31.3.09

Wenn sich Lebenslinien kreuzen

Mein Lebensweg (was für ein pathetisches Wort) war irgendwo zwischen sehr gerade und verschlungen bisher. Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich Menschen wieder begegne, die meinen Weg schon einmal gekreuzt haben. Oder an Orte zurück kehre, die ich vor Jahren hinter mit gelassen zu haben glaubte:
  • In der Bibliothek, die im gleichen Gebäude ist wie die Redaktion, in der ich mehrere Jahre gearbeitet habe.
  • Der Studienfreund, mit dem ich fürs Examen gelernt habe - und der nun schon das zweite Mal von der anderen Straßenseite einer Kreuzung winkt.
  • Der entfernte Kollege aus dem Konzern, der auf einmal in ein Meeting platzt - und sich als einer meiner neuen Ansprechpartner dort herausstellt.
  • Der Lehrer und Freund, der mir als Vater die Beschwerde über eines meiner Kinder übermittelt.
Das sind nur einige der Kreuzungen, an denen ich in der letzten Zeit stand. Und die mich wieder nachdenken lassen, wo ich eigentlich abbiegen will und wohin.

Denn auch wenn es im Nachhinein so einfach aussieht und so gradlinig, wenn die 40-50% der Lebens, die mutmaßlich ja nun irgendwie hinter mir liegen, zu passen scheinen und viel geklappt hat - es waren ja schon einige Kurven dabei. Zum Glück.

Gerade die Begegnungen an den Kreuzungen machen mir deutlich, dass ich Recht hatte, wenn ich immer und immer wieder gesagt habe, dass es beim Studium, beim Berufseinstieg und auch bei anderen Entscheidungen doch mehr auf das ankommt, was ich will und was sich gut anfühlt (ohne dass das jetzt zu sozialpädagogisch klingen soll). Und dass es Quatsch ist, schon die Fächerwahl in der Schule an vermeintlichen Marktgegebenheiten auszurichten. Geschweige den Studienwunsch oder den ersten Beruf. All das ist ja nicht für immer. Und bleibt uns trotzdem.

Vielleicht sind es gerade die Kreuzungen, an denen ich schon gestanden habe, die mich immer und immer und immer wieder innehalten lassen, um zu gucken, ob es passt und wo es hingehen soll. Vielleicht eine kleine Portion Gottvertrauen und die Erfahrung, dass sich Fehlentscheidungen auch durch neue, bessere Entscheidungen aufheben lassen. Dass es zwei große Konstanten in meinem Leben gibt seit vielen Jahren - Gott und meine Liebste -, die alle Veränderungen überdauern.

Jedes Mal, wenn mich wieder eine Lebenslinie kreuzt, der ich schon einmal begegnet bin, löst das etwas aus. Eine Mischung aus Gut-so und Was-geht. Und dass ich mit einer großen Portion Neugier ausgestattet bin, die sich nicht verbraucht, sondern eher mehr wird, je mehr ich erlebe, macht mir das Herz weit, wenn ich denke, was noch alles kommen kann.

So wie an so einem Frühlingstag.

2 Kommentare:

  1. Luebue, das spricht mir aus der Seele. Aber das ist irgendwie auch kein Wunder - biografisch gesehen. :-)

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  2. Anonym9.4.09

    Wolfgang - ein so schöner Beitrag. Denn auch wenn der eigene Weg noch nicht so lang war macht er Mut und ist genau richtig als Gedankengeber für die Ostertage.

    Malina

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