29.11.06

endlich mal wieder engagierte Diskussionen

Die Meinungen gehen von "das e ist kaputt, bitte reparieren" bis zu "seelenlos". Oder auch von "das Gelb finde ich gut, da wissen die heimatlosen Ex-FDP-Wähler doch gleich, wo sie hingehören" bis zu "wie ätzend, da müssen wir alle unsere Vorlagen und Fahnen ändern"...

Aber immerhin wird in der Mailingliste meines Kreisverbandes mal wieder substanziell diskutiert. Ich hab das erst spät mitbekommen, da ich die Mails inzwischen rausfiltere und mir nur noch gesammelt einmal die Woche abends das Vergnügen gebe.

Jedenfalls haben die Grünen sich also ein neues Logo gegeben:


Nicht brillant, aber ok, finde ich. Und betont das "Grüne" besser als zuletzt, also das eigentliche Alleinstellungsmerkmal.

Und können wir uns nun auch mal wieder vernehmbar zu wirklich wichtigen Themen äußern?

Einladung an hundehaltende Blogger

Beliebtes Vorurteil: Blogger sind eine Meute, bisswütig und reißende Hunde oder so. Glauben zumindest hin und wieder mal Leute, die mehr Bisswunden davongetragen haben als ich. Tststs.

Ein kleines Projekt, an dem ich in den letzten Tagen mitgewirkt habe, will stattdessen die echten Hunde von Bloggern mitsamt ihren Menschen motivieren, ein neuartiges Hundefutter auszuprobieren. Markus Brefort bloggt dazu und lädt Blogger ein, das neue Hundefutter zu testen, das nächstes Jahr auf den Markt kommt und für das er als Junior Brand Manager mit zuständig ist. Wer mitmacht, bekommt passendes Futter für sechs Wochen.

Also: Wer hilft Markus und seinem Experiment mit Feedback und gibt seinem oder ihrem Hund mal das neue Futter? Ich hab ja keinen und kann insofern nicht selbst mitmachen....

27.11.06

Gassner's Law

Das ist ja wieder typisch*. Da wird ein europaweites Blog im Intranet neu gestartet, da ruft der Europachef dazu auf, das in den RSS-Reader zu packen (und verknüpft das mit einem Gewinnspiel und einer Aufforderung zu kommentieren) - und wer kommt als erstes vollständig an? Die deutschen Blogger der Belegschaft.

Ha!


* Wobei: Es sei darauf hingewiesen, dass das mit dem typisch natürlich quatsch ist, da ja selbstverständlich auch hier Gassner's Law gilt...

zweite Chance

Seit rund einem Jahr haben wir also endgültig keine Lust mehr, meine Hemden zu bügeln und ich gebe sie in die Reinigung meines Vertrauens. Reinigungen haben mich immer fasziniert, schon als Kind. Mit ihrem Geruch. Ihren beschlagenen Scheiben. Dem Band Hakendingens, an dem auf Knopfdruck die eingetüteten Kleider durch den vorderen Raum gefahren werden, bis nach einem unbekannten System klar ist, dass da meine kommen. Den Büglerinnen, die gerade noch sichtbar im hinteren Raum stehen.

Ich habe den Eindruck, dass bei uns vor einem halben Jahr etwa die Besitzer gewechselt haben. Das jüngere Paar, dunkel, das jetzt abwechselnd vorne im Verkaufsraum steht, ist freundlich und nett und liebt unsere Lütte (die zumindestens Sonnabends meistens dabei ist, wenn ich auf dem Weg zum Metzger und zum Bäcker meine Hemden für die kommende Woche raushole).

Seit ein paar Wochen haben sie einen neuen Bügler, der auch ab und zu uns Kunden bedient. Ein Schweiger, sehr blass, älter, mit gepflegtem Rollkragenpullover und traurigen Augen. Seine ebenfalls sehr blassen Hände zittern leicht, wenn er den Abholschein durch die Kasse zieht. Dann guckt er hoch und lächelt und wünscht mir leise einen schönen Tag.

Ich werde es ihnen nicht sagen. Aber ich gehe seitdem noch lieber da hin und habe doppelt Respekt vor ihnen.

