22.12.03

Hektik

Ich nehme mir jedes Jahr vor, dass dieses Mal die Adventszeit ruhiger wird. Und sie wird es nie. Mal wieder habe ich kaum einen Tag oder Abend die Adventskranz angehabt. Sicher hängt das auch damit zusammen, dass die halbe Familie Geburtstag hat, mich eingeschlossen.

Und selbstverständlich ist es dann wieder die Hektik, das Jahr in Powerpoint zusammen zu fassen und den Ausblick zu gestalten. Warum muss das eigentlich fast überall in den letzten Wochen vor Weihnachten sein - und nicht, sagen wir mal, im August?

Dennoch liebe ich diese Zeit. Und wenn wie gestern der Sturm über die Stadt fegt und der Regen gegen die Scheiben prasselt und keiner raus muss und es gemütlich wird und gut riecht und warm ist. Abends in die Sauna.

17.12.03

entschieden

Ich werde mich um einen aussichtsreichen Listenplatz für die Bürgerschaftswahl bewerben.
Jawoll.

16.12.03

Merkwürdig

war das Gefühl schon, als wir heute morgen unsere Unterschriften unter den Vertrag gesetzt haben, mit dem wir das Haus verkaufen, in dem wir noch leben und an dem wir doch auch hängen. Immerhin haben wir es wenigstens teilweise selbst zusammen geschraubt.

Dass es nette Leute sind, die dieses Haus wirklich zu schätzen wissen, macht es sehr viel leichter. Die Aussicht auf das neue - große - Haus ist ja auch toll.

Wobei: Auch komisch vor der Baugrube, wo noch vor einer guten Woche mein Elternhaus stand. Und die Birke, die immer vor meinem Fenster war, werden wir dann in zwei Jahren im Ofen haben.

14.12.03

wirklich nett

am Geburtstag ist ja, dass man das eine oder andere Buch bekommt, das ich zwar wirklich gerne lesen will aber mir nicht kaufen würde. Skandinavische Krimis wieder mal. Und dafür werde ich nun erstmal doch die Tante Jolesch beiseite legen.

Ich trau mich es ja kaum zu sagen, werde ich mir doch jede rudimentäre Wertschätzung einer Frau verscherzen, deren Bücherregale so faszinierend sind. Und nicht nur die. Dennoch muss es raus:

Es hat mich enttäuscht.

Ich liebe die Zeit, in der die Anekdoten spielen (obwohl es mal so gerade das Ende der wunderbar-dekadenten Periode ist, die all das hervorgebracht hat, was ich außer meiner Frau und meinen Kindern wirklich liebe). Ich weiß Sprachwitz zu schätzen. Selbst den Tonfall unserer Wiener Kollegen finde ich amüsant. Und doch ist die Tante Jolesch, tschuldigung, irgendwie langweilig. Zumindest jetzt gerade.

12.12.03

wenn du mal lachen willst

(außer für die Kaltmamsell, natürlich...) kannst du dich stundenlang mit den Kinder-Zufallssprüchen aufhalten, die einfach wirklich stimmen - bei den meisten kann ich nur wild nicken und daran denken, dass wir sie so oder ähnlich auch schon gehört haben.
Was solln das?

Irgendwie ne komische Sache, der Artikel von Peter Kümmel in der Zeit über Harald Schmidt. Auch wenn mich selbst das Ende seiner Show irgendwie getroffen hat (obwohl ich eigentlich fast nur auf Dienstreisen dazu komme, ihn zu sehen, weil er mir sonst einfach zu spät ist), bin ich mir nicht sicher, was Kümmel eigentlich will:

Ist das eine winselnde Hymne, ungeschickte Ironie oder der misslungene Versuch, den Intellektuellen zu mimen?

Alles das kann es sein, scheint mir. Dass es nicht klar ist, macht den Artikel tendenziell zu dem, was in der Überschrift steht: Zeitverschwendung.

11.12.03

Uff

Endlich! Während des Wahnsinns rund um Rinder war es nahezu unmöglich Bündner Fleisch zu bekommen. Da haben die uns selbst in den wenigen Schlachtereien, die es in dieser Stadt noch gibt, angeguckt, als ob wir bekloppt wären. ROHES RINDFLEISCH???

Naja, jede Hysterie legt sich wieder. Und heute gab es das sogar bei uns im Supermarkt. Verrückt, oder? Zum ersten Mal seit langem gibt es also meine Lieblingsvorspeise mit dem richtigen Fleisch: Avocado in Zitronensaft gewendet und abwechselnd mit originalem Emmentaler geschichtet, etwas Kresse, Balsamico und Olivenöl mit etwas Salz und etwas mehr Pfeffer - und oben drauf einen Hauch von Bündner Fleisch.
Campaigning

Spannender als die Wahlen selbst (mein Tipp: Arnie wird doch noch 2005 Präsident sein...) ist in usa ja Wahlkampf, finde ich. Neulich las ich im Medientenor [leider ist der Artikel nicht online] über Blogs im Wahlkampf, vor allem die lustigen Aktionen von Dean.

Nicht umsonst schlägt Peter Metzinger in seinem Buch vor, dass Unternehmen von NGOs und von amerikanischen Wahlkämpfern lernen sollen. Ich finde: deutsche Wahlkämpfer auch.

Sehr witzig auch die Idee, einen offenen Wettbewerb für einen Anti-Bush-Werbespot im Web zu machen. Und dass einer wie Georges Soros auf einmal als wichtigste Aufgabe seines Lebens entdeckt, Dabbeljus Wiederwahl zu verhindern, wäre hier wohl auch undenkbar...
ach ja

Da bin ich nun so gerne Verkäufer. Aber ich fühle mich immer wieder fremdgeschämt, wenn so was passiert und sich Leute, die eigentlich Dienstleister hätten sein wollen, so töffelig anstellen.

10.12.03

Wahl

Irgendwie scheint sich die halbe Welt in einem Zustand merkwürdig selbstreferenziellen Dauerwahlkampfs zu befinden - wie der spaßige Herr Dahlmann, die wunderbare Frau Sanders oder die unvermeidliche Lyssa. Wenigstens mein intellektualistisches Lieblingsblog der Kaltmamsell ist nicht davon infiziert (wie sollte es auch. Eben.).

Dabei geht es in Hamburg nun wirklich noch mal los.
Und weil es ja kein Geheimnis ist, dass ich bei den Grünen [peinliche Sache das: Heute mal wieder furchtbar unaktuell und noch ganz ohne Verweis auf die Neuwahlen] bin - und ja auch nicht immer in dem im Parteikosmos nicht vorgesehenen Zustand der passiven Mitgliedschaft verharren kann, wenn mich so viel aufregt - werde ich wohl den aussichtslosen Versuch unternehmen, mich um einen aussichtsreichen Listenplatz für die Bürgerschaft zu bewerben. So als Vertreter der bürgerlichen Zielgruppe ohne Kontakt zum Milieu. Ui, wie aufregend...

9.12.03

Schill

Eigentlich ist es ja zu blöd, sich überhaupt mit diesem Suppenkasper abzugeben. Wenn, ja wenn er jetzt nicht Wand an Wand mit meinem Vater wohnen würde. Kurzzeitig hat der spekuliert, ob er sich ne Knarre kaufen sollte, aber irgendwie hat er ihn noch nie zu Gesicht bekommen (wohl aber seine Putzfrau, die neulich mit strahlenden Augen und immer noch wie betäubt erzählte, sie sei mit Schill im Fahrstuhl gefahren).

Aber der Witz ist doch eigentlich, dass einer, der Ole wegen dessen Homosexualität erpressen wollte (oder was immer da los war), nun ausgerechnet in dem Haus wohnt, das in Hamburg den wunderschönen Spitznamen Tuntenbunker hat.

So kanns manchmal gehn...

8.12.03

Meinung

Ich bin ja so einer, der bei jeder Meinungsumfrage mitmacht. Sozusagen als Demokrat die Macht der kleinen Leute voll auskosten. Klar, dass ich so oft es geht bei den Befragungen des emnid-epanels mitmache.

Jetzt war ich aber zum ersten Mal bei so einem kuhlen Fokusgruppengespräch. Surreal und nicht mal schön: Schon der Anfang, gleich in einen verrauchten Flur mit versifftem Teppich in Hamburgs heruntergekommenster Einkaufsstraße (klar: südlich der Elbe). Und da sollten wir, die wir entweder IT-Entscheider waren oder spielten, rein?

Naja. Für den Auftraggeber wars wohl ein Flopp. Er wollte testen, wie seine Ideen für ein tolles neues Gerät ankommen, das Handy und PDA ist und außerdem browsen kann und alles, was man so will. Wollte nur keiner von uns. Hat mich echt überrascht. Aber den anderen ging es auch so: Alle wollten lieber einen etwas grüßeren PDA, der fast schon ein kleines Notebook ist, und dazu ein reduziertes und handliches Handy. Wer hätte das gedacht.
Wozu noch Kabel?

