30.10.06

Kontrollverlust

Letzte Woche habe ich in einer sehr spannenden Beraterrunde über die Auswirkungen von Web_2.0 nicht nur auf unsere Arbeit, sondern auch auf die Gesellschaft diskutiert. Jenseits der je eigenen politischen Ausrichtung waren wir uns dabei einig, dass der von uns als positiv diagnostizierte Kontrollverlust* in der Politik zu einer ulkigen (und von Nico Lumma engmaschig mitprotokollierten) Kontrollsucht führt, die über den absurden Umgang mit einem Freiheit ermöglichenden Medium (www) versucht, Freiheit einzuschränken.

Neueste Blüte, dieses Mal von drüben, ist die Bording-Pass-Nummer, über die Nico gestern schreibt:
Sicherheitsmaßnahmen, die nur Sicherheit suggerieren, aber für Terroristen keine Hürde darstellen, dafür aber uns allen das Leben erschweren, sollten angeprangert und ad absurdum geführt werden. (Lummaland)
Genau dabei werde ich mithelfen.

* Wir bei Edelman nennen das, was da passiert, bezogen auf PR "from control to conversations" - weshalb mein Bereich ja auch Online Conversations heißt. Gerade dieser "Kontrollverlust" ist super spannend für uns Kommunikatoren und definiert unser Berufsbild nachhaltig um. Klasse!

26.10.06

Ärgerlicher Mainstream von der dpa (noch mal zu Michael J. Fox)

Statt eines Updates lieber ein eigener Eintrag, nachdem ich meine Kritik an Michael J. Fox und vor allem an der Rezeption seines Werbespots schon geäußert habe:

Kurz nach dem Eintrag schickt die dpa [Full disclosure: Ich habe rund sechs Jahre für news aktuell, ein Unternehmen der dpa-Gruppe, gearbeitet] um 15:32 Uhr einen Korrespondentenbericht über Fox und sein Video raus, in dem die Autorin Gisela Ostwald in einer Mischung aus Allgemeinplätzen
Bilder des kranken Michael J. Fox gehen Amerika unter die Haut (Überschrift des dpa-KORR)
und faktenfernem überoptimistischem Blabla
[Reeve] starb 2004, bevor ihm eines der im Tierversuch erfolgreichen Experimente mit Stammzellen das Leben erleichtern konnte. (dpa-KORR)
auf die Mitleidsdrüse drückt. Ärgert mich. Vielleicht hätte sie mal ihre Kollegin Link fragen sollen....

(Wenn ich den KORR online finde, verlinke ich ihn noch.)

Tödliches Mitleid

Das politische Werbevideo mit Michael J. Fox für die Stammzellenforschung geht seit mehreren Tagen durch Blogs und durch die Welt. Ich war irritiert und hatte mehr ein mulmiges Gefühl, als dass ich meine Bedenken direkt und klar benennen konnte. Das macht dafür heute Christiane in ihrem Blog, als sie über das Thema Mitleid schreibt:
Was mich viel mehr ärgert ist, dass mit Mitleid versucht wird, ein politisches Ziel zu erreichen. Wie sollen behinderte Menschen ernst genommen werden, wenn sich ein Schauspieler hinsetzt und signalisiert, sein Leben sei bemitleidenswert und deshalb müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, das zu ändern? (Christiane Link)
Diese Denkfigur ist wichtig und leider oft nur in der Fachdiskussion so klar zu finden. Als ich im Studium Klaus Dörners Tödliches Mitleid quer gelesen habe (meine Frau hat es genauer studiert, da es in ihr Fachgebiet fällt), war ich beeindruckt. Denn bis dahin hatte ich Mitleid auch kritiklos für positiv gehalten. Das aber ist es nicht. Sondern führt oft genug dazu, andere Menschen klein zu machen und für defizitär zu erklären.

Meine Erfahrung ist in den letzten Jahren, dass Mitleid meistens nur den Bemitleidenden hilft - nicht aber den Bemitleideten: Denn die einen bekommen ein reines Gewissen, weil sie ja Mitleid haben - und die anderen werden klein gemacht.

Mitarbeiterblogs

Gestern abend hatten wir (Björn hat schon drauf hingewiesen) eine sehr spannende Veranstaltung mit Kunden und Kollegen über Mitarbeiterblogs - ob im Intra- oder im Internet. Vor allem der Vortrag von Michael Scheuermann, der das Thema bei der BASF beackert, war sehr inspirierend, schließt er doch gerade in diesen Tagen einen Test mit Blogs im Intranet insofern ab, als nun die Evaluation beginnt. Sein offener Bericht über Neugier und Ängste und Widerstände und Chancen hat gute Einblicke geliefert...

