30.11.05

Für uns Pastorentöchter

... und andere Altsprachler: Die Idee, Texte ins klassische Latein zu übersetzen, finde ich gut. Es dient der allgemeinen Verständlichkeit. Man denke nur daran, dass die Bibel nie der durchschlagende Erfolg gewesen wäre, hätte es nicht die Vulgata gegeben (obwohl das ja nun wirklich kein klassisches Latein mehr war, aber das ist, wie der grauenvolle Stil Caesars, eine andere Geschichte).

Außerdem werde auch ich ja nie müde, den Nutzen von Latein und Alt-Griechisch (obwohl ich das nach dem Crashkurs am Beginn des Studiums inzwischen wieder fast vollständig vergessen habe) für die Bildung zu erwähnen.

Dass nun einer der emsigen Latein-Übersetzer auch eine Reihe von lateinischen Hörbüchern heraus gegeben hat, freut mich sehr. Genauso wie die Tatsache, dass er dafür die klassische Aussprache gewählt hat, die ich überwiegend (bis auf die diphtongische Aussprache der Doppelvokale) auch schon die Freude hatte, in der Schule zu lernen. Jedenfalls habe ich heute wieder mit Freude und Dankbarkeit an meinen Lateinlehrer gedacht, der inzwischen bestimmt ungefähr so alt ist, wie er damals wirkte - und der das grandiose Talent hatte, lateinische Stegreifreden halten zu können (obwohl wir der erste Kurs seiner Schullaufbahn waren, der das zu schätzen wusste, weil wir erstmals mit einer Reihe von Freiwilligen von ihm zum Großen Latinum geführt wurden).

29.11.05

Das meistgelesene Blog

UPDATE 26.9.2006:
Heute brennt bei Siemens rund um dieses Thema offenbar das Intranet, siehe meinen aktuellen Beitrag dazu. So viele Besucher, die nach Kleinfelds Blog suchen, hatte ich schon lange nicht mehr....

Gestern hatte ich endlich einmal die Gelegenheit, einen Blick auf das meistgelesene Blog in deutscher Sprache zu werfen: Das Blog von Siemens-CEO Kleinfeld, das im CEO Corner im Intranet liegt - und von so ziemlich allen Punkten des Konzerns verlinkt ist. Die Besucherzahlen sind um einiges höher als das, was die Autoren der "großen" Blogs draußen von sich erzählen - was aber auch kein Wunder ist, oder?

Die Kommentare halten sich in Grenzen, aber hin und wieder gibt es durchaus welche - und sei es auf Kleinfelds Erlebnisse vom New York Marathon. So weit ich es sehen konnte, ist es auch ziemlich bloggich - also nicht staatstragend, sondern persönlich geschrieben und mit einer Menge Verlinkung. Mir scheint, dass es zu dem passt, wie sich Kleinfeld präsentiert. Zumal er beispielsweise mit Webcasts (asynchronen Videobotschaften) recht viel intern (und teilweise auch extern) auftritt.

Was ich besonders spannend finde: Einerseits zu beobachten, ob diese Art der Kommunikation etwas verändert - und andererseits die Überlegung, ob und wie ein internes CEO-Blog in solch einem Riesenkonzern eingesetzt werden kann, um Themen zu setzen und auf bestimmte Dinge aufmerksam zu machen.

Ansonsten ist es - abgesehen von Trackbacks, die ja aber auch nur bedingt sinnvoll sind zurzeit - ein ganz normales Blog. Man kann sich per RSS über neue Einträge auf dem Laufenden halten. Und die Besucherzahlen schwanken mit der Menge der Beiträge. Da ist es auch nicht anders als bei uns "normalen" Bloggern.

Ob sie das Kleinfeld-Blog irgendwann raus stellen ins Internet? Ich glaube nicht, denn was sollte es da. Kleinfeld ist mit seinen Beobachtungen, Erlebnissen und Meinungen (die habe ich zwar nicht gesehen, kann es aber sicher geben) draußen kaum wirklich interessant. Für seine Leute ist er wichtig und sein Blog entwickelt sich langsam, scheint mir, durchaus zu einem wichtigen Instrument der Führung. Für mich draußen ist er nahezu irrelevant. Da ist wichtiger, dass seine Leute gute Produkte herstellen und mich überzeugen, dass ich mit meiner Meinung über die Marke daneben liege...

28.11.05

Manche Preise sind kakke

Um es mal ganz deutlich zu sagen. Aber der Reihe nach:

Da ist ein - eher gutes, man ist ja nicht verwöhnt in diesem Land mit so was, viele kommen ja aus diesem merkwürdigen Haus in der Nähe von Bonn - Medienmagazin, das an sich eingestellt werden müsste, wenn es nur nach wirtschaftlichen Kriterien ginge. Also hat der umtriebige Verlag, der auch schon die pfiffige Idee (und das meine ich ernst und nicht zynisch!) hatte, einen Verband zu gründen, um ein anderes seiner Magazine mit einer stabilen Abonnentenschar zu versehen, die Idee, einen Journalistenpreis auszuloben, die Tische für die Gala sehr teuer an Sponsoren zu verkaufen - und von den Einnahmen dieses Abends dann das Magazin weiter zu führen.

Das finde ich gut.