Also damit ist ja wohl alles klar: Der letzte Grund, Sat.1 auf der Fernbedienung zu lassen und Kabelfernsehen zu haben, ist vorbei.

Die beste politische Sendung im deutschen Fernsehen wird nächstes Jahr nicht weiter gehen. Das ist ja wohl unerhört. Ich bin ernsthaft vergrätzt. Und echt sauer.

7.12.03

ganz heiß

Das wird Ines aber freuen. Und ich bin fast aus dem Bett gefallen, kopfüber um genau zu sein, weil das Heft auf dem Boden lag und ich mich drüberbeugte, aber das ist eine andere Geschichte.

Heißt doch der griechische Sklave, der A. und O. in Die Lorbeeren des Cäsar den Tipp gibt, sich bei Tifus zu verkaufen, in der deutschen Version KALTMAMSELLOS. Unglaublich. Vor allem, wo doch eigentlich keiner diesen Scherz versteht. Bei Comedix kommt er zwar nicht bei den Anspielungen vor - aber immerhin wird er erklärt und erwähnt.

4.12.03

Quizzilla

Oft ist es ja doof, was da kommt.
Manchmal aber auch witzig.

*schnipp*

godd
You are Form 1, Goddess: The Creator.

"And The Goddess planted the acorn of life. She cried a single tear and shed a single drop of blood upon the earth where she buried it. From her blood and tear, the acorn grew into the world."

As a member of Form 1, you are a charismatic individual and people are drawn to you. Although sometimes you may seem emotionally distant, you are deeply in tune with other people's feelings and have tremendous empathy. Sometimes you have a tendency to neglect your own self. Goddesses are the best friends to have because they're always willing to help.

Which Mythological Form Are You?
brought to you by Quizilla

*schnapp*

3.12.03

Freiheit

Im Grunde war es das Thema, warum ich damals aus der SPD ausgetreten und zu den Grünen gegangen bin. Freiheit. Mit dieser obrigkeitlichen Idee von Bürokratie und Fürsorge konnte ich nie etwas anfangen. In der aktuellen Zeit hab ich heute einen hübschen Artikel über Cypherpunks gelesen - im Grunde die Anarchisten der heutigen Zeit. Und der Anarchismus ist ja doch die einzige echte Weiterentwicklung des Liberalismus, oder?

Hat mich noch mal über das große Thema Open Source nachdenken lassen, das mich jenseits von Software interessiert. Da es nun ans "Verkaufen" meines Buches geht, ist ja schon die Frage, ob es denkbar ist, sich in diesem Bereich irgendwie auf die GPL (oder auf deutsch) zu beziehen - und trotzdem auch ein paar Euro damit zu verdienen.
Hmmm.

2.12.03

Ironie
...modern


Ich bin bekannt für meine Ironie. Aber auf den Gedanken, im Hafen von New York eine Freiheitsstatue zu errichten, wäre selbst ich nicht gekommen.

Wer hätte gedacht, dass das vor ewigen Zeiten George Bernard Shaw gesagt hat...
Bohème

Neulich saß ich mit einem mit lieben Freund gemütlich vorm Kamin bei einem guten Glas Rotwein und etwas Käse. Wir plauderten und diskutierten über dies und das (wir gehören beide zu der aussterbenden Spezies, die sich in Fragen der Lebensführung und Familie auf latent traditionelle Muster verständigen kann).

Meine These, dass wir uns ein einer dekadent-romantischen Zeit befänden, ist ihm immer noch befremdlich. Und schließlich ließ ich mich zu dem Satz hinreißen:
Am liebsten wäre ich ein Bohème.
Worauf er nur trocken entgegnete:
Ich hasse Bohèmes (ist das der richtige Plural?)

Oups. Das saß. Und knabbert immer noch an mir, weil mir sein Urteil wichtig ist.
B meint, dass das auch Quatsch ist und ich eigentlich gar kein Bohème sein will. Hat sie auch wieder Recht. Vor allem, wenn man sich Definitionen, etwas besser in der englischen Version, ansieht.

Aber diese Zeit, Fin de siècle, ist einfach so wunderbar. Und diese eigentlich durch und durch spießige Unbeschwertheit des scheinbaren Protests erst recht.

1.12.03

Letzte Blüten

Noch eine Ros' am kahlen Strauch
Fand im Advent ich aufgeblüht,
Noch eines Liedes zarter Hauch
Klang mir verstohlen im Gemüt.

Der Rose Blätter taumeln hin,
Da ich sie kaum berührt, ins Beet,
Das Liedchen schwand mir aus dem Sinn -
Für Sommerkinder ist's zu spät!

Paul Heyse
(1830-1914)


über lyrikmail.de, die mir viel Freude mit den täglichen Gedichten machen.

29.11.03

besser

Immerhin scheint das nun zu Ende zu sein. Immer noch besser, einen Schlussstrich zu ziehen, als sich wieder und wieder quälen zu lassen.

Sie hat es verdient, dass sie mal zur Ruhe kommt. Und wenn es ihr nun besser geht, ist es gut. Die reine Lehre wird im konkreten Leben allzu leicht die reine Leere.

Ist es vermessen, in so einem Moment glücklich und dankbar zu sein, dass wir bei allem Streit und bei allen Schwierigkeiten wissen, was wir wollen und dass wir uns jeder zusammen reißen müssen?

28.11.03

fies

Wer weiß, wie das nun wieder kommt, jedenfalls muss es eine Gastritis sein oder so. Wahrscheinlich die Anstrengung, wenig Schlaf, irgendwie mag ich es auch so gar nicht, so lange von der Familie weg zu sein (und - logo - muss gerade dann der Kleine ins Krankenhaus und an die "Tankstelle").

So etwas hatte ich jedenfalls noch nie. Da lob ich mir doch die Migräne.

27.11.03

Klone

Vortragsreise. Anstrengend und anregend zugleich, das ist schön. Nach der Moderation des media coffees letzte Woche und dem ulkigen irgendwie poliglot-für-Anfänger-Gefühl, nach einem Vormittagstermin in Köln noch schnell nach Berlin zum Vortrag zu fliegen.

Eine Begegnung der soundsovielten Art war dann aber gestern das Ramada Treff Hotel bei Frankfurt. Ich habe noch nie so viele Vertriebsklone auf einem Haufen gesehen. Absoluter Höhepunkt neben der schon gewohnten Oberlippen-Bart-Fraktion waren die zwei Jungs Anfang Zwanzig, die mit exakt gleichem Hemd, ebensolcher Kravatte und genau so gestalteten Anzügen samt Sticker mit nicht erkennbarem Firmennamen rumliefen. Dass beide ihre Haare mit kiloweise Gel bearbeitet hatten, bedarf da schon keiner Erwähnung mehr.

Und dann wundert es noch einen, dass so was mich in meiner Unterscheidung von Vertrieb und Verkauf bestärkt?

17.11.03

Da ich morgen...

... nach Köln und Düsseldorf fahre (und dann weiter nach Berlin, was für eine Weltreise), ist es eine große Hilfe, dass Herr Dahlmann am Freitag noch mal an das dortige Grundgesetz erinnert hat.

Danke dafür.

16.11.03

Heldengedenktag

Selbst wenn die offizielle Lesart des Volkstrauertages meistens auch die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ins Auge fasst, bleibt ein mehr als schaler Beigeschmack.

Ich konnte diesem Tag noch nie etwas angewinnen. Nicht nur die Analyse in Telepolis über den Volksbund und seine zweifelhafte Arbeit bestärkt mich darin, sondern auch die Prozessionen, die jedes Jahr in den Dörfen zu den Heldengedenksteinen statt finden.

Dieses Jahr wieder auch bei uns im Dorf: Vorneweg die Feuerwehr, dann - glücklicherweise nur eine knappe Handvoll - Zivilisten und hinterherschlurfend der Pastor, das Ganze von der Kirche zum Gedenkhügel. Brrrr. Schon der Zufall, dass ich dran vorbei fuhr, macht Beklemmungen.

14.11.03

AUS

isses.
Endlich das erste.

Sloterdijk

Von Arndt hatte ich den Tipp, das Gespräch von Sloterdijk mit seinem Kollegen Macho in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu lesen.
Der Artikel ist online nicht verfügbar, nichtmal hinter Firstgate, schade.

Ich mag ja Sloterdijk nicht so sehr, er ist oft sehr auf Effekthascherei aus. Das letzte Mal, als ich ihn gehört habe - beim Trendtag 2002 - war es zwar faszinierend, aber auch mal wieder recht plump.