Für mich war es ein wichtiger Punkt, mit Praktikern aus großen und internationalen Unternehmen gemeinsam eben diese Chancen und Risiken auszuleuchten und zu diskutieren. Wie so oft, ist die Frage, wo ein Engagement in diesem Bereich zwischen Effizienz, Wissensmanagement und hierarchiefreier(er) Kommunikation anzusiedeln ist, kontrovers. Wir stehen hier alle noch am Anfang, auch wenn ich aus der Arbeit mit Kunden schon die einen oder anderen Beispiele einbringen kann.

In der Vorbereitung auf meinen Vortrag ist mir übrigens über meinen Londoner Kollegen Stephen Davies diese Grafik in die Hände gefallen, die sehr gut beschreibt, wieso es sich lohnt, vom Web_2.0 zu reden:

24.10.06

Ballett

Da mir ja ohnehin fast nichts peinlich ist (ok, meine Kinder mögen jetzt einmal weghören, danke), bekenne ich, dass ich als Kind irgendwann wirklich gerne Ballett gelernt hätte. Da mir damals aber noch mehr peinlich war als heute, habe ich mich nicht getraut, das zuzugeben und nur normales Tanzen gelernt - obwohl ja schon Rumba und Tango bei Zehnjährigen etwas merkwürdig aussehen muss (gesehen hab ichs ja nie, nur gemacht). Irgendwie war das auch toll, zumal ich unsterblich in meine Partnerin verliebt war. Da wir dann umgezogen sind, ist das irgendwie im Sande verlaufen und ich hab dann auch wieder angefangen mit Handball, was aber eine ganz andere Geschichte ist.

Also Ballett - am Wochenende war ich zum allerersten Mal (ich hab es auch erst nicht geglaubt, es war wirklich zum ersten Mal, aber Hey, ich hab ja auch noch nie das Weihnachtsoratorium mitgesungen) in einem ganz klassischen Ballett mit Kostümen und so. Schwanensee. Bis dahin hab ich nur so Sachen wie Stravinsky oder Saint Sans oder die Mahlerballette von Neumeier gesehn. Aber doch nicht solche Konfektionsware (ja, ich bin ein Snob).

Ich bekenne erneut: Es hat mir gefallen. Und es war ein schöner Abend. Auch wenn die Odette etwas ausdruckslos war und es latent merkwürdig anmutet, wenn ein fernöstlich-russischer Tänzer einen Prinzen mit dem Namen Siegfried gibt...

23.10.06

Meine Diskussion auf den Medientagen

Dieses Mal haben die Medientage in München eine ganze Reihe von Diskussionen als Videostream online gestellt. Zwar nicht in einem modernen Flashplayer, aber immerhin. Hier beispielsweise das Video der Diskussion Weblogs, Podcasts & Communities - Verändert sich der Journalismus?, zu der ich die Einführung halten durfte:

UPDATE 24.10.
Den Film hab ich mal hier wieder rausgenommen, bitte folgt dem Link unten, da kommt man direkt zum gleich startenden Film. Da er nur als Windows Media direkt mit Player hier eingebunden werden konnte, hat das bei manchen Lesern nicht nur das grandiose Layout dieses Blogs zerschossen, sondern auch noch zu bösen Sachen geführt...

Film hier eingebunden von der offiziellen Streaming-Seite der Medientage

Ethik im Alltag und im Beruf

Das, was in der letzten Woche rund um Wal Mart und Edelman diskutiert wurde, herausgekommen ist und dann bei uns angeleiert wurde, hinterlässt bei mir zweispältige Gefühle und Einschätzungen. Denn es berührt das Thema, das mir am wichtigsten ist: Ethik und Haltung.

Wenn man wie ich jahrelang in Verkauf und PR arbeitet, ist ethisches Verhalten immer wieder eine Herausforderung gewesen und weiterhin. Dennoch gibt es Grenzen, an denen sich - pathetisch gesprochen - so etwas wie eine Bekenntnisfrage stellt. Als Theologe habe ich auch gelernt, dass man damit zurückhaltend sein sollte und nicht alles und jedes sofort zu einer solchen Frage hochstilisieren darf (was in den Kreisen, in denen ich mich theologisch und auch politisch bewege, nicht immer akzeptiert wurde, da dort oft eine alarmistische Grundstimmung herrschte) - aber es kommen Punkte, an denen ich für mich eine klare Entscheidung fordere.

