über Kabel klingt ok, aber Telefon irgendwie nicht.
    • Satellit mag ich nicht, ich weiß auch nicht, wie ich das gestalten muss, so dass in jedem Zimmer eine Buchse wäre aber nur ein Receiver? Oder brauche ich überall einen? Und wie schließe ich die an die Schüssel an? Gibt es da Grenzen? Immerhin hat es keine Folgekosten...
    • IPTV finde ich charmant, ich brauche kein Koaxialkabel im Haus, sondern nur LAN-Kabel, die ich ohnehin verlegen will. Aber ich brauche zu jedem Fernseher einen Decoder. Und frisst das dann meine ganze Bandbreite auf? Gibt es da Grenzen? Kann mir das mal einer so erklären, dass ich es verstehe? Wie finde ich raus, ob das überhaupt geht, ob also die Bandbreite, die die Telekom anliefert bei uns, reicht für das, was ich in der Praxis will? Und wie werden die realen Kosten sein?
    Irgendwer eine Idee? Oder eine Meinung?

    16.9.09

    Das Ende des Rechts-Links-Schemas



    Meine älteren Jungs fragen mich angesichts der Wahlplakate und ihres Gemeinschaftskundeunterrichts nicht nur, warum ich grün wähle und da sogar Mitglied bin, was ich ihnen erklären kann. Sie fragen mich auch nach den anderen Parteien und wofür die so stehen.

    Das versuche ich, so fair wie möglich zu beantworten - merke aber mehr und mehr, dass die alten Muster von links oder rechts, von konservativ oder fortschrittlich, liberal oder wasweißich nicht mehr greifen.

    Also habe ich mit zwei wesentlichen Dimensionen gearbeitet, als sich rausstellt, dass meine Aussage, es gäbe zwei liberale (FDP und Grüne) und drei konservative (die anderen drei) Parteien, verwirrend ist - vor allem weil sie der üblichen Darstellung in den Medien widerspricht, obwohl ich sie weiterhin für im Prinzip richtig halte.

    Die beiden Dimensionen sind die Achse Freiheit/ Regeln einerseits und die Frage, ob es darum geht, dass jeder selbst klarkommen soll oder die Starken die Schwachen unterstützen sollen. Ich weiß, auch diese Dimensionen bilden es nicht vollständig ab, aber bei aller Vereinfachung finde ich sie überzeugender als die platten recht-links-Schemata der Medien.

    Was daran für mich deutlich wird, ist vor allem dieses:

  • es erklärt, warum eine CDU/SPD-Koalition funktioniert und warum ich sie nicht mag.
  • es erklärt, warum eine Ampel oder Schwampel von den beiden freiheitlich orientierten Parteien so wenig gewollt wird.
  • es erklärt, warum dieser Staat so paternalistisch ist, wenn rund 70% der Wähler regelorientierte Parteien wählen...
  • Was denkt ihr? Ich stelle dieses Modell und meine Einordnung der Parteien in dieses Schema hiermit zur Diskussion.

    14.9.09

    Mal nur Männer

    Reiten ist ja so ein Meedchending. Oft jedenfalls. Für Jungs ist das toll: sie sind oft allein unter Frauen. Für mich ist es nett, ich mag Frauen und Mädchen. Aber mal so ein Männerkurs, das hat auch was.

    Gestern hat unser Verband, der IPZV Nord (Islandpferde Zucht- und Sportverein), einen Reitkurs nur für Männer veranstaltet. Großer Spaß, sehr entspannt und latent frauenfeindlich ging es zu. Also ein rundherum gelungener Sonntag auf dem Hof.

    Und weil ich mich habe breitschlagen lassen, was für die Vereinszeitschrift zu schreiben, hab ich auch mal gleich ein kurzes Video gebaut:



    (Musik ist übrigens die Hymne aller Islandpferdereiter Ri∂um Ri∂um von Gabriel Kent und Lars Jacobsen)

    5.9.09

    Keppni 09

    Eines von zwei Turnieren auf dem Hof, wo wir unser Pferd stehen haben. Secundus wird auch noch mitreiten, beim Fahnenrennen und bei der Viergang-Prüfung. Jedenfalls ist es das gesellschaftliche Ereignis bei uns auf dem Hof....

    Ein paar Impressionen:

    4.9.09

    Ich werde nicht taktisch wählen

    Die meisten Bundestagswahlen habe ich im Wahlkreis 23, Hamburg-Wandsbek, gewählt. Und immer den Direktkandidaten der SPD, denn Wandsbek ist einer der zwei Wahlkreise in Hamburg, in denen es meistens knapp zugeht. Bis auf das eine Mal, als Horn, wo wir damals wohnten, zum Wahlkreis Bergedorf gehörte, kannte ich meinen Wahlkreiskandidaten auch persönlich (immerhin war ich ja auch lange in der SPD), was mich manchmal bestärkt hat und einmal nicht abgehalten hat, ihn oder sie zu wählen.

