30.4.04

Weben

Da wir für den neuen Tisch (260x90) ohnehin keine schöne Decke kaufen können - gibt es einfach nicht -, ist es ein Glück, dass wir eine so wunderbare Handweberin in der Familie haben. Und die Idee, im Grunde so etwas wie Schals für den Tisch zu weben, ist auch toll (also mehrere quer gelegte Teile. äähhh - verständlich?).

Seit sie das professioneller macht, trage auch ich selbst wieder Schals übrigens. btw: Die Kravatte, die ich anhabe, wenn ich denn überhaupt noch eine umbinde, hat sie auch gemacht. Nur mal so als Tipp unter Freunden...

Gut

ist es ja doch, wenn jemand an Einfaltslosigkeit leidet.

IPO

So richtig überraschend ist es ja nicht, dass Google nun also wirklich an die Börse geht. Nett aber, wie sie sich den Spielregeln entziehen. Und mal sehen, ob sie dabei bleiben, keine Quartalszahlen vorlegen zu wollen. Sergey Brin und Larry Page schreiben in einem Brief an kommende Aktionäre:

Ein Managementteam, das von kurzfristigen Zielen abgelenkt wird, ist so sinnlos, wie wenn man während einer Diät alle halbe Stunde auf die Waage steigt.

Eben.

Kraus

Sehr hübsch, mit welchem Karl-Kraus-Zitat Gero von Randow in der Zeit seiner Irritation über Horst Köhler Ausdruck verleiht. Insgesamt ein guter Tipp für viele:

Es genügt nicht, keinen Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, ihn auszudrücken

29.4.04

Holt

So richtig wenige Krimis lese ich ja nicht. Aber das, was ich jetzt wieder mit Anne Holt erlebe, ist bestürzend. Das ist mir außer mit ihr noch nie so gegangen: Dermaßen in die Geschichte gezogen zu werden, dass es körperlich schmerzt.

Wiederum grauenvoll. Ausweglos, dunkel, phantastisch: Das achte Gebot. Welch ein Genuss gerade im Vergleich mit dem so hoch gelobten Weichspüler Mankell (von dem ich nur Mitternachtsmord und Die fünfte Frau wirklich für gelungen halte).

Alice

Ich war ja wieder richtig genervt über die super alberne Idee (Gabs die nicht schon mal irgendwo? Hat so was nicht irgendwer schon mal gemacht? dochdoch) zur 357sten Ihr-ratet-nicht-was-das-wohl-wird-Kampagne, die seit Tagen Hamburgs Plakatwände mit fehlender Kreativität verunziert. Wie gut, dass Kai Pahl mal recherchiert hat.

28.4.04

Münster

OK, ich war schon das eine oder andere Mal in Münster - aber dann doch immer ganz dekadent nur zu einem Sprung ins Museum oder auf einen Kongress oder so. Gestern nacht bin ich dann zum ersten Mal in Ruhe durchgelaufen. Und hab etwas wehmütig daran gedacht, dass ich mich nie aufraffen konnte (war damals schon so antriebsschwach), ein oder zwei Semester hier zu studieren. Obwohl zumindest zuerst an der Fakultät der zu meiner Zeit spannendste Neutestamentler lehrte: Willi Marxsen. Der ist dann allerdings auch gestorben.

Heute noch nach Essen.

26.4.04

Common License

Dieses Notizbuch steht ja schon länger unter einer Common License. Ob das jemals einer gemerkt hat?

Jedenfalls sammele ich Hinweise darauf, wie sich die Idee von freien Lizenzen und (viel spannender) Doppel-Lizenzen weiter entwickelt. Heute also ein Beitrag von M. Hammerschmitt in Telepolis zur Geschenkökonomie als Marketinginstrument. Neulich ja schon was über Lawrence Lessing bei Martin Hufner in seinem wirklich wahnsinnig guten Kultur-Blog.

Ich bin ja tendenziell schon aus ideologischen Gründen ein Freund von Gemeinschaftslizenzen - aber einen Verlag zu finden, der nicht nur bereit ist, mein Buch zu veröffentlichen, sondern dann auch noch eine Common License mitzutragen, wird sicher nicht einfacher...

Spam-Filter



Auch wenn ich in der Anzeige selbst ja keine Aktien habe: Dass wir das große Thema Spam nun in den Vordergrund rücken, freut mich. Und es ist auch wieder eines der Themen, bei denen in meinem Vortrag über digitale Pressearbeit (morgen und übermorgen in Münster und Essen) immer ein vernehmliches Raunen durchs Publikum geht. Erstaunlich finde ich nur, wie hoch das Interesse an dem Thema bei und trotz zugleich recht geringem Wissen ist.