Konkret:
* Sehr ärgerlich und traurig war ich, als sich herausstellte, dass Kollegen sich nicht an unsere eigenen Ethikstandards gehalten haben. Björn fasst heute sehr gut zusammen, was ich auch empfinde.
* Erleichtert bin ich, dass ich bei den Kolleginnen und Kollegen in Europa (und nicht nur bei den Onlinern) die gleiche Haltung erlebe, die ich dazu habe.
* Froh bin ich, wie nun damit bei uns weltweit umgegangen wird. Bereits in dieser Woche beginnt die Auffrischung der Ethik-Lektionen für alle Mitarbeiter. Und dass unser me2revolution-Team, also die von uns, die schon lange in dieser neuen Onlinewelt leben, die auch die anderen immer mehr für sich entdecken, - dass dieses Team also sehr viel mehr in die "normalen" Prozesse eingebunden wird, freut mich wirklich.
Weil ich es in der vergangenen Woche das eine oder andere Mal gefragt worden bin: Ja, ich bin auch nach dieser Sache bei Edelman richtig. Denn die Offenheit, mit der die Fehler nicht nur aufgearbeitet und korrigiert werden, sondern auch dokumentiert wird, wie wir sie für die Zukunft vermeiden wollen, finde ich sehr, sehr gut - und sie ist alles andere als selbstverständlich.

Wenn ich mir eines nicht leisten will und werde, dann ist das ethische Flexibilität in Punkten, die mir wichtig sind. Ich bin nicht mehr so leichtfertig damit, andere zu verdammen, wie ich das noch war, als ich die Welt in gigantischeren Schritten verändern wollte als heute. Aber ich nehme immer noch nicht hin, wenn jemand nicht zu seinen Fehlern steht und daraus lernt. Das allerdings gestehe ich jedem zu - auch Kollegen. Denn ich empfände es als bigott, ethische Perfektion zu verlangen, wo ich selbst auch fehle und falsch handele.

Einmal ins Theologische formuliert: Dass ich unterscheiden kann zwischen Sünde und Sünder - und dass ich die Sünde verurteilen kann, ohne den Sünder zu verdammen -, das ist die große Errungenschaft der Reformation, das ist einer der Kerne meines Glaubens. Es befreit mich von dem moralischen Rigorismus, den anderen Konfessionen und ihre radikalen Vertreter haben - und es befreit mich zu einer klaren, eindeutigen und verantwortlichen Haltung.

20.10.06

Meine intellektualistische Morgenlektüre

Vor gefühlten hundert Jahren habe ich so mal die Vorspeisenplatte der wunderbaren Kaltmamsell bezeichnet und sie hat sich drüber gefreut. Und als ich die Fragen zu meinem Beitrag bei den Medientagen beantwortet habe, die Popa doch wirklich als Presseanfrage tituliert hatte, viel mir ein, dass die Blogs, die ich wirklich gern lese, manchmal einfach etwas unbeachtet in der Blogroll rumschimmeln.

Darum sei darauf hingewiesen, dass es solche Geschichten sind, die mein Herz höher schlagen lassen - und bei denen ich mir wünschte, ich wäre das ich darin:
Habe ich gerade allen Ernstes einer super-gebrezelten IT-Sales-Managerin auf ihre Frage nach einer Mehrfachsteckdose auf Latein geantwortet? (Kaltmamsell)

17.10.06

Kritische Masse

Wann habe ich eigentlich das letzte Mal darauf hingewiesen, dass immer noch die Kritische Masse des Herrn Huflaikhan zu meinen allerallerliebsten Blogs gehört? Er schreibt den gütig-zornigen Gegenpol zu den Wichtigwichtigblogs, auch wenn er das bestimmt ganz anders sieht. Für mich ist er das. Und er ist schlau und ich kann über ihn lachen, mit Freude, nicht bitter oder so was. Brillante Absurditäten wie jenes Stück diese Woche über (uns) Beratungs-Heinis:
Und was spricht im übrigen gegen Selbstreflektion? Ich hatte noch gelernt, dass Selbstreflektion eine tolle Sache ist und geübt werden darf. Ich schätze: Ist aus der Mode wie alle Reflektion. Braucht man nicht, stört, man hat ja Marken-Blogs. "Ich lese ja nur Lyssa" oder so; oder "An meine Hirnreste lasse ich nur Wirres". Huflaikhan

Wal Mart

Ich erbitte eure Entschuldigung, dass ich mich gerade nicht in der Lage fühle, mehr zum aktuellen Thema Wal Mart zu sagen, in dem unsere amerikanischen Kollegen involviert sind, als: Das hätte niemals gemacht werden dürfen.

Aufgrund der persönlichen Tragödie, die uns hier gestern getroffen hat, brauche ich etwas Zeit und habe andere Prioritäten.

Richard Edelman hat vergangene Nacht etwas gesagt.

16.10.06

Lebensanker

Ich bin oft froh, dass ich einen Lebensanker habe. Vor allem, dass ich ihn schon so lange habe. Menschen, die ich jederzeit anrufen kann, die mir zuhören, die für mich da sind, die mir Trost geben.

