29.9.06

Top-Blogs und Long Tail

Im Rahmen unserer Kooperation mit Technorati, die am 12. Oktober hier in Deutschland vorgestellt werden wird, untersuchen wir zurzeit, wie Themen und Unternehmen in den Top-Blogs verschiedener Länder vorkommen. Das Erstaunliche ist dabei aus meiner Sicht zum einen, dass es wirklich ganz gewaltige Unterschiede zwischen den Ländern gibt.
Das noch einmal genauer heraus zu bekommen, ist auch die Aufgabe einer Umfrage unter einigen Bloggern, die wir thematisch gleich in den nächsten Tagen in etlichen Ländern beginnen werden.
Und zum anderen, dass die Geschichte mit dem Long Tail, also dem dicken Ende, den vielen Kleinen, die zusammen so groß sind, wirklich stimmt.

Nur mal als Beispiel, wie "Siemens" einerseits in den Top 100 Blogs* vorkommt in den letzten 90 Tagen:


Und andererseits in der gesamten deutschsprachigen Blogosphäre, so sie von Technorati erfasst wird:


Mein Fokus in der Beratung und auch in den Projekten, die ich mache, liegt ja schon immer jenseits der "Top-Blogger". Und diese beiden Charts lassen mal wieder deutlich werden, wie sehr die klassischen Kommunikatoren umdenken müssen, wenn sie immer noch davon reden, dass "Johnny Spreeblick" wichtig ist und sonst niemand...

* Also die 100 Blogs, die von den meisten Blogs im letzten halben Jahr verlinkt wurden. Teil unserer Kooperation mit Technorati ist, dass wir diese für etliche Sprachräume und Länder erstmals nach gleichen Kriterien ermitteln - und damit den Blick auf andere Kulturen ermöglichen.

28.9.06

Listen to your people

What these days happens with Siemens and the internal blog of CEO Klaus Kleinfeld, is a turning point in the discussion about CEO-blogs in Germany, I suppose. As a friend said yesterday, when I talked to him in the IM: "Open Communications are not that easy....." Kleinfeld gets several dirty comments of his people, because his salery will rise some 30%, while Siemens is still displacing employees. Some of these comments found their way to german media.

When you write a blog - internal or external - you have to stand criticism and rant and comments. If you really prefer this ugly oldschool topdown model of communication, you should not blog. Perhaps you should not communicate anymore...

But I think, you can't blame the blog for the problem. People are talking and chatting anyway - wether you hear them or not. With these comments in Kleinfeld's blog, they can be seen - and I think, that's good enough.

As Jan Erik Meyer says in a comment:
Das Übel liegt weit vor den Blogs und fand bisher eine Verbreitung über die Pausengespräche der Mitarbeiter oder (zu selten) die Aufmerksamkeit eines guten Journalisten.
(The problem has evolved long before blogs, when employees chatted in their coffee breaks - or (rarely) when a clever journalist was listening)
Blogs, even Intranet-CEO-Blogs, are a good way to aggregate discussions, that rumore in your company. But if you don't want employees, clients, consumers to speak frankly, you should not blog. First change your way of thinking - then your way of speaking. And listen to your people. We are listening to them anyway...

26.9.06

Bei Siemens brennts im Intranet

Seit ein paar Tagen mit einem extremen Peak heute bekomme ich wieder viele, viele Besucher über Suchmaschinen - immer mit dem Suchwort Kleinfeld dabei. Mein Vorteil: Mit meinen Postings über Kleinfelds Blog und Kleinfelds Rolex bin ich bei fast allen Suchkombinationen rund um Herrn Kleinfeld, sein Blog und sein Unternehmen unter den ersten fünf Treffern...

Auffällig ist, wie viele Besucher aus dem Siemensnetz ich habe - und wie viele Medien vorbei gucken. Aber auch aus den Firmennetzen fast aller Dax-30-Unternehmen sind Leute hier heute. Da brennt über Siemens hinaus was an, scheint mir.

Hintegründe liefert beispielsweise ein Beitrag bei Spiegel Online von heute, der vom Unmut erzählt:
"Kleinfeld bekommt das zu spüren - in seinem internen Blog platzieren Mitarbeiter ätzende Kommentare"
Aus denen zitiert SpOn dann auch reichlich und ausführlich. Muss man sich darüber aber wundern?

Und: Ob das Auswirkungen auf die geplante Mitarbeiterplattform haben wird?

UPDATE 21:55 Uhr
Irgendwie haben alle Siemensmitarbeiter einen Telekomanschluss, glaub ich. Die kommen jedenfalls gerade im Minutentakt mit phantasielosen Gugelsuchen bei mir rein....

Warum die Grenze zwischen PR und Journalismus nicht so einfach zu ziehen ist

Ich habe einen Heidenrespekt vor der Presse-Arbeit von Ulrich Ott für die ING-Diba. Das Konzept, Journalisten massenhaft einzubinden über Nachwuchsförderung, Zusammenarbeit mit den Medien der Verbraucherzentralen und den bekanntesten Journalistenpreis für Wirtschaftsberichterstattung mit dem illustren Namenspatron Helmut Schmidt - das ist ein langfristiges und extrem erfolgreiches Vorgehen.

Unter Journalisten ist Ott deshalb nicht unumstritten, um es mal vorsichtig zu formulieren, aber einerseits muss ja niemand Beiträge für die Preise einreichen und andererseits lässt sich eine Einflussnahme beispielsweise auf die Wirtschaftsredaktion der Zeit, deren Herausgeber Schmidt immerhin ist, nicht nachweisen, auch wenn immer mal wieder Journalisten sie behaupten.