    Dieses Mal werde ich nicht taktisch wählen. Denn Ingo Egloff, den Kandidaten der SPD und Landesvorsitzenden der Partei, kann ich einfach nicht wählen. Es geht nicht. Obwohl ich ihn nicht persönlich kenne. Dabei ist es ja nicht mal die Art, wie er in den absurden Krisen der SPD hier in der Stadt (Stimmenklau, Annen-Abwahl) agiert und agiert hat, auch wenn das allein schon Grund genug wäre. Auch nicht, dass seine ganze Ausstrahlung all das vereint, was ich an Sozialdemokraten nicht mag. Nicht mal, dass ich Mitglied einer anderen Partei bin. Das, was mich wirklich stört und mir schon klar gemacht hat, dass ich ihn nicht wählen werde, bevor ich wusste, wer für uns Grüne hier in Wandsbek antritt, ist wie er den von mir sehr geschätzten (ja, ich weiß, da bin ich einer der wenigen) aktuellen Abgeordneten Ortwin Runde abgesägt verdrängt hat.

    Runde mochte ich schon immer (obwohl er seinen verstorbenen Spitz immer kläffend und ohne Leine ausgeführt hat). Er ist bald wieder quasi mein Nachbar. Er kann nicht reden, ist aber klug (ja, wirklich) und besonnen und steht für eine gute Phase in der ehemaligen SPD-Dauerregierung dieser Stadt, nachdem ich Vorscherau gestürzt hatte.

    Auch nachdem ich bei den Grünen Mitglied wurde, habe ich immer sehr damit gehadert, wie ich es mit den Direktkandidaten halten soll, denn an sich ist es ja nicht richtig, jemanden, den ich am liebsten als Abgeordneten sähe, nicht zu wählen, nur weil ich mit meiner Meinung nicht in der Mehrheit bin. Jetzt hat mir die SPD und ihr Kandidat die Entscheidung erleichtert, und dafür bedanke ich mich recht artig. Und wähle Anjes Tjarks.

    27.8.09

    Ja, wirklich: Leaving. Moving On.

    english summary:
    Yes, It's true, I am leaving Edelman to move on and join Achtung, a local german communications firm. From Dec 1st I will be their director digital strategy and work for all their teams - advertising, pr, event and so on. It's exciting. Today, both Edelman and Achtung announced my move, so I already blog it although I will be still with Edelman for the next couple of weeks.


    Da Edelman und Achtung es heute bekannt gegeben haben, kann ich auch darüber sprechen: Ja, es ist wahr - ich werde wohl am 1.12. als Managing Supervisor Digitale Strategie bei Achtung anfangen und dann Edelman verlassen. Auch wenn es noch einige Zeit hin ist, freue ich mich darauf.



    Für einen Abschied und so ist es noch zu früh, das wird kommen. Aber schon jetzt will ich eines dazu sagen: Mehr als drei Jahre bin ich jetzt bei Edelman, zwei Jahre davon habe ich als Head of Social Media Europe den Ausbau der Teams hin zu einem kreativen und kenntnisreichen Vorreiter in dem, was wir Online Engagement nennen, koordiniert. Und ich habe fast jeden Tag davon genossen. Es ist noch ein gutes Stück Weg zu gehen, wie für alle, aber der Anfang ist gemacht - und die Veränderungen, die das partizipative Netz als Massenphänomen für die Kommunikation bedeuten, sind angenommen. Klingt jetzt irgendwie staatstragend, ich weiß. Aber es ist ein gutes Gefühl, wenn ein Wechsel zur richtigen Zeit kommt - und das denke ich. Dass ich bei Achtung für alle Teams und mit allen Teams - PR, Werbung, Event, CRM und so weiter - werde arbeiten können, tut ein Übriges.

    Es kommt eine Zeit des Übergangs für mich. Und dann wird alles neu...

    21.8.09

    Verrohung der Sitten

    Ich werde in meinen Seminaren oft gefragt, warum ich so viel ins Internet reinschreibe, warum andere Menschen und ich so relativ viel von uns preisgeben. Nun finde ich gar nicht, dass ich sooo viel von mir preisgebe, aber das ist ja Geschmackssache. Nicht mehr Geschmackssache ist es, wenn Medien und Arbeitgeber detektivisch vorgehen, um sich über Menschen zu informieren, die ihnen diese Infos nicht freiwillig gegeben haben.