Auch dieses Gespräch folgt dem üblichen Muster: hier und da echte Tiefe und analytische Schärfe - und dann wieder billige und effektvolle Bilder und Worte, die es gleich wieder verwischen.
Dennoch: Die These, dass es um das menschliche Genom keinen moralischen Zaun geben kann, ist wahr und nicht mal neu. Problematisch wird es da, wo Sloterdijk sich auf das Glatteis einerseits des Utilitarismus begibt (den er eigentlich ja nicht vertritt) und andererseits aus der Verneinung des Menschenrechtes auf Krankheit (so weit ist ihm zuzustimmen) allzu salopp das unbedingte Tötungsverbot zur Disposition stellt.
Noch mal Hohmann

Wenn sich in der brandeins-Liste mal Oliver Gassner zu Wort meldet, dann gehört das zu den besseren Momenten da. So wie heute, als er zu Hohmann anmerkte: An sich ist es eben ne Rede gegen Atheisten. Dazu mag ich ja und nein sagen.

Klar: Der rechtsextreme Flügel der fundamentalistischen Christen (zu dem Hohmann ja bekanntermaßen schon lange gehört; das ist übrigens auch nix Neues, wusste auch die CDU, vgl. Panorama heute abend) argumentiert auch so.

Daneben ist es aber eine andere Denkfigur, die der eigentliche Skandal ist (und in der Tradition steht, dass manche Deutsche den Juden Auschwitz niemals verzeihen werden):
Gerade weil Hohmann ja sagt, man könne "die" Juden nicht als Tätervolk bezeichnen, sagt er: Also kann man die Deutschen auch nicht als Tätervolk bezeichnen. Seine Pointe ist ja gerade, dass die Deutschen kein Tätervolk seien - so wenig wie die Juden. Weil aber also in seiner Sicht die Juden und die Deutschen beide gleich viel (oder wenig) Schuld sind, wird es die Ungeheuerlichkeit.

Von meinen Großeltern, die schlichte Arbeitergemüter sind, kann ich so eine Argumentationskette zur Not noch verstehen und dann kann ich mit ihnen darüber reden, warum das nicht stimmt. Hohmann und seine Freunde (von denen ich, da ich ja auch - wenn auch linker - leichtfundamentalistischer Christ bin, eine große Zahl kenne) sagen das aber kalkuliert und aus voller Überzeugung.

13.11.03

Hohmann

Allmählich lohnen sich Zusammenstellungen zur so genannten Hohmann-Affäre, in der die Neue Rechte mal wieder den Kopf gehörig weit vorstreckt.
Insbesondere der Telepolis-Artikel von heute über die Einordnung von Hohmann in das Netzwerk ist nicht nur spannend - immerhin habe ich mich bestimmt schon zwei Jahre nicht mehr intensiver mit der Neuen Rechten beschäftigt -, sondern auch ein guter Einstieg.
In der aktuellen Zeit ordnet der kluge Joffe ein bisschen was ein.
In der Frankfurter Rundschau, die seit dem Relaunch wieder lesbar ist, gibt es online ein recht gutes und immer wieder aktualisiertes Dossier. Vor allem die Richtigstellung von Hohmanns Geschichtsklitterung bezüglich der Juden im Bolschewismus ist lesenswert. Und dann das Interview mit Prof. Gessenharter von der Bundeswehruni in Hamburg über Strategien und Mitglieder der Neuen Rechten.

Muss ich wieder mehr drüber lesen...
Uff

Nun habe ich es also endlich geschafft, eine Kommentarfunktion einzubauen. Von Haloscan. Ist eigentlich ganz einfach. Warum nicht gleich so?
Auden

Noch ein Nachtrag zu gestern:
Eine mehr als liebenswerte und ähnlich wie ich spitzfindigkeitenliebende und enzyklopädisch veranlagte und selbsternannte Klugscheißerin wies mich auf dieses hier hin, was ich weitergeben mag:
Das W.H. Auden-Gedicht wurde eigentlich erst durch "Four Weddings and a Funeral" ein Trauergedicht. Der Drehbuch-Autor hat es sicher auch deshalb gewählt, weil Auden schwul war.
Als Literatur-Dozentin hingegen habe ich es in meinen Einführungskursen immer als Beleg verwendet, dass Autorenabsicht nichts mit der Rezeption eines Textes zu tun hat. Herr Auden hat das Gedicht nämlich mit "Blues" betitelt und beabsichtigte eine Parodie auf die in Nachtclubs üblichen Blues-Texte. Deshalb findest Du das Gedicht auch regelmäßig in englischen Antologien "Comic Verse".
Finde ich immer wieder ein nettes Detail.

Finde ich auch.

12.11.03

Tot

Wenn im Dorf ein Kind stirbt und einfach nach dem Mittagsschlaf nicht aufwacht und es nur ein paar Wochen älter ist als unser Kleinster.
Das Haus war dunkel, als der Martinszug dran vorbei kam. Und die anderen Frauen in der Straße haben geweint, manche auch gemeinsam und im Haus der Familie.

Es gibt bei uns ja nicht mehr diese Tradition der Trauerfrauen, wie sie manche Kulturen noch haben. Gestern dachte ich, dass das fehlt. Und ich musste beim Blick in die manche Gesichter im Martinsgottesdienst bei uns im Dorf an dieses Gedicht von W.H.Auden denken, das mich auch in Vier Hochzeiten und ein Todesfall jedesmal zum Heulen bringt.

11.11.03

doof

Nun habe ich also Flucht ins Feenland ausgelesen. Und auch das Ende war doof. Verschenkte Aufmerksamkeit. Oder ich bin für diese triviale Fantasy einfach nicht gemacht.

Nun habe ich mir Tante Jolesch besorgt. Wenn alle davon schwärmen, sollte ich es wirklich endlich lesen. Zumal Torberg ja beispielsweise Kishon erst lesbar und witzig gemacht hat.

9.11.03

Hasch

Manchmal denke ich darüber nach, ob ich ihn einfach verhauen sollte. Zumal, wo es nun schon so lange geht...

Und dann werde ich wieder zornig über die, die Hasch verharmlosen. Den Alkohol hat er offenbar wirklich zurück gefahren, und dafür den Hasch umso stärker genutzt. Er ist einfach ein kleiner, schwacher Mami-Bubi. Dass er Lehrer ist und wieder eine erste Klasse hat, ist ja dann schon schlimm genug. Dass er aber im Haus, in dem sie und die Kinder mit ihm leben, hascht, kann ich schon nicht mehr verstehen. Zumal er immer wieder in zugekifftem Zustand Aussetzer hat.

Eigentlich sollte sie ihn vor die Tür setzen, aber das will sie den Kindern nicht antun. Und er weigert sich, auch nur ein mal Rücksicht zu nehmen oder ein paar Tage mal zu verschwinden.

Vielleicht sollte ich ih wirklich mal verhauen...

7.11.03

Uff

Drei Tage am Stück sind dann schon auch anstrengend. Schön - zumal mir der Vortrag wirklich Spaß macht. und jedesmal anders ist. Es geht einfach nicht (und wäre sicher auch doof), ihn einfach so abzuspulen.
Vor allem, wenn die Zuhörer dabei bleiben und auch mal zum Diskutieren aufgelegt sind.

5.11.03

bloß wech

Jedesmal wenn ich in Frankfurt bin, denke ich, dass Berlin eine lebenswerte Stadt ist. Und ich hasse Berlin. Will also was heißen.
Aber hier ist es noch dreckiger, stinkiger und öder. Und die Menschen auf der Straße werden nur noch von Düsseldorf unterboten.

Dass ausgerechnet ich noch mal für München schwärmen würde - wer hätte das gedacht.

Aber zuhause ist es am schönsten
Sally im letzten Satz von Harry und Sally.
Ich liebe diese Bücher

Mahrendorffs erstes Buch habe ich gestern mal wieder ausgelesen - und dieses Mal direkt mit dem zweiten begonnen. Ich liebe diese Bücher, auch wenn ich sie nun zum dritten Mal lese. OK, nicht gerade Hochliteratur, aber eine herrlich dekadente Zeit, in der sie spielen, wunderbare Personen und ein eher guter und recht spannender Krimi.
Da wird der Klassiker Flucht ins Feenland mühsam - und ich muss mich zwingen, es zu Ende zu lesen. Warum war das bloß mal erfolgreich? und warum mögen es so viele? Langatmig, sperrig, gar nicht so witzig... Naja.
heute in Frankfurt

4.11.03

Soooo neu und modern

In gewisser Weise ist es eine Mischung aus Faszination und Irritation. Jedesmal (und das ist merkwürdig oft), wenn die Diskussion auf die absurde These kommt, heute sei alles neu oder alles so viel schneller oder so - oder gar auf das Thema, dass die Welt noch so klein oder so was war - , muss ich an den polemischen Artikel über "modern" denken, den ich in einem alten Philosophielexikon fand, als ich im Studium über "moderne Theologie" schreiben wollte.
Im Kern: Es ist die Komik der Menschen, die sich modern finden, dass sie in einer langen Reihe von Leuten stehen, die sich auch immer als modern empfunden haben.