Wenn auf einmal die Tragödie, die Katastrophe in den ganz normalen und ganz normal wahnsinnigen Alltag einbricht, wenn alles entgleitet, dann bin ich dankbar für diesen Anker.

Es ist nicht nur eine Frage des Alters, dass ich noch halbwegs klar denken kann, wenn sich alles um mich herum auflöst. Nicht nur, dass ich es nicht das erste Mal erlebe, wie die Wirklichkeit brutal und unangekündigt alles aus der Bahn wirft und die Sonne nur noch durch Zufall scheint.

Sondern es hat auch damit zu tun, dass ich Trost finde. Dass mir wirklich ein erstes stilles Gebet und ein erstes leises Gespräch mit meinem Gott hilft. Dass ein erstes Gespräch mit meiner Liebsten, meinem Lebensanker, mir durchhalten hilft. Dass ich nicht orientierungslos durch das Leben schwimme.

Alles, was ich versuchen kann, ist, für andere auch so ein Anker zu werden und da zu sein. Und irgendwann die Tränen zuzulassen...

13.10.06

Familientreffen

Was ich an der riesigen Familie so mag, in die ich reingeheiratet habe, ist, dass sie so unkompliziert ist. Das ist der eine Grund, warum ich mich so sehr auf das Wochenende freue, wenn wir uns alle in der wunderschönen Rhön treffen, weit über 50 Leute (und das ist nur die allerengste Familie).

Der andere Grund ist, dass das endlich mal wieder ein ganze Wochenende ohne Internet bedeutet. Das tut auhch mal wieder gut zwischendurch. Also macht hier keinen Unsinn, bitte, ok?

Auf unserem neuen Firmenblog werde ich nachher noch zwei Ausschnitte der Diskussion gestern in unserem Frankfurter Büro hochstellen: Rund fünf Minuten aus der Präsentation der Blogger Studie und rund zehn Minuten aus der Diskussion über die Studie, über Toplisten und über Bloggen und Unternehmen und PR an sich...

Die neue Zentrale des Gurus

Dafür liebe ich sie. Weil sie Spaß haben und Spaß machen. Und vor dem Absacker an der Hotelbar eine Vision.



Felix hat es gerstern Abend hochgestellt...

12.10.06

Auf dem Weg zu vernünftigen Top 100 Listen in anderen Sprachen als englisch

Die Irritatonen, das Kopfschütteln und die teilweise Empörung über die unfertigen Technorati-Top-Listen, die wir - auch noch ohne die Vorläufigkeit hinreichend deutlich zu betonen - über unseren New Yorker Kollegen Steve Rubel veröffentlicht hatten, waren angesichts der Datenqualität berechtigt. Gestern haben wir mit einigen europäischen und amerikanischen Bloggern und der Führung von Technorati bis zum frühen Morgen konferiert. Vor allem das aus meiner Sicht in allen nicht englischsprachigen Ländern größte Problem der Unvollständigkeit haben wir ausführlich diskutiert.

Heute morgen unserer Zeit hat darum Dorion im Technorati Weblog den Weg beschrieben, wie Technorati das Thema in die Blogosphäre zurück geben wird:
"Bloggers who want to be sure they're included in our listings need to be sure they've claimed their blogs and have selected a primary language for their blog(s). (Dorion, Technorati)
Warum ist das so?

* Zum einen ist Technorati von der Herkunft eine US-Firma, die traditionell keinen großen Fokus auf Europa hatte. Die Tour, die wir gerade mit Peter Hirshberg machen, hilft ihnen dabei, uns hier drüben zu verstehen.
* Zum anderen fehlen in allen Ländern zurzeit vor allem deshalb so viele Blogs in Toplisten, weil sie in der Datenbank mit der Defaultsprache englische geführt werden, wenn keine andere Sprache im Code oder beim Claiming bei Technorati angegeben wird.
* Und zum dritten möchte ich gerne den Einfluss der Blogger auf diese Liste erhöhen. Wer zu einem Sprachkreis gehört und gehören will, kann das markieren - die anderen werden dann eben nicht mitgezählt, außer sie sind beispielsweise bei einem Blogservice, der eindeutig einer bestimmten Sprache zugeordnet ist. Wenn dann die dynamischen Listen bei Technorati erscheinen werden, wird es die Möglichkeit geben, das eigene Blog, so es fehlt, nachzutragen.

Viele der anderen Kritikpunkte habe ich angesprochen und weiter gegeben - und manches konnte David noch während des Telefongesprächs umsetzen.

Was immer in den nächsten Tagen und Wochen rauskommen wird - es wird immer nur eine Momentaufnahme sein, weil in der Blogosphäre ohnehin jeden Tag Neues passiert. Aber auf diesen offenen und dynamischen Prozess freue ich mich.