24.11.06

Vom Vortrag zum Gespräch

Zu jeder unpassenden Gelegenheit provoziere ich klassische Journalisten ja gerne damit, dass ich ihren klassischen Ansatz von Journalismus als nicht zukunftsfähig diskreditiere und als dem Untergang geweiht diffamiere. Das ist gemein und auch irgendwie genau so falsch wie richtig.

Besser drückt es Dan Gillmor aus, wenn er darauf aufmerksam macht, dass sich Journalismus vom Vortrag zum Gespräch wandeln muss und wird. In der heutigen Folge des wie immer hübschen Elektrischen Reporters...



(diese Woche übrigens mit einem besonders brillanten letzten Wort von Siggi Becker, bei dem ich mich frage, ob Herr Kocks es wohl versteht, aber das ist eine andere Geschichte, über die ich mich fast so sehr amüsiert habe wie über seine chronische Überschätzung, nur um mal ein Beispiel zu nennen. Nun aber gut damit.)

22.11.06

Leben

Und wann machen Sie das alles? Sie war danach wirklich erstaunt zu hören, dass ich noch ein Leben ohne Blogs und Online Conversations und Web_2.0 habe. Dass es vor allem auf Kosten von Fernsehen und Papierzeitungen geht. Dass netto nicht mehr als eine, vielleicht eineinhalb Stunden Bloglesen und Blogschreiben und Kommentieren zusammen kommen am Tag. Jenseits der Sachen, die ich für Kunden tue oder als Recherche für die Agentur.

Haben Sie denn noch ein richtiges Leben? Und wieder dieses erstaunte Lächeln, als ich ihr von mir erzähle und von den bloggenden und instant messengenden Freunden und von den Gelagen und den Wochenenden auf dem Reiterhof und dem Fußballplatz und den Abenden mit Freunden um den großen Esstisch.

Nein, wir sind nicht alles Nerds und Verrückte. Das ist für manche, die mich hören oder meine Seminare und Coachings besuchen, überraschend. Aber worüber sollten wir schreiben, wenn wir kein Leben hätten? Ja, ich habe Menschen kennengelernt, die ich als so etwas wie Freunde bezeichnen würde, weil ich ihr Blog seit Jahren lese, hin und wieder kommentiere, von denen ich in den Logfiles sehe, dass sie fast jeden Tag auch bei mir reinschauen, zu denen eine merkwürdige Form von Vertrautheit entstanden ist - und die ich noch nie gesehen habe im richtigen Leben, mit denen ich noch nicht einmal gemailt habe, geschweige denn telefoniert. Na und? Irgendwann wird es sich ergeben. Beispielsweise, wenn wir dann doch mal wieder in unserem Lieblingsurlaubsland Urlaub machen, woran uns zurzeit die lange Anfahrt hindert.

Dennoch genieße ich es, wenn wir mit alten und guten Freunden zusammen sitzen, die von diesem Teil meines Lebens nichts wissen wollen und denen es egal ist, ob es so etwas wie Blogs oder gar "Web Zweiirgendwas" gibt. Dann geht es mir wie meiner brillanten Kollegin Leah aus Chicago letzten Sonntag:
EARTH TO LEAH: Everyone doesn't live their lives online, no matter what you think. It isn't all blogs and Life 2.0, some of it is still slow cooked turkey and parlor games. Remember that if you travel this weekend and enjoy the conversation, not the conversation monitoring. (Leah Jones im Talkshop)

21.11.06

Gehen Sie ins Gefängnis. Gehen Sie nicht über Los, gehen Sie direkt dort hin

Die Onliner waren verständnislos oder enttäuscht, als sie vom letzten media coffee von news aktuell erzählten. Ich selbst war nicht dabei, kann also nicht so viel sagen, abgesehen von dem, was mir Freunde berichtet haben, die diese Einschätzungen teilten.

Zwei Sachen aber sind in jedem Fall unterird gewöhnungsbedürftig:

Null Verständnis beim Moderator*
OK, Christian Jakubetz bloggt selbst. Aber sein eigener Bericht vom media coffee bestätigt doch die Beobachtung der Zuhörer, dass er nicht von beliebig viel Verständnis für das Thema getrübt ist:
Persönliche Stimmungslage nach dem Abend: Web 2.0 ist häufig Web 1.0, nur dass zu Zeiten von Einsnull die Zeit und die Technik von Einsnull noch nicht reif waren für Zweinull. (Christian Jakubetz)
Nein, Kollege, das stimmt ganz einfach nicht. Lass uns gerne streiten über die Relevanz. Aber diese Aussage ist schlicht und einfach falsch. Denn der Kernunterschied zwischen 1.0 und 2.0 ist, dass nun die Nutzer einer Seite ihren Inhalt (mit)gestalten. Das gibt es in 1.0 nicht. Klar, dass es eine Gleichzeitigkeit der beiden Versionen da draußen gibt, so wie ja auch noch Golf III rumfahren auf den Straßen....

