4.11.06

Was ist schon privat?

Eine der Fragen, die mir in Seminaren immer wieder gestellt wird, ist die nach der Trennung oder auch Zusammenführung von privat und beruflich. Was ich spannend finde dabei, ist, dass das für mich nie eine wirkliche Frage war.

Das mag an meinem Herkommen liegen: Mein ursprünglicher Berufswunsch war Pastor - der Beruf, der vielleicht am stärksten von allen privat und beruflich verknüpft, da ist es konstitutiv. Als ich dann Radiojournalismus gelernt und gemacht habe, ging es weiter: Radio kannst du nicht machen, wenn du nicht ganz viel von deiner Person mit einbringst. Zumal ich ein Format entwickelt hatte, das Verkündigungselemente enthielt. Später wurde ich Verkäufer. Und in dem Beruf auf sein persönliches Netzwerk zu verzichten, ist fahrlässig. Zumal über die Jahre aus einem beruflichen zumindest in Teilen auch ein persönliches Netzwerk wird, das Jobwechsel und Unternehmen überdauert.

Ich glaube, dass die vermeintliche Trennung von privat und beruflich ohnehin nur in der Phantasie existiert. Und ich möchte sie auch nicht. Mein Gott, ich verbringe den größeren Teil meiner wachen Zeit mit meinem Beruf - und diesen Teil soll ich von mir abkoppelt? Wenn es um die Zusammenarbeit mit Dienstleistern geht, um Informationen, die ich mit anderen austausche, um Ideen: Kann ich da bei den Menschen, die ich frage und mit denen ich arbeite, wirklich trennen, ob ich sie privat kenne oder beruflich?

Nur einen Punkt werde ich immer zu beachten suchen: Es muss klar sein, welchen Hut ich aufhabe. Ob ich für mich etwas frage oder für einen Kunden beispielsweise. Ob ich etwas einem Freund anvertraue, oder ob ich eine Information weitergebe, weil ich will, dass sie sich verbreitet. Was ich nicht in Ordnung finde, ist, wenn jemand das nicht klarmacht. Aber das hat, denke ich, weniger mit der Vermischung von privat und beruflich zu tun, sondern mehr mit Klarheit und Transparenz. Ob in Blogs oder im richtigen Leben...

Und so erzähle ich auch Kunden von meinen Kindern und rede mit Freunden, wenn ich Tipps für meine Kunden brauche. So lesen meine Kunden mein privates Blog und sehen meine privaten Fotos und so schreibe ich auch über Dinge, die mich beruflich bewegen, hier an dieser Stelle. Ich bin ja nicht schizofren.

1 Kommentar:

  1. Tja, dann hat Don A. wohl nicht ganz realisiert, ob du seine Mailadresse beruflich oder privat bekommen hast.
    Ich seh eigentlich noch weniger einen Unterschied als Du und auch eine Rollenzuordnung ist nicht immer ganz klar.

    Relevant ist das ja an sich nur, das zu unterschieden, wenn es darum geht, ob man ne Rechnung schreibt oder nicht ;) (Kidding...)

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