Ich denke, da geht es um die zutiefst pubertäre Wahrnehmung, der erste Mensch mit sooo einem schrecklichen Liebeskummer zu sein. Wenn wir erwachsen werden, merken wir dann irgendwann, dass es schon mal Menschen gab, denen es ählich ging.

Dass jeder immer das Rad neu zu erfinden glaubt, ist sicher auch der erschreckend geringen Bildung geschuldet.

3.11.03

Nun sind also die Verträge fürs neue Haus unterschrieben. Uff. Und etwas kribbelig. Das kommt also auch noch als - ja was eigentlich? Stress? Arbeit? Zeit? - dazu. Ein Wunder dass ich dennoch zum Lesen komme. Aber es ginge nun mal nicht ohne Buch. Endlich mal wieder Mahrendorffs Buch aus dem Wien der Jahrhundertwende, in dem Mahler, den ich so liebe eine große Rolle spielt.
Ich liebe Verschwörungstheorien...

27.10.03

Nachdem Ines so vom Terminal 2 in München geschwärmt hatte, war ich schon ein bisschen enttäuscht. Also ehrlich: Den kann doch nur shcön finden, wer sich an Terminal 1 als Normalität gewöhnt hat. Und das könnte ich nie...
Ansonsten schade, dass der Schnee schon wieder so ganz und gar weg ist. Was solln das, bitte sehr? Da kommt man extra hier her und dann is nix mit Wintereinbruch. Und wozu hab ich meine Mütze mitgebracht?

Lesen

Wenn ich ein Buch nicht aus der Hand legen mag, dann geht es mir im letzten Drittel immer gleich: In die Freude über das Buch mischt sich bereits der Abschiedsschmerz. Selbst wenn ich weiß, dass ich es noch mal lesen werde (mache ich mit jedem Buch, das ich wirklich mag, manche müssen jedes Jahr mal wieder sein), ist da schon tagelang oder stundenlang (je nach Dicke) diese Wehmut. Manchmal, so wie jetzt, mischt sich darin dann immerhin noch die Freude am zweiten oder dritten Buch in der aktuellen Lektüre. Und auf das, was ich mir für hinterher schon ausgesucht habe (ist eins, das ich jedes Jahr wieder lese).

Immerhin eine gute Übung für Trennungen und Tod. Trotzdem muss ich auf Beerdigungen immer weinen. Mehr als am Ende des Buches.

Gletschertheater ist jedenfalls das schönste, was ich seit Monaten lese.

heute in München

26.10.03

Wodka

Ach ja: Das ist selbstverständlich Finlandia. Obwohl ich nie verstanden habe, warum die diese wunderschöne Flasche abgeschafft haben.

25.10.03

Strohsingle mit Kindern

In solchen Situationen wird einem wieder bewusst, wie gut es einer hat, der aushäusig berufstätig ist. Mal ein Wochenende macht es Spaß (obwohl dieses Wort bei Dauerregen, einem fiebernden Kind und einem, das auch sein Recht will, wohl nur so mittelmäßig angebracht ist). Aber die Aussicht, dass es Montag vorbei ist und ich dann auch noch gleich für zwei Tage nach München fliege und auf dem Rückweg endlich wieder unsere Wodka-Vorräte auffüllen kann, weil der einzig trinkbare am Hamburger Flughafen am billigsten ist und man da so wunderbar bei der Ankunft einkaufen kann, ist auch sehr beruhigend.

Ich habe definitiv den leichteren Job von uns beiden. Und weil das für alle Jobs gilt, die ich mir vorstellen kann, sind Männer, die das für sich bestreiten, Weicheier.

24.10.03

Und nun hab ich mich ja doch - und ausgerechnet in Ines Blog - in eine Diskussion oder wohl eher den Austausch von Zynismen mit Don Alphonso gestürzt.

Ein guter Ausgleich, wenn mal wieder mit den vier Buchstaben das umgeworfen wird, was die verkaufenden Hände aufgebaut haben. Warum geht eigentlich immer nur mit wichtigen, großen oder guten Kunden etwas so radikal und so zuverlässig schief? Gibts dafür auch ein Gesetz?

Oder dass der Kleine nur dann hohes Fieber bekommt, wenn Barbara wegfährt? Nicht, dass das eine Klage wäre, aber komisch ist es ja schon.

... und da faselt der was von Vernunft...

23.10.03

Kuhl, wusst ichs doch:


My inner child is ten years old today

The adult world is pretty irrelevant to me. Whether
I'm off on my bicycle exploring, lost
in a good book, or giggling with my best
friend, I live in a world apart, one full of
adventure and wonder and other stuff adults
don't understand.

How Old is Your Inner Child?
brought to you by Quizilla


... und nu kommst du!

Es ist richtig kalt, nachts haben wir schon Frost. Aber in der Sonne ist es noch wunderbar.
In der Mittagspause - vor allem nach einem ganzen Vormittag am Schreibtisch - tut es gut, rauszugehen. Und dann bin ich doch glatt auf einem der Sessel an der Alster eingeschlafen.
... zum Glück hat mich irgendwann ein Handy geweckt, das bei einem klingelte, der vorbei ging.
Kommt immer wieder vor, wenn wir am Abend in der Sauna waren. Komisch irgendwie.

22.10.03

Ich habe angefangen mit dem isländischen Roman Gletschertheater. Wunderbar schräg. Irre komisch. Und herzerfrischend anders. Toll.

17.10.03

Über Ines Blog bin ich auf den schrillen Eintrag von Mimmy gestoßen. Was müssen kleine Schwestern leiden.
Meine auch, glaube ich.
Früher jedenfalls, als unsere Mutter noch "da" war...

16.10.03

Meike hat mich ihren Agentinnen vorgestellt. War ein spannendes und lustiges Gespräch. Mal sehen, wie die den Torso finden - und ob sie was draus machen können und wollen.

15.10.03

Ist das nicht irrsinnig komisch? Da finde ich in der Box eine Mail, dass meine Lieblingskollegin, die nach der Babypause sicher nicht wieder kommen wird und die ich so vermisse und mit der und ihrem Mann wir ziemlich befreundet sind, ausgerechnet ein paar Häuser neben unserem Neubau einziehen werden.
Das Leben schlägt manchmal die schönsten Kapiolen - sie wusste nicht mal, dass es um die Ecke ist...

14.10.03

Acht Tage sind zu kurz. Dennoch war es wunderschön, nochmal den Sommer zu verlängern und T-Shirts zu tragen. Spaß hat es gemacht.
Und inzwischen finden die beiden Großen auch Burgen und Ruinen richtig spannend. "Erst dachte ich, das ist voll langweilig, aber jetzt ist es toll", meinte Dan, als wir eine alte Talayot-Siedlung angeguckt haben. Beide sind durch Gänge geklettert und haben alte Knochen nd Scherben gesammelt.
Nur am Buch habe ich gar nicht geschrieben. Das muss nun wieder losgehen...

4.10.03

Morgen geht es nun endlich nach Mallorca - zu Gerhard auf die Finca. Die Kinder und nicht nur die freuen sich wahnsinnig.

Noch mal Sonne tanken, Korrekturlesen, was ich so zu Papier gebracht habe, dieses isländische Buch lesen, baden, gut essen. Ich finde, wir haben es uns nach dne letzten Wochen auch verdient. Heute erst wieder mit der Küchenplanung bei Ellerbrock. Wird gut.
Mal wieder und zum ersten Mal seit langem Harald Schmidt geguckt. Und wieder gedacht: Es bleibt die beste politische Sendung. Tag der deutschen Einheit so klar und eindeutig und gar nicht überheblich.

30.9.03

Wir werden eine lustige Idee im neuen Haus umsetzen: Schlafen und Baden - und sogar die Sauna - in einem Raum. Das ist zwar total in zurzeit, aber deshalb ja trotzdem nicht verkehrt. Im Gegenteil: Eine freistehende Badewanne direkt im Schlafzimmer - und beide Räume nun groß und großzügig - hat was.
Mal sehen, ob uns der Architekt an die Gurgel geht...

25.9.03

Puh, drei Tage Vortragsreise im Südwesten. Im Saarland geht es mir immer wieder so, dass ich mich waaahnsinnig konzentrieren muss, um irgendwas zu verstehen. Und das wird nach ein paar Gläsern Rotwein schwieriger - zumal dann ja die anderen sich weniger darauf konzentrieren, das zu sprechen, was sie für Hochdeutsch halten.

Immerhin: Auf Reisen komme ich mit meinem Buch weiter. Und vielleicht wird das ja dann wenigstens bald etwas fertiger.