Dennoch ist es unter recherchierenden Wirtschaftsjournalisten eine offene Diskussion, ob man bei einer ING-Aktion mitmachen soll und beispielsweise Reportagen einreichen. Deshalb hatte ich mich immer schon gewundert, dass ausgerechnet das Netzwerk Recherche um Thomas Leif, das in diesem Oktober in Wiesbaden eine Tagung zu kritischem Wirtschaftsjournalismus veranstaltet, große Anzeigen der ING in seinen Publikationen hat. Kann man aber - und mache ich auch - argumentieren, dass ja Redaktion und Anzeigen auch hier getrennt sind.

Dass aber, wie auch der Newsletter von V.i.S.d.P. heute süffisant vermerkt, ausgerechnet Thomas Leif, also der Motor hinter dem umstrittenen Medienkodex ("Journalisten machen keine PR") des Netzwerks, einer der Preisträger des diesjährigen Helmut Schmidt-Journalistenpreises ist, erstaunt mich nicht finde ich bedenkenswert...

25.9.06

My favorite RSS-Readers

I have been using RSS (and reading news and blogs through RSS) since mid 2003, I think. And I tried serveral tools, first was bloglines, because I had no desktop-RSS-client, when I had to use Mac OS9 in my office. I didn't like bloglines - can't say why.

When I developed a RSS-strategy for my former employer news aktuell, I had to test serveral tools, webreaders (aggregators) and clients. Until now, I did not find a webclient, that I really like. Google Reader e.g. is much too complicated.

We then built our own RSS-Client, the ots.Newsreader, based upon Siegfried Hirsch's client NewsBee. I still like it, and I'm still using Newsbee.

Two weeks ago, Edelman launched an enterprise version of Newsgator, both a webclient and a plug-in for Outlook. I can't help, but I don't get familiar with it. The only things, I love it for, are the collaborative features - I can do a search over all the feeds, anyone throughout Edelman Worldwide has in his oder her folders.

What I use since several weeks, is netvibes - and I like it! It's the first webreader (or kind of), that fits to my demands. But I use it as startpage in my browser, to see my children's pictures, my gmail-account, my pop3-mail-status, my del.icio.us links and such things. Not really as a feedreader....

24.9.06

Pomologe bei der Arbeit



Diese Wochenende sind Norddeutsche Apfeltage bei uns um die Ecke im Umweltzentrum Karlshöhe. Und wir haben wieder einmal versucht, unsere uralten Äpfel bestimmen zu lassen. Faszinierend, was Pomologen auf ein paar Äpfeln samt Ast und Blättern rausbekommen: Wir haben also neben dem auch uns schon bekannten Bospkop eine Goldparmäne und einen Puterroten Cousinot...

Pomologie

Jede Menge alte Apfelsorten, die da jedes Jahr zusammen kommen...

... und sie reden doch

Leider ohne Quellenangabe zitiert Partick Schnabel im Blog Social Software @ Baden-Württemberg Apples Deutschlandchef Freddie Geier:
"Was sich vor allem stark verändert hat, sit die Wahrnehmung: Früher hat ein Kunde bei Problemen die Hotline oder seinen Händler kontaktiert, heute berichtet er zuerst in seinem Weblog." (Geier nach soso.towday.net)
Ohne Zusammenhang ist schwierig zu erkunden, was er damit meinen könnte. Aber: Auf jeden Fall wirft es ein Schlaglicht auf das, was sich für Kommunikatoren qualitativ durch Web_2.0 ändert - Kritik ist weit transparenter geworden und lässt sich nicht mehr so ohne weiteres in den Tiefen des Callcenters verstecken. Zurzeit noch vor allem bei Produkten, die von Menschen genutzt werden, die überdurchschnittlich online sind; bald auch bei allem anderen.

Die Chancen sind riesig, die sich daraus ergeben. Wo hatten wir schon die Gelegenheit, so viel ungefilterte Meinung zu unseren Produkten und Dienstleistungen zu hören! Das, was nicht nur ich bei Krisenprävention schon lange befürwortet habe - die enge Zusammenarbeit der Kommunikationsabteilung mit dem Kundendienst und dem Callcenter -, ist viel, viel einfacher geworden.

UPDATE:
Über eines unserer Firmenblogs (Talkshop, das gemeinsame Blog zu Word of Mouth Angelegenheiten) fand ich den spannenden Beitrag, wie Dell nach der Dell Hell zuhören gelernt hat, so in der Realität....

22.9.06

Waren wir auch mal so?

Meine Liebste wird ja nun doch noch Lehrerin und in wenigen Wochen den letzten Teil ihres Referendariats antreten. Gemeinsam mit mutmaßlich jeder Menge junger Hüpfer, die es vielleicht ganz normal finden, wie die offiziellen Papiere formuliert sind, die sie sich heute runtergeladen hat. Ich stehe kopfschüttelnd davor und muss lachen. Und frage mich erschrocken, ob wir auch mal so waren, als wir jung und ohne Lebenspraxis in scheinbarer Intellektualität vor uns hindümpelten. Leider kann ich nur einzelne Highlights zitieren:
... sollen sie das spätere Berufsfeld in relevanten religionspädagogischen sowie fachdidaktischen Bezügen wissenschaftlich erkundet haben, so dass sie von Beginn an fähig sind, in der schulischen Praxis theoriegeleitet zu agieren und zu reflektieren.
Was mich besonders befremdet, ist der weichgespülte, sanfte Grundton, der in der gestelzten Verschwurbeltheit mitschwingt. Meine Lieblingspassage aber begründet sie Hospitationen, jenen Teil der Ausbildung, der nicht nur extrem nervig für alle Betieligten (und besonders die OpferKinder) ist, sondern mit seiner piep piep piep, wia ham uns alle lieb Methodik auch sehr mühsam:
... Die Praxis der Hospitationen dient in ihrer Verknüpfung von Unterricht und Reflexion dazu, dass die Referendarinnen und Referendare fallbezogen eine "Grammatik von Handlungen" erlernen, die für die Gestaltung von Lehr-/ Lernprozessen sowie die Rolle der Lehrerin bzw. des Lehrers im Unterricht und bei der Erziehung der Schülerinnen und Schüler kostitutiv sind.
Das war ein (!) Satz. Wen wundert da noch irgendwas??