EDIT 22.11.
Jakubetz erläutert in einem längeren Posting, was er meint und stellt die missverständliche Formulierung, die ich oben kritisiere, klar. Spannenderweise verlagert er damit die Diskussion auf ein Thema, das ich auch noch wichtiger finde: Auf das, was die alten Medien klassischerweise "Content" nennen - und was imho im Web_2.0 so nicht mehr existiert. Wäre aber einen eigenen Diskussionsfaden wert....


Beleidigte Leberwurst
Ich schätze Jens Petersen, den Kommunikationschef von news aktuell, sehr. Ich mag ihn und weiß, wie gut er ist. Aber einen beleidigte-Leberwurst-Kommentar bei Klaus abzusetzen?
Das ist ja wirklich interessant, wie schnell manche Leute ihr Urteil fällen, wenn man nicht den aus ihrer jeweiligen Perspektive richtigen Blogger- Stallgeruch hat. ... Überhaupt stört mich diese Ich-weiss-eh-alles-besser-weil-ich ein-Blogger-bin-Mentalität. (Jens)
Nein, Jens, das hast du nicht nötig, finde ich. Zumal ich mich im weiteren Verlauf des Kommentars frage, ob dir bewusst ist, welche Daniela du da angehst. Schade.

* Full disclosure: Ich habe mehrere Jahre, als ich selbst noch bei news aktuell gearbeitet habe, media coffees moderiert und dafür auch nicht immer gute Noten vom Publikum bekommen. Ich weiß auch, dass das nicht einfach ist, insbesondere bei einem Konzept, das aus guten Gründen auf Freundlichkeit angelegt ist. Ich kenne Jakubetz nicht persönlich und kann seine fachliche Kompetenz jenseits von Web_2.0 nicht beurteilen.

20.11.06

Das Scharnier im Web_2.0

Robert Basic macht sich heute Gedanken, was die wichtigsten aka einflussreichsten Seiten der neueren Webgeschichte sind. Und dass er dabei auf Platz 1 das Thema tagging setzt - also das Verschlagworten des Web durch seine Nutzer - freut mich.

Ich erinnere mich noch an mein allererstes Gespräch mit Robert - witzigerweise ging es genau um Tagging. Das war noch ganz am Anfang der Tagging-Euphorie, und wir sprachen über das, was in unseren jeweiligen Umfeldern klassischerweise mit Verschlagwortung schon alles angestellt worden war. Sehr spannend und hat zumindest mich damals darin bestärkt, das Thema massiv weiterzuverfolgen. Danach habe ich dann das Tagging in Siegfrieds RSS-Reader NewsBee bzw. in den auf seiner Basis von mir beauftragten ots.Newsreader einbauen lassen. Ist es noch heute drin und einer der wichtigsten Vorteile, warum ich NewsBee weiterhin nutze...

Ja, ich denke ebenso wie Robert, dass del.icio.us seinen Platz in der Hall of Fame verdient. Und ich nutze es weiterhin, weil mir trotz aller Versuche mit lokalen Diensten oder aufgemotzten Seiten die pure und schlichte Anwendung am meisten zusagt.
Ebenso muss man wohl den generellen Einfluss von Joshua auf das Socializing im Web 2.0 (als Metapher für die Neuzeit im Web = teile, was du kennst, weißt, hast) ausdehnen, was noch viel wichtiger sein dürfte. (Robert Basic)
Denn das ist das, was ich mir in den 90ern erträumt hatte, als ich mich intensiver mit Open Source beschäftigt habe und der Bewegung für Freie Software (was ja nicht das selbe ist): Dass es möglich sein muss, Open Source auf andere kreative Bereich als Softwareentwicklung zu übertragen. Was haben wir uns beispielsweise mit Oliver Baer die Köpfe darüber heißgeredet.

