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28.12.19

2020 wird ein Jahr des Konfliktes

Gegen 2020, da bin ich mir sicher, wird 1968 in der Tat wie ein Kindergeburtstag aussehen. Denn wir laufen, wie wir in den letzten Tagen rund um die empörten Reaktionen der Generation meiner Eltern (oder wie ich sie nenne, der #GenerationLaschet) auf richtige, wenn auch wenig nette, recht eigentlich nicht als wirklich satirisch gemeinte Beiträge zeigen, auf einen Generationenkonflikt zu, der sehr hart und sehr radikal sein wird. Denn es ist ja in der Tat die Generation meiner Eltern* (und nicht etwa, wie die Medien und Armin Laschet versuchen, es umzudeuten, die Generation meiner Großeltern), die gerade den Konflikt mit der Generation meiner Kinder sucht**.

Es ist für alle, die lesen können, seit den späten 70ern klar gewesen, dass diese Erde auf eine menschengemachte Klimakatastrophe zuläuft. Wer aus der #GenerationLaschet etwas anders sagt, lügt schlicht. Es war ab Mitte der 70er nicht möglich, Zeitung oder Magazine zu lesen, ohne immer wieder und prominent darauf zu stoßen. Und ein Teil der Generation hat darauf auch reagiert - die Umweltbewegung war nie wirklich stark, aber es gab sie. Die Bioladenbewegung, die Eine-Welt-Laden-Bewegung. Kenne ich so ein bisschen, weil ich in den 70ern und 80ern als Kind und Jugendlicher in einer Szene aufwuchs, in der sich die Menschen in diesen Bewegungen bewegten. Die Generation meiner Eltern konnte es wissen. Wusste es. Wer nicht aktiv wurde, hat sich aktiv dafür entschieden, nichts zu tun.

Ist es falsch, sie dafür als "Umweltsau" zu bezeichnen? Nein. Denn genau das sind die allermeisten dieser Generation.

Der eigentliche Konflikt aber entsteht gerade woanders, denke ich: Da, wo die Generation meiner Kinder zunächst ein Jahr lang, 2019, versucht hat, die Generation meiner Eltern mit Argumenten zu überzeugen. Wählt nur noch Parteien, die die Wissenschaft ernst nehmen in Bezug auf die Klimakrise. Setzt euch für Rahmensetzungen ein, die unserer Generation ein Überleben ermöglichen.

Zunächst haben meine Kinder nicht mal verlangt, zu den eigenen Sünden zu stehen und das eigene Leben zu ändern. Sondern echt nur das Minimale zu tun: andere Parteien zu wählen. Und der Klimakrise Priorität über alle anderen Themen zu geben. Und genau da hat sich die Generation meiner Eltern, die #GenerationLaschet, verweigert. Weder bei Wahlen noch beim Ernstnehmen der Klimakrise hat sie (in der Mehrheit) positiv auf die Hinweise ihrer Enkel reagiert.

Im Gegenteil - die #GenerationLaschet, die Generation meiner Eltern, die Omas und Opas der Friday For Future Generation, hat ihnen den Mittelfinger gezeigt. Sie hat aktiv den Konflikt, den Generationenkonflikt gesucht. Und wirft jetzt den Jungen vor, ihn zu schüren. Was für verlogene – excuse my language – Arschlöcher.

Ich denke, es gab einen "defining moment" für den Generationenkonflikt, der uns 2020 radikal und echt nicht schön und sanft bevorsteht - den Tag, als das "Klimapaket" der Bundesregierung verkündet wurde. Das war der Mittelfinger am ausgestreckten rechten Arm ins Gesicht der Generation meiner Kinder. Das war die klare Aussage der #GenerationLaschet, der Generation meiner Eltern (und leider auch meiner Generation), dass ihr die Generation meiner Kinder und ihre Wünsche und Bitten am Allerwertesten vorbei geht.

Wer ernsthaft denkt, dass dieser Konflikt 2020 nicht härter wird als 1968, ist meines Erachtens naiv. Und Verlauf und Ausgang werden bestimmt ähnlich sein, nur radikaler.

***

Inspiration, dies endlich aufzuschreiben, kam von Dirk von Gehlen. Und dort auch der Artikel von Bernd Ulrich in der Zeit verlinkt, der den Vergleich mit 1968 aufmacht.

* Die Generation meiner Eltern ist die Großelterngeneration der Fridays For Future, die erste echte Nachkriegsgeneration, geboren ca. 1940 und etwas später.

** Meine Kinder (zwischen 14 und 25) repräsentieren altersmäßig ja sehr gut die Generation, die uns gerade zur Vernunft ruft.

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