Hier übrigens der Stand der Top 10 Blogs heute:



Noch ein Wort zu unserer Rolle als PR-Agentur in diesem Prozess:

Wir haben ihn angestoßen, indem wir Technorati gebeten haben, diese Lokalisierungen vorzunehmen. Daraus ist unsere Zusammenarbeit entstanden. Auf die ersten Ergebnisse der Lokalisierungen haben wir die ersten Untersuchungen gesetzt - um die Dynamik und die Unterschiede in den Kulturen nicht nur selbst besser zu verstehen, sondern auch anderen zugänglich zu machen. Die ersten Erkenntnisse daraus (siehe beispielsweise unserer Pressemitteilung gestern) stellen wir heute in Deutschland vor und werden es dann in unserem ebenfalls heute online gehenden neuen Firmenblog als Video zeigen.

Die Listen, deren erstes Viertel etwa ausführlicher angeguckt worden war und um die Spamblogs und Medienangebote bereinigt, hätten wir so nicht veröffentlichen sollen.

11.10.06

Einen großen Schritt voran

UPDATE 12.10. 00:47 Uhr
Wenn wir einen Fehler gemacht haben, stehen wir dazu. Ich darf darum auf das Update von Richard Edelman, unserem CEO, verweisen:
One amendment to my previous post on the Edelman Technorati lists. These lists are in beta. We have more work to do in perfecting them and we understand and apologize for the confusion caused by releasing the full lists before they were scrubbed by technoati for public release. The good news is that you can help. If you visit Technorati.com a bit later today, you will find instructions on how to register, claim your blog and identify the language you blog in; this will go a long way to making sure the Top 100 lists are clean by the time they are formally launched on technorati in the coming weeks. (Richard Edelman)


Ich hoffe, dass ich noch heute Nacht mit einer Lösung werde kommen können, wie wir die Irritationen rund um Top-Listen auflösen können. Eben gerade war ich mit Peter Hirshberg, dem Chairman von Technorati, und unserem Europa-President David "Vlog addicted" Brain gut essen. Und bei ein paar Gläsern Wein haben wir die Ideen, die heute von deutschen Bloggern - ob online oder in den Gesprächen, die ich mit vielen von euch hatte - kamen, durchgekaut. Und weil es auch für Peter spannend ist, die europäische Sicht auf die Probleme zu sehen, die wir uns eingebrockt haben, konnten wir gemeinsam mit den Vorschlägen, die heute mittag schon Guillaume in Paris hatte, einen Weg finden, wirklich einen Schritt voran zu kommen.

Gleich geht es in einen Conference Call mit den Jungs drüben - und dann werden wir das Projekt, Technorati auch für Europa wirklich nutzbar zu machen, weiter führen können.

Ich freu mich jedenfalls, dass Peter und David morgen dabei sind, wenn wir mit Jens, Johnny, Felix und Nico sprechen. Wo und wie das Gespräch als Video zu sehen sein wird, schreibe ich noch.....

Berichte und Kommentare zur Londoner Vorstellung der Bloggerstudie

Jenseits der Frage, ob und wie eine Top-Blog-Liste zustande kommt und was sie sagt, haben wir in der Untersuchung, die wir morgen auch in Deutschland vorstellen*, vor allem auf die Frage geguckt, wen Blogs in den einzelnen Ländern so verlinken und worüber sie bloggen.

Mein Kollege Stephen aus London hatte gestern hinterher die Gelegenheit, mit Neville Hobson zu sprechen:



direkter Link: Neville Hobson

Einige Videos von der Vorstellung der Studie in London hat unser Europa-Chef David Brain in seinem Blog.

* Von der Vorstellung und Diskussion wird es dann auch einen Webcast geben. Ich bin gespannt....

Zur berechtigten Kritk an den Top Bloglisten

UPDATE 12.10. 00:47 Uhr
Wenn wir einen Fehler gemacht haben, stehen wir dazu. Ich darf darum auf das Update von Richard Edelman, unserem CEO, verweisen:
One amendment to my previous post on the Edelman Technorati lists. These lists are in beta. We have more work to do in perfecting them and we understand and apologize for the confusion caused by releasing the full lists before they were scrubbed by technoati for public release. The good news is that you can help. If you visit Technorati.com a bit later today, you will find instructions on how to register, claim your blog and identify the language you blog in; this will go a long way to making sure the Top 100 lists are clean by the time they are formally launched on technorati in the coming weeks. (Richard Edelman)


Danke für die ausführliche Beschäftigung vieler von euch mit unserem ersten Entwurf einer Top Liste auch deutscher Blogs auf Basis des Technoratidaten. Das, was ich bisher an Kritik gelesen habe, ist berechtigt und wird von mir berücksichtigt, wenn wir in die Tiefe gehen werden und die Plausibilität überprüfen. Später heute werde ich sicher auch noch mal ausführlicher darauf eingehen können.