12.9.03

Offenbar lohnt es sich doch noch immer, den Konflikt zu suchen, wenn es anders nicht mehr geht. Und zu kämpfen.
Jedenfalls kommt nun das überraschende Angebot, dass ich mich doch stärker um Business Development kümmern soll. Das ist schön. Nun wird es darum gehen, das mit Leben zu füllen.
Eine merkwürdig vorsichtige Stimmung. Abtastend. Aber immerhin sieht es so aus, als ob alle in die Zukunft blicken wollen.
Obwohl: So naiv wie früher werde ich sicher nicht mehr sein. Wenn ichs schaffe, nicht nur das Gute zu sehen...

9.9.03

Zwei Tage ein wunderbares Seminar. Hat Spaß gemacht und es tut gut, mal innezuhalten und sich selbst zuzugucken.
Und nun ist es auch raus: Das Haus wird gebaut. Im November soll es losgehen. Ein bisschen aufgeregt bin ich schon - wenn nicht der Anlass ein deprimierender wäre, freute ich mich noch mehr...

1.9.03

Gestern waren wir mit den beiden großen bei meiner Mutter. Es ging ihr so gut, wie seit Monaten nicht mehr - sie hat sogar gelacht und mindestens Dan auch erkannt. Über unser Singen hat sie sich gefreut.
Vielleicht, weil ihre Mutter am Tag davor nicht da war? Sondern nur ihr Vater? Oder ist das zu böse?

Solche Stunden geben ein bisschen Mut, dass sie noch lebt und nicht nur leidet.
Warum
schreiben eigentlich gerade alle Leute,
die ich kenne, Bücher?
ok, nicht alle, aber er häuft sich.
Lauter tolle Leute mit super Geschichten.
Meines kommt auch voran.

Immerhin was...

29.8.03

Leben und Arbeiten.
Immer wieder ein spannendes Thema. Nun habe ich es immer schon so gehalten, dass ich zügig und effektiv arbeite und dann auch nach Hause gehe. Auf changeX mal wieder ein gutes Interview zu dem Thema.

Irgendwann werden sich die Leute durchsetzen, die so denken. So wie der Freund von mir, der bei jedem Jobwechsel klar und unmissverständlich sagt, dass er Überstunden nur macht, wenn sie erforderlich sind - und nicht weil sie dazu gehören.
... und das als Software-Entwickler ...
Regen, Regen, Regen. Auf einmal sind sie still, die auf die Hitze geschimpft hatten. Unserem Garten tut es gut, immerhin. Und mir passt er in die Stimmung.

Dennoch: Wenn Projekte vorangehen, ist das auch schön und rettet mich über die Zeit. Und der Terminkalender wird wieder voller....

28.8.03

Einschulung von Til, Kanuwochenende mit den Jungs, München. Irgendwie ist es rund gewesen die letzten Tage. Dafür noch ein paar wunderschöne Tage in München. Und im Hofgarten habe ich einige Seiten an meinem Buch geschafft.

Dazu immer diese Unsicherheit. Auf und ab. Dann klappt wieder was oder es deutet sich an - und dann stockt es doch wieder.

Wenn uns keiner finanzieren will stöbere ich nun doch wieder die Anzeigen - so wenige Treffer.... Hiobsbotschaften von Kunden und Freunden. Einer sagte neulich: "Die Einschläge kommen näher".

19.8.03

Große Erleichterung über die Meldung des Tages: Schill ist gefeuert. Wurde auch Zeit. Und dass Beust nun endlich auch mal für alle sichtbar zu seinem Leben stehen muss, ist doch auch schön - als ob das heute noch irgendwen stören täte. Tststs.

Ansonsten Spannung. So viel Geld in die Hand zu nehmen. Und doch auch die Aufregung, dass es was wird mit dem Traumhaus. Immer wieder kommt nach einer deprimierenden Phase Hoffnung. Auf anderem Gebiet, aber umso erfreulicher. Noch als zartes Pflänzchen, aber es keimt. Uff.

18.8.03

Man kann sich ja auch nicht ewig runter ziehen lassen. Wir werden uns gemeinsam wieder aufrichten. So ist das nun mal und das gehört im Zweifelsfalle einfach dazu.

Sehr lustig Samstag mal wieder Knut Budnase. Der kann echt schreiben.

Die Einschulung naht - Mittwoch ist es so weit. Er ist ganz aufgeregt, kennt Schule ja shcon vom "großen" Bruder.

15.8.03

Beim Thema Generationengerechtigkeit geht mir ja oft der Hut hoch. Heute hat mich ein Artikel von Susanne Gaschke in der Zeit aber doch etwas nachdenklich gemacht, ob die "Front" richtig verläuft.
ok, die Alten haben den Aufbau auf Pump gemacht - aber in der Tat ist die Kündigung des Vertrages zwischen den Generationen erst von den heute 45jährigen und Jüngeren vollzogen worden.
Ich merke es als asozialer Viel-Kinder-Vater ja auch: Die Linie läuft wesentlicher zwischen Kinderlosen und Kinderhabern. Also doch. Dabei bin ich auf die armen Kinderlosen noch nicht mal neidisch. Wirklich nicht.

14.8.03

Mal wieder in changeX geblättert und einen etwas kurzen aber guten Artikel im Partnerforum gefunden - über Verkaufen als Beziehungsmanagement.
Die Grundthese, die mich grinsen und nicken lässt:
Die Qualität der Beziehungen innerhalb eines Unternehmens strahlt deutlich auf die Qualität der Kundenbeziehungen aus. Oder anders: Schlechtere Beziehungen im Unternehmen führen zu Problemen am Markt.
Ach nee.

13.8.03

Wie gut, dass ich an den wirklich heißen Tagen an der Nordsee war. Nun ist der Alltag wieder da. Die Jungs machen einen Golfkurs, ich schwitze ohne Ende und ärgere mich. Oder vielmehr: Ich versuche, ohne ihn runterzuschlucken den Ärger so gering wie möglich zu halten.
Dass es auf die Motivation drückt, leuchtet wahrscheinlich nicht jedem der Beteiligten ein. Unverständnis meinerseits.

30.7.03

Irgendwie ist dies nicht mein Tag. Ein derber Schuss vorn Bug, ich bin fahrig, Termine platzen.
Morgen dann endlich Urlaub für 1 1/2 Wochen. Uff.

Nachdenken,
Lesen,
Entscheidungen Treffen.

Wird nicht leicht.
Aber muss ich mir das so wirklich weiter geben?
Auch nicht.

29.7.03

Und dann stieß ich doch noch auf dieses wunderbare und völlig dadaistische und dabei dennoch teilweise ernst gemeinte Blogger-Manifest, das Chris Locke vor ein paar Tagen geschrieben hat. Für diese herzliche Mischung aus Zynismus und Ernst liebe ich ihn. Und er ist (mit seinem Gonzo-Marketing) ein Verkäufer-Idol.
Ich kam übrigens auf die Stelle über einen Eintrag heute, den Doc Searls gemacht hat, der zurzeit immer mal deutsche Überschriften wählt. Hihi.
Spannend:
Erkär mal jemandem aus einem ganz anderen Bereich, wie das mit dem Verkaufen so ist.

Sie: "Du warst also bei diesem Kunden und weißt noch nicht genau, ob er eure Dienstleistung kauft? Und der andere ist schon Kunde? Und was sagt dein Chef dazu?"
Ich: "So ist das mit Verkaufen - immerhin bin ich ja kein Versicherungsverteter"
Sie: "So ohne sofort messbares Ergebnis? Schräg!"
Ich: "... und dann noch zur Kontaktpflege"

Das Vertrauensthema hat sie zum ersten mal gehört. Und fasziniert. Es ist doch eine eigene Welt, in der wir Verkäufer leben.

25.7.03

Zuhören und erzählen sind eigentlich nur zwei Seiten der selben Sache - von Verkaufen. Storytelling habe ich ja schon länger zu meiner Verkaufs-Methode gemacht. Storylistening als die andere Seite scheint da gut reinzupassen.
Zusammen sind sie genial, weil sie die Möglichkeit schaffen, Antizipation nicht nur als Wunsch, sondern als Haltung zu haben.