    Hier sind - da hat Christian Stöcker auf SpOn Recht gehabt - die Spielregeln unserer Gesellschaft noch nicht fertig ausgehandelt. Ich bin mir nicht zu 100% sicher, wie ich diese Regeln gerne hätte, aber das, was eine Umfrage für die Bundesregierung herausgefunden haben soll, finde ich bedenklich und bezeichne ich als "Verrohung der Sitten". In der Berliner Zeitung lese ich:
    Die Arbeitgeber in Deutschland greifen bei ihrer Personalauswahl immer häufiger auf persönliche Daten von Bewerbern aus dem Internet zurück. Dabei werden die Stellensuchenden zum Teil systematisch auf ihre Hobbys, Interessen, Meinungsäußerungen oder auch private Vorlieben hin getestet. Viele von ihnen werden wegen dieser oft arglos ins Internet gestellten Angaben später nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. (Berliner Zeitung, Tipp von @50hz)
    Was ich fast noch interessanter finde als die Umfrageergebnisse, ist die Reaktion der Verbraucher(schutz)ministerin:
    Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU), deren Haus die Studie in Auftrag gegeben hatte, warnte die Bürger vor einem allzu freizügigen Umgang mit persönlichen Informationen im Internet. „Die unbekümmerte Preisgabe persönlicher Daten im Netz kann zum Stolperstein für die berufliche Karriere werden“, sagte Aigner dieser Zeitung. (Berliner Zeitung)
    Nennt mich naiv - aber für mich wird eher andersherum ein Schuh draus: Ich möchte nicht bei einem Unternehmen arbeiten, das mich nicht zu einem Gespräch einlädt, weil ich meine Meinung online äußere oder weil ich Bilder meine Kinder irgendwo poste oder sich Bilder von mir auf Partys finden lassen. Ich wäre mir ziemlich sicher, dass ein solches Unternehmen und ich nicht zusammen passen.

    Mittelfristig werden sich Unternehmen, die so handeln, wie es die Umfrage für einen Teil (immerhin nur eine Minderheit) beschreibt, ganz sicher Probleme haben, gute und engagierte Mitarbeiter zu finden. Denn Bewerber, die ängstlich auf dieses Thema starren ("Karrierefalle") wie das Kaninchen auf die Schlange, werde ich in vielen Bereichen nicht wirklich brauchen.

    14.8.09

    Aufregende Zeiten

    Wieder einmal liege ich wach und überlege, warum wir so sind, wie wir sind. Ob es uns nicht gelingen kann, einmal ein ruhiges Jahr zu haben, wenigstens mal ein ruhiges halbes Jahr? Oder ob es nun einmal so ist, wenn wir nicht nur viele sind, sondern auch lebhaft, wach, voller Pläne und Ideen.

    Und so stehen wieder einmal große Veränderungen an, die wichtigste sicher, dass wir in ein paar Wochen nun wirklich beginnen werden, hier unser neues, eigenes Haus zu bauen:


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    Warum wir dann gleichzeitig auch alle anderen Punkte unseres Lebens (jetzt bis auf unser gemeinsames Leben, das steht ja glücklicherweise schon mal gar nicht und grundsätzlich nicht und freudig nicht zur Disposition) überdenken, planen, durchrütteln - das weiß ich auch nicht. Vielleicht, weil es Zeit ist. Vielleicht, weil uns das gefällt. Vielleicht, weil wir nicht anders können und nach einiger Zeit immer unruhig werden.

    Andererseits kann es mich nicht schocken, wenn alles in Fluß gerät, denn es ist ja nie alles. Dass es diese wunderbare und beglückende, immer noch nach über 16 Jahren jeden Tag richtige Konstante gibt, diese Stabilität in dem, was wirklich wichtig ist, das Vertrauen und das Wissen, gemeinsam zu gehen, egal was kommt und wohin der Weg führt - dass es dies gibt, macht es leicht und macht mich wirklich, wirklich glücklich.

    Und dankbar.