Auf die Schnelle:

* Ja, die Schreibfehler in der Präsentation sind unverzeihlich. Das tut mir leid.
* Dass nicht alle Nicht-Blogs (in der deutschen Liste machte das am Anfang weit mehr als die Hälfte aller "Blogs" aus, die uns angeboten worden waren!) verschwunden sind, werden wir korrigieren. Als Erklärung nicht als Entschuldigung sei darauf hingewiesen, dass die Listen während des gesamten Prozesses in Bewegung waren und immer wieder "von unten" neue nicht-Blogs nachgerutscht sind.
* Die Kritik an der Aufnahme von solchen Blogs, die vor allem aus "technischen" Gründen verlinkt werden (plugins, themes), nehmen wir ernst - das werden wir noch einmal diskutieren. Es kann Gründe dafür geben und dagegen.
* Warum bei einigen Blogs Unter-URLs gelistet wurden bei den Daten, die uns zur Verfügung standen, weiß ich nicht. Dem gehe ich nach.

Bitte gebt mir ein paar Tage Zeit, um das alles mit dem Team und mit Technorati zu besprechen. Das eine oder andere werden wir sicher auch ansprechen können, wenn sich der Technorati-Chairman diese Woche der Diskussion mit einigen Bloggern auch hier stellt.

10.10.06

Top 100 Blogs Deutschland, Frankreich, Italien

UPDATE 12.10. 00:47 Uhr
Wenn wir einen Fehler gemacht haben, stehen wir dazu. Ich darf darum auf das Update von Richard Edelman, unserem CEO, verweisen:
One amendment to my previous post on the Edelman Technorati lists. These lists are in beta. We have more work to do in perfecting them and we understand and apologize for the confusion caused by releasing the full lists before they were scrubbed by technoati for public release. The good news is that you can help. If you visit Technorati.com a bit later today, you will find instructions on how to register, claim your blog and identify the language you blog in; this will go a long way to making sure the Top 100 lists are clean by the time they are formally launched on technorati in the coming weeks. (Richard Edelman)


UPDATE 11.10.
Bitte beachtet auch meinen neuen Eintrag, in dem ich auf die erste Kritik und die ersten Reaktionen eingehe. Für das, was falsch ist, entschuldige ich mich - wo klar ist, woran es liegt, werden wir das korrigieren. Work in progress.

Nun sind sie also raus, die Top-Blog-Listen, die wir gemeinsam mit Technorati erstellt haben. Zeitmangels und der Kragendingens wegen verweise ich auf den entsprechenden Blogeintrag meiner Geschäftsführerin, die auch auf die ausführliche Darstellung bei Steve hinweist.

Die letzten Wochen war das eine Heidenarbeit, wenn ich ehrlich bin - gemeinsam mit den Kollegen in Italien und Frankreich haben wir die Listen durchgeguckt, viele, viele Spam-Blogs und Mainstream-Medien rausgeworfen, die in den Technoratidaten noch drin waren. Sicher ist noch nicht alles komplett ideal, wenn also wem was auffällt, immer her damit.

Das Ranking ist, anders als bei Jens Blogcharts nicht noch einmal nachbearbeitet, sondern bildet die Menge der verlinkenden Blogs aus den letzten 180 Tagen ab, die ein Blog erreicht hat. Nur so, auch wenn das beispielsweise bei Blogs, die in Templates als Beispiele verlinkt sind, teilweise zu leichten Verzerrungen führt. Aber so lassen sich Entwicklungen erkennen...

Mich faszinieren vor allem die kulturellen Unterschiede, abe rich wiederhole mich...

Keine Peanuts

Die große Aufregung, die der von mir privat sehr geschätzte Don Alphonso an der Blogbar auslöst, weil ich mir erlaubt habe, mit dem zugegebenermaßen nicht so extrem freundlichen Wort Winzszene darauf hinzuweisen, dass die "Szene" rund um Weblogs - also vor allem die Blogger, die sehr intensiv in der Blogosphäre leben - im Vergleich zu den anderen Sprachräumen, die wir gerade untersuchen, extrem klein ist,... Diese Aufregung also erinnert mich sehr an die erste Reaktion einiger langjähriger Blogger, als ich vor eineinhalb Jahren die ersten Seminare über Blogs für PR-Leute entwickelt und angeboten habe.

Aus zwei Gründen stehe ich zu diesem Wort:

Zum einen, weil Blogs, vor allem, wenn ich nur die Spitze betrachte, wirklich eine sehr überschaubare Veranstaltung sind - über die Zusammensetzung und das Linkverhalten dieser Spitzengruppe später mehr.