Weniger gut ist das Händchen, das die ziemlich jungen Jungs dieses Verlages mit ihren Preisen haben. Schon der "Faule Apfel" beim Kommunikationskongress 2004 war ein klarer Griff ins Klo (habe ich damals ein bisschen was bei Klaus' PR-Blogger geschrieben). Und Prometheus als Namenspatron für einen Journalistenpreis ist schon mal an sich, ja, wie soll man das gerichtsfest formulieren? Sagen wir mal so: Dieser Preis nährt die Zweifel ob des Bildungsgrades seiner Erfinder insofern, als er unverständlich wird, wenn angenommen werden müsste, dass sie (die Erfinder) sich in griechischer Mythologie etwas mehr als nur rudimentär auskennten. Aber sei's drum. Ich habe damals, als ich erstmals von diesem Preis hörte, herzhaft gelacht. Und es kann ja nicht jeder alte Sprachen mögen oder lernen. Hilft aber, das nur am Rande. Und macht Spaß. Und so.

Richtig in die Hose aber geht es, wenn dann - oh Mann, ich klinge heute echt alt irgendwie - mangelnde Lebens- und Leseerfahrung zu solchen grandiosen Fehlleistungen führt, wie sie die eben verlinkte Kindergartendiskussion abbildet, noch getoppt von dem ungenierten Nachlegen, das offenbart, dass Pisa (also das Problem mit dem sinnentnehmenden Lesen) kein Phänomen der letzten paar Jahre ist.

Ich danke Don Alphons, dessen Hinweis an der Blogbar diesen Preis noch populärer gemacht hat - und mich daran erinnert, dass ich schons eit Wochen mich echauffieren wollte über den Namen (siehe oben).

So viel zu Vorurteilen

Etwas mulmig wurde nicht nur mir, als heute morgen nach der Landung in München die Ansage aus dem Lautsprecher quoll, der Besitzer einer graugrünen Reisetasche, stehen gelassen am Schalter der Fluglinie aus Tadschikistan, möge schnell zurück kommen. Und als dann im Zentralbereich mehrere Polizisten Rudelbildung spielten.

Ausgerechnet, dachte ich. Und dann daran, dass das wieder nur ein dummes Vorurteil ist. Bis ich feststellte, dass die Homepage der tadschikischen Botschaft (s.o.) ein Anschlag auf den Sehsinn ist. Da dachte ich, dass nicht jedes Vorurteil heißen muss, dass man falsch liegt.

Steht der Flughafen noch? Kann mal jemand nachsehen?

26.11.05

Rehkeule

Unser Zweiter musste herzhaft lachen, als er heute morgen, kurz bevor er zum Reiten aufbrach, hörte, dass wir später zu den Großeltern gehen und Rehkeule essen werden. "Keule?", meinte er, "das ist doch so was, womit man Leute verhaun kann".

Mir scheint, er liest irgendwie die falschen Bücher oder Comics oder so.

25.11.05

Unter Gasleuten

Sehr spannend finde ich, mit den Menschen, auf deren Tagungen ich eingeladen bin, einen Vortrag zu halten, gemeinsam den Abend zu verbringen. In diesem Fall mit Öffentlichkeitsarbeitern der deutschen Gaswirtschaft, die es ja nicht so richtig leicht haben gerade nach den Geschichten rund um die Preise und die Offenlegung der Kalkulation und die sehr gut informierte und richtige Geschichte im Spiegel diese Woche....

Insofern schön, in Münchens ältester Weinstube, dem Weinhaus Neuner, sehr gut zu essen (und am Ende sogar einen von zwei verschieden scharfen dort vorgehaltenen Vogelbeerbränden nehmen zu können, immerhin ist Vogelbeere die Krönung der Brände, und mit dem Oberwasweißich des Ladens über Vogelbeerbrände zu fachsimpeln), mit Menschen, die lustig und offen sind und mein Bild von der bösen, raffgierigen Gaswirtschaft nachhaltig korrigieren helfen ("Wir sind die Guten, müssen Sie wissen").

Vor allem aber habe ich eines gelernt, was mir wirklich neu ist und was ich der Öffentlichkeit nicht vorenthalten möchte: Man kann sich mit Gas nicht umbringen. Hätte ich nicht gedacht. Also man kann sich zwar mit Gas in die Luft sprengen (wenn die Konzentration zwischen 4 und 16 Prozent ist, wenn sie höher ist, schon nicht mehr) - aber einfach so den Kopf in den Gasherd, das wird nix, weil heute nicht mehr so viel CO2 im Gas ist. Ha! Und mir wurde sogar glaubhaft versichert, dass der extra beigemischte Geruch (naja: Gestank) nicht mal giftig sei. Millionen von Selbstmordplänen müssen neu geschmiedet werden nach dieser Enthüllung. Schrecklich.

Zur Strafe werde ich die Kolleginnen und Kollegen von den Gasversorgern heute Mittag in die Geheimnisse von RSS, Blogs und Tagging einweihen. Selbst Schuld.

24.11.05

Wanne-Eickel

Als der Zug gestern durch Wanne-Eickel fuhr und in der Morgendämmerung das, was von der Stadt und den Industriebrachen zu sehen war, trostlos da lag, musste ich daran denken, wie es meiner Großmutter ging, als sie das erste Mal die Familie ihres Verlobten besuchte.

Aus Marburg, wo sie beide studierten, kommend, mussten sie in Wanne-Eickel umsteigen, um nach Witten zu fahren, wo die Familie lebte. Sie hatte kaum einen Fuß auf den Bahnsteig gesetzt, als sie beinahe zu weinen anfing. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Sie kam aus bildungsbürgerlichem Hause an der Mecklenburger Ostsee, genauer: aus Ribnitz, direkt am Bodden, und war zum ersten Mal im Ruhrgebiet und in dieser Form von proletarischer Umgebung. Selbst Rostock, wo sie auf dem Lyceum war, konnte da ja nicht mithalten.