23.7.03

Märkte sind Gespräche - heißt es im Cluetrain Manifest. Und das stimmt. Verkaufen vor allem ist Gespräch. Gesprächsleitfäden stören da nur, denn da wird niemals ein echtes Gespräch aufkommen können.
Wie auch, wenn ich nur an mich und meinen Leitfaden denke? Oder noch schlimmer: Wenn ich die ganze Zeit daran denke, dass ich offene W-Fragen stellen muss. Da komme ich vor lauter Denken gar nicht mehr zum Zuhören.
Die Kunst des Verkaufens liegt in der Antizipation. Und dazu muss ich zuhören. Fäden aufnehmen. Meinungen aufgreifen und in meine Aussagen integrieren. Widersprechen.
So macht Verkaufen nicht nur Spaß, sondern ist auch erfolgreich. Bin doch kein Clown oder Klon oder so...
heute in München und Nürnberg

22.7.03

Kleider II

Ich habe recht lange überlegt, ob ich eigentlich auch so ein Ralph Lauren Hemd mit kurzen Ärmeln brauche, die Freizeit-Uniform der (Erfolg)reichen.
Irgendwas hat sich in mir gesträubt, obwohl die in ihren Karos ja recht chick sind. Vielleicht, weil ich noch immer diesen unbändigen Drang nach Individualität habe.
Und jetzt liegt die Lösung des Problems endlich auf der Hand: Ich gehe zu Red Green und kaufe mir dort ein Hemd. Hat auch ein auffälliges Signum des Geldes auf der Brusttasche. Und kommt aus Dänemark. Wenn es auch sicher nicht so kuhl ist wie "Polo" - das bin viel mehr ich.
In welcher Farbe? Grün? Blau? Rot?
...
Kleider I

Da stand ich vor diesem hellgelben Hemd und dachte, dass es eigentlich - und so ziemlich als einzige Farbe außer weiß - zu allen meinen Anzügen passen täte.
Meine Frau hat aufgeschrieen. Und sie hat Recht: So ein Hemd haben eigentlich nur Vertriebsklone. Verkäufer nicht. Fast so wie Buttondown-Kragen zum Schlips. Brrr. Nee, nee...

21.7.03

Man muss sicher kein Lieblingsrestaurant in Venedig haben - aber es ist wunderbar, dass wir es haben. Es hebt unsere Lebensqualität ungemein.
Eigentlich sind es sogar zwei:
Nur durch eine ganz systematische Suche haben wir sie in diesem Jahr wieder gefunden: Die Osteria Antico Giardinetto, in der auch eine hohe Rechnung jeden Cent wert ist - und die so wunderbares venizianisches Essen zaubert. Dazu ein junges Publikum. Und viele Menschen aus dem Sestiere: Dieses Mal waren am Vorabend des Redentore-Festes mehrere Familien und Freunde dort.
Ganz anders - und noch nicht mal im Web - ist das Ristorante L'Incontro, gleich neben dem zauberhaften Campo S. Margherita und nur wenige Schritte von unserem Hotel: Sardinische Küche und wohl das einzige Lokal in Venedig, das keinen Fisch anbietet. Unscheinbar an eine Hauswand geklebt, freundlich, unkompliziert, normale Preise und grandiose Kompositionen.
Wir sollten viel häufiger in Venedig sein.

16.7.03

Heute wurde ich gefragt, ob ich nicht aufgeregt bin, weil wir morgen endlich mal wieder nach Venedig fahren.
Bin ichs?
Eigentlich nicht, stelle ich erstaunt fest. Nur froh. Richtig froh. Diese Stadt, die wir so lieben. Soll sich der Kanzler mal ein Beispiel dran nehmen. Auch an dem Anlass...

14.7.03

Migräne ist schrecklich - vor allem bei diesem Wetter: Die Dunkelheit, der Versuch, Stille zu haben. Wie gut, dass ich es so selten habe.

Am Ende vertreibt die Sauna den letzten Rest. Und oft, wenn wir in der Sauna sitzen, muss ich an diese wunderbare Geschichte von Meike denken:
Die von der finnischen Freundin, die nach England ausgewandert ist, wiel die Männer in Finnland immer in der Sauna klüngelten. Sie hatte sich mehr Chancen in diesem kalten und prüden Land erhofft - und dann festgestellt, dass sie den Ort nicht findet, an dem die Männer hier klüngeln.

9.7.03

Gestern die Beerdigung. Ich hätte nicht gedacht, dass mir die so nahe geht. Aber selbst wenn auf die Herz-Schmerz-Gassenhauer verzichtet wird, ist es ein sehr, sehr persönlicher Moment, wenn ein Lied, dass zu ihr passt, gespielt wird.

Gut, dass wir da waren und geblieben sind. Dafür sind Freunde da.

7.7.03

... und weiter
Von wegen Ende. Zwar darf er in eine "normale" Klasse, aber waldorfig wird es trotzdem.
Immer mehr frage ich mich, warum so viele Lehrerinnen und Lehrer so wenig in diesem Leben stehen. Ähnlich wie bei der Diskussion um das neue Lehrerarbeitszeitmodell (was für ein Wort). Was da an Absurditäten von Lehrern zu hören ist, kann nicht so kommentiert werden, dass es frei lesbar sein sollte.
Spannende Diskussion über Sinn und Unsinn von Flash. Ich bin da ja eher skeptisch - zum Teil aus ästhetischen Gründen, zum Teil, weil ich kaum gutes Flash bisher gesehen habe. Bin gespannt, ob es gelingt, mich zu überzeugen.
Das lustigste, was ich bisher in Flash gesehen habe, war das Video von Lou zum Grand Prix.
Ich schätze, mein Purismus sträubt sich besonders gegen so Spielereien.

4.7.03

...müde.

Es waren zwei schöne, skurrile und erfolgreiche Tage in München, aber es schlaucht auch. Trotz der Motivation, die daraus kommt. Vorher auch die Moderation und der Vortrag. Macht Spaß zurzeit.

24.6.03

... und Ende
Nun hat es sich doch noch gelöst - es lohnt sich, nicht klein beizugeben. Unser Sohn darf eine "normale" Klasse besuchen. Uff.
Einschulung.
Ich hatte eine Fortsetzung versprochen - und wirklich, es geht weiter:
Nun ist das Argument, unser Sohn sei nicht schulpflichtig, und überhaupt. Was immer das heißen soll. Wir bleiben dran, auch deshalb, weil es uns relativ egal ist, ob andere unbedingt ihre Kinder mit diesem Kram quälen wollen. Sollen sie doch. Aber wenn wir in die Klasse kommen, werden wir schon drauf achten, dass Steiner keine Rolle spielt.
Fortsetzung folgt

23.6.03

Ein tolles Wochenende. Ich kannte das ja nicht von zu Hause - die Großfamilie. Aber wenn man in eine einheiratet, hat man sie auch. Die Kinder hatten genauso viel Spaß wie wir Alten. Und ich einen Muskelkater, der sich gewaschen hat. Ganzen Tag Fußball. ufff.
Perfekt? Was soll denn das sein?
In Meikes neuem Blog gestern ein Beitrag auch noch gleich mit meinem Thema:

Soll und darf und kann ich eine Persönlichkeit sein? Oder muss ich schizophren werden oder bleiben....

Die Zeit geht zu Ende, in der Anwälte und Bankangestellte den tristen Dress-Code der Seriösität stellten. Und auch die Zeit der spät-pubertierenden Popper im Jahr 2000 mit ihrer Uniform der Lässigkeit. Echtheit kommt. Und schadet nicht dem Verkauf. Im Gegenteil.

20.6.03

Es gibt ja so Leute, denen schlägt das, was sie nervt, immer gleich auf die Stimmung. Was soll das eigentlich? Als ob wir anderen keinen Ärger hätten oder als ob wir immer alles super finden.
Schwierig wird es manchmal, die Balance zwischen Job und Privatleben zu halten und den Nervkram des einen nicht auf das andere zu übertragen. So wie zurzeit die Einschulungsorgie meines Mittleren:
Da sagen wir ausdrücklich, dass wir nicht wollen, dass er zu einem anthroposophisch orientieren Lehrer kommt (zumal es im Dorf genug Leute gibt, die dahin wollen) - und was passiert? Sie wollen ihn doch reinstecken.
Nicht mit uns!
Fortsetzung folgt

19.6.03

Im Grunde ist mir die Friedmann-Sache ja relativ egal. Nur dieses Unbehagen darüber, dass die quasi-Gleichzeitigkeit mit Möllemann mir viel Vergnügen bereitet, blieb. Heute nun ein trotz Polemik berührender Artikel in der Zeit dazu - und über die Willkürlichkeit von Berichten und Ermittlungen. Nachdenkenswert.
noch einmal zur Revolution von gestern:
Spannend ist in dem Zusammenhang auch das Zusammenspiel der verschiedenen radikal-konservativen Kräfte - ob nun die antiliberalen Machttheoretiker oder die "Stadt auf dem Berge"-Christen. Und dahinter stehen dann sicher auch noch die ja wirklich großen und historisch gewachsenen Mentalitätsunterschiede zwischen USA und Europa.
In diesem Fall allerdings ist mir die Urskepsis gegen den Staat, wie sie in Amerika vorherrscht, lieber als der (nicht nur) deutsche Etatismus mit seinen ganz und gar illiberalen Auswirkungen.
Andererseits - zum Thema der radikalen Religiosität und ihrer unheiligen Allianz mit den extremistischen Bushies u.a. - muss sicher auch beispielsweise auf Jimmy Carter verwiesen werden: Auch ein wiedergeborener Christ, dennoch ein Liberaler.

