14.6.05

Update Lektüre

Mir war gar nicht klar, dass Stolz und Vorurteil von Jane Austen ist. Auf jeden Fall wollte ich es lesen, seit ich erstmals E-Mail für dich gesehen habe (ja, das gebe ich zu, denn ich liebe Mädchenfilme). Nun stand ich also davor und überlegte, ob ich erst Gefühl und Verstand lesen soll oder eben Stolz und Vorurteil. Richtige Entscheidung, denn es ist einfach urkomisch. Hätte ich gar nicht gedacht - aber es ist so wunderbar ironisch bis sarkastisch. Es macht richtig Spaß. Und dazu leicht und locker, die ideale Bettlektüre.

Noch nichts geschrieben hatte ich zu Alles ist erleuchtet von Foer. Das ist eigentlich unverzeihlich, denn es war toll. Der erste Roman über den Holocaust, den ich gerne gelesen habe und der mich berührt hat. Vielleich, weil er nicht wirklich über den Holocaust ist? Jedenfalls hat mich die aberwitzige Geschichte jede Seite mehr in den Bann gezogen. Grandios, die verschränkten Geschichten, die alle für sich unglaublich sind. In vielen Kritiken stand, es sei so witzig, dieses Buch - das fand ich irgendwie nicht. Aber das tat ihm keinen Abbruch. Uneingeschränkte Empfehlung und das Bedauern, dass mein Englisch wohl zu schlecht ist, um es im Original zu genießen, denn den Sprachwitz kann ich so ja doch nur erahnen.

3 Kommentare:

  1. Anonym14.6.05

    hallo Wolfgang,
    Stolz und Vorurteil kann ich auch nur empfehlen.
    Interessant ist m.E. wie Jane Austen schafft so schön zu zeigen, wie sich Menschen an der Oberfläche an Konventionen halten, ohne unter der Oberfläche zu vergessen, ihre wirklichen Motive auszudrücken. Und aus dieser Spannung schreibt sie Dialoge, wie man sie nach meinem Dafürhalten kaum lebendiger und spannender hinbekommt.

    Jane Austen soll ein Vorbild von Joanne Rowling sein, weil sie so hervorragende Dialoge schreibt. Und ich würde das bestätigen. Ich kenne aus dem Stegreif keinen Autoren, der Jane Austen in diesem Punkt das Wasser reichen kann.
    Was denkst du?

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  2. Carsten, ich lese mich noch ein. Es braucht bei mir immer (naja fast immer) ein paar Seiten mehr, bis ich in der Sprache und der Welt bin, die ein Buch abbildet.
    Aber ja, was mir als erstes auffiel - so als ganz unbedarfter Leser -, war, dass sie fast nur Dialoge aneinander reiht (und wie trotzdem eine Geschichte entsteht. Das fasziniert mich. Später mehr...

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  3. Anonym15.6.05

    Wolfgang, das mit den Dialogen hast du scharf beobachtet. Dass sich von Anfang an eine Geschichte lostritt, geht mit dem Anfangsdialog von Mr und Mrs. Bennett los, in dem Mrs. Bennetts hohle Oberfläche auf seine witzige Distanzierung stößt. Das Witzige an ihm ist, dass er wirklich nur Klartext spricht, wenn er muss, aber dann zögert er nicht eine Sekunde. Aber verklausuliert lässt er seine Frau ständig gegen die Wand laufen, was dem Leser ein unendliches Vergnügen bereitet, weil sie ne hohle Nuss ist. Was sie immer damit kommentiert, dass er ihr Kopfschmerzen bereite. Das ist ein köstliches Ritual, in dem der Leser schon schmunzelt, wenn es sich nur andeutet. Insofern hat Austen auch ihr Gespür für Humor offenbart.
    Elisabeth, die nach ihrem Vater geraten ist, hält sich an der gesellschaftlichen Oberfläche allzu oft an die Konventionen, für die ihre Mutter einsteht. Ihre wirkliche Haltung und ihre innere Freiheit bezieht sie von ihrem Vater. Das stößt sie im Leben in einen tiefen inneren Konflikt.
    Als sie Mr. Darcys Haltung zum Tanzen dann nicht versteht, baut sie all die Vorurteile auf, die sie mit zunehmendem Handlungsdruck bereit und vor allem in der Lage ist, in Frage zu stellen.
    Während Mr. Darcys stolze Reaktion seinem Selbstschutz gilt. Denn die Schärfe und die Spannung des Konflikts zwischen Elisabeth und Mr. Darcy lassen den Leser von Anfang an spüren, dass zwischen den beiden die Luft nur so knistert. Ich finde, raffinierter und besser kann man so einen Stoff kaum machen. Und vor allem, Wolfgang, das ist eine Liebesgeschichte, in der es nicht mal eine Sekunde lang schmalzig zugeht. Ich finde es ist ein wahres Meisterwerk.
    Jane Austen muss eine hervorragende Beobachterin gewesen sein, noch zudem, wenn man bedenkt in welcher Zeit sie gelebt hat.
    Ich denke, die muss eine ganz bemerkenswerte Frau gewesen sein.

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