Metro

Neulich wurde ein Freund als metrosexuell bezeichnet. Hatte ich schon mal gehört, klar. Was das aber heißen soll, war uns allen recht unklar. Wie gut, dass ich am nächsten Abend auf einer Feier war mit lauter Schwulen. Die wussten Bescheid:

def.: Metrosexuell sind heterosexuelle Männer, die einen homosexuellen Lebensstil kopieren.

Oder so ähnlich. Das Witzige daran ist ja nun nicht nur, dass Beckham seine Haare abrasiert hat, sondern auch, dass ich auf einmal ein Gesprächsthema mit Jugendlichen habe (gleich beim Osterfeuer ausprobiert). Denn vor allem die Türken, die ihre langen fettigen Haare mit einem Haarreifen stylen (und gleichzeitig über Schwuchteln schimpfen), sind ein beliebtes Thema. Am letzten Freitag in der U-Bahn waren das aber Serben und keine Türken. Dennoch total spannend, ihnen zuzuhören, digga....

23.4.04

Dein Kühlschrank lebt

Dass man eigentlich vom Klo essen kann (naja, in den meisten Fällen), war mir ja klar. Dass Küchen der Hort mangelnder Hygiene sind, auch (deshalb werden wir in der neuen Küche Holzarbeitsplatten haben - ok, nicht nur deshalb).
Dennoch ein wunderbarer Artikel in der SZ von heute über Mikroben im Kühlschrank keine Ahnung, ob das jetzt ohne Passwort erreichbar ist. Das E-Paper der SZ ist nun wirklich unterirdisch. Nett. Und eklig. Leben halt.

Ausbildungsplatzumlage

Ich bin so richtig unsicher und unentschieden, wie ich zu dieser Frage stehen soll. Vor allem, weil ich im Grunde weder die merkwürdige Fixierung auf die einmalige Ausbildung nachvollziehen kann noch glaube, dass der Staat noch weiter regelnd eingreifen sollte.

Wenn aber andererseits eine vom wirtschaftsnahen Kölner Institut IW herausgegebene Studie zu dem Ergebnis kommt, dass 68% der Betriebe die Ausbildungsumlage ablehnen und gleichzeitig rund 70 Prozent der Betriebe überhaupt nicht ausbilden, dann macht mich das nachdenklich. Denn dass Betriebe, die sich die Ausbildung sparen, dagegen sind, ist ja nicht sooo überraschend.

Köln

Als ich Dienstag wieder mal in Köln war (eine der bisher besten Veranstaltungen, die ich moderiert habe), ist mir aufgefallen, dass ich bisher einen Fehler gemacht habe, für den ich mich ausdrücklich entschuldigen muss: Ich habe Köln und die Kölner immer durch die Brille meiner Erfahrungen in Düsseldorf und am Niederrhein gesehen. Neben Frankfurt war Düsseldorf immer die Stadt, in der ich die Service-Wüste Deutschland in Reinkultur vorfand - so unfreundliche Menschen traf ich sonst nur in Berlin (und das ist das irgendwie was anderes).

Köln muss ich nun also Abbitte leisten. Überall hilfsbereite und freundliche Menschen in Läden und in den U-Bahnen.

22.4.04

Gmail

Länger schon angekündigt - nun scheint es loszugehen. Und auf einmal ist ein Grund zu sehen, warum Google damals Blogger gekauft hat: Als ich mich heute einloggen wollte, wurde mir Gmail zum Testen angeboten.
Dass es nicht auf dem Mac geht und nur mit neuen Browsern, ist ja mal wieder klar. Schaun mer mal. Bin immer noch skeptisch, ob die Welt auf einen weiteren Webmailer gewartet hat...

Passion

Mal wieder eine wunderbare Beobachtung bei Kai Pahl. Dabei leider so pessimistisch.

19.4.04

Kuhler Job

Angefangen hatte es mit einer kleinen Randnotiz in der Pressemitteilung von RTL. Verona sei aus wie-heißt-die-Sendung-noch rausgeflogen.

Göttlich dagegen ihr Kommentar gegenüber Bild. Das wäre ja auch ein Job für mich: Hinter der Bühne moderieren. Sollte ich morgen mal probieren...