21.9.06

From Control to Conversation

Die Diskussion, was dieses Web_2.0 für die Kommunikation bedeutet, hat Lars Cords mit seiner scharfen Position verstärkt. Und das freut mich sehr. Inzwischen wird auch nicht mehr nur überall rund um Schreibfehler kritisiert, sondern das Thema wirklich bearbeitet. Fein, denn das ist unser Thema.

Am spannendsten bisher:
Der längliche Beitrag von Robert Trittsicher in der Welt der Webkommunikation? und vor allem die sich - hoffentlich - entwickelnde Diskussion dazu. Lars und ich haben dort schon mal Pflöcke eingeschlagen, mal sehen, ob es zum Gespräch kommt.

Denn erst hier ist mir so richtig klar geworden, warum wir eigentlich zu so unterschiedlichen Positionen kommen, obwohl die Analyse oft die gleiche ist. Kernsatz seiner Argumentation (und seines Missverständnisses, was Web_2.0 sei) scheint mir dieses zu sein:
"Wo ich vorher über die Vermittlung über die Werbung oder über die Journalisten in der Lage war eine 1:n Kommunikation zu betreiben kann ich das Dialogangebot der Variante 2 nur durchhalten, wenn ich das Potential n:n biete. Also eine erhebliche Vergrößerung der Anzahl der handelnden Personen." (Lars Cords in den Kommentaren bei Robert)
und genau das stimmt nicht: So formuliert, ist es kein Abschied vom alten Kommunikationsmuster. So formuliert und so als Problem gesehen, geht es wieder nur um ihr fragt ich antworte oder von mir aus auch ich sag und ihr fragt und ich antworte. Genau das aber ist der alte Weg. Klar, dass ich mit dieser Haltung zu Kommunikation das Web_2.0 nicht "händeln" kann.

Meine Position und das, was wir für Kunden entwickeln, ist anders. Mir geht es darum, Gastgeber zu werden für Gespräche. Und dass nicht immer ich rede, sondern meine Gäste so viel Raum wie möglich bekommen. Das ist anders. Und das ist neu. Das ist einer der Bausteine zu dem, was wir bei Edelman PR 2.0 nennen...

Skype-Calls aufnehmen mit Windows?

Äh, mal was ganz anderes:

Nachdem ich also endlich doch mal dazu gekommen bin, mir ein vernünftiges Headset und eine Webcam an das Notebook zu klemmen und meinen ersten Videocall über Skype hinter mir habe, stellt sich gleich das nächste ernste Problem: Audacity nimmt den Gesprächspartner nicht auf. What a pitty.

Und da ich leider ja - anders als mein Pariser Kollege Guillaume, der auf seinem Mac Call Recorder nutzen kann - Windows nutze: Hat jemand eine Idee?

Nur mal so als Motivation:
Könnte dazu führen, dass ein weiterer Ex-Radiomacher mit Podcasten anfängt.....

20.9.06

My Boss blogs

OK, our Corporate Blog has to wait some more days to go online (stay tuned) - but my boss Cornelia, the CEO of Edelman Germany, today started her blog on the new mediacoffee.de blogportal, hosted by my former employer news aktuell, the german wire service.

And she just told me, that she likes it. Great!

Schönheit

Weil gerade die Diskussion um verhungerte Models läuft:

Die Kampagne aus unserem Haus, mit der ich Freunden immer erkläre, wo ich arbeite und was eigentlich eine PR-Agentur macht, ist die für Dove. Die kennt jeder, die mag jeder, die leuchtet jedem ein. Ich erinnere mich noch, wie wir, damals noch bei news aktuell, den Stern auf den Tisch bekamen, wo eines der Dove-Models auf dem Titel war:



Selten haben wir so über ein Titelbild diskutiert und uns gefragt (angesichts des Themas), ob die meinen, die Frau solle abnehmen oder das Gegenteil. Es war nur einer im Großraumbüro, der sie dick fand...

Doch während ich diese Kampagne echt toll fand - erst ihre Fortsetzung jetzt mit der Initiative für wahre Schönheit berührt mich wirklich. Beim Werbespot kann ich zuerst aus Zorn und dann aus Rührung einfach nur heulen (ja, ich mag ja auch Mädchenfilme und heule immer noch bei Happy Ends....).



(hier bei YouTube)
Es ist ein weltweiter Spot, der überall funktioniert und anrührt. Beispielsweise die kanadische Version, dort bei den related videos auch weitere Länder und Sprachen.


So wie mir geht es auch anderen, das Thema trifft einfach so brutal die Realität aller Leute, die Mädchen kennen. Die Zahlen über ihre Unzufriedenheit mit ihren Körpern sind mehr als erschütternd. Kein Wunder, dass wir nur selten so viel Medienecho hatten.

Statt eines eigenen Fazits

Eines, was ich in Blogs so liebe, ist, dass man sich die Arbeit teilen kann. Heute kann ich beispielsweise auf eine Nacherzählung des ersten media coffees seit langer Zeit, bei dem ich nicht oben (oder vielmehr unten) auf dem Podium saß, sparen, weil Felix es - kalter medien-kaffee zu web2.0 - wie immer bravurös erledigt und das meiste anspricht, was ich auch beobachtet habe.

Ich würde sein Fazit nicht so radikal formulieren, weil ich Lars schätze und er ja ein Konkurrent von uns ist, aber dafür ist Felix halt Schwenzel:
am ende musste ich mir eingestehen, derjenige in der runde der am besten verstanden wie das mit diesem internetdings und diesem angeblichen webzwonulldings läuft war mathias müller von blumencron. lars-christian cords steht wie der ochs vorm webwzonullberge und versteht die welt nicht mehr. er kann seinen job nicht mehr ordentlich machen weil er nach 5-9 jahren blogdings immer noch nicht rausbekommen hat wie man dieses ding beeinflussen kann. (wirres.net)
Gut finde ich aber so oder so, dass verschiedene gute Agenturen zu unterschiedlichen Schlüssen und Einschätzungen kommen. Da haben die Kunden dann eine echte Auswahl.