Zum anderen, weil vor allem viele der "alten" Top-Blogs, die früher auch mal "Linkschleudern" genannt wurden, in ihrer Funktion, Traffic zu verteilen, abgelöst wurden durch neue, kleinere Blogs. Von den vier kritischen Blogeinträgen zu meiner Einladung zur Umfrage haben der Werbeblogger und die Blogbar einige Besucher gebracht - die anderen beiden (Schockwellenreiter und IT&W) fast gar keinen.

Meine Arbeit hat zunehmend nicht mit den Top-Blogs zu tun, sondern mit der größeren Menge von vermeintlich kleinen Blogs - ganz im Sinne des Long Tail. Gerade weil es mir mehr darum geht, dass viele Gespräche stattfinden, als darum, dass ein paar große Blogger schreiben - um es mal etwas holzschnittartig zu formulieren.

Dazu kommen bei der Diskussion um die Umfrage noch zwei andere Aspekte:

Zum einen hat es bei rund 250 Einladungen gerade mal zwei Blogs gegeben, die meinen Spaßtitel CBO kritisiert haben, und zwei, die Einladung oder Umfrage an sich nicht gut fanden, ein Kommentar kritisierte meinen Weg, an seine Mailadresse zu kommen, ein weiterer Kommentar fand die Umfrage doof - und genau ein Empfänger hat sich per Mail gemeldet, weil er nicht wieder angeschrieben werden wollte.

Und zum anderen haben ziemlich viele der Eingeladenen mitgemacht.

Ich bin gespannt auf die Ergebnisse. Und merke immer wieder, dass ich mich langsam an die Stürme im Wasserglas gewöhnt habe...

9.10.06

Eine Menge Studien - diesmal zu "Mainstream Media"

Während die kleine internationale Umfrage unter Bloggern noch läuft - für die, die nach der Aufregung der letzten Tage mal reingucken wollen: Hier ist der Link, jetzt geöffnet für "alle" - haben unsere Kollegen in London und Paris heute zwei Medienanalalysen rund um Blogs vorgelegt. David Brain, unser CEO in London, schreibt dazu:
Today however, we are launching the results of two studies we have produced through our research company Strategy One aimed at seeing how blogging was affecting the worlds of politics and public affairs. (David Brain)
Bei ihm auch erste Ergebnisse. Sicher ist die Situation in Ländern mit einer so großen und auch so qualitativ spannenden Blogszene wie UK und Frankreich anders als bei uns - aber das kann ja noch werden.

Zu dem, was wir mit Technorati gemeinsam rausgefunden haben - auch jenseits der Umfrage - später mehr....

5.10.06

Stehvermögen bei offener Kritik

Die kritischen Kommentare am CEO-Blog von Siemens-Chef Kleinfeld reißen nicht ab. Während in normalen Zeiten seine Einträge meistens - wenn überhaupt - einstellige Kommentarmengen erhalten, erntet er immer noch bis zu 300 Kommentare auf seine aktuellen Einträge. Die Gesamtmenge der kritischen Mitarbeiterkommentare im Kleinfeld-Blog übersteigt inzwischen die 600...

Bemerkenswert aber finde ich, dass die Kommentarfunktion offen bleibt. Das war nach meinen Informationen nicht unumstritten im Konzern - aber wurde nicht nur von etlichen Kommunikatoren massiv unterstützt, sondern auch von Kleinfeld selbst, der in einem Posting ausdrücklich darauf hinweist, dass Kritiker keine negativen Konsequenzen zu tragen hätten (was sich zunächst ja mal schön sagen lässt....).

Bemerkenswert finde ich darüber hinaus, dass es tatsächlich so ist, dass die Kommentare nur abgegeben werden können, wenn die Mitarbeiter sie mit ihrem richtigen Namen versehen - und durch eine konsequente Double Opt In wird sichergestellt, dass der Kommentar auch wirklich vom entsprechenden Mitarbeiter abgegeben wird. Es spricht für die Mitarbeiter und wohl auch für die Kultur, dass viele dennoch so deutliche und offene Kritik üben.

Man mag von Kleinfeld und auch von Siemens halten, was man will - dass sie hier bei der Linie bleiben, Kommentare unmoderiert zuzulassen, obwohl sie das Unternehmen verlassen haben, finde ich gut. Oder genauer: Notwendig. Denn an dieser Stelle zeigt sich, ob und wie es die Führung ernst meint mit einem Gesprächsangebot an die Mitarbeiter. Denn das ist ein Blog ja, wenn man es Recht betrachtet...

