17.10.11

Anna Hellwege, gestorben gestern vor fünf Jahren

Es war das vielleicht einschneidendste Erlebnis meiner beruflichen Laufbahn, als am 16. Oktober 2006 bei uns in der Agentur bekannt wurde, dass Anna Hellwege gestorben ist. Dass sie ermordet wurde, wussten wir noch nicht sofort.

Ich war erst seit zweieinhalb Monaten bei Edelman, wir hatten gerade eine wilde, nicht nur angenehme Zeit hinter uns (mit einem Wal-Mart-Skandal und einer skurrilen Zusammenarbeit mit Technorati, die älteren von euch werden sich erinnern). Es war Unruhe in der Agentur an diesem Montagmorgen, weil es nicht üblich war, dass Anna fehlte, ohne dass sie Bescheid sagte. Sie wohnte direkt um die Ecke. Und im Laufe des Vormittag ging ein Schrei und ein Zusammenbruch durch die Büros. Auch für mich.

Es hat Jahre gedauert, bis wir dieses Erlebnis und diesen Verlust auch nur halbwegs verarbeitet hatten, es hat für sehr lange Zeit sehr viel geändert. Nun bin ich seit zwei Jahren nicht mehr dort, kann es also nicht mehr so wirklich beurteilen, wie es heute nachwirkt, wie es den Kolleginnen von damals an einem Tag wie gestern und heute wirklich geht.

Meine erste Begegnung mit Anna war direkt, als ich in den Hamburger Büros vorgestellt wurde. Sie kam gleich auf mich zu und hat mich herzlich begrüßt und sozusagen an die Hand genommen. Wie wenig selbstverständlich das war, habe ich erst später erfahren, als ich merkte, dass es durchaus Vorbehalte gab, nicht zuletzt, weil ich ein Mann bin (und ich war damals immerhin der einzige fest angestellte Mann im Team).

Leider habe ich nicht direkt mit ihr zusammen gearbeitet. Ich habe sie vor allem bei den Festen und den Agenturmeetings erlebt. Besonders beim immer legendären Agenturausflug kurz vor ihrem Tod, bei dem sie mir einen nur hinter vorgehaltener Hand dann die Runde machenden Spitznamen verpasst hat, bei dem ich immer immer lächelnd an sie denken muss. Und der gerade deshalb nicht in die Öffentlichkeit gehört. Der aber bis zu meinem Ausscheiden bei Edelman immer zu den Erinnerungsstücken, auch den gemeinsamen Erinnerungsstücken, an Anna gehörte.

Meine Erinnerungen und auch meine Trauer wohl sind nichts im Vergleich zu dem, was ihre Freundinnen und langjährigen Kolleginnen haben. und hatten. Und selbst mir fiel es schwer, in den Alltag zurück zu finden, wie viel schwerer wird es anderen gefallen sein. Dem einen oder der anderen werde ich ein kleines bisschen dabei geholfen haben, was mich glücklich gemacht hat. Und dass der beste Prediger und evangelische Priester im Wortsinne, den ich in meinem Leben kennenlernen durfte, der ehemalige Propst Helmer Lehmann, ihre Trauerfeier gestaltete, war gut und wichtig und nicht nur für mich ein wichtiger Schritt auf dem Weg ins Leben zurück.

Noch heute ist Anna Hellwege präsent mit ihrem Lachen und ihrem Lebensmut. Und dafür bin ich ihr bis heute dankbar.

3 Kommentare:

  1. Kerstin19.10.11

    Danke Wolfgang. Genau so fühlt es sich noch heute an.
    Lieber Gruß!

    AntwortenLöschen
  2. Dem schließe ich mich an. Lieben Gruß aus der Ferne, Pia

    AntwortenLöschen
  3. Vielen Dank, lieber Wolfgang! Eine wunderbare Beschreibung unserer Anna. Die Anna-Fan-Truppe steht immer noch tapfer zusammen und hat uns Ihren Nickname
    verraten. Wir werden Anna nie vergessen (anna-hellwege-stiftung.de).
    Ihre Familie Hellwege

    AntwortenLöschen

Immer dran denken: Sag nix Dummes. Und anonyme (also nicht mit einem Blog, Profil etc verknüpfte) Kommentare lösche ich vielleicht. Antworte auf jeden Fall nicht.
Und auch immer dran denken: Kommentieren erzeugt Daten, ich verweise dazu auf meine Datenschutzerklärung.