    11.8.09

    Bis hierhin

    Ich bin und bleibe bei Schäuble immer hin und her gerissen, denn ich sehe durchaus seine Überzeugungen an einigen Stellen, die mir auch wichtig sind (Islamdebatte, Wertedebatte), anderes bleibt mir schleierhaft (seine Lektüretipps teilweise) und noch anderes halte ich für gefährlich. Darum ist die Remix-Aktion mit seinem Wahlplakat (Slogan: "Wir haben die Kraft für Sicherheit und Freiheit") so wunderbar. Und während - wie immer - sehr viel Blödsinn dabei rauskommt, gibt es auch sanfte, tolle Entwürfe. Wie diesen hier (direkt von flickr eingebunden, das Bild habe ich also nicht, falls es eine Urheberrechtsverletzung darstellt, wird es hier automatisch mit entfernt, wenn es von flickr entfernt werden sollte):



    4.8.09

    Zwei Wochen Nordsee

    ... liegen hinter uns. Sehr wechselhaftes Wetter, das war etwas schade, aber wir waren trotzdem baden, reiten, radeln, grillen, ausfliegen, schlafen, lesen, Softeis essen und so weiter. Sagte ich schon, dass zwei Wochen irgendwie zu kurz sind?

    16.7.09

    Was ich gerne mag an diesem Interweb

    Ja, auch Kampagnen, an denen meine Kolleginnen beteiligt waren, sind schon "Opfer" der Kreativität derer geworden, die Vodafone nun die Generation Upload nennt. Das kann auch weh tun.

    Was ich aber immer wieder erstaunlich finde, ist, mit welcher Hingabe, Genauigkeit und eben - ja - Kreativität Menschen sich über Werbung, Kommunikation, Ideen hermachen und sie umdeuten, beispielsweise weil sie sie nicht für glaubwürdig halten. Als jemand, der selbst Kommunikation als Beruf hat, habe ich mich mit der Vodafone-Debatte zurück gehalten und nur drüben in meinem PR-Blog mehrfach die Implikationen jenseits des konkreten Falles beleuchtet.

    Aber der dürre und - so finde ich es - dumme Post im Vodafoneblog zum Vorwurf, dass Vodafone allzu willfährig auf die Zensurwünsche der Regierung reagiert habe (siehe dazu Vetters law blog, da ist alles gesagt), hat mich doch mehr als nur kopfschüttelnd zurück gelassen. Zumal ich, obwohl ja am Thema interessiert und halbwegs engagiert, Vodafones Verhalten gar nicht mitbekommen hatte, sondern erst im Zuge der aktuellen Kampagne darauf gestoßen bin (übrigens auch ein interessanter Nebeneffekt, wenn man sich auf den Spielplatz Social Media begibt).

    Was ich eigentlich sagen will, ist dies: Ich finde - aus dem politischen Kontext der Anti-Zensur-Aktion heraus - diese Version des Werbespots großartig und kreativ:

    Vodafone-Werbung "Heroes" Satire from Generation Upload on Vimeo.

    14.7.09

    Ich bin Zeitungskäufer

    Und fühle mich gut. Nicht nur, weil ich meine Kinder (zwischen vier und dreizehn Jahren inzwischen) nach und nach an eine alte und mir liebe und vertraute Kulturtechnik heranführe, sondern auch, weil ich weiß, dass ich nicht allein bin:



    had tip via Twitter (Mario Sixtus)

    13.7.09

    Große und kleine Jungs



    Nicht nur Jungs, auch Mädchen finden Kletterwälder toll, ich weiß. Irgendwie ist es für mich trotzdem gefühlt ein Jungsspielplatz, vielleicht, weil es etwas damit zu tun hat, sich zu beweisen.

    Nun bin ich schon so oft in letzter Zeit nicht mit rein, aber gestern, bei Secundus' Geburtstagsfeier, war ich schon neidisch auf die Kinder. Muss ich dringend auch mal machen.

    Der neue Kletterwald Hamburg hat direkt bei uns um die Ecke aufgemacht, was es so einfach machte, ihn hin und wieder zu besuchen (mal von den Kosten abgesehen).

    Lustig übrigens, dass es vor allem Männer sind, die aus der schwersten Tour gerettet und abgeseilt werden müssen. Oder eher typisch, oder?

    12.7.09

    Ich hab mal noch keine abschließende Meinung

    Auch das kommt vor, fühlt sich fast merkwürdig an. Zum Vodafone-Dingens-PK-Facebook-Dings. Aber ich hab trotzdem das eine oder andere dazu geschrieben, denn ich mache mir ja auch Gedanken, die noch nicht fertig sind, sondern die ich zur Diskussion gestellt habe.

    Drüben, in meinem PR-Blog für Edelman.

    8.7.09

    Helden für einen Tag

    ... erlebe ich immer wieder. Im Büro, zu Hause, in den Schulen. Jede Menge Kleinigkeiten, auf die ich bei meinen Kindern stolz bin beispielsweise.