"Lass uns sofort einsteigen und zurückfahren", brachte sie heraus und sah ihren Verlobten, meinen Großvater an. Aber er lachte nur, wie es seine Art war. Dieser Ausflug stand so oder so unter keinem besonders guten Stern. Ihr war alles fremd und seine Familie war von ihr so wenig angetan wie ihre von ihm - seiner war sie zu herb, ihrer war er nicht standesgemäß genug, trotz des Medizinstudiums.

Vielleicht, hat sie später manchmal gesagt, hätte sie wirklich in Wanne-Eickel zurück in den Zug steigen sollen. Dann gäbe es zwar mich nicht, aber ihr wäre manches erspart geblieben. Aber das ist eine andere Geschichte.

22.11.05

Die letzten Male

Wenn etwas absehbar zu Ende geht, beginnen die letzten Male. So war es mit der letzten Radiosendung, mit dem letzten Artikel, der letzten Sitzung des Parlaments - und so ist es auch jetzt. Durch Weihnachten ist die Schlussphase verkürzt und ich werde Zeit haben für manche Übergaben. Morgen aber geht es noch ein letztes Mal auf Tour zum Informationstag, dieses Mal mit dem frühen Sprinter nach Dortmund.

Ein letztes Mal mein Vortrag Ticker, Tempo, Technik (Achtung, großes pdf: 1,6 MB), ein letztes Mal das Kino im Kopf, bevor die Kollegen die Vortragsreihe ohne mich weiter entwickeln werden. Schon auch komisch, wenn das eigene Baby ohne einen weiter laufen soll. Ich freue mich aber aufs letzte Mal....

Ab Januar bin ich beim Ausschnitt

Es zog sich länger hin, bis alles klar und wir uns einig waren - wie das immer so ist bei Entscheidungen, die lange tragen sollen. Dass ich dafür eine Unterwochsbleibe suche, habe ich schon geschrieben. Nun ist es also offiziell und ich kann es erzählen:

Ab Januar werde ich als Leiter Beratung und Verkauf zu Ausschnitt Medienbeobachtung gehen und damit news aktuell verlassen. Sechs spannende Jahre, die Spaß gemacht haben, gehen damit zu Ende, in denen ich Vieles anschieben konnte - in letzter Zeit beispielsweise das Thema RSS und auch ein Angebot zur Krisenkommunikation. Wie immer fällt mir Abschiednehmen nicht nur leicht, aber ich freue mich auf eine arbeitsintensive, verantwortungsvolle und abwechslungsreiche Aufgabe in Berlin.

Ich bin und bleibe Verkäufer. Und das ist gut so, denn das ist meine Leidenschaft (klingt komisch, aber so ist es - es zieht sich auch durch mein Leben und Berufsleben wie ein roter Faden). Ich bleibe in der Branche, wechsele nur eine "Veredelungsstufe" weiter nach hinten im PR-Ablauf. Viele von euch und Ihnen werde ich dort wieder und weiter sehen. Das ist fein, denn ich habe viele Menschen, die Kommunikation machen, sehr schätzen gelernt (echt! Das ist meine Erfahrung).

Meine Familie und ich werden in Hamburg wohnen bleiben, ich selbst werde den größten Teil der Woche in Berlin sein. Das ist neu für uns und wir sind gespannt, wie es wird. Das was wir bei Freunden sehen und erleben, die das seit vielen Jahren so machen und auch so viele Kinder haben wie wir, ermutigt uns. Und Berlin ist ja auch nur noch einen Katzensprung von Hamburg weg....

20.11.05

Änderungsservice für Männer

Das ist ja fein. Da blättert meine Liebste harmlos das neue Programm unseres Lieblingsseminaranbieters durch, als sie plötzlich meint, ein spannendes gefunden zu haben: Jetzt änder ich meinen Mann. Kuhl irgendwie. Vor allem das Eingangszitat:
Der einzige Mann,
der sich nicht ändern kann,
ist ein toter Mann.
Toll. Aber dann stellt sich raus, dass das ein Seminar für Frauen ist! So was! Und ich dachte, da gebe eine ihren Mann ab und bekommt ihn tot oder verändert zurück. Also genauso wie den Wintermantel beim Türken ihres Vertrauens.

Ein Zimmer in Kreuzberg gesucht

Schon mal auf die Schnelle - Hintergrund kommt noch*:
Ich suche eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung in Berlin-Kreuzberg (im Bereich zwischen Mehringdamm und Landwehrkanal etwa, also Bergmannkiez oder Nähe Südstern oder so) bis 300 EUR warm.

Wenn jemand etwas weiß oder eine Idee hat oder gar etwas zu vermieten:
wohnung et haltungsturnen punkt de

* Nein, ich verlasse nicht meine Familie, nur damit da kein Missverständnis aufkommt. Ich brauche die zusätzlich...

EDIT 22.11.: Hier der Hintergrund - ich wechsele den Job.

19.11.05

Der kann Gönnen

Er war einer von denen, die wirklich nett waren, auch wenn das ein blödes Wort ist. Die nicht rumgeschrien haben am Spielfeldrand beispielsweise. Mit denen es Spaß machte, sich zu unterhalten. Meiner und seiner haben die Mannschaft etwa gleichzeitig verlassen, in verschiedene Richtungen - und seitdem treffen wir uns jedes Jahr in der Hallensaison mehrmals, weil die Jungs gegeneinander spielen oder nacheinander dran sind.

Meiner war heute schon fertig, seiner kam noch, er hat aber ein paar Spiele gesehen und wir sprachen hinterher. Er war ganz begeistert von meinem, der mehrere Tore geschossen hatte, der sich gut entwickelt habe und richtig stark sei inzwischen, meinte er. Dann musste er aufs Feld, denn er ist Trainer und seine Mannschaft brauchte ihn.