IHK

Eine der spannenden Nebenwirkungen meiner Vortragstätigkeit, die wir gemeinsam mit verschiedenen IHKn organisieren, ist es, die so unterschiedlichen Plenarsäle dieser Häuser zu erleben.

Das geht von sehr gediegen 50er mit Hufeisentisch und Marktvorsteher-Sesseln über modernste Glas-Betonbauten mit allerfeinster Technik und auf 60er getrimmten Design-Highlights bis zu in den 50ern restaurierten Barockräumen. Angenehm: Immer sind die Menschen hilfsbereit und freundlich - und meistens funktioniert die Technik. Kann man auch anders haben.

Sorry für die lange Pause. Ich war viel unterwegs und dann hatten wir auch noch Richtfest...

14.4.04

Ach, der Illies

Ich gebe ja zu (ohne schlechtes Gewissen), dass ich seine Generation Golf gerne gelesen habe. Das Fortsetzungsbuch dann nicht mehr. Nun also ein neues Versuch: die Anleitung zum Unschuldigsein. Nach den ersten fast 60 Seiten war es immer noch eher doof. Aber es sind auch ein paar (zu wenige) hübsche Geschichten dabei: Über den Rosenverkäufer, auch die Nummer über Sex (obwohl etwas platt). Naja. Für zwei Tage mit der U-Bahn zur Arbeit reicht es gerade. Irgendwie nett. Aber was sagt das schon?

8.4.04

MachtPunkt

Seit Edward Tufte im letzten September in Wired seine These dargelegt hat, dass PowerPoint böse sei, wabert das Thema langsam in die Mainstream-Medien ein. Nun also neulich das SZ-Magazin, in dem sich nicht nur der gelungene Hinweis darauf fand, dass die offizielle SPD-ppt zur Agenda 2010 (hier ist sie. ACHTUNG: 1,1 MB!! Die ist ja noch grausamer, als ich befürchtet hatte. Uiuiuiui) mit dem Wizzard für "schlechte Nachrichten" hergestellt wurde. Wie nett. Sondern auch das wunderbare Zitat:

PowerPoint hat sich seit Anfang der neunziger Jahre ausgebreitet wie Fußpilz in der Altherrensauna.

Ich schätze, dass Talking-Heads-Sänger David Byrne mit seinem Buch Envisioning Emotional Epistemological Information das Thema populär gemacht hat. Radikal ist aber vor allem Tufte. Seine These ist, dass PowerPoint zu dieser Art von Kommunikation führt:


Und obwohl ich das Programm durchaus zu schätzen weiß (und nienicht die Folien vorlese. Wirklich nicht!), hat er recht.

ADS

Ich finde es ja ganz lustig, mit meinem eventuellen und wenn überhaupt nur sehr leichten ADS (Aufmerksamkeits Defizit Syndrom) zu kokettieren. Kinder zu erleben, die da wirkliche und große Probleme haben, macht dann weniger Spaß und ist ziemlich deprimierend. Vor allem, wenn sie (und oft auch andere Kinder, die neugierig sind beispielsweise) mit Ritalin vollgepumpt werden.

Ich bin jedesmal fassungslos, wenn ich von Apothekern höre, wieviel Ritalin die auch (oder gerade) in "guten" Stadtteilen ausgeben.

In Telepolis läuft zurzeit eine hübsche Serie über Aufmerksamkeit. Und in dem Artikel über die Langzeitschäden von allzu jungem TV-Konsum, der an sich ja nur bestätigt, was die Privatempirie längst gezeigt hat, erschreckt mich eigentlich am meisten, dass Einjährige im Schnitt über zwei Stunden vor der Kiste abgestellt werden. Täglich!

7.4.04

Relativitätstheorie

Bekam ich heute die Antwort auf eine Einladung:

Herzlichen Dank für Ihre Einladungen. Bisher sind beide Termine bereits vergeben. Aber die "digitale" Terminierungskultur lehrt auch, dass ein Termin nur ein Versuch eines Fixpunktes in der Relativität der Zeit und Wichtigkeit ist. Falls sich dies also bestätigt, melde ich mich umgehend zwecks Teilnahme.

Juul

ok, nun ist das Buch von Juul fast zuende. Passt gut, dass ich es gerade jetzt gelesen habe, wo der Konflikt mit der Lehrerin zu eskalieren droht. Vor allem die unaufgeregte Analyse der alten Gehorsamskultur und ihrer Ausläufer in der üblichen pädagogischen Sprache helfen, manches zu verstehen.