Umfrage unter Bloggern in deutscher Sprache

So wie wir (Edelman) schon Umfragen unter US-Bloggern gemacht haben und zuletzt unter Bloggern aus Japan - beispielsweise bei Robert Basic oder Hugo E. Martin erwähnt - starten wir das nun auch in UK, Frankreich, Italien und eben hier. Was ich daran spannend finde, ist, dass wir die jeweils gleichen Fragen stellen (die deshalb auch an der einen oder anderen Stelle jeweils für einen der Sprachräume merkwürdig oder abwegig klingen mögen). So erhoffen wir uns unter anderem einen interkulturellen Vergleich. Die letzten zwei Monate in einem internationalen Team von bloggenden PR-Profis haben mir selbst schon sehr deutlich gezeigt, wie anregend das sein kann....

Heute nun also habe ich die Einladung zur Umfrage an eine Reihe Blogger rausgeschickt und bin gespannt auf Rücklauf und Ergebnisse.
(Wer nicht dabei war, aber mitmachen möchte, schreibe mir einfach ne Mail)

UPDATE 6.10.:
Und weil sich wieder (lustig, jede Woche inzwischen) mehrere deutsche Blogs zur ironiebefreiten Zone erklärt haben, sei einmal mehr der kleine Hinweis darauf gegeben, dass es Visitenkartentitel gibt, die bewusst als Spaß gemeint und beschrieben sind. So wie es auch damals die gesamte Medienberichterstattung gesehen hat. Und wie es auch immer, wenn ich irgendwo bei Unternehmen (ja sogar in Deutschland) bin, automatisch verstanden wird. Schon gut, ich verstoße nicht gegen Gassners Law, aber latent typisch ist das schon, oder?

Übrigens danke der inzwischen dreistelligen Anzahl Blogger, die sich beteiligen an der Kurzumfrage....

Kommt ein Realitätsschock?

Gestern sprach ich mit Kollegen aus dem Netzwerk über die These, die sie neulich gehört hatten:
Es werde, so hatte jemand erklärt, bald oder etwas später unweigerlich zu einem Realitätsschock kommen, wenn all die jungen Leute merkten, dass so viel Fake im neuen Internet sei.
Das klingt zunächst einleuchtend, ist aber Quatsch.

OK, der Aufruhr rund um lonelygirl15 scheint diese These zu stützen. Aber die Recherchen, die Blogger und YouTube-Nutzer angestellt haben, begannen ja gerade, weil sie Zweifel an der Echtheit von Bree hatten - sie wurden also nicht von einem Fake überrollt.

Vor allem aber haben alle diese Formen von Micropublishing den großen Vorteil, dass sie eben - anders als früher im statischeren Web - sehr schwierig zu faken sind. Gerade die Linearität, die Anordnung der Inhalte an der Zeitachse, machen es ja viel einfacher, nachzuvollziehen, was für ein Vogel hinter den Inhalten steckt, die ich gerade sehe.

Mir scheint, dass die These vom Realitätsschock von Menschen kommt, die zwar grundsätzlich eine Vorstellung haben von dem, was Web_2.0 bedeutet, vor allem in technischer Hinsicht - die aber dort bisher kaum Zeit verbracht haben und dort nicht leben. Und das unterscheidet sie von denen, die sie vor eben diesem Realitätsschock warnen. Viele der sehr jungen Leute, die das neue Web mit einer großen Selbstverständlichkeit für sich entdecken, leben dort, ohne es technisch verstehen zu müssen.

Dass das funktioniert, ist eines der Kennzeichen von Web_2.0: Die Technologie tritt hinter das Leben zurück. Und die Kontinuität der Webidentität, die ich mir schaffe, "beweist" meinen Lesern ihre Autentizität.

2.10.06

Negative PR inklusive

Szenario:
Ein umkämpfter Markt, der als attraktiv gilt. Der in anderen Ländern bereits sehr gut abgedeckt ist. Der einen First Mover hat und mehrere Angreifer. Bei dem es unter anderem darum geht, persönliche Daten einzusammeln und daraus eine Community zu bauen. Der also zu einem guten Teil auf Mundpropaganda und Vertrauen beruht.

Fein eigentlich. Und könnte auch funktionieren, wenn man ein oder zwei Grundregeln beachtet. Eine, für die ich immer wieder ausgelacht werde - und die trotzdem nun einmal stimmt - ist: Verklage niemals einen Blogger. Und schon gar nicht: Bedrohe ihn....

Oder wie Andreas Dittes schreibt:
Ich mag Unister, denn diese Firma ist wirklich offen für alles. Selbst Umgangsformen, die man normalerweise nur auf der Kinoleinwand sieht oder in guten Krimis liest, sind da möglich.
Das ist doch mal gut gemeinte* PR...

* Wo jeder weiß, dass gut gemeint weit mehr das Gegenteil von gut gemacht ist als beispielsweise echt schlecht...