11.4.10

Eine Ära geht zu Ende

Meine erste brand eins war die Finnland-Ausgabe, wisst ihr noch? Die hellblaue mit dem Rollerfahrer auf dem Cover. Seitdem habe ich sie abonniert. Und diese Woche habe ich das Abo beendet.




Foto unter cc-Lizenz von Max Braun


Das fiel mir schwer, denn ich mag die Zeitschrift weiterhin. Und ich hänge an ihr. Damals, als ich auch an ein Freiexemplar kommen konnte, habe ich sie bewusst für Geld bestellt, weil ich es so toll fand, was das Team um Gabriele Fischer gemacht hat. Und die zahlreichen Gespräche, die ich mit ihr führen konnte, gehörten immer zu den inspirierenden Momenten.

Aber seit dem Sommer habe ich, das musste ich irgendwann zugeben, keine Ausgabe mehr gelesen - oder wenn, dann nur einige wenige Artikel. Und darum habe ich anlässlich des Umzugs und des Großreinemachens die überfällige Konsequenz gezogen. Die brand eins ist wichtig gewesen in meinem Leben. Und ich höre hin und wieder weiterhin den Schwerpunkt als Audiomagazin.

Am Anfang war sie faszinierend, weil sie das Thema Wirtschaft anders anging. Gabriele war immer sauer, wenn ich meinte, ihr Baby sei so etwas wie die taz unter den Wirtschaftsmagazinen - was ich verstehen kann angesichts der wirtschaftlichen Implikationen, was ich weniger verstehen konnte angesichts des Stils und der Stilbrüche, die für mich die brand eins ausmachten.

Dann hat die brand eins das Cluetrain Manifest entdeckt und diese große Strecke mit den Bildausschnitten nackter Menschen gemacht, auf die einzelne Thesen tätowiert waren. Diese Ausgabe hat - nicht nur bei mir - sehr viel in Gang gesetzt und vieles verändert. Ohne diese Ausgabe und ohne brand eins wäre ich heute nicht da, wo ich bin, und würde ich heute nicht das beruflich machen, was ich mache.

Die Zeitschrift gründete eine E-Mail-Diskussionsliste rund um das Cluetrain Manifest, aus diese Liste sind viele Freundschaften entstanden, einige der wirklich guten Blogs dieses Landes und eigentlich alle Berater hervorgegangen, die heute gut und mit Erfahrung rund um Kommunikation in den Social Media unterwegs sind.

Dafür bin ich bis heute dankbar. Und auch, wenn mich viele Schwerpunktintros von Wolf Lotter geärgert haben, auch, wenn mir zwischenzeitlich (es war eine Phase in der ersten Hälfter der 2000er) die bigotte rechtslastige Verachtung gestunken hat, die er hin und wieder an den Tag legte (manifestiert in seiner Nähe zu den Kapsern von der "Achse des Guten"), war das, was in der brand eins stand auch in dieser Phase für mich wichtig.

Nun werde ich nun noch sporadisch lesen und hören, so wie schon die letzten Monate. Ich werde die brand eins weiter verfolgen. Aber sie kommt nicht mehr jeden Monat zu mir nach Haus.

3 Kommentare:

  1. Anonym11.4.10

    angewandtes pathosblogging. ich lese schon seit 25 jahren den möllner markt nicht mehr, darüber schreibe ich auch bald mal einen triefenden blog-eintrag.

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  2. Ich hab nie ein Abo gehabt, fand den Vorgang des Kaufens im Laden ziemlich schön. Stelle aber fest, dass ich mit dem Lesen nicht mehr hinterher komme. War lange Zeit das einzige Heft, das ich wirklich von Anfang bis Ende gelesen habe. Nun eher nicht mehr...

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  3. ich finds gut. den schließlich habe ich so den haltungsturner kennengelernt.

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