    ... und aus gegebenem Anlass das wirklich großartige Lied von David Bowie, danke an Uwe Knaus (disclosure: Kunde), dass er es getwittert hat:

    5.7.09

    Hamburger Aufruf für längeres gemeinsames Lernen

    Ich habe ja schon häufiger für die aktuelle Hamburger Schulpolitik geschrieben. Als jemand, der mit bisher einem eigenen Kind erlebt hat, dass es nach der vierten Klasse zu schwer ist, eine verantwortliche Entscheidung zur Schullaufbahn zu treffen (weshalb wir Secundus im Laufe der sechsten Klasse die Schule und Schulform haben wechseln lassen). Dass den meisten Gymnasien darüber hinaus die Zumutungen der Schulreform pädagogisch gut tun werden, ist meine Überzeugung nicht nur aus dem Erleben als Vater und Elternfunktionär, denn von allen aktuellen Schulformen ist das Gymnasium zwar die am meisten von Familien angewählte aber auch die rückständigste und pädagogisch und organisatorisch absurdeste.

    Darum unterstütze ich den Hamburger Aufruf:

    Unser Schulwesen, wie es derzeit organisiert ist,
    verlangt Eltern von Viertklässlern eine Entscheidung darüber ab, welche weiterführende Schulform ihr Kind besuchen soll. Diese Trennung von Zehnjährigen ist äußerst fragwürdig, denn es gibt keine zuverlässigen Kriterien für eine solch frühe Aufteilung. In diesem Alter können weder Lehrer noch Eltern die Entwicklungsmöglichkeiten des einzelnen Kindes angemessen einschätzen.

    Diese frühe Entscheidung hat zur Folge,
    dass Kinder aus sozial benachteiligten Elternhäusern eher nicht fürs Gymnasium angemeldet werden, auch wenn ihre Leistungen in der Grundschule nicht schlechter sind als die anderer. Hier werden für viele die Weichen  falsch gestellt: Spätentwickler und potenzielle Talente werden hier leichtfertig aufgegeben.

    Unsere Kinder sind unsere Zukunft
    – das darf kein hohles Schlagwort bleiben! Unsere Kinder sind die Leistungsträger von morgen, darum ist es unsere Aufgabe heute, ein modernes Schulwesen zu entwickeln, das dem Rechnung trägt. Andere europäische und außereuropäische Länder machen es uns vor: längeres gemeinsames Lernen führt zu einer besseren Förderung aller – der Leistungsstärkeren und der Leistungsschwächeren. Die Ergebnisse der PISA-Untersuchungen führen es uns regelmäßig vor Augen.

    Hamburg bereitet jetzt eine Schulreform vor, die
    Primarschule, die uns erstmals die Möglichkeit bietet, in Sachen Bildung Anschluss an die internationale Entwicklung zu finden. Es besteht nun die Chance, allen Schülerinnen und Schülern mehr gemeinsame Lernzeit einzuräumen. Unsere Kinder können hier ohne Vorauslese individuell gefördert und gefordert werden, um ihre Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Die so genannte Primarschule verbindet die Kompetenzen der Grundschule mit den Anforderungen der ersten Jahrgänge der weiterführenden Schulen. Alle Kinder bekommen hier deutlich bessere Startchancen für den weiteren Bildungsweg, unser Bildungssystem wird gerechter und mehr Kinder schaffen einen Schulabschluss.

    Diese Schulreform verlangt von uns Veränderungen von Strukturen und Denkgewohnheiten
    , mit denen wir jahrzehntelang gelebt haben – das kann Verunsicherung und Ängste auslösen.  Solche Gefühle dürfen uns allerdings aber nicht daran hindern, ein überaltertes, ungerechtes Schulsystem zu modernisieren. Unverantwortlich ist es, diese Verunsicherungen und Ängste zu schüren, um zu erreichen, dass alles bleibt, wie es ist. Das kann sich eine weltoffene Stadt wie Hamburg nicht leisten. Deshalb haben sich nun Hamburger Bürgerinnen und Bürger zusammengeschlossen, um öffentlich dafür einzutreten, der Primarschule zum Wohle unserer Kinder und aller Hamburger zum Erfolg zu verhelfen.

    Helfen auch Sie mit Ihrer Unterschrift.

    Ich unterstütze die sechsjährige Primarschule als einen sinnvollen ersten Schritt hin zum längeren gemeinsamen Lernen, bei dem alle Kinder und Jugendliche individuell gefördert werden.

    Update 7.7.:
    Wer den Aufruf auch unterschreiben mag, schicke eine Email an Sabine Boeddinghaus. Ja, ich weiß, kompliziert, aber macht das mal trotzdem....