Eine andere Mutter aus unserer Mannschaft hatte das Gespräch mitbekommen und meinte hinterher: "Der kann Gönnen." Da ist mir das erst bewusst geworden, dass das ja wirklich keine Selbstverständlichkeit ist. Und dass das einer der Gründe ist, warum ich ihn mag...

18.11.05

Drahtbügel

Und das frage ich mich seit dem Sommer, also seit ich meine Hemden zum Waschen gebe, weil wir beide keine Lust mehr haben, sie zu bügeln: Was macht man eigentlich mit diesen Massen von Drahtbügeln? Früher habe ich mich über die einzelnen gefreut, die ich hin und wieder bekam, wenn ich einen Anzug aus der Reinigung holte. Inzwischen geht mein Schrank nicht mehr zu, weil ich da zwar immer Hemden rausnehme (und die Bügel drin lasse), aber zurück kommen sie nur mit neuen Bügeln. Und so viele Antennen für Autoradios brauch ich nun auch wieder nicht.

Jemand eine Idee?

16.11.05

erster Schnee

Gerade fällt hier in Hamburg der erste Schnee. Nach einiger Zeit, in der es noch zwischen Regen und Schnee schwankte, sind es jetzt dicke Flocken.

Was ich daran so faszinierend finde: Jedes Jahr rund um den 15. November fällt hier erstmals Schnee. Jedes! Irgendwie irre. Jemand, den ich früher kannte, hatte am 14. Geburtstag - und immer fiel entweder einen Tag vorher oder spätestens zwei Tage nachher der erste Schnee.

Beruhigend, dass hin und wieder etwas berechenbar bleibt.

Klare Sprache

Was ich an Leon de Winter schon lange mag, seit ich häufiger seine Auseinandersetzung mit dem Islam lese, ist, dass er einerseits klar benennt, was er denkt und sieht - und andererseits nicht in eine Sprache des Hasses oder der radikalen Verkürzung abgleitet.

Ja, er hat einen speziellen Blick auf das Thema - und das liegt nicht nur daran, dass er Jude ist, wie ich es mit leicht antijudaistischem Unterton hin und wieder höre, wenn ich seine Thesen vorstelle. Er unterscheidet sich in der Attitüde auch sehr deutlich von den deutschen Neocons und ihren Kreisen, die einfach nur flach und pubertär sind meistens. Ich bin mit ihm, wie jüngst in der Respekt-Frage, oft einer Meinung. Erstmals ging mir das sehr deutlich so, als er - leider finde ich den Link nicht mehr, nein ich meine nicht das Spiegel-Interview - darüber schrieb, dass wir anerkennen müssen, dass wir für viele Moslems nun mal Feinde wären (und sie damit unsere Feinde sind, ob wir es wollen oder nicht).

In der Auseinandersetzung mit dem Islam - und nicht nur mit dem verbrecherischen Teil - hilft mir das, was er schreibt, immer wieder, eine sowohl klare als auch abgewogene Position zu beziehen, die nicht in rechtes Gewäsch abgleitet und trotzdem auch nicht von der schwächlichen "Dialog"-Rhetorik geblendet wird, die keinen klaren eigenen Standort bezieht.

Zwei aktuelle Beispiele aus seinem Blog zeigen die Sprache und den Angang an dieses Thema gut, finde ich:
(1) eine entlarvende Analyse von Wirklichkeitsverzerrung, die so zwar auch imemr wieder bei uns vorkommt, aber doch erwähnt werden muss, wenn ich verstehen will, was wirklich los ist.
(2) eine poetische Meditation über die Verbrecherin, die in Jordanien gewütet hat.

Es tut gut, so etwas Klares und Pointiertes zu lesen. Ich würde mir wünschen, dass mehr Linke und Liberale sich zu so einer klaren Position durchringen könnten.

Privatempirie

Viele Kollegen nehmen Taxifahrer als Zeugen, wenn sie wissen wollen, was andere Leute denken. Ja, wirklich, das gibt es immer noch. Ich fahre U-Bahn.

Nun fahre ich ohnehin eher gerne Bahn und U-Bahn, weil ich lesen kann (zu Hause oder im Büro komme ich eher nicht dazu, Romane zu lesen oder die Zeit). Manchmal aber kann ich nur zuhören. Und mich wundern.

Ich bin schon erstaunt, mit welcher schamlosen Offenheit und Lautstärke manche Mitreisende in Fernzügen über ihre Firma lästern oder über ihre Kunden. Da fühle ich mich meistens eher fremdgeschämt. Aber auf dem Weg zur Arbeit in der eigenen Stadt ausführlich über die Arbeitsbedingungen bei einem der großen Unternehmen hier zu lästern, das dazu noch ein wichtiger Kunde von uns ist (und in dem ich bis hin zum Chefredakteur des belästerten Objektes viele Menschen kenne), das finde ich - hmmmm - ungewöhnlich. Aber immerhin weiß ich nun, dass vor ein paar Jahren im eigentlich so straff organisierten Bauerverlag im Layout einer wichtigen Zeitschrift absichtlich getrödelt wurde, dass eine Mitarbeiterin (jene Banknachbarin heute morgen) immer schneller mit ihren Seiten fertig war als die anderen und sie aber nicht nach oben bringen durfte, weil das hätte ja bedeutet, dass man das in kürzerer Zeit schaffen kann, wo kämen wir da hin, aber da habe sie es dann nicht lange ausgehalten und habe sich als Schlussredakteurin zu einem anderen Objekt beworben, und das sei ja viel besser.