Ach ja, weil da verschiedene Zahlen reingeschrieben wurden ins Internet, hier aus erster Hand nachgeliefert: Cords hat von 99,99% Schrott [siehe den Kommentar, den Lars hier hinterlassen hat] gesprochen.

19.9.06

Komiker

Meint der Blumencron doch wirklich und ernsthaft, dass es keinen Bedeutungsverlust der Medien durch Web_2.0 gebe. Lustig.

(Live vom media coffee von news aktuell)

Always On

Meine Privatempirie über die Nutzung von Instant Messenging (Chat) jenseits von Jugendlichen zeitigt immer mal wieder erstaunliche Ergebnisse. Jetzt sprach ich mit einem Anwalt aus einer großen internationalen Sozietät - und obwohl da alles sehr konservativ und steif zugeht, sind sie Heavy Users von IM. Und das nicht nur intern, sondern auch und gerade mit Kunden.

Spannend fand ich typische Anwendungen:
* Weil bei vielen Kunden E-Mails dauerhaft archiviert werden (bei Banken beispielsweise), nutzt er IM gezielt, um sensible Fragen anzusprechen, weil die dann unterhalb des Überwachungsradars laufen.
* Bei Telefonkonferenzen mit Clienten und anderen Beiteiligten hat er eigentlich immer einen IM mit dem Clienten offen, um kurze Absprachen zu ermöglichen.

Gute Ideen!

Ich nutze IM ja auch zunehmend, um meine Mailbox sauber zu halten und um kurze Absprachen zu treffen. Manchmal sogar für längeren Klönschnack....

18.9.06

Da werden manche ganz schön hibbelig...

Wenn ich bedenke, wie sehr viele Medienhäuser gerade das Thema Video im Web (und in der Konsequenz vor allem auch Video für mobile Anwendungen, das ist ja das eigentlich spannende mittelfristig) beobachten, wie sehr sie intern damit experimentieren, wie stark es die Diskussion intern und mit ihren Kommunikatoren bestimmt, wird der eine oder die andere mit Sicherheit nervös und hibbelig angesichts dieser Lonelygirl15-Euphorie.

Was mich daran bewegt - mal abgesehen von meinem unbeholfenen Versuch heute vor zwei Wochen, mitzuspekulieren, was da dran sein mag (ja, auch ich lag daneben, klar) -, ist vor allem die enorme Begeisterung, die die Menschen entwickelt haben, die ihre Videos mochten (in unserem PR-Sprech: das engagement der community). Wenn man den MTV-Interviews der Macher glaubt (und dagegen spricht nichts), wurden sie selbst auch überrollt vom Erfolg.

Das Experiment des gemeinsamen Geschichtenerzählens und der Feedbacks der Fans, die Idee, dieses Feedback einzubauen, daraus die Geschichte weiterzuentwickeln - das ist schon toll. Und so radikal eben erst über diesen neumodischen Krams mit den Videoplattformen und so möglich. Wer will oder braucht da noch eine klassische Telenovela?

Von Anfang an beeindruckt (und deshalb auch meine anfängliche Fehleinschätzung, es könne wirklich Marketing sein) war ich von dem Fokus auf dieses Mädchen und seine Augen - im Grunde vom Kindchen- oder Lolita-Schema, das sofort diesen Beschützerinstinkt auslöst. Sehr schön schon letzte Woche zusammengefasst von Nils Jacobsen.

Meine Meinung dazu:
Hier haben wir wirklich und live beobachten können, wie das komische Web_2.0 Medien verändert (hat). An dieser Geschichte werde ich neue, "innovative" TV-Formate messen...

hirntote Überraschung

Entsetzen über rund sieben Prozent für Faschisten an der Ostsee - das kann ich verstehen. Aufgescheuchte Überraschung heucheln - das kann ich nicht verstehen. Denn dieses Ergebnis ist ja weder in der Höhe noch vom Zeitpunkt her überraschend. Und wer es jetzt flugs mit dem Versagen der Koalitionen begründet, hat sich entweder noch nie mit dem neuen Faschismus und seinen Strukturen und seiner Strategie beschäftigt, oder argumentiert wider besseres Wissen, weil es ja so schön bequem ist.

Immer wieder, auch jetzt, weise ich deshalb auf die Artikel von Toralf Staud hin, der nicht nur ein intimer Kenner der Materie ist, sondern seit Jahren auch leicht verständlich dieses Wissen aufbereitet - beispielsweise vorletzte Woche in der Zeit wieder einmal plastisch und eindrücklich. Wer jenseits der hirntoten Dummparolen etwas über die Hintergründe des enormen kulturellen und strukturellen Erfolgs der Faschisten im Nordosten wissen will, sollte das unbedingt lesen. Ebenso wie alles andere, was Staud in den letzten Jahren geschrieben hat.

Das, was da passiert, lässt sich mit den klassischen Mitteln bürgerlicher Politik weder beschreiben noch bekämpfen. Denn das, was wir, die wir in den 80ern in der Antifa-Arbeit steckten, damals schon gesehen haben, wurde von den Kadern (die in der zweiten Hälfte der 80er in den Ballungsräumen des Westens gearbeitet haben) unmittelbar nach 89 im Nordosten und in Teilen Sachsens umgesetzt: Das Gramschische Konzept der kulturellen Hegemonie. Während die Linke in diesem Land immer nur davon schwadroniert hat, aber durch ihre sektenähnliche Struktur nicht in der Lage (und wohl auch nicht willens) war, es umzusetzen - und während die Grünen zwar faktisch in ihrem Kernthema Ökologie eine kulturelle Hegemonie erreicht haben, sie aber politisch nicht nachhaltig kapitalisieren konnten -, ist es den Faschisten gelungen, Gramschis Konzept umzusetzen.