    Sommerhit

    Nein, nicht unsere sehr - äh - ungewöhnliche Kirsch-Banane-Marmelade, die wir gestern entwickelt haben und die irgendwie latent an die 80er erinnert, als jeweils der- oder diejenige, die dran war mit fahren, Kiba im Sweetwater oder im Irrlicht trinken musste, die aber trotzdem erstaunlich gut schmeckt (also die Marmelade jetzt). Nein auch nicht das Baden im Großensee nach dem Reiten.

    Sondern - ich gestehe, ich bin Mainstream - das hier:



    Vor einigen Wochen hab ich es durch Zufall im Radio gehört (denn eigentlich höre ich ja gar kein Radio, wie und wann auch), dann fing Quarta an, den Refrain immer vor sich hin zu singen: Ich hab zwanzig Kinder, meine Frau ist schön. Dann bin ich also auf die Suche gegangen.

    Und weil aus einem mir nicht bekannten Grund mein iPod den US-itunes-Laden voreingestellt hat, hab ich es erstmal nicht gefunden, so dass ich Quarta das Video direkt auf YouTube vorspielen musste, als ich sie gestern ins Bett brachte. Wie gut, dass mein iPod genau das kann. Puh.

    Nun also seit einer Stunde im Dauerloop. Ist irgendwie klasse. Mein Sommerhit.
    (so lange, bis wir falls es im Urlaub in Henne an der Nordsee regnen sollte, alle Folgen Gilmore Girls erneut sehen werden, das ist fest eingeplant und würde dann diesen Hit ablösen. Ich glaub ja kaum, dass ich das zugebe und auch noch ankündige.)

    1.7.09

    E-Identität

    Während mein Kollege und Freund Steve Rubel sich gerade intensiv Gedanken macht, wie er seine Onlineauftritte zusammenfasst und wo er was wie darstellt, bin ich weiterhin am experimentieren. Das Konzept des Lifestreams, der Zusammenfassung der Online-Lebensäußerungen, mag ich - und nutze zurzeit dafür Storytlr, einen Service, der von vier Jungs aus Belgien gebaut wird (und auch, wenn es immer wieder zu Schwierigkeiten kommt, ist es bisher der mich am meisten überzeugende Weg, Dinge in einem Zeitstrahl zusammen zu führen). Dorthin habe ich auch eine meiner Domains umgeleitet.

    Ich mag es, dezentral mal hier und mal da kurze Updates zu schreiben und längere Stücke hier im Blog. Ich mag es, dass meine Bilder bei meinen Bildern sind, aber irgendwie dann doch zusammen laufen mit dem Rest. Und meine Bookmarks und so weiter. Mein Lifestream ist meine Visitenkarte, die ich jeden Tag fortschreibe (deshalb macht es mich auch immer wieder so ungeduldig, wenn storytlr nicht so funktioniert, wie es soll, aber das war mit Jaiku auch so, dem ersten Lifestreamservice, den ich genutzt habe damals, kurz bevor Google die gekauft hat).

    Was mir bisher nicht wirklich einleuchtet, ist, warum ich einen dieser E-Identitätsservices brauche. Ok, my-name-is-e hat lustige Möglichkeiten wie dieses kleine Ding hier, das ich in einen Post oder in mein Blog oder so einbauen kann:



    Aber sonst? Brauche ich das? Oder soll ich Menschen weiterhin lieber auf meinen Social Madia Tag hinweisen (luebue) oder auffordern, meinen Namen in eine Suchmaschine einzugeben?

    27.6.09

    Das ist der Gartensommer

    Mehr noch als das Grillen (ja, das ist auch wichtig im Gartensommer) ist es das Obst, das den Sommer im Garten so schön sein lässt. Heute nun ist endlich der erste Tag, an dem unsere Kirsche geerntet werden können - zumindest die ersten, die schon dunkelrot sind. Und nachdem heute früh die Kinder im Baum waren, habe ich einen Eimer voll gemacht...



    Die Walderdbeeren an der Seite sind schon aufgegessen, die paar Himbeeren, die wir dieses Jahr haben, auch. Die Stachelbeeren mag kaum einer, da bleiben also noch welche für mich. Und die Johannesbeeren sind alt, die tragen nicht mehr viel. Gespannt bin ich auf die ebenfalls uralte Pflaume. Eigentlich müsste die dieses Jahr noch mal wieder ein bisschen was für uns haben....

    Bis zu den Äpfeln ist es noch weit. Aber wenn es mit den Kirschen losgeht, immer am letzten Juniwochenende, ist für mich der Sommer da. Egal wie das Wetter dann ist.