Gut, dass ich (und mit mir der gesamte vorletzte Wagen der U1, die um neun rum in die Stadt fuhr) das jetzt weiß, oder?

14.11.05

Achnee, wieso überrascht mich das nicht?

Irgendwie klappt es nicht, dass ich den Newsletter vom Verlag der deutschen Wirtschaft abbestelle. Das an sich ist nicht schlimm, denn dass das nicht geht (also allgemein, nicht in diesem Fall) erzähle ich ja auch immer in Vorträgen, wenn die Sprache auf RSS kommt und warum ich RSS gerade für Newsletter besser finde als Mail. Aber darum geht e smir gar nicht.

Ich schaue dann immer mal wieder trotzdem rein in den Newsletter. Heute macht er damit auf, dass Bosse schlapp seien. Soso.
Fitness- und Gesundheit sind zweifelsfrei ein großes "In-Thema". Leider aber nicht bei allen. Offenbar gibt es eine Gruppe, die bei der persönlichen Leibesertüchtigung erheblich durchhängt, nämlich die Bosse in den Führungsetagen. Wie kann das sein? Gerade dort hatte man immer die Akkumulation von "Supermänner" vermutet. (Zitat aus der E-Mail)
Dann zieht irgendein merkwürdiger Fitnesstrainer irgendwelche Schlüsse, die völlig unmotiviert sind.

Dabei überrascht mich der Befund an sich nicht. Teils aufgrund privater Empirie, teils durch gründliche Überlegung bin ich schon länger zu dem Schluss gekommen, dass Männer nicht nur nicht multitaskingfähig sind, sondern immer nur zwei von drei wichtigen Beschäftigungen gleichzeitig gebacken bekommen.

Aus dem Pool (1) beruflicher Erfolg, (2) Familie, (3) Sport werden die meisten Männer jeweils eine Kombination aus zwei dieser Elemente auf ihr Leben anwenden können, weil wir sonst überfordert sind, denn auch für Männer hat der Tag nur 7,5 Stunden. Also werden Männer nur entweder Topmanager oder sportlich sein, wenn sie eine Familie haben. Oder nur Sport machen neben dem beruflichen Erfolg, wenn sie nicht (mehr) mit ihrer Familie zusammen leben. Die Ausnahmen der Männer, die alles drei schaffen, lasse ich mal weg, denn die bestätigen ja nur die Regel und haben außerdem Personal....

Mächtige Männer sind dann entweder dick oder Singles. So ist das nun mal. Ja.

Erinnerung

Am Freitag bin ich nach dem ganztägigen Seminar mit dem Zug zurück nach Hamburg gefahren. Ein bisschen arbeiten, ein bisschen dösen, ein bisschen Musik hören. Ich musste dann, Hamburg meine Perle im Ohr, daran denken, wie es früher war, wenn ich auf diesem Weg zurück in die Stadt kam.

Ich weiß nicht genau, wann es mir am stärksten so ging, aber es war entweder nach jener legendären Radtour im Weserbergland oder auf dem Rückweg vom Kirchentag in Frankfurt. Aber auf jeden Fall war es damals noch in diesen schröbbeligen D-Zügen. Wir standen am Fenster, kamen an Maschen vorbei, Europas größtem Rangierbahnhof, hielten in Harburg und wurden langsam kribbelig. Dann die Fahrt über die Elbe.

Komischerweise muss ich bis heute an Ernst Stadlers Die Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht denken, wenn die Elbbrücken näher kommen. Selbst tagsüber. Aber noch mehr als die tatsächliche Fahrt nach Köln hinein entsteht das Gefühl dieses Gedichts bei mir bei der schönsten Stadteinfahrt der Welt.

Langsam kommen immer mehr Kräne, Kähne und Container ins Blickfeld, dann die Elbe selbst, die Türme und Baukräne, der weite Bogen am Großmarkt vorbei, der eines der wunderschönen 50er-Jahre-Denkmäler darstellt. Und dann das Gefühl, zu Hause zu sein.

Heute bleibe ich sitzen, bis wir an der Markthalle und dem Kunstverein vorbei sind. Ich gucke meistens nicht mal mehr raus, denn durch die spiegelnden Scheiben des ICE sieht man eh nichts. Das Feuerwerk vom Dom am letzten Freitag, ok. Aber mehr als am Anblick berausche ich mich inzwischen an der Erinnerung an dieses Heimkommen als Jugendlicher. Und das löst immer noch Glücksgefühle aus.

11.11.05

Stahlkonstruktion

oder so. Jedenfalls sieht der Bahnhof in Frankfurt jetzt inzwischen wunderschön aus, finde ich. Aber ich kann mich ohnehin für Industriebauten und gewaltige Hallen aus dieser Zeit begeistern. Vor allem, wenn man es mit dem neuen Berliner Hauptbahnhof vergleicht....

Heute nun also das Weblog-Seminar in Frankfurt. Sehr gut ausgebucht. Und viele spannende Teilnehmer, die vor allem eines nahelegen: Das Thema ist im Mainstream angekommen und nicht länger ein Nischenthema. Umso wichtiger, für Ruhe zu plädieren und jeden Hype-Verdacht im Keim zu ersticken. Heute wird es wieder einmal um das Zuhören und Staunen gehen, darum, zu verstehen, wer da warum und wie eigentlich redet.

Finde ich übrigens auch spannender als die Frage nach Journalismus, die morgen in Hamburg auf dem jonet-Tag diskutiert werden wird. Da komme ich nicht, denn das ist Familientag. Wo ich schon nicht an St. Martin da bin.