Dass vor allem del.icio.us als Dienst, der keine privaten Links kennt, Open Source auf Wissen und Links überträgt, bleibt für mich die große Leistung, von der ich im Arbeitsalltag wirklich täglich zehre.

Und deshalb ist Tagging für mich das wichtigste Scharnier im Web_2.0, so wie RSS meines Erachtens der wichtigste Katalysator ist.

17.11.06

Ethical Blogger Contact Guidelines

Die WOMMA ist die Word of Mouth Marketing Association* und hat das Ziel, nicht nur Qualitätsstandards für ihre Mitglieder zu setzen, sondern auch ethische Standards zu entwickeln und zu überwachen, was beispielsweise den Umgang mit Social Media angeht. Das wiederum ist - Überraschung! - ein Thema, das mich extrem interessiert und das ich engmaschig zu verfolgen versuche.

Aktuell entwickelt die WOMMA Richtlinien, wie Marketer und PRler auf Blogger zugehen sollten, wenn sie es denn wollen. Ein Entwurf steht online und wird nun bis Dezember diskutiert. Was ich daran spannend finde, ist, dass die 10 Regeln, die dort vorgeschlagen werden, zwar für uns Blogger selbstverständlich sind. Aber, wie es John Bell von Ogilvy formuliert,
none of us in large-ish organizations should take anything for granted. (John Bell)
Insofern ist es gut, dass es solche 10er Kataloge gibt. Für Trainings mit Kunden und Kollegen allemal. Und auch bei der Entwicklung von Konzepten, in die beispielsweise Blogs und Blogger einbezogen werden (sollen)...


* wir gehören zu den Gründungsmitgliedern, wurden aber zu Beginn des Monats "on review" gesetzt.

16.11.06

Wenn Technik die Erwartung sprengt

Während über Webfähigkeit am einen Ende des Altersspektrums gerade diskutiert wird, erlebe ich sie am anderen Ende live:

Gerade zum erstem Mal via Skype mit zu Hause videotelefoniert, während die Lütte dabei war. Sie hat mein Bild erkannt und versucht, meine Nase anzufassen - aber irritiert auf das Telefon geguckt, weil sie nicht glauben konnte, dass Papa da aus dem Laptop kommt.

Ihr Glück allerdings ist, dass sie es noch lernen kann und wird. Sie ist ja erst eineinviertel...

15.11.06

Der Versuchung widerstehen

Für jemanden, der sich wie ich schon immer für ethische Fragestellungen interessiert hat und sich leicht zu allgemein für gültig erklärten Sätzen hinreißen lässt, ist es spannend zu beobachten, wie wir alle, die wir irgendwie beruflich mit den neuen sozialen Netzen zu tun haben, tasten und ausprobieren. Was trägt und was nicht? Was ist erlaubt? Was fühlt sich falsch an? Was ist falsch?

Ich lerne da auch jeden Tag - in Gesprächen mit Kollegen, die Ideen mit mir besprechen, oder mit Kunden, die etwas verstehen wollen. Oder durch das, was andere ausprobieren.

Mein Londoner Kollege Stephen Davies hat gestern etwas ausgegraben, das eine britische Agentur mindestens berührt:

Ein Video von ihrem Umzug in neue Räume ist nicht nur extrem gut und professionell gemacht und bei YouTube hochgeladen, sondern da auch ungewöhnlich erfolgreich. Vor allem haben innerhalb der ersten Stunden sehr, sehr viele Nutzer von YouTube es zu ihren Favoriten gepackt...

Stephen kam das merkwürdig vor - und er hat sich den Fall genauer angeguckt: Sehr viele Nutzer, die den Film gut finden, haben genau einen Favoriten, sind neu bei YouTube und haben den fast gleichen Namen: OPSPL2, OPSPL3, OPSPL4, OPSPL5, OPSPL6, OPSPL7, irgendwann habe ich aufgehört, weiterzuzählen.

Die Agentur bestreitet, das Video hochgeladen zu haben. Nun ja. Aber irgendjemand betreibt da das, was auf englisch so hübsch niedlich gaming the system heißt. Denn durch die vielen Favoriten wird das Video unter den beliebtesten Filmen geführt und auf der Startseite angezeigt - was wiederum viele, viele Zuschauer bringt.