    23.6.09

    Von Piraten und anderen Freibeutern

    Ich kann diejenigen verstehen, die mehr als enttäuscht sind, wie sich insbesondere die SPD-Abgeordneten und auch die 15 Grünen, die sich enthalten haben, in der Frage der Einführung von Zensur unter dem Deckmantel der Bekämpfung von Kinderpornographie verhalten haben. Obwohl ich mit der professionellen Brille des PR-Menschen den Schachzug brillant finde (allerdings nicht sicher bin, ob er vom BKA oder vom Ministerium ausgeheckt wurde), den Zensurwunsch mit dem Kampf gegen Kinderpornographie zu verbrämen, ist dies auch aus meiner Sicht einer der größten Skandale meiner bewusst erlebten politischen Zeit - vielleicht nur noch übertroffen von den seinerzeitigen Petersberger Beschlüssen der SPD unter Engholm.

    Ich kann diejenigen verstehen, die sich nun auf die Suche nach einer Alternative machen und die Piratenpartei für sich entdecken.

    Ich kann das verstehen und halte es für falsch.

    Das hängt mit zwei wesentlichen Punkten zusammen:
    1. Ich bin skeptisch bei monothematischen Parteien. Das Leben und die Themen sind vielfältiger. Die Grundgefahr monothematischer Gruppen zeigt sich bei einem Blick in die Kommunalpolitik, die oft von solchen bunten und heterogenen Gruppen geprägt ist, die über ein Thema - sei es die Umgehungsstraße oder die Müllverbrennungsanlage - in die Gemeinderäte kommen und an allen anderen Themen scheitern oder populistischen Müll produzieren. Ein Thema ist mir zu dünn. Faktisch sind die Piraten meiner Meinung nach unpolitisch.
    2. Ich halte es für falsch, das freiheitliche Lager zu spalten und damit weiter zu schwächen. Es ist schon kompliziert genug, dass es nicht mehr nur rechts und links gibt, sondern quer dazu auch noch gemeinschafts- und freiheitsorientierte Parteien. Dass sich politische Richtungen im zweidimensionalen Feld bewegen und nicht mehr nur an einer Linie (auch wenn das neue Koalitionsoptionen öffnet).
    Darum kämpfe ich innerhalb der Grünen um das Thema. Darum kann ich sogar verstehen, falls Sozis in der Partei bleiben oder sie wählen (auch wenn für mich da die Schmerzgrenze erreicht wäre). Das mag mühsam sein, das mag auch nicht überall erfolgreich sein, aber es lohnt sich, wenn es mir wirklich um die Sache geht und nicht nur um das Prizip der weißen Weste. Es ist eine Frage der Reife und der politischen Erwachsenseins, so empfinde ich es.

    Was mich unsicher macht, ist, dass ich in den 80ern und frühen 90ern so auch über die Grünen gedacht habe.

    19.6.09

    Zensur

    Nur immer frisch verboten,
    nur immer konfisziert!
    Und ging' es auch nach Noten,
    ihr weckt doch nicht die Toten,
    das Leben triumphiert!

    Ihr traurigen Kapuzen,
    ihr aller Wahrheit Feind,
    ihr wollt den Adler stutzen,
    die Sonne wollt ihr putzen,
    weil sie zu hell euch scheint?!

    Umsonst! Ihr könnt nicht hindern,
    auch nicht das kleinste Wort!
    Ihr könnt den Haß nicht mindern,
    ihr könnt die Glut nicht lindern,
    die grimmig euch verdorrt!

    Gebt acht, die Stunden schleichen,
    die Morgensonne strahlt:
    Gebt acht, ich seh' ein Zeichen,
    da werden noch mit Streichen
    die Striche euch bezahlt!

    So nährt ihr selbst die Flamme,
    die selber euch verzehrt:
    Schon knistert es am Stamme -
    O daß euch Gott verdamme!
    Ihr seid kein Mitleid wert.

    1842
    Robert Eduard Prutz (1816-1872)


    (via Lyrikmail #2003)

    Vom Abstimmungsverhalten eines Drittels der Abgeordneten meiner Partei bin ich sehr, sehr enttäuscht und halte es für einen Skandal. Wie sehr direkte und unmittelbare Gespräche etwas ändern können (und dass es sich auch jetzt noch lohnt, die Kärrnerarbeit auf sich zu nehmen anstatt die Flinte ins Korn zu werden), zeigt übrigens das Abstimmungsverhalten in der CDU.

    6.6.09

    Wer hat uns verraten, vol. 2

    Wieder einmal. Schon am 9.11.2007 waren es Sozialdemokraten, die uns (da bei der Vorratsdatenspeicherung) verraten haben. Immerhin sind sie aber nicht so glatt gebügelt, dass sie einfach nur den kommunikativ brillanten Coup mit der Kinderpornographie landen, um das durchzusetzen, was sie wirklich wollen. Ja, ich denke auch, dass die CDU wenig erfreut sein wird, dass Wiefelspütz wieder einmal nicht die Klappe halten kann. Aber wer auch nur entfernt mit dem Gedanken gespielt haben sollte, morgen oder im September die SPD zu wählen, sollte sich dessen Äußerungen gegenüber der Berliner Zeitung einmal ansehen. Und wird dann sicher Ralf Bendrath zustimmen:
    Wir sollen auch umstrittene Inhalte im Netz nicht mehr zur Kenntnis nehmen dürfen, weil unsere geliebte Bundesregierung besser weiss, was ihre Bürger lesen und worüber sie sich eine eigene Meinung bilden dürfen.

    Die einzige Schlussfolgerung kann sein: Jegliche Zensur ist vollständig abzulehnen.

    Dieter Wiefelspütz macht klar, dass es um Zensur geht : netzpolitik.org
    Nur eines stimmt nicht: Das ist nicht die einzige Schlussfolderung. Die andere ist: Wenn die SPD ihrem Innenexperten nicht aus- und nachdrücklich widerspricht, ist sie nicht wählbar. Egal, was sie ansonsten an guten Ideen haben möge.

    Im Grunde aber bin ich Wiefelspütz dankbar. Denn in den letzten Wochen bin ich bei Freunden und Verwandten aus dem sozialdemokratischen Umfeld oft auf Unverständnis und Ablehnung gestoßen, wenn ich in der Debatte um Netzsperren auf den Einstieg in die Zensur hingewiesen habe. Das wurde oft als Panikmache und Übertreibung angesehen. Damit dürfte nun Schluss sein.

    (Dass ich empfehle, morgen die Grünen zu wählen, dürfte ja kaum jemanden überraschen, der dieses Blog schon mal gelesen hat.)

    Krebskanon visualisiert

    Mehr oder weniger durch Zufall bin ich zum ersten Mal seit Jahren wieder bei Jörg Kantel im Blog gewesen und auf diese großartige Visualisierung eines der faszinierendsten Stücke der Musikgeschichte gestoßen:



    via Gödel, Escher, Bach revisited – Der Schockwellenreiter

    Un dabei ist mir angesichts der Überschrift wieder aufgefallen, dass ich Gödel, Escher, Bach immer noch nicht gelesen habe, ja es noch nicht mal besitze....

    Muss ich irgendwann ändern. Unbedingt.

    3.6.09

    Back To The Future

    Wie der eine oder die andere weiß, stamme ich ja aus der Bewegung. Also meine Eltern hatten damals einen der ersten Dritte-Welt-Läden (hieß damals so) gegründet, ich bin quasi mit den Demos gegen Gorleben und Pershings und Perschau groß geworden. Und zu den beglückenden Erlebnissen meiner Kindheit und Jugend gehören die friedens- und umweltbewegten Happenings in der Bramfelder Osterkirche oder dem Haus am Schüberg in Hoisbüttel (vor allem, als ich da zu Füßen des großen Erich Fried gesessen und seinem für das Friedensfest in Hoisbüttel live vor Ort gedichteten Werks lauschte. Oder als wir das riesige Friedensnetz knüpften, das dann in der achteckigen Kirche in Bramfeld unter die Empore gezogen wurde. Oder die Erzählungen von den Überlebenden des Hamburger Kessels und der Brokdorfdemos. Oder oder oder).

    Aus dieser Zeit mag ich den Sozialpädagogenjargon nicht, aber das ist eine andere Geschichte.

    Aber was ich aus dem eff-eff gelernt hab, das sind die Methoden der Kreativität und der Moderation und der offenen Diskussionen und der Metaplandingensarbeit. Alter Hut, dachte ich, als ich in die Agentur kam. Und gaaanz alter Hut, als ich erstmals von Open Spaces hörte.

    Jedenfalls, und darum geht es ja eigentlich, bin ich immer wieder überrascht, wie diese historischen Methoden auf fruchtbaren Boden fallen bei Menschen (jungen Menschen und solchen in meinem Alter, die aber nicht so asynchron sozialisiert wurden), die sie nicht aus der guten alten Zeit kennen. Inklusive dem Piep-Piep-Piep, Wirhamunsallelieb, Jargon (siehe oben).

    Es ist wie Heimkommen. Irgendwie. Fühlt sich so wohlig an. Irgendwie. Kuschelig. Und trotzdem effektiv (manchmal jedenfalls). Wenn die nur wüssten, woher das alles kommt, aber das werde ich ihnen nicht erzählen...