Morgen werde ich das Gespräch mit ihr führen. Nur nicht künstlich aufregen vorher. Immerhin habe ich schon eine MindMap gemacht. das hilft mir, den Faden zu behalten und die Schlüsselworte auszusprechen. Bin gespannt, ob sie bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Bisher bekomme ich einfach keinen Draht zu ihr.

5.4.04

Immer wieder

Langsam nervt es wirklich. Da hat man teilweise sogar beinahe gute Gespräche mit der Lehrerin - und dann kommen immer wieder solche Klopser. Ich hatte mir fest vorgenommen, nienich zu schreiben, dass seine Lehrerin unfähig sei - irgendwie komme ich da aber nicht mehr lange drum herum. Der einzige Trost ist, dass er zum nächsten Schuljahr die Schule wechseln darf, weil wir umziehen.

Ein gutes hat es aber: Wir stellen uns nun auf die Hinterbeine und lassen und das Gestümpere nicht mehr gefallen. Wenn sie nicht in der Lage ist, die Hausaufgaben zu kontrollieren, dann ist das ihr Problem. Er wird jedenfalls nichts mehr nacharbeiten, wenn es ihr mal wieder beliebt nach Wochen die Hefter durchzugucken und festzustellen, dass nicht alles ihren Vorstellungen von Sauberkeit und Ordnung entspricht. Ich bin sowas von geladen, dass ich froh bin, dass B mein Angebot, mit der Frau zu telefonieren, abgelehnt hat...

Amüsante Morgenlektüre

Bei Kai Pahl eine spannende Nacherzählung über Call-Center, Dienstleistung (und deren nicht endgültige Verlagerung in Niedriglohnländer - btw: mal wieder ein Beispiel, dass die Prognosen von großkopferten Beratungsunternehmen und anderen Untergangspropheten himmelschreiend unterkomplex sind) und die Nachwehen der Blase.

Dagegen bei Martin Hufner ein großartiges Zitat von Thomas Bernhard zur Musikindustrie. Hellsichtig schon 1985 im Grunde eine Vorwegbeschreibung der aktuellen Situation. Genial und wieder einmal (wie so oft bei Bernhard) überraschend.

2.4.04

Toleranz
Islam, Christentum, Europa

Immerhin die Zeit greift das Thema regelmäßig auf, das imho das zurzeit bedrückendste und vielleicht wichtigste gesellschaftliche Thema in diesem Land überhaupt ist: Die krude Wischiwaschi-Toleranz und gleichzeitige Islam-Phobie. Vor zwei Wochen schon schrieb Klaus Berger, der ja aber ohnehin als Star seines Faches ein bisschen sehr zu einer "Ich gegen den Rest der Welt"-Attitüde neigt, eine Brandrede gegen einen pseudotoleranten Umgang aus Unwissenheit, die mir ausnehmend gut gefiel.

Diese Woche nun von Jörg Lau eine spannende Geschichte über den Ruf nach dem Aufstand der Anständigen. Vor allem das Thema Leitkultur, das mich seit dem extrem ungeschickten Versuch der Konservativen, es zu lancieren, wieder mehr fasziniert, bekommt dort eine ungeahnte und überzeugende Nuance.

Mich erinnert die Diskussion sehr an mein unsicheres Verhältnis zum Thema Toleranz. Am Beginn meines Theologiestudiums machte mich ein Freund meiner Eltern - selbst sehr linker Pastor - darauf aufmerksam, dass Toleranz und Christentum aus guten Gründen sich nicht recht vertragen. Hat mich damals auf der einen Seite irritiert und auf der anderen bereits beinahe überzeugt. Jetzt sehe ich, was er gemeint hat - und dass er recht hatte.

Eiersuchen

Irgendwie mag ich ja die Astra-Werbung. Sehr hübsch jetzt zu Ostern:



via Kai Pahl

1.4.04

Gmail

So, aha.

Google beginnt mit E-Mail. Heute vielleicht oder in ein paar Tagen Nun also online. Und das heißt dann Gmail. mit integrierter Suche, klar. Sie wollen also zurückschlagen gegen yahoo und msn.

Was mich nicht überzeugt: Heute noch so voll auf E-Mail setzen. Das ist ja fast wie der E-Mail-Alert von Google-News, was heute auch irgendwie doof ist. Ich bin gespannt, ob irgendwann doch noch jemand auf RSS in dem Zusammenhang kommt...