Und deshalb: Filme hochladen, auch eigene oder die der Kunden, ist ok - den Mechanismus der Bewertungssysteme auszutricksen, ist nicht ok, sondern Astroturfing.

14.11.06

2nd Life und Business

Ich bin kein Computerspieler. Damals, als es losging, habe ich ein paar Mal mitgemacht, vor allem bei Hanse und so was, aber dann haben meine Eltern ja ihren Kulturkampf gegen den Computer auf meinem Rücken ausgetragen und ich selbst als Leseratte habe auch das Interesse verloren.

Auch Liverollenspiele, Cons und Tjosts und so was haben mir nie etwas gegeben, gegen manches davon habe ich auch tief sitzende Vorurteile, die nicht mal enge Familienmitglieder bisher knacken konnten, die da sehr, sehr aktiv sind.

Etwas anders geht es mir mit Second Life, das ich, nicht zuletzt dank der Beigeisterung von Markus Breuer, den ich so sehr schätze, spannend finde - wenn auch noch nicht so wirklich für mich persönlich.

Aber, und darauf wollte ich vor allem hinaus, dort hat sich eine eigene und stabile Ökonomie entwickelt. Und so langsam entwickeln sich auch ein Bedürfnis unserer Kunden, selbst aktiv zu werden. Wir sind es als Agentur übrigens jetzt - aber dazu mehr in unserem Firmenblog...

Gute Menschen, gute Taten

Es ist schon witzig. Während bei uns - zumindest unter den ja ohnehin latent zynischen Umdievierzigern - Menschen, die sich engagieren oder daran glauben, dass sich die Welt mit klitzekleinen Schritten vielleicht doch ein bisschen verbessern lässt, immer noch mit dem neoliberalen Kampfbegriff Gutmenschen diffamiert werden, entwickelt sich im weltweiten Maßstab genau dieses Thema zu einem der großen Trends, auf die Unternehmen und ihre Kommunikation Antworten finden müssen.

Vielleicht liegt es daran, dass wir in Deutschland einfach früher dran waren beispielsweise mit dem Umweltthema?

Ich finde diese kleinen Sachen spannend: TerraPass, eine Seite, die meinen individuellen Beitrag zum CO2-Ausstoß berechnet und mir Kompensationsvorschläge macht - also nicht mit der Keule und dem Ganzodergarnicht kommt, sondern konkret und engagiert und menschlich. Oder Free Hugs, ganz anders, aber eben auch ein Weg, die Welt besser zu machen, wenn man es partout schwülstig formulieren will.

Das alles bildet unser Lebensgefühl wunderbar ab: Dass es eben nicht in erster Linie um die großen, revolutionären Politikentwürfe geht, sondern um die kleinen Dinge in der direkten Nachbarschaft: Dass ich den Stromanbieter wechsele, dass ich einen Stuhl am Esstisch frei habe für die Freunde meiner Kinder, dass ich jemanden in den Arm nehme, der traurig ist oder etwas tolles gemacht hat. Nur echte Zyniker werden das unwichtig finden, oder?

10.11.06

nach der Schlacht



OK, einen Tag zu früh - aber heute abend haben, wie jedes Jahr, meine Schwiegereltern die Martinsgans zubereitet. Der Einfachheit und der beiden Kleinen wegen in unserer Küche.

Und wie immer war es grandios. Und wie immer ist so eine mittelgroße Vier-Kilo-Gans viel zu schnell aufgegessen und nur noch Haut und Knochen.

(Und wie immer gab es auf den besonderen Wunsch meiner Liebsten Maroni dazu, lecker!)

8.11.06

Schlafschulden

Die besten Schätze in den unendlichen Tiefen der Blogosphäre entdecke ich, wenn ich von einem Blog ausgehend immer wieder den Links in andere folge und irgendwann in einem lande, das ich noch nicht kannte und in dem ich mich festlese.
(Was, btw, auch der Grund ist, warum ich den Teilnehmern meiner Seminare immer empfehle, den ersten eigenen Einstieg in diese Welt abends zu machen. Und was, immer noch btw, einer der Gründe ist, warum ich nicht mehr fernsehe...)