Wenn heute in diesen Gegenden oft die Wortführer bei Elternabenden, die Engagierten in Jugendhäusern oder die Handwerker, die sich um Ausbildung kümmern, fest in den faschistischen Strukturen verwurzelt sind und zugleich ein effizientes Netzwerk aus Hilfe, Agitation und Sympathie (!) schaffen, dann ist mit den ewig gleichen Parolen aus dem Politikbetrieb nichts auszurichten.

Im Kern braucht der neue Faschismus dort, wo er faktisch die Lufthoheit hat (und bei über 20% in manchen Gegenden kann man davon sprechen), nicht einmal mehr das Versagen der Regierungen als Folie. Es ist nur noch der willkommene Verstärker. Aber selbst wenn Hartz IV oder ähnliche Sach- und Wortungetüme (als PR-Mensch dreht sich mir jedes Mal der Magen um, wenn ich davon lese) nicht wären, würde das an ihren Erfolgen nichts ändern.

Ohne fatalistisch sein zu wollen: Wir werden in den Gegenden, die sie zu ihren Experimentierbuden auserkoren haben, noch lange und stabil mit Faschisten und weiter steigender Zustimmung zu ihnen leben müssen. Die Hoffnung, sie ließen sich entzaubern, ist ungefähr genauso dumm wie die Erklärungsversuche mit Hartz IV. Die rund 15 Jahre, die sie gebraucht haben, um ihre Strukturen krisensicher aufzubauen, lassen sich nicht mal eben wegwischen...

13.9.06

kurzweilige Bahnfahrt

Ich fahre ja gern Bahn, auch wenn ich oft froh bin, dass ich meinen iPod auf die Ohren stöpseln kann. Heute aber war die Rückfahrt aus Frankfurt extrem kurzweilig. Die ältere, vollschlanke Dame schräg gegenüber am Tisch, die meinen Nachbar so angepflaumt hatte, weil er sich partout in einem vollständig vollen Zug dahin setzen wollte, wo ihre Füße lagen (nämlich auf den Sitz neben mir), hatte irgendwann ihr Handy verloren und war völlig aufgelöst. Die vierte an unserem Tisch, ebenfalls Vielfahrerin mit einer BahnCard 100, und ich haben ihr dann ein bisschen geholfen, beispielsweise mal dies Handy angerufen (Mailbox) und dann - dieses UMTS-Babyfon sei Dank - im Web den Kundenservice ihres Providers rausgesucht. Zum Glück hatte sie ja noch ihr Schweizer Handy.

Jedenfalls telefonierte sie dann dauernd mit ihrem Mann in Italien, der sich um alles kümmern sollte (später erklärte sie lautstark, dass sie sehr emanzipiert sei). Als dann ihr Name fiel, hab ich sie schnell gegoogelt - und siehe da, wenn ich schlechte Serien sähe, kennte ich sie wohl. Sie aber taute langsam auf - und entschuldigte sich wortreich, dass sie vorhin so eklig zu meinem Nachbarn gewesen sei. Als ihr Mann sie anrief, um Entwarnung des Handys wegen zu geben, brach sie in Freudentränen aus, hätte ihre Nachbarin am liebsten geküsst und sich bei uns allen mehr als bedankt. Sie war richtig süß.

Zugleich aber auch erschütternd, wie das Schauspielerinnenleben in der Realität ist. Nicht mal die Reisekosten an den Drehort an der Nordsee für eine Serie hat die Produktionsfirma übernommen, weshalb sie eben nicht geflogen sei, sondern brav mit uns in der Bahn saß...

Frage des Tages

Seit wann ist eigentlich Hannover nicht mehr "Expo- und Messestadt", sondern nur noch "Messestadt"? Immerhin ein Fortschritt, was haben wir all die Jahre gelacht.

Ist mir heute auf dem Weg nach Frankfurt erstmals aufgefallen...

12.9.06

Ein klares Bekenntnis

Ich werde in diesen Tagen oft gefragt, ob ich mich wohl fühle bei Edelman. Ob ich am richtigen Ort bin, jetzt, einen guten Monat nachdem ich dort angefangen habe. Da muss ich nicht zögern: Ja!

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein sehr kritisches Verhältnis zu PR-Agenturen habe, weshalb ich mir das hier auch lange überlegt hatte. Aber zum einen ist die Arbeit, die ich hier machen darf, spannend und toll - und zum anderen bin ich immer wieder beeindruckt von den klaren Positionen, die hier nicht nur möglich sind und gefördert werden, sondern in wirklich wichtigen Fragen auch von ganz oben und persönlich vorgetragen.

Ich frage mich oft, warum es europäischen Unternehmensführern oft so schwer fällt, so eindeutig und persönlich zu werden wie Richard Edelman in seinem heutigen Blogposting:
"We should build public trust by demonstrating our commitment to diversity and tolerance, while refusing to accept words that are hurtful and discriminatory. We must be seen as agents of change, not defenders of a status quo that hides an ugly reality under the veneer of contrition."
Lest bitte den ganzen Eintrag! Und: Ja, ich bin hier am richtigen Ort...

Auch ein Weg: negative Beachtung

Sehr spannend, was da seit letzter Woche bei OpenBC passiert. Und ein Lehrbeispiel, wie ich ein Problem zu einer Krise aufwerten kann. Insbesondere lohnt sich ein Blick darauf, wie die Mitarbeiterin von openBC agiert in diesem Forum - und auf welche patzige und wenig sensible Art sie mit der Kritik öffentlich umgeht.

