4.1.05

Sau

Jedes Jahr (und diesmal dann halt gleich in der ersten Woche) wird die Sau durchs Internet-Dorf getrieben, mit der man bald (sehr bald) das Weltwissen automatisch auslesen könne. Heute also in der FTD...

Dass wir ziemlich exakt die Vorhersage, es sei in wenigen Jahren so weit, ungefähr seit Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts mit schöner Regelmäßigkeit hören, muss ja noch nicht an sich schlimm sein. So ist es halt mit komplexen Projekten.

Auch wenn viel im Bereich künstlicher Intelligenz geschafft ist inzwischen - das implizite Wissen und die nicht kodifizierten Sprachtrends (um nur zwei Beispiele zu nennen) sind aus heutiger Sicht nahezu nicht beherrschbar. Oder wie ein Kollege, der diese Diskussion seit rund zwanzig Jahren verfolgt und auch in dem Bereich geforscht hat, sagt:
"Alle Versuche mit hohen Forschungsmitteln ein solches Weltwissen digitalisiert aufzubauen, sind an der Menge gescheitert. Ein Projekt hat sogar die gesamte Encyclopedia Britannica nicht nur digitalisiert, sondern auch in Zusammenhangsbäume umgeordnet, aber selbst damit ist man nicht weit gekommen."

Insofern ist zwar die Aussage
Google und Co chancenlos

fein für eine (Zwischen-) Schlagzeile. Aber genau das, was sich die in der FTD zitierten IBM-Forscher verbitten: Pure Science Fiction. Wobei die ja durchaus auch etwas für sich hat...

Nur am Rande:
Das Beispiel Medizin, das die FTD heranzieht, mag gehen - da dort eine international recht gut kodifizierte Fachsprache mit wenig Abweichungen existiert. Insofern mag es auch für manch andere wissenschaftliche Disziplin hinkommen. Aber bereits das Einstiegsbeispiel mit den CD-Charts hinkt gewaltig: Gerade die Blogs und Seiten von Schülern setzen ja nicht nur Musiktrends, sondern schaffen auch eine neue Sprache, die zu verstehen eine Maschine aus dem Nichts heraus nicht leisten kann - man müsste sie mit viel implizitem Wissen füttern...

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