9.11.05

Es muss ernst stehen um dieses Land

Denn Helmut Schmidt greift zur Feder und schreibt den Aufmacher der aktuellen Zeit, die morgen raus kommt. Unter der - wie ich finde: blöden - Überschrift Was zählt, ist Arbeit kombiniert er sinnvolle und sinnlose Gedanken. Wie immer etwas verschwurbelt formuliert. Naja, das ist halt nicht so einfach, man frage einmal in der Redaktion der Zeit nach, wieviel Spaß es macht, sich am Redigieren seiner Texte zu versuchen (und wie kooperativ er da ist)...

Nach der Überschrift dachte ich ja erst, Schmidt rede mal wieder der Vollbeschäftigung das Wort. Tut er aber nicht wirklich. Sondern zunächst liest er den Wirtschaftsdeppen der künftigen Regierung die Leviten, indem er das angeblich dringenste Problem (Haushaltssanierung) zurecht rückt. Sein Vergleich mit USA und Japan (allerdings: Muss man sich wirklich an den Schwächsten messen?) ist ganz interessant.

Und dann ganz Schmidt:
Die Große Koalition sollte vor allem auf vier Feldern handeln.
Da ist er, der Weltenlenker und Superstaatsmann, der Bescheidwisser, diese Attitüde, die ihn so anstrengend und faszinierend zugleich macht.

Seine vier Punkte: (1) Deregulierung des Arbeitsmarktes, (2) Aufholjagd des Ostens, (3) Umfinanzierng des Wohlfahrtsstaats, weg von den Löhnen, hin zu Steuern, (4) Entflechtung des Kompetenzwirrwarrs in Forschung und Bildung.

Im Grunde ist alles gut begründet, was er vorschlägt - und allemal besser begründet als der Quark, der mal wieder im Herbstgutachten gequirlt wurde. Ein bisschen oberflächlich und vor allem in Bezug auf Arbeit imho zu optimistisch und zu rückwärts gerichtet vielleicht. Aber erfrischend, wenn er am Schluss für
eine gehörige Portion Gelassenheit
plädiert. Das ist es, was ich mir auch oft wünsche. Ja, auch für mich.

Bush liebt Condi

Jaja.

Meint Lars von Trier, wenn man einer aktuellen Vorabmeldung der Zeit glauben darf:
"Auch er ist ein sexuelles Wesen, und seine Psyche ist für uns alle extrem wichtig. Ich glaube, er ist in Condoleezza Rice verliebt. Und er träumt davon, von ihr ausgepeitscht zu werden." (von Trier laut Zitat der Vorabmeldung)
Ich freu mich schon auf den Artikel, heute abend sollte ich sie bekommen, die aktuelle Ausgabe...

8.11.05

Respekt, das falsche Wort zur falschen Sache

Sein Blog ist eindeutig im Rahmen der falschen Zeitung. Es hat eindeutig den falschen Titel. Es ist mir in vielen Punkten politisch unangenehm. Aber wenn Leon de Winter über die Auseinandersetzung zwischen "dem" Islam und unserer Werte- und Gesellschaftsordnung schreibt, kann ich sehr oft nur mit dem Kopf nicken und ihm zustimmen. So wie in einem Posting aus der letzten Woche. De Winter setzt sich kritisch mit einer Reportage aus dem Krieg in Paris auseinander und kommt dann auf eines der Grundprobleme zu sprechen, das immer wieder in der Auseinandersetzung mit Moslems und mit ihren Verstehern entsteht: Die Rolle des Respekts. Er schreibt:
Respect? Civility - yes. Politeness - yes. But respect? There is a terrible misunderstanding about 'respect' among Muslim immigrants all over Europe. In Western societies people don't pay respect for your ethnicity or religion. You have to earn respect by participating as an individual in the exhausting race for success - as a businessman or scientist or lawyer or mailman. As a Muslim, you are not getting it per se. (de Winter)

Ich denke, dass die Forderung nach "Respekt" eine weitere perverse Seite des absurden Begriffs von Ehre ist, den der unaufgeklärte Teil des Islam vertritt (und damit nahezu alle Traditionalisten unter den Einwanderern und alle, die ihre Töchter und Schwestern und Frauen zwingen, Kopftücher zu tragen). Sowohl das Konzept von Ehre als auch die Idee von Respekt ist unverträglich mit jeder Form von Gesellschaft, in der ich leben möchte.

Was mich ärgert, ist, wenn gerade in meiner Kirche und in meiner Partei und in meinem sozialen Umfeld sich so oft so unreflektiert so viele positiv auf diese Forderung nach Respekt beziehen. Gerade angesichts der Krawalle in Paris kann ich nur hoffen, dass die Synode der EKD, die gerade tagt, da eine klare Grenze zieht. Immerhin hat sie das Thema Toleranz - das, wie meine Frau immer zu sagen pflegt, mit "z" endet.

aufmerksam geworden auf das Posting durch einen Kommentar an Lilas guten Gedanken zu Paris und Gaza

Petersilie

Langsam geht es los, dass die ersten Paare in unserer Umgebung Petersilienhochzeit* gefeiert bekommen. Ein Zeichen dafür, dass man langsam alt wird. Was ich aber schön finde, ist, dass es überhaupt noch Nachbarn und Freunde gibt, die anderen so etwas organisieren und diese Tradition kennen. Heute abend sind wir bei sehr guten Freunden dabei, die es bestimmt schon ahnen und trotzdem überrascht tun müssen. Wie nett.