Spannend wird der Fall vor allem dadurch, dass er nicht nur von Bloggern entdeckt und weitergedreht wird (nur mal als Beispiel Wolfgang Müller im CIO-Blog, das ja sehr viel verlinkt wird, obwohl es zu diesem merkwürdigen Netzwerk gehört), sondern auch im eskalieren und deeskalieren halbwegs transparent ist:

* Zum einen verstummt die Mitarbeiterin zunächst im Forum ausgerechnet nach einem Beitrag, der im Ton sehr -äh - ungewöhnlich war. Später schaltet sie sich mit einer bürokratisierten Formulierung noch einmal ein. Mir stellen sich da schon die Fragen, ob sie zum einen zunächst verstummen musste und zum anderen das später folgende Posting absgestimmter formuliert war. Jedenfalls ein ungünstiger Bruch in der Kommunikation.

* Zum anderen war ich sehr erstaunt über das kryptische Posting von Daniela im offiziellen Firmenblog, das mich (ich war ein paar Tage unterwegs und quasi nicht online) neugierig machte und auf das Problem gestoßen hat. Sie macht nichts klar, deutet nur an, weckt Fragen...

* Und zum dritten finde ich spannend, wie Patrick offen darüber spricht, dass Daniela ihn angerufen hat und was sie besprochen haben. So Recht er mit seinem Punkten, Thesen, Ideen oder so hat - tut man das? Fest steht jedenfalls: Es kann passieren, wenn ich im Gespräch nicht ausdrücklich darauf hinweise, dass dieses non blogable sei.
Update 14.9.: Patrick bittet mich, klarzustellen, dass er natürlich Danielas Zustimmung hatte. Das hatte ich auch eher angenommen, ehrlich gesagt (falls das anders wirkte, sei das ausdrücklich widerrufen). Trotzdem finde ich es falsch und würde es an seiner Stelle nicht posten und an ihrer Stelle nicht erlauben. Das hat nichts mit (mangelnder) Transparenz zu tun, denke ich, sondern damit, dass man sich auch off the records beraten können muss. / Update

Die Kritik und die Diskussion ist nicht mehr einzufangen - und wie immer in der Krisenkommunikation zeigt sich auch hier sehr gut: Die Fehler, die in den ersten Minuten gemacht werden, lassen sich nicht mehr korrigieren (was meine These stützt, dass sich durch Blogs und so die Krisenkommunikation nicht eigentlich ändert, sondern dass die Regeln auhc hier genauso gelten, wie im richtigen Leben). Die Geschichte dreht sich weiter. Heute haben mir mehrere Leute ungefragt erzählt, wie doof und unprofessionell sie das Rechnungswesen und das Beschwerdemanagement von OpenBC finden. Das hätten sie ohne diesen Forumsfaden nicht getan.

btw: Ich nutze OpenBC durchaus, habe zurzeit sogar eine bezahlte Mitgliedschaft. Allerdings bin ich so gut wie nicht aktiv in den Foren, in denen sich nach meinem Geschmack zu viele Menschen mit zu viel Zeit bei zu wenig Arbeit tummeln. Die für mich spannendste Funktion ist weiterhin, dass ich gucken kann, wer sich mein Profil anschaut - das ist für Neugeschäft möglicherweise interessant. Die ungefragten Kontaktwünsche von Menschen, die ich im richtigen Leben nicht kenne, nerven mich allerdings massiv. Lehne ich aber ohnehin ab.

Hinweis per IM von Christiane

8.9.06

so ist das ja immer

Kaum habe ich so ein Babyfon ins Büro, bei dem ich jede Menge Kompromisse machen musste, kommt genau das raus, was ich gewollt habe. Wieso passiert das immer mir?

User Generated Content

Einer der Gründe, warum wir immer schon gerne über Friedhöfe gegangen sind, vor allem in kleineren Orten, ist, dass anhand der Namen, dr Familiengräber, der Jahreszahlen und der Grabsprüche ganze Geschichten und Beziehungsgeflechte denkbar wurden und entstanden sind.

In früheren Zeiten waren die Grabsteine so ziemlich die einzige Form von User Generated Content, die es gab und zu der jeder irgendwie und irgendwann mal was beigetragen hat. Heute gibt es dafür Ebay. Beispielsweise dieses (ok, alte, schon lange abgelaufene) Angebot eBay: 1 Karte Rock am Ring 2006 wegen Exfreundin zu verkaufen, in dem es unter anderem heißt:
Ich dachte mir im Januar dieses Jahres: Hey cool, meine Freundin will zu Rock am Ring, klasse, das wird bestimmt cool. Das dachte ich bis vor einer Woche, sie sagte mir dann, hey ich liebe dich nicht mehr. Ich dachte mir nur: Scheiße, ich wär so gern zu Rock am Ring gegangen. Naja, jetzt fahr ich halt nicht mit. (ingo-king-1902)
Eine halbe Lebens-, eine ganze Leidens- und ein Stück Beziehungsgeschichte scheinen auf. Und die Karte ging sogar knapp unter dem Einkaufspreis raus...

7.9.06

So gehen Jungs mit dem Scheiß um

Zynismus und guter Humor sind nun mal die einzige Möglichkeit, die grotesken Diskussionen zu ertragen. Wer es ernsthafter mag, ist bei Freiheit kann man nicht kaufen gut aufgehoben, das seit einiger Zeit zu meiner Pflichtlektüre gehört. Allemal besser als die unkritischen Medien. Dort habe ich auch den Link auf die sehr gute und sehr zurückhaltende Zusammenfassung von Bittner in seinem Zeit-Blog her, der nicht mal kommentieren muss, denn die Fakten rund um die schleichende Aushebelung der Freiheit durch die Regierenden sprechen für sich.

Aber zum Zynismus. Nico macht sich tiefschürfende Gedanken, auf die seine Kommentatoren ebenso substanziell antworten:
Woran kann man einen normalen unschuldigen Koffer von einem fiesen Terrorkoffer unterscheiden?
Lesen!

we blog because...