18.6.03

Heute früh in der U-Bahn einen sehr spannenden Essay von Heinrich August Winkler in der Zeit gelesen.
Mal wieder über die Konservative Revolution. Ideengeschichtlich wird sie offenbar wieder wichtig - in der Auseinandersetzung um das Thema "altes Europa" beispielsweise. Eine von Winklers Thesen, die ich auch für mich wichtig finde: Es geht den Bushies um die Vollendung der Liberalismuskritik jener Weimarer Rechten um Carl Schmitt. Und wo ich den Liberalismus erst mühsam wieder für mich entdecken musste, bin ich heute bereit, ihn sehr zu verteidigen...

17.6.03

Zwei richtig schöne Veranstaltungen stehen an: Eine Präsentation und Infoveranstaltung über digitale Pressearbeit, die ich halten werde. Und eine wirklich gut gesetzt Moderation in München - mit vier Top-Leuten auf dem Podium, die alle mehr oder weniger in der Diskussion sind. Das Thema ist eine Fortsetzung dessen, was ich schon im April in Hamburg moderiert habe.
Wird beides Spaß machen.

16.6.03

Ein neues gutes Restaurant entdeckt. Nur mittags bezahlbar, dafür wirklich nett und lecker.
Lustig war auch das Feuerwehrfest in unserem Dorf. Erstmals so etwas wie Kirmes im Stadtteil. Wenn man nahezu alle Leute, die da sind, wenigstens vom Sehen kennt, ist das schon was anderes als der große Jahrmarkt. Und eine neue Erfahrung. Und erstaunlich, dass ich es echt gut fand.

12.6.03

Heute bin ich auf das wirklich kuhle Blog der außerlomografischen Opposition gestoßen. Wunderbar. Und wenn dann noch in Claudia Sanders Blog vom Kochen die Rede ist, beginnt der Tag gut. Vor allem auf die Fortsetzung bin ich gespannt.

11.6.03

In einer Diskussion heute, in der es zunächst darum ging, wie sich Familien mit Kindern organisieren und die Arbeiten verteilen, bin ich wieder einmal auf das Thema "Selbstverwirklichung" gestoßen.
Skurriles Thema, auch, dass es immer und immer wieder und noch Leute gibt, für die das ein Wert ist. Ich denke immer mehr, dass sie das ist, was zu Problemen führt. Und eine Überbetonung des ICH. brrrrr.

10.6.03

Kurz vor Pfingsten habe ich endlich Metzgers Buch durchgelesen. Und wieder mal bewahrt er mich vor dem Verzweifeln an den Grünen - wenn es Positionen wie seine gibt, bin ich dort gut aufgehoben. Manches ist etwas sehr platt und teilweise auch etwas geschmäcklerisch. Meist aber lesenswert und Analyse und auch Ideen stimme ich zu. Selten in der letzten zeit habe ich ein politisches Buch mit solchem Gewinn gelesen.

5.6.03

Gestern und heute Stuttgart und München. Heiß und schön, auch wenn ich mich im vollklimatisierten, fensterlosen Raum richtig erkältet habe. Dennoch war es mal wieder schön. Vor allem draußen zu sein bei Kunden hat Spaß gemacht. Verkaufen ist und bleibt meine Leidenschaft.
Im Hotel und auf der Fahrt einige Seiten an meinem Buch gearbeitet. Uff.

3.6.03

Was mich richtig ärgert: Wenn jemand meine Loyalität in Zweifel zieht. Unterschiedlicher Meinung in Datails, ok - aber dennoch ist Loyalität für mich ein hoher Wert.
Da kostet es schon Kraft, die innere Kündigung immer wieder zurück zu ziehen.

2.6.03

Die erste Radtour mit den Kindern. So richtig mit Jugendherberge und Gepäck und allem. Der Kleine im Anhänger, die beiden Großen voll beladen.
Sie haben es toll durchgehalten und wir hatten jede Menge Spaß zusammen, wenn auch wenig Schlaf. Aber wer will das dann schon.... ok, so schaffen wir nur gut dreißig Kilometer am Tag, aber dafür haben wir so ziemlich in jedem See gebadet.
Schön. Und entspannend.

22.5.03

Kundenorientierung - was für ein großes Wort. Wer ist damit in den letzten Jahren nicht massiv konfrontiert worden. Langsam beginnt die Front derer zu bröckeln, die hohepriestergleich dieses Wort vor sich hertragen. Zumindest in innovativeren Kreisen. Zunächst Reinhard K. Sprenger beim Trendtag ("Ein absolut kundenorientiertes Unternehmen ist ein totes Unternehmen"), dann jetzt Lars vom Hagen in brand eins.
Kernthese: Wer sich voll am Kunden orientiert und ihm alles recht machen will, wird nicht nur langweilig und kann keine Motivation mehr bieten, sondern verlernt auch die Fähigkeit zur Innovation.
Mir scheint aus eigener Erfahrung, dass das stimmt. Muss man nur mal drauf kommen (dürfen).
Ich war noch nie in einem Coffee Shop. Und seit ich heute im Blog von Claudia Sanders blätterte, weiß ich auch warum. Wunderbar! Und außerdem trinke ich ohnehin zu viel Kaffee.
Wenn, wenn, wenn...
Wie oft geht einem das so? Jetzt wieder: Wenn ich einmal mehr und einmal gründlicher auf den Ausdruck geguckt hätte, wäre mir aufgefallen, dass die Info, die ich bekommen habe, nicht stimmt. Wenn...
Auf der anderen Seite will ich auch vertrauen können und nicht jeden Kleinstkram nachgucken und kontrollieren. Und Vertrauen kann nun mal auch bedeuten, reinzufallen.
Pech gehabt. Mal wieder.
Nur nicht aufgeben.

15.5.03

Sprengers Vortrag lässt mich nicht los. Ok, ich habe in der letzten Zeit eine Menge in der Richtung ohnehin gelesen und gedacht (und teilweise auch erlebt), aber es tat gut, das mal so knapp vor der Unrichtigkeit zusammengefasst zu hören (zumal der Mann einfach wirklich unterhaltend und mitreißend ist).
Vor allem der Umgang mit Mitarbeitern: Sprenger plädiert (nicht nur für diesen Fall) dafür, sozusagen den Tod wieder in das Leben zu holen. Und meint damit, dass das Jetzt in dem Bewusstsein gelebt werde, dass alles auch zu Ende gehen kann. Konkret: Wenn ich glaube, dass der Angestellte ohnehin bleiben wird oder keine andere Chance hat (und das glauben zurzeit mit gewissem Recht ja einige), muss und oft werde ich mich auch nicht täglich um seine Loyalität bemühen. Lustig wird es dann, wenn durchsickert, einer denke ans Weggehen. Aus dem üblichen Zynismus wird ein fast noch zynischer erlebtes Werben und Locken. Aber dann ist es zu spät. Pech gehabt. Eben.
Heute war in Hamburg mal wieder Trendtag. Für mich die Gelegenheit, Kevin Kelly endlich mal live zu erleben. und auch Reinhard K. Sprenger ist immer wieder ein großer Genuss.
Nicht nur eine Reihe von guten Aphorismen, sondern auch viele Ideen, um weiter zu denken, bleiben davon übrig. Das große Thema, wie mit Mitarbeitern umzugehen ist und wie ein Unternehmen in der Netzwerk-Welt zukunftsfähig bleibt oder wieder wird, wurde spannenderweise von beiden ähnlich beantwortet - in Kellys Worten:

Any job you can measure for productivity
will become a job unfit for humans.


Dass Menschen heute nicht mehr loyal zu Unternehmen sind, sondern zu Projekten, dass sie gehen (wollen), wenn sie keine für sie spannenden Projekte mehr machen können, ist etwas, das ich selbst erlebe und fühle. Dass Innovation nur geht, wenn es nicht mehr um Effektivität geht, ist auch etwas, was ich erlebe. In Worten von Tom Lister (zitiert von Kelly):

People under time preasure
don´t think faster.


Auch die These von Sprenger, dass Leistungsmöglichkeiten meist erst in einer Firma erkämpft werden müssen, weil kaum einer einem die dafür nötige Freiheit gibt, erlebe ich immer wieder. Wunderbar bleibt auch sein Satz:

Stress ist der Orden der Unbegabten.

12.5.03

Immer mehr wird mir bewusst, dass die Organisationsform sich nicht nur aufs Denken auswirkt, sondern auch auf die Freude, die in einer Gruppe zu finden ist. Vielleicht ist die Lebensfreude und die Heimat, die ich suche, heute gar nicht mehr in einer landeskirchlichen Gemeinde zu finden. So wie befriedigende Politik nicht mehr in Parteien gemacht werden kann.
Das war auch mal anders - in den 70ern und 80ern, als ich aufgewachsen bin, habe ich beides dort noch gefunden. Es kann ja irgendwie nicht sien, dass nur ich mich verändert habe. Ok, sicher auch. Aber eben nicht nur. Warum sind in beiden (Kirche und Partei) nahezu nur noch verbitterte Funktionäre zu finden?