* Weil es nicht mehr überall gefeiert wird: Zwölfeinhalb Jahre verheiratet; Freunde, Trauzeugen und Nachbarn organisieren es als Mitbringparty; traditionell müsste das Jubelpaar die Feier bezahlen, wenn sie keine Petersilie im Haus hätten. Kein Wunder, dass wir uns den Termin, der ja auch bei uns bald ansteht, schon mal profilaktisch in den Kalender eingetragen haben. Wäre ja voll peinlich so ohne das Kraut....

7.11.05

Noch einmal Rilke

Ich weiß auch nicht wirklich, woran es liegt, dass Rilke bei Vielen als süßlich oder so was gilt. Mir scheint fast, dass er zu den wirklich unterschätzten Dichtern dieses Landes gehört. Dabei hat er mit dem Malte Laurids Brigge den ersten "modernen" Roman in deutscher Sprache geschrieben, ein Buch, das dazu auch noch grandios ist.
Muss ich übrigens dringend wieder lesen, vielleicht nach meiner Jane-Austen-Phase, die ich erstmal fortsetze mit Emma, das ich gestern begonnen habe....
Und auch seine Gedichte sind oft wunderbar sachlich und romantisch zugleich. Heute kam wieder einmal eines von ihm über Lyrikmail (wobei ich die Satzzeichenakkumulation am Ende des zweiten Verses im ersten Moment für einen Smiley gehalten habe. Man ist aber auch so verdorben durch die ewigen E-Mails, doo):


Selbstgeworfnes

Solang du Selbstgeworfnes fängst, ist alles
Geschicklichkeit und läßlicher Gewinn -;
erst wenn du plötzlich Fänger wirst des Balles,
den eine ewige Mitspielerin
dir zuwarf, deiner Mitte, in genau
gekonntem Schwung, in einem jener Bögen
aus Gottes großem Brücken-Bau:
erst dann ist Fangen-Können ein Vermögen, -
nicht deines, einer Welt. Und wenn du gar
zurückzuwerfen Kraft und Mut besäßest,
nein, wunderbarer: Mut und Kraft vergäßest
und schon geworfen hättest .....(wie das Jahr
die Vögel wirft, die Wandervogelschwärme,
die eine ältre einer jungen Wärme
hinüberschleudert über Meere -) erst
in diesem Wagnis spielst du gültig mit.
Erleichterst dir den Wurf nicht mehr; erschwerst
dir ihn nicht mehr. Aus deinen Händen tritt
das Meteor und rast in seine Räume...

Rainer Maria Rilke
(1875-1926)

6.11.05

Fußstapfen


Mein Zweiter hat heute sein erstes Stück komponiert. Es hat mich total gerührt. Ich hab ja ungefähr in dem Alter mein erstes Stück aufgeführt - einen Kanon für meinen Kinderchor.

Er hat für seine Urgroßeltern ein Stück für die Flöte geschrieben, da wir heute deren achzigsten Geburtstag feiern werden. Und er hat sich entschieden, dass es auf der Tenorflöte besser klingt und sie rausgeholt, um es auszuprobieren.

Ich hab es nur ins Reine geschrieben und die Notenwerte, die er spielte, geschrieben - die Tonhöhen hatter er sich selbst von der Flöte aufs Notenpapier notiert. Irgendwie bin ich richtig stolz auf ihn...

Und das nur einen Tag, nachdem sein großer Bruder im Pokalspiel sein erstes Kopfballtor gemacht hat.

4.11.05

der erste Brei


Heute hat Lyn die ersten Löffel Brei gegessen. Obwohl: gegessen? Die ersten sind ja immer etwas ulkig für alle, sie ist noch voll auf Saugen eingestellt.

Jedenfalls hatten wir den Eindruck, dass sie nicht so richtig satt wird ansonsten. Auch wenn es etwas früh ist...

Focus nimmt Werbung in die RSS-Feeds

Ich lese Metzgers Blog nicht sooo oft, sondern schaue in der Regel einmal die Woche in den RSS-Feed. Reicht bei ihm meistens. Und da hab ich doch gestaunt, dass er jetzt erstmals mit Werbung gefüllt war. Wenn ich mir den Link hinter der Werbung anschaue, hat offenbar der Kunde explizit im Feed die Werbung geschaltet - auf der Seite erscheint sie nicht, nur im Feed. Witzig.

Neigierig geworden, hab ich mir die anderen Focus-Blogs angeguckt - in den meisten ist seit dieser Woche Werbung für diesen einen Kunden geschaltet, nur Heiko Maas und Julia Klöckner scheinen nicht attraktiv genug zu sein dafür.

Ich weiß nicht recht, wie ich das finden soll.
Einerseits war es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten RSS-Werbebuchungen passieren. Und sie nerven nicht wirklich. Zugleich ist es ein spannendes Experiment, über das ich gern mehr wüsste, wenn es ausgewertet wird.
Andererseits sprengt es meine Gewohnheit sehr und irritiert mich. Aber was lese ich auch Focus-Blogs. Naja.

WLAN

Schon lustig: Im Hauptquartier der Deutschen Telekom gibt es - logo - WLAN. Zwar "nur" einen normalen HotSpot und keinen kostenfreien Zugang für Gäste oder so was, aber immerhin. Da ich dachte, sie würden vielleicht besondere Login-Daten für Gäste haben, bin ich also an den Anmeldungstresen gegangen, um mal nachzufragen. Da drücken sie mir nur einen visitenkartengroßen Zettel mit einer SMS-Kurzwahl in die Hand, die aber nur aus dem T-Mobile-Netz funktioniert. Ob es eine andere Möglichkeit gäbe, hier ins WLAN zu kommen? Keine Ahnung, da müsse sie in der BV nachfragen, was immer das sein mag. Dort hatte man auch keine Ahnung.