Endlich mal eine Begründung fürs Bloggen, die überzeugend ist, in Wired News: The Ultimate Blog Post:
we blog because we weren't very popular in high school and we're trying to gain respect and admiration without actually having to be around people.
Dort sind dann auch die wirklich wichtigen Hinweise darauf, wie in den großen Blogs ein typischer Eintrag aussieht. Hübsch.

via Steve

6.9.06

Hamburger Meister

Toll! Wirklich! Und herzlichen Glückwunsch! Nur aus der Ferne, weil ich heute in Frankfurt bin, bekomme ich mit, dass mein Großer heute Hamburger Meister im 1.000 m Lauf geworden ist in einer Rekordzeit für ihn. Es war der Endlauf der Schulen, und wenn ich es richtig verstanden habe, war er der jüngste Starter.

Aber das ist einfach seine Strecke, ich bin soooo stolz auf dich....

Und irgendwie liegt es in der Familie, denn einer seiner gleichalten Onkel ist letztes Jahr Hessischer Meister über die 1.000 m geworden....

Hysterie

Wenn die allgemeine Sicherheitshysterie, die schon im Großen so nervtötend ist und eine echte Gefahr für unsere Demokratie darstellt, auch noch in den privaten Bereich hineinsickert, platzt mir der Kragen. Mit Kindern in verschiedenen Schulen und Kindergarten lernt man ja sehr unterschiedliche Menschen und die absonderlichsten Ängste kennen. So wie aktuell bei den Vorbereitungen der Klassenreise unseres Großen.

Das alles, das muss noch mal betont werden, vor dem Hintergrund seit Jahren zurückgehender Gewaltkriminalität gegen Kinder, die nur stärker im Medienfokus ist. Jedenfalls schiebt ein Vater vor der Klassenreise Panik, dass das Sicherheitskonzept des Schullandheims nicht angemessen sei, sein Kind zu schützen. Dass die Lehrer nicht bereit sind, auf dem Gelände die gesamte Nacht Wache zu schieben und wach zu sein, führt dazu, dass er sie massiv angreift und sogar mit Anwälten auf sie losgeht und sein Kind möglicherweise nicht mit auf die Reise schicken will.

Was mich besonders bedrückt (abgesehen davon, dass sein Kind das einzig leidtragende sein wird, weil es so gleich zu Beginn der Schulzeit zum Außenseiter gestempelt wird), ist, dass er sein gesamtes Wissen aus der merkwürdigen privaten Website des Berliners Wolfgang Kammerer zieht. So schrecklich die einzelnen Fälle sein mögen - so merkwürdig ist die Seite und die Tonalität. Weiß jemand von euch mehr darüber?

Jedes Jahr kommen auf Klassenreisen mehrere Kinder um, wenn sie Schwimmen gehen oder vom Pferd fallen. Da würde ich ein Sicherheitskonzept verstehen. Aber mit der Forderung, die Kinder einzuschließen, kann ich nicht leben - das ist nicht das Leben, das ich für meinen Sohn will. Ich kann ihn nicht vor dem Leben schützen. Dann darf ich mein Kind nicht auf die Regelschule schicken. Oder gar nicht erst eines bekommen...

5.9.06

Monitoring

Dass Combots in Blogs eher kritisch gesehen wird ("in Grund und Boden geredet", wie es in den Kommentaren bei Robert Basic heißt), überrascht nicht. Ich denke, wir werden auch nicht so die Zielgruppe sein. Spannender finde ich, dass die Aufmerksamkeit für das, was Blogs über die PK in Berlin schreiben, ungewöhnlich hoch ist. Die Combots AG ist ja seit 2000 an der Börse - und sowohl Analysten als auch Combots selbst sind über Blogsuchmaschinen in den Blogs unterwegs, die über Unternehmen oder Produkt schreiben.

Andererseits vielleicht auch wirklich kein Wunder - wenn ein Blog wie Techcrunch schon für seine Verhälnisse deutliche Kritik anklingen lässt. Mit über 1 Mio Unique Visitors/ Monat und mehr als 120.000 Abonnenten sind die wichtiger als manche Zeitschrift...

Combots ist das Jamba fürs IM

Hübscher und fieser Vergleich, den Thomas Cloer in den Kommentaren seines eigenen Beitrags "Combots must die" zieht:
Combots ist halt fürs IM, was Jamba fürs Handy ist. "Have it or hate it".
Ich nutze ja auch zunehmend IM*, wenn es um kurze Rückfragen, Gespräche, Link-Hinweise und so etwas geht. Mir hilft das sehr, die Mailbox halbwegs übersichtlich zu halten, denn im Büro bin ich zu Outlook gezwungen, das immer noch keine Fäden zusammen hält und mir viel zu unübersichtlich ist.

An geschlossenen Systemen reicht mir dabei Skype völlig, ansonsten nutze ich zurzeit mabber als Oberfläche, um icq, AIM, GTalk, yahoo und so was anzusteuern. Da brauche ich keine Software, sondern hab alles im Browser. Und bald gibt es auch einen besseren Client fürs Handy dafür...

Was ich bisher von Combots gehört und gesehen habe, finde ich also nicht überzeugend. Aber mich reizen ja auch Klingeltöne nicht.

* Instant Messenging, also Chat, "Echtzeit-Übermittlungen". Die erste Welle damals hab ihc verpasst. Diesmal nutze ich es zwar ziemlich viel und hab beides immer offen, wenn ich online bin, staune aber trotzdem immer noch, wie Kinder und Jugendliche damit umgehen. Faszinierend.

4.9.06

Mission und Web 2.0

Da ich in der nächsten Woche einen Vortrag vor TV-Leuten halten werden und wir auch für Kunden internsiv am Thema Video als Social Media arbeiten, verfolge ich Wellen auf den Videoplattformen etwas intensiver als sonst. Heute macht nun Thomas Knüwer auf einen spannenden Fall aufmerksam (mal abgesehen davon, dass sein ganzer Beitrag von TV-Leuten sicher unbedingt gelesen werden sollte), in dem ein hübsches kleines Mädchen aus ihrem Leben erzählt. Das besondere dabei ist, dass sie in einer Weise religiös ist, die selbst mich in dem Zusammenhang als liberal erscheinen lässt.

