22.5.03

Kundenorientierung - was für ein großes Wort. Wer ist damit in den letzten Jahren nicht massiv konfrontiert worden. Langsam beginnt die Front derer zu bröckeln, die hohepriestergleich dieses Wort vor sich hertragen. Zumindest in innovativeren Kreisen. Zunächst Reinhard K. Sprenger beim Trendtag ("Ein absolut kundenorientiertes Unternehmen ist ein totes Unternehmen"), dann jetzt Lars vom Hagen in brand eins.
Kernthese: Wer sich voll am Kunden orientiert und ihm alles recht machen will, wird nicht nur langweilig und kann keine Motivation mehr bieten, sondern verlernt auch die Fähigkeit zur Innovation.
Mir scheint aus eigener Erfahrung, dass das stimmt. Muss man nur mal drauf kommen (dürfen).
Ich war noch nie in einem Coffee Shop. Und seit ich heute im Blog von Claudia Sanders blätterte, weiß ich auch warum. Wunderbar! Und außerdem trinke ich ohnehin zu viel Kaffee.
Wenn, wenn, wenn...
Wie oft geht einem das so? Jetzt wieder: Wenn ich einmal mehr und einmal gründlicher auf den Ausdruck geguckt hätte, wäre mir aufgefallen, dass die Info, die ich bekommen habe, nicht stimmt. Wenn...
Auf der anderen Seite will ich auch vertrauen können und nicht jeden Kleinstkram nachgucken und kontrollieren. Und Vertrauen kann nun mal auch bedeuten, reinzufallen.
Pech gehabt. Mal wieder.
Nur nicht aufgeben.

15.5.03

Sprengers Vortrag lässt mich nicht los. Ok, ich habe in der letzten Zeit eine Menge in der Richtung ohnehin gelesen und gedacht (und teilweise auch erlebt), aber es tat gut, das mal so knapp vor der Unrichtigkeit zusammengefasst zu hören (zumal der Mann einfach wirklich unterhaltend und mitreißend ist).
Vor allem der Umgang mit Mitarbeitern: Sprenger plädiert (nicht nur für diesen Fall) dafür, sozusagen den Tod wieder in das Leben zu holen. Und meint damit, dass das Jetzt in dem Bewusstsein gelebt werde, dass alles auch zu Ende gehen kann. Konkret: Wenn ich glaube, dass der Angestellte ohnehin bleiben wird oder keine andere Chance hat (und das glauben zurzeit mit gewissem Recht ja einige), muss und oft werde ich mich auch nicht täglich um seine Loyalität bemühen. Lustig wird es dann, wenn durchsickert, einer denke ans Weggehen. Aus dem üblichen Zynismus wird ein fast noch zynischer erlebtes Werben und Locken. Aber dann ist es zu spät. Pech gehabt. Eben.
Heute war in Hamburg mal wieder Trendtag. Für mich die Gelegenheit, Kevin Kelly endlich mal live zu erleben. und auch Reinhard K. Sprenger ist immer wieder ein großer Genuss.
Nicht nur eine Reihe von guten Aphorismen, sondern auch viele Ideen, um weiter zu denken, bleiben davon übrig. Das große Thema, wie mit Mitarbeitern umzugehen ist und wie ein Unternehmen in der Netzwerk-Welt zukunftsfähig bleibt oder wieder wird, wurde spannenderweise von beiden ähnlich beantwortet - in Kellys Worten:

Any job you can measure for productivity
will become a job unfit for humans.


Dass Menschen heute nicht mehr loyal zu Unternehmen sind, sondern zu Projekten, dass sie gehen (wollen), wenn sie keine für sie spannenden Projekte mehr machen können, ist etwas, das ich selbst erlebe und fühle. Dass Innovation nur geht, wenn es nicht mehr um Effektivität geht, ist auch etwas, was ich erlebe. In Worten von Tom Lister (zitiert von Kelly):

People under time preasure
don´t think faster.


Auch die These von Sprenger, dass Leistungsmöglichkeiten meist erst in einer Firma erkämpft werden müssen, weil kaum einer einem die dafür nötige Freiheit gibt, erlebe ich immer wieder. Wunderbar bleibt auch sein Satz:

Stress ist der Orden der Unbegabten.

12.5.03

Immer mehr wird mir bewusst, dass die Organisationsform sich nicht nur aufs Denken auswirkt, sondern auch auf die Freude, die in einer Gruppe zu finden ist. Vielleicht ist die Lebensfreude und die Heimat, die ich suche, heute gar nicht mehr in einer landeskirchlichen Gemeinde zu finden. So wie befriedigende Politik nicht mehr in Parteien gemacht werden kann.
Das war auch mal anders - in den 70ern und 80ern, als ich aufgewachsen bin, habe ich beides dort noch gefunden. Es kann ja irgendwie nicht sien, dass nur ich mich verändert habe. Ok, sicher auch. Aber eben nicht nur. Warum sind in beiden (Kirche und Partei) nahezu nur noch verbitterte Funktionäre zu finden?

9.5.03

Ich hatte ja immer mal überlegt, ob ich FAQs einbauen soll. Und auch in der Firma stricken wir mal wieder an welchen. Aber im Grunde muss man nur auf die wirklich häuig gestellten Fragen linken.
Eben.
Was an der "Zeit" manchmal ein bisschen blöd ist: Dass ich erst zu spät dazu komme, sie zu lesen. oder auch gar nicht. Aber letzte Woche endlich mal wieder was von Jens Jessen: Eine tolle Betrachtung des Metzler-Mordes (oder klingt das jetzt zynisch?). Mit einer gelungenen Parallelisierung beispielsweise zum talentierten Mr. Ripley, den ich so liebe.
Wie viel spannender ist so ein Artikel als die ewig gleichen geschmäcklerischen Aritkel zum "ersten new economy-Mord" oder so ein Blödsinn...
Ist so was Literatur? Neulich habe ich wieder Kontakt zu meinem Deutschlehrer ausgenommen, um darüber zu diskutieren. Hat bisher nciht geklappt.

6.5.03

Letzte Nacht wurde im NDR Fernsehen das Gespräch zwischen Regine Hildebrand und Dorothee Sölle wiederholt, in dem es ums Sterben-dürfen und Sterben-helfen ging. Bewegend. Vor allem, wo meine Mutter in einem Zustand ist, der uns allen jeden Tag diese Frage stellt. Sie hat sich nie explizit zu diesem Thema geäußert - und wenn, dann eher ablehnend. Aber sie hat sich ja auch nie ihrer Krankheit stellen wollen.