Ich bin dann also ganz normal über Kreditkarte und einen "HotSpot-Pass" online gegangen.

Dafür gab es im Düsseldorfer Bahnhof WLAN bis an den Platz im Waggon hinein, als der Zug dort eine Stunde rumstand, weil Kinder die Gleise auf dem Weg nach Duisburg unsicher machten. Wurde deshalb ein langer Tag.

2.11.05

Engholm revidivus?

Bin ich eigentlich der einzige, den das ungute Gefühl an Björn Engholm beschleicht, wenn er an Platzeck denkt?
Wobei das ja nicht mal an sich schlecht ist, ich hab Engholm immer gemocht und er ist kultiviert und hat eine sehr, sehr gute Denkfabrik damals um sich geschart (in Schläfrig-Holstein, nicht als Müntedings). Aber als Vorturner ist er grandios gescheitert und zugleich verantwortlich für die Petersberger Beschlüsse, mit denen die Partei damals gegenüber den Rechtspopulisten eingeknickt ist in der Asylfrage.

Ansonsten muss und darf ich mal wieder auf eine sehr treffende Analyse von Wolfgang Münchau in der FTD hinweisen, in der er mit dem Blick aus London die Situation positiv beurteilt, die nun entstanden ist durch das Chaos in der SPD. Aber Münchau hat ja letzte Woche auch richtig und bissig über die vollkommen blödsinnigen Ideen der Koalitionsverhandlungen im Bereich Finanzpolitik geschrieben. Bravo, wenigstens einer. Selbst wenn es in der FTD ist.

Kritisiert wird ja gerade massiv, dass seit Mai nicht mehr regiert werde in diesem Land. Wie albern, das problematisch zu sehen! Mal ehrlich: Hat das irgendeiner von euch in der Praxis gemerkt? Hat eure Firma darunter zu leiden? Oder eure Familie? Im Gegenteil: Wie wohltuend, dass wir seit einigen Monaten verschont werden von hektischem Aktionismus. Zwar wäre es schön, wenn parallel zur Pause ein bisschen gedacht würde und nicht nur Posten verteilt - aber eine Atempause hat noch niemandem geschadet...

1.11.05

Doch noch mein Fazit...

... zur Diskussion auf den Medientagen. Obwohl es als Moderator ja immer so eine Sache ist, gerade wenn man bereits Feedback bekommen hat, das von hervorragend moderiert bis der beschissene Moderator ging. So ist es nun mal mit Moderation - Recht machen kann ich es eh nie allen.

Spannend fand ich im Nachhinein vor allem, dass wir gerade nicht über Business Blogs oder Corporate Blogs oder so einen Kram geredet haben (und man sich hinterher fragt, ob wirklich alle Diskutanten auf der gleichen Veranstaltung waren). Wohltuend, dass Lars Cords von Fischer-Appelt klar und pointiert war und skeptisch ist, was den aktiven Einsatz von Blogs in der Kommunikation angeht. Den größten Dissens habe ich persönlich zwischen PR-Blogger Klaus Eck und eben Cords erlebt, was mich überrascht hat.

Cords und Don Alphonso jedenfalls habe ich als die stärksten Teilnehmer empfunden, die sich auf eine freundliche und dennoch klare Art behakt haben. Hübsch, wie Cords darauf hinwies (er saß neben ihm mit Blick auf den Rechner), weshalb Don zwischendurch in einem Statement eher unmotiviert ficken gesagt hat - weil er es parallel zur Diskussion in seinem Blog angekündigt und versprochen hatte. Da blitze das Bloggen auf einmal in die sterilen Medientage hinein.

Problem war die gesamte Veranstaltung über, dass das Podium sehr heterogen zusammen gesetzt war: Klaus' Einführung legte den Schwerpunkt auf sein Thema Businessaspekte des Bloggens, wozu sonst niemand was zu sagen hatte; Julian Pain hatte den internationalen Blick auf Blogs, und vor allem zu der anderen Situation in China, Iran oder Afrika viel beizutragen, was extrem spannend war, aber den Fokus der Medientage weit hinter sich ließ; Don Alphonso wollte vor allem auf die Metaebene zunächst, wohin ihm die anderen nicht recht folgen mochten; Lars Cords konnte nicht wirklich provozieren, weil er dazu zu realistisch auf das Phänomen Blogs blickte; Christoph Schultheis hatte jenseits seines Bildblogs merkwürdig wenig Inspirierendes beizutragen (obwohl das offenbar andere anders erlebt haben).

Am Ende fehlte wie immer die Zeit, einen der Aspekte zu vertiefen oder mehr als ein Statement aus dem Plenum einzuholen. Das übrigens habe ich bei nahezu allen Diskussionen diese zwei Tage erlebt, die ich besucht habe - dass das Plenum nahezu nie einbezogen wurde. Ich selbst habe die anfängliche Zurückhaltung der Besucher auf meine Ankündigung ihrer Beteiligung falsch interpretiert - wie so oft gab es dann fünf Minuten nach Zeitablauf, also in der Nachspielzeit, doch noch einige Hände, die sich meldeten. Bei denen muss ich mich noch einmal entschuldigen.

Ich bin gespannt auf den Mitschnitt.

Die Blödmänner machen den Lafo

Die sind doch total behämmert. Nach Münte macht nun auch Stoiber den Lafo. Das ist ja fast zum wieder feministisch werden. Alle keine Eier, die Jungs.

(äh, a propos keine Eier)