9.5.03

Ich hatte ja immer mal überlegt, ob ich FAQs einbauen soll. Und auch in der Firma stricken wir mal wieder an welchen. Aber im Grunde muss man nur auf die wirklich häuig gestellten Fragen linken.
Eben.
Was an der "Zeit" manchmal ein bisschen blöd ist: Dass ich erst zu spät dazu komme, sie zu lesen. oder auch gar nicht. Aber letzte Woche endlich mal wieder was von Jens Jessen: Eine tolle Betrachtung des Metzler-Mordes (oder klingt das jetzt zynisch?). Mit einer gelungenen Parallelisierung beispielsweise zum talentierten Mr. Ripley, den ich so liebe.
Wie viel spannender ist so ein Artikel als die ewig gleichen geschmäcklerischen Aritkel zum "ersten new economy-Mord" oder so ein Blödsinn...
Ist so was Literatur? Neulich habe ich wieder Kontakt zu meinem Deutschlehrer ausgenommen, um darüber zu diskutieren. Hat bisher nciht geklappt.

6.5.03

Letzte Nacht wurde im NDR Fernsehen das Gespräch zwischen Regine Hildebrand und Dorothee Sölle wiederholt, in dem es ums Sterben-dürfen und Sterben-helfen ging. Bewegend. Vor allem, wo meine Mutter in einem Zustand ist, der uns allen jeden Tag diese Frage stellt. Sie hat sich nie explizit zu diesem Thema geäußert - und wenn, dann eher ablehnend. Aber sie hat sich ja auch nie ihrer Krankheit stellen wollen.

30.4.03

Neu entdeckt: changeX, ein Online-Magazin über den Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft. Ziemlich kuhl. Und eine Reihe spannende Artikel. Sehr praktisch: Es gibt die einzelnen Artikel jeweils vernünftig layoutet als pdf. Das ist ein super Service.
Zurzeit findet man wirklich mehr spannende Zeitschriften online als offline.
Dorothee Sölle ist tot. Auch wenn ich sie in den letzten Jahren nicht mehr of t gesehen habe, hat mich das doch sehr getroffen. Sie war und ist eine eine der faszinierendsten Theologinnen, bei und von denen ich lernen durfte. Dass ich sie einige Male auch privat erleben durfte, war für mich beglückend. Ihre zugleich schroffe und liebevolle Art habe ich immer sehr gemocht, auch als ich mich theologisch und politisch von ihr entfernt hatte. Und was in jedem Fall bleibt: die Neuentdeckung der Mystik und die fundierte Kritik an christo-faschistischen Tendenzen und Machtmenschen in den USA.
Dass sie nie mehr lesen und Andachten halten wird, werde ich vermissen.

Dazu passt, dass ich heute morgen Kapitel 18 der Offenbarung des Johannes gelesen habe, den Untergang Babylons. Wie eine Parabel auf die USA.

28.4.03

Nun haben wir gebucht. Und fahren zum zehnten Hochzeitstag ins selbe Hotel wie damals. Endlich mal wieder Venedig, das wir so lieben.

24.4.03

Da wollte ich mich eigentlich aufregen, dass die eigene Partei so leise ist, wo sich der große Partner gerade das peinliche Schauspiel leistet, als ich den Artikel von Hans Monath las, Gute Motoren laufen leise, dergestern auf Seite eins im Tagesspiegel stand.
Nun schätze ich Monath ohnehin sehr, seit wir zusammen gearbeitet haben, und er hat ja eine große Sympathie für liberale Grüne. Aber außerdem hat er Recht: Laut ist meist nur, wer nichts zu sagen hat.

23.4.03

Bei jedem Blick in die Zeitung bin ich froh, dass es mit der Aufgabe im Wirtschaftsministerium nichts geworden ist. Auf einmal mitten in diesem absurden Theater in der SPD zu stecken, wäre so gar nichts für mich. Und dass dann noch ein neuer Landesvorsitzender da ist, der so ganz andere Positionen hat...
Besser so, eindeutig. Und die Möglichkeit, neue Projekte anzugehen und die Promotion.

16.4.03

eins nach dem anderen
Wie oft höre sicher nicht nur ich diesen Spruch. Einfach nur ein dummer Spruch, dachte ich. Bis ich in einem Artikel, der irgendwas mit dem Krieg gegen das Völkerrecht zu tun hatte, eben diesen dummen Spruch als letzten Satz las.
In der Tat: Er ist nicht nur dumm, sondern vollkommen verdummend und ein Angriff auf Fantasie und aufs Denken – also auf zwei Sachen, die mir sehr, sehr wichtig sind. Wer eins nach dem anderen sagt, drückt sich vor einer Vision oder wenigstens Vorstellung, wie es auf mehr als nur ganz ganz kurze Sicht weitergehen soll.
Und das ist dumm und gefährlich.
Finde ich.
(heute in Gütersloh)

15.4.03

Das alte Europa.

Zuerst nur eine Polemik eines völlig durchgeknallten Reaktionärs im Pentagon, dann sehr ungeschickt aufgenommen als positiver Kampfbegriff beispielsweise durch die Grünen.
Ich denke, dieses Wort vom alten Europa eignet sich wunderbar, um über die Grundlagen von Denken und Geschichte in Europa zu reden. Was zunächst rückwärtsgewandt klingt, ist ein tolles Chiffre für Aufklärung und Liberalismus, für Föderalismus und Geschichtsbewusstsein - und ohne letzteres brauchen wir gar nicht erst anzufangen.
Dazu kommt noch die Abgrenzung gegen die geschichtslosen (oder sich so gebärdende) Gesellschaften Osteuropas, die das Pech hatten, von vielen Entwicklungen der letzten drei Jahrhunderte abgeschnitten gewesen zu sein.

14.4.03

Endlich Frühling.
Nun geht es also endlich auch hier bei uns im Norden los. Und Samstag auf dem Platz den Jungs beim Fußball zuschauen ist nicht mehr mit einer Erkältung verbunden.

Grundschule ist bei uns Thema. Die wirklich gute Zusammenfassung zur Iglu-Studie in der aktuellen Zeit wird da noch lange spannend bleiben. Und lässt manches aufgeregte Gehühner albern erscheinen, das mir schon seit Pisa aufgestoßen ist.
Von wegen so dumme Sprüche, die Eltern bei uns im Dorf immer wieder bringen. So etwa, unsere Grundschule bereite nicht gut auf die weiterführende Schule vor. Das will ich doch hoffen!

11.4.03

Vielleicht werden wir nach den letzten Tagen unerquicklicher Pseudodiskussionen doch noch die Haltungsturner starten. Eine Analyse von Gunter Hoffmann in der aktuellen Zeit wäre ein denkbarer Einstieg. Gut zusammen getragen und ein Punkt, an dem es sich lohnt, einmal über die Grundlagen Europas zu reden.

10.4.03

Ich hab ja oft gesagt, dass ich die ersten zwölfeinhalb Jahre gern zur Schule gegangen bin. Heute ist mir aufgefallen, dass das nicht nur an der Schule lag, sondern auch an mir (und das mindestens einer meiner Söhne das Glück zu haben scheint, die Begabung dazu geerbt zu haben):
Mich nehmen Probleme oder Rückschläge nicht so mit. Wenn etwas geschehen ist, dann ist es geschehen und ich kann es mit einer recht großen Gelassenheit betrachten. Wo andere sich quälen und lange ärgern, reicht mir das kurze Dampfablassen.
Ich würde wahrscheinlich nicht mehr kommen, wenn mir der Job keinen Spaß mehr macht. So weit lasse ich es nicht kommen, auch nicht durch Leute, die sich im Ton vergreifen oder sich um Sachen kümmern, die sie nichts angehen. Ich habe meine Grenzen und sage auch Nein. Aber das schlägt mir nicht aufs Gemüt.

4.4.03

Über das Blog von Oliver Gassner bin ich auf einen Artikel in der Welt am Sonntag gestoßen, der Blogs und Diaries im Zusammenhang mit PR und mit Cluetrain verhandelt.

Nicht neu, aber schön, dass so was im Mainstream vorkommt...
Super spannende Geschichte. Ich rieche wieder stärker in den Radiomarkt. Und wenn man sich die technischen Möglichkeiten anguckt....

"slow information" nimmt Formen an. Es geht ja nicht um die Verweigerung von Information. Den Fernseher würde ich nie abschaffen wollen - allein schon Fußball und Wahlen und so was. Aber im Vergleich zur Zeit nach dem 11.9. ist es so viel besser heute. Eigentlich ja eine ähnliche Betroffenheit, aber nicht so abgesoffen in immer den gleichen