15.2.05

Lesen

Auf dem Weg von der U-Bahn ins Büro gehe ich oft hinter Schülerinnen der Fremdsprachenschule her, denn die ist auf halber Strecke. Nicht immer lässt sich vermeiden, ihre Gespräche zu hören (obwohl neugierig, bin ich meist etwas fremdgeschämt, wenn ich anderer Leute intime Gespräche belausche). Bei diesem hab ich mich doch sehr gefragt, ob es wahr ist - wobei es fast egal ist, so schön ist die Geschichte:

Ihre Mutter, meinte die eine, sei gestern abend mit der U-Bahn nach Hause gefahren (so weit normal). Direkt gegenüber habe ein (und jetzt O-Ton der jungen Frau) männlicher Jugendlicher gesessen, der in einem Buch gelesen habe. Das habe ihre Mutter wahnsinnig fasziniert. Irgendwann habe sie gemerkt, dass es sogar ein englisches Buch gewesen sei, und überlegt, ihren eigenen Sohn (also den Bruder unserer Erzählerin) anzurufen, um ihm das zu erzählen. Also dass es männliche Jugendliche gebe, die in der U-Bahn ein Buch läsen, noch dazu ein englisches. Kurz vor der Station, an der sie habe aussteigen wollen, hätten beide hochgeguckt (die Mutter und der Junge) - und es sei der Sohn selbst gewesen.

"Stell dir mal vor", sagte die andere junge Frau, "sie hätte ihn wirklich angerufen, und bei dem Typ gegenüber klingelt das Handy und dann merken sie, dass sie miteinander telefonieren". Beide mussten kichern. Und ich hatte gute Laune, trotz Schneeregen und zugigen Straßen.

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