15.2.07

Familie und Job

Ich merke, wie wir zurzeit am Limit fahren. Aber Ausbildung ist die letzte echte Bastion der Vollzeitjobs - zumindest in der Theorie die letzte. Denn dem heutigen FTD-Kommentar kann ich nur zustimmen, ebenso wie dem Kollegen Zeitnehmer, dessen Umgang mit dem Thema Zeitmodell und Familie ich bewundere. Wirklich.



Neben den klassischen Ganz-oder-Gar-nicht-Lösungen für (vor allem immer noch) Frauen mit Kinden werden neue Modelle immer wichtiger. Theoretisch gibt es ja auch diese Idee mit den Teilbeschäftigungen und flexiblen Arbeitszeiten. Und in der Praxis?* Nur mal privatempirisch nachgeguckt:

  • Da ist der Geschäftsführer, der halbe Tage für sinnlos hält und die Spitzenkraft, die halbtags wieder kommen will, zu zwei oder drei vollen Tagen zwingt. Sie ist unglücklich und leistet nicht halb so viel, wie sie könnte.
  • Da ist die Personalverantwortliche, die eine Mutter, die zwischen Elternzeit und Mutterschutz zwei Monate zurück käme und nach unbezahltem Urlaub fragt, zur Kündigung rät - und sie mit Nachteilen für ihren im gleichen Unternehmen beschäftigten Partner erpresst. Naja, der hat daraufhin bald gekündigt. Na toll.
  • Da ist der Abteilungsleiter, der die Mitteilung, seine beste Frau sei schwanger, als Schock und Ärgernis empfindet und ihr das auch zeigt.


Klar kenn ich auch die anderen Beispiele. Am besten gefällt mir ja mein Freund, der in seiner Firma wenn irgendmöglich nur Leute einstellt, die mit ihrer Familie zusammen leben. Seine Erfahrung ist, dass die beständiger bei der Sache seien, auch wenn sie hin und wieder mal einen Tag früher aufhören oder ganz wegbleiben. Am liebsten nimmt er Mütter in Teilzeit. "Die arbeiten wenigstens, wenn sie da sind, und sind Stress und Selbstorganisation gewohnt", meint er. Und das wiege jede Stunde auf, die sie mal fehlten, weil ein Kind krank sei oder sie zur Schulaufführung wollten.







* Ich darf freudig anmerken, dass ich in einem Unternehmen arbeite, das Führungskräfte in Teilzeit kennt und auf besondere Situationen flexibel reagiert. Das macht mich glücklich.




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3 Kommentare:

  1. Anonym16.2.07

    Auch Dir Danke! Meine Erfahrung ist auch, dass die erstgenannten Beispiele überwiegen. Richtig schwierig wird es eben, wenn man in Teilzeit wechseln will. Oder oft auch einfach nur weiterkommen. Denn jemanden der Vollzeit gut arbeitet als effizienten Teilzeitler zu beschäftigen, ist für viele Unternehmen (auch Agenturen) noch einsehbar. Aber in Teilzeit einstellen... Da fehlen die visionären Unternehmer. Denn in ein paar Jahren wird der demographische Wandel seinen Teil dazu beitragen, dass flexible Modelle entstehen müssen. Noch ist das verdammt hartes Brot.

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  2. Anonym22.2.07

    Vision ist vielleicht ein Teil der Gleichung. Lohnnebenkosten ganz bestimmt. Also ich versichere einen Arbeitnehmer voll und ganz, bekomme dafür aber nur die Hälfte der Zeit. In Deutschland ist es zu teuer einen Job einzurichten. Und wenn ich das schon mache, dann will ich wenigstens auch was davon haben.
    Das ganze System ist starr auf Vollzeitstellen eingestellt. IMHO der hauptsächliche Faktor im Thema.

    Gruß,
    Christopher K

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  3. Naja, die meisten Lohnnebenkosten sind ja gehaltsabhängig - also wird bei einem Teilgehalt auch nur "teilversichert". An dieser Stelle sehe ich den Punkt nicht (außer bei Beamten)...

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