So bin ich in Kerstins Blog Antons Welt gelandet. Wieder einmal eines aus einer der Familien, die (wie Karen formuliert hat),
mehr als die zwei Standardkinder haben.
Und neben Bildergeschichten und anderem Alltag fanden sich dann da so wunderbare Fragen wie diese:
[Er]hat sich hingelegt, um für ein anstrengendes Wochenende vorzuschlafen - Kann man das eigentlich als dreifacher Vater? Ist nicht jeder Schlaf eigentlich ein Nachholen? Und ist das nicht wie mit den Steuermehreinnahmen? Kann man von einem Schlafguthaben reden, wenn man eigentlich noch Schlafschulden hat? (Kerstin)

6.11.06

Elternblogs

Eine "Sorte" Blogs, die ich gerne lese, sind die von anderen Leuten, die in einer ähnlichen Lebenssituation sind wie wir - also mit Kind(ern) den Alltag halbwegs zu meistern suchen. Mehr Frauen als Männer übrigens, die mir dabei bisher aufgefallen sind beim Bloggen.

Es ist für mich ähnlich wie bei den Familienseminaren, die wir so gerne besuchen: Ein kleiner Blick in den Alltag und nicht nur auf die Sonntagsfassade, die man ja sonst immer so mitbekommt, wenn wir uns mit anderen Familien am Wochenende treffen. Sehr entlastend, dass bei allen anderen auch das ganz normale Chaos tobt...

Neu in meiner Leseliste ist das sehr erfrischende Blog meiner Kollegin Sara, die über ihren Spagat zwischen Familie und Beruf schreibt:
I'm middle management at work, but I'm CEO at home. (Sara)
Erinnert mich daran, dass ich ja immer behaupte, ich sei zu Hause eher Junior Family Assistant, während meine Liebste Senior Family Manager sei. Jetzt, wo sie wieder angefangen hat, sind wir allerdings dabei, die Rollen noch mal zu überdenken. Ich muss wieder mehr Senior sein...

4.11.06

Was ist schon privat?

Eine der Fragen, die mir in Seminaren immer wieder gestellt wird, ist die nach der Trennung oder auch Zusammenführung von privat und beruflich. Was ich spannend finde dabei, ist, dass das für mich nie eine wirkliche Frage war.

Das mag an meinem Herkommen liegen: Mein ursprünglicher Berufswunsch war Pastor - der Beruf, der vielleicht am stärksten von allen privat und beruflich verknüpft, da ist es konstitutiv. Als ich dann Radiojournalismus gelernt und gemacht habe, ging es weiter: Radio kannst du nicht machen, wenn du nicht ganz viel von deiner Person mit einbringst. Zumal ich ein Format entwickelt hatte, das Verkündigungselemente enthielt. Später wurde ich Verkäufer. Und in dem Beruf auf sein persönliches Netzwerk zu verzichten, ist fahrlässig. Zumal über die Jahre aus einem beruflichen zumindest in Teilen auch ein persönliches Netzwerk wird, das Jobwechsel und Unternehmen überdauert.

Ich glaube, dass die vermeintliche Trennung von privat und beruflich ohnehin nur in der Phantasie existiert. Und ich möchte sie auch nicht. Mein Gott, ich verbringe den größeren Teil meiner wachen Zeit mit meinem Beruf - und diesen Teil soll ich von mir abkoppelt? Wenn es um die Zusammenarbeit mit Dienstleistern geht, um Informationen, die ich mit anderen austausche, um Ideen: Kann ich da bei den Menschen, die ich frage und mit denen ich arbeite, wirklich trennen, ob ich sie privat kenne oder beruflich?

Nur einen Punkt werde ich immer zu beachten suchen: Es muss klar sein, welchen Hut ich aufhabe. Ob ich für mich etwas frage oder für einen Kunden beispielsweise. Ob ich etwas einem Freund anvertraue, oder ob ich eine Information weitergebe, weil ich will, dass sie sich verbreitet. Was ich nicht in Ordnung finde, ist, wenn jemand das nicht klarmacht. Aber das hat, denke ich, weniger mit der Vermischung von privat und beruflich zu tun, sondern mehr mit Klarheit und Transparenz. Ob in Blogs oder im richtigen Leben...

Und so erzähle ich auch Kunden von meinen Kindern und rede mit Freunden, wenn ich Tipps für meine Kunden brauche. So lesen meine Kunden mein privates Blog und sehen meine privaten Fotos und so schreibe ich auch über Dinge, die mich beruflich bewegen, hier an dieser Stelle. Ich bin ja nicht schizofren.