17.10.04

Turnen, mal wieder

Es ist schön, im Gespräch mit lieben Freunden nicht nur so dahin zu plätschern, sondern ab und zu auch handfeste Themen zu streifen. Vor allem, wenn es so geht, dass es wirklich zum Nachdenken führt und zur Überprüfung von Haltungen.

Quasi aus dem Nichts kam die Frage, wie wir denn ethisch zu dem Fall stehen, in dem neulich siamesiche Zwillinge getrennt wurden. Oder vielmehr dazu, dass die Eltern bereits damals die Geburt dieser Kinder bewusst zugelassen und gewollt hatten. Das ist vor allem deshalb spannend (doofes Wort, klingt in dem Zusammenhang steril und pervers, mir fällt aber kein besseres ein), weil die Freunde mit einem stark behinderten Kind leben und sich solche Fragen bei Schwangerschaften ganz anders stellen als wir.

Am Ende läuft es neben einer religiösen Haltung - die manchmal allzu billig erscheint - auf die Frage hinaus: Ist Nicht-Leben besser als Leben? Kann es das sein? Zunächst und in der reinen Lehre ist es klar: Leben ist immer ein Wert an sich. In der konkreten Situation kann das aber grausam sein, vor allem grausam zu den Eltern. Muss oder gar: darf ich Leben fordern oder schenken, wenn klar ist, dass eines davon nicht lang sein wird? Darf ich Leiden fordern? Ist also Leiden "besser" als Nicht-Leben?

Ohne eine katholische Position dazu zu haben, scheue ich mich doch, Gott zu spielen, und Menschen das Leben zu verweigern mit einer Attitüde vermeintlicher Barmherzigkeit. Anders sieht es aus mit den Eltern: Wenn sie sich dieses Leben nicht zutrauen, ist das etwas, was ich ernst nehme. Was dann aber auch so klar benannt werden sollte, finde ich. Machen auch viele.

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