2.3.12

Erste Gedanken zur Chronik für Marken auf Facebook

Da habe ich nun mal etwas abgewartet und mir erstmal die Seiten von Kundinnen und anderen mit der neuen Chronik angeguckt, bevor ich was dazu sage. Und auch nach ein paar Tagen intensivem Test bin ich bei einigen Dingen noch hin- und hergerissen. Darum nur erste kleine Gedanken:

(1) Facebook wird Brandbook?
Nein. Nicht wirklich. Zwar werden die Einträge der Nutzerinnen aus der Pinnwand raussortiert. Aber: in den meisten anderen Sprachmärkten ist es so, wie auch auf immer mehr deutschen Seiten, dass ohnehin die Beiträge der Besucherinnen erst nach einem Klick auf "alle Beiträge" sichtbar werden. Insofern werden die durch die Chronik faktisch sogar besser auffindbar.

(2) Apps sind am Ende?
Im Gegenteil. Auch wenn Facebook zunächst so klingt, als würde es das so sehen, werden drei (!) Apps pro Seite prominenter als bisher sein und durch ein großes Teaserbild auch attraktiver. Was allerdings nichts daran ändert, dass 90% der Interaktion im Newsstream der Nutzerinnen stattfinden. Also jetzt bereits.

(3) Stärkerer Fokus auf der Kontakten der Fans
Eine Verbesserung sowohl für die Marken als auch für die Privatpersonen ist aus meiner Sicht der starke Fokus auf "meine Freunde" auf Seiten von Marken, die ich aufrufe. Sofort und "überm Bruch", also vor dem Scrollen, sehe ich, wie viele meiner (!) Kontakte die Seite gut finden. Und ein (offenbar wechselnder) Beitrag eines Kontaktes wird mir angezeigt. So wird die mögliche soziale Relevanz der Seite auf einen Blick deutlich.

(4) Facebook wird mich zuspammen mit Werbung?
Noch wissen wir nicht, was die Reichweitensteigerung von 16% auf 75% meint. Denn wir können es noch nicht ausprobieren in Europa. Wenn wir Kommunikatorinnen damit aber unsere Nutzerinnen nerven, ent-folgen sie uns schneller, als wir gucken können. Die Echtzeitstatistiken, die Facebook uns versprochen hat, werden uns helfen, das schnell festzustellen. Im Idealfall werden wir als Seiten also besser und relevanter, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen.

Noch wissen wir über zu viel zu wenig. Vor allem zu wenig aus der Praxis. Aber es spricht alles dafür, dass die Chronik dann gut für beide Seiten sein wird, wenn wir Seitenbetreiberinnen es behutsam, mutig und sinnvoll zu nutzen verstehen, was Facebook uns hier an die Hand gibt. Die ersten Schritte, die mein Team und unsere Kundinnen gegangen sind, finde ich bisher eher ermutigend.

1 Kommentar:

  1. Jens Best4.3.12

    1.
    Mit der weiteren geschickten Einschränkung offener und ungesteuerter User-Kommunikation durch standardmässiges Ausblenden von User-Beiträgen und der erweiterten Möglichkeit diese Beiträge VOR ihrer Veröffentlichung zu kontrollieren, hat Facebook einen Schritt weiter weg von "quasi-öffentlicher Raum" hinzu "Shoppingmall" vollzogen.

    Es ist nun an der Zeit, über diese nun noch offensichtlichere Realität nachzudenken und einem freien öffentlichen Netz mehr politisches Backing zu verschaffen.

    Es kann ja sein, dass in undemokratischen Ländern Facebook eine gewisse Rolle bei Aufständen spielen mag, in durchkapitalisierten Ländern wie in Europa muss allerdings ein anderes Maß angelegt werden, wenn es um die Sicherstellung von nicht-kommerziell kontrollierten Kommunikationsräume geht.

    2.

    2012 - das Jahr, in dem viele (ohne großes Aufheben darum zu machen) Facebook verlassen werden. My bet.

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