Mag es auch Zweifel an ihrer "Echtheit" geben - so ist doch das, was in den Videos zu sehen ist, superspannend unter dem Stichwort Mission.
Mal die Alarmglocken abgeschaltet, die der eine oder die andere bei diesem Wort hören wird: Mission ist ein Kernelement von Religion.
Und falls lonelygirl15 (übrigens genialer Name, wenn man so klassische Suchstrategien von Männern annimmt, die dringend einen religiösen Halt gebrauchen könnten) aus einem Missionskonzept stammen sollte, kann ich nur mein Haupt neigen vor dieser Idee. Sehr, sehr schön gemacht.

Nur mal eine kleine Zahl als Schnappschuss: Das Video von gestern hat heute Mittag CEST über 2.600 Abrufe und rund 750 Kommentare geerntet...

2.9.06

endlich uns



So, seit gestern gehört uns Frenja, auf der wir schon länger reiten. Bs Traum geht in Erfüllung und auch unser Zweiter reitet ja am liebsten auf "unserem Sofa"....

1.9.06

Endlich hört man mal was von Schaar

Es Ist Zum Wahnsinnig Werden.

Seit Tagen überbieten sich die durchgedrehten Flachdenk Innenexperten der Koalition mit Forderungen aus dem Gruselkabinett des totalitären Staates - und der Datenschutzbeauftragte, mein Parteifreund Schaar, war nicht vernehmbar. OK, teilweise hat er durchaus Stellungnahmen verfasst, die nur in der allgemeinen Hysterie nicht durchdrangen.

Heute nun endlich kommt er zumindest in der Netzeitung ausführlicher zu Wort. Immer noch windelweich, aber immerhin. Und er hat Recht. Wer eine Datenerfassung über die sehr, sehr weiten Zugeständnisse hinaus will, die Schaar macht, will einen anderen Staat und eine andere Gesellschaft. Und kommt mir jetzt nicht mit dem 50er-Jahre-Satz "Ich hab doch nix zu verbergen". Die Freiheit lässt sich nur in Freiheit "verteidigen". Und Angst kann man nicht mit vermeintlicher Sicherheit begegnen, sondern nur mit Zuversicht. Fragt mal eure Kinder....

Irgendwie ist das mit intelligenter Ironie so eine Sache

Ok, dass nur ein Teil meiner Leser Worte wie "Chief Blogging Officer" oder "Web 2.0 Evangelist" oder den "Toplisten"-Button mit dem ironischen Augenzwinkern wahrnehmen, ist klar und bewusst kalkuliert. Dass aber die geniale und an sich den Wahn des Bürgerjournali Handycam-Schnüfflertums ironisch aufzeigende Aktion des dpa-Chefredakteurs Wilm Herlyn nicht nur von der "Bild" nicht als solche verstanden wird (kann ich verstehen, dort ist man ja weitgehend humorbefreit), sondern auch noch gleich von zwei Thomassen (Mrazek und Knüwer) mit leicht bebender Empörung ernst genommen wird, zeigt mir man wieder, dass man offenbar wirklich Humor draufschreiben muss, wo er an sich offensichtlich wäre.

Mensch Jungs, ihr kennt doch den Herlyn wahrscheinlich auch, oder? Der ist so! Das ist es doch, was ihn so faszinierend macht...

Die Unsitte autorisierter Interviews

Mich würde ja wirklich mal interessieren, wann in Deutschland die Unsitte eingerissen ist, dass Journalisten sich von Menschen, die sie interviewen, die Aussagen, die sie dann schreiben, autorisieren lassen. Ich halte das nicht nur für eine Unsitte, sondern auch für einen der Gründe, warum Interviews in deutschen Medien oft so steril sind und blutleer wirken - zumal diese Schleife in anderen Ländern undenkbar wäre.

Als PR-Mann ist mir im Prinzip schon klar, was die Motivation der Interviewten und ihrer Sprecher und PR-Vertreter ist. Und wenn mir ein Journalist anbietet, mir einen Text mit Zitaten von mir oder einer von mir betreuten Person vorher zu zeigen oder er ihn sich gar von mir abnehmen lässt, greife ich auch zu. Aber eigentlich habe ich kein Verständnis dafür.

Wenn ich als Journalist unsicher war, ob ich es richtig widergegeben habe, was wir besprochen haben, dann habe ich konkret nachgefragt. Oder wenn ich mir über das Thema unsicherer war als es gesund ist in diesem Beruf, der so virtuos mit Halbwissen jonglieren muss. Aber nur in diesen Fällen. Für meinen Fachdienst habe ich damals jede Woche ein langes und fast immer kontroverses Interview geführt - und mir davon nicht eines abnehmen lassen. Klar hat es hin und wieder Beschwerden und Diskussionen gegeben, aber fast immer fühlten sich die Menschen hinreichend getroffen mit den Worten, die ich sie habe sagen lassen im Text.

Das Schreiben von Interviews gehört nach meinem Geschmack zu den schönsten und zugleich anspruchsvollsten journalistischen Formen, weil es ja nicht darum geht, wörtlich abzuschreiben, sondern den Sinn des Gesagten im Sprachduktus des Interviewten zu erfassen und zu formulieren.

Für Auswüchse der Interviewkorrekturen, wie sie nun aktuell im Portal Planet Interview der "Bravo"-Chefredakteur hat vornehmen lassen, habe ich kein Verständnis. Soll er halt nicht anworten. Charmante Lösung aber, die Fragen zu dokumetieren, deren Antworten Junkersdorf hat streichen lassen.

(via Linkliste des Bildblogs)