10.5.23

Nicht woke

Ach ja. Ich weiß es wirklich nicht. Hatte ja gerade ein, ja, leicht geschwätziges, aber sehr gutes und amüsantes Buch zu dem Thema gelesen gehört, fühle mich also nicht so direkt angesprochen, wenn die Frage aufkommt, wieso erst ein mittelalter Mann ein Buch über #metoo schreiben muss, damit das alle lesen wollen. Mich interessierte es auch und vor allem, weil ich in dem Laden da ja Leute kenne, weil ich nah genug am Medienzirkus bin, weil ich die Berichterstattung über den Chefredakteur relativ intensiv verfolgt habe, weil ich „den Freund“ von früher kenne, aus seiner Hamburger Zeit.

Und es hat mir, ich bin gestern endlich fertig geworden, auch Spaß gemacht, es zu lesen hören. Vor allem mag ich den lakonischen Stil, auch wenn mir die Gen-Z-Pseudotonalität des Boomerautors etwas auf die Nerven ging und er echt nur ein mittelguter Sprecher ist. 

Die Tristesse und Ambivalenz gefällt mir, vieles ist wunderbar leiselustig, zumindest wenn ich die Muster der Protagonist*innen kenne. 

Lese-/Höremfehlung? So mittel. Für „uns“ Medienbubble mit Berlin-Connection sicher. Für all die Menschen in meinem Leben, die nicht mal davon gehört haben, dass dies Buch erschienen ist (was quasi alle sind, die ich außerhalb des Berufs kenne) – eher nicht. 

Was mich allerdings vollkommen irritiert hat die gesamte Zeit des Hörens: dass es extrem albern und doof ist, das Ganze in einen TV-Sender zu verlegen und die Bild immer wieder Thema sein zu lassen. Zum einen passt die Weltherrschafts-Attitüde des Döpfner-Klons nicht zum Setting Sender. Und zum anderen ist es ohnehin so, dass Döpfner und Reichelt so präzise beschrieben sind (bis hin zur kahl werdenden Stelle auf dem Kopf bei Reichelt, wenn er den Kopf nach vorne neigt), dass zumindest ich sie die gesamte Zeit sah. Also ihr Bild vor mir sah. 

Was ich extrem gelungen finde: das (abrupte) Ende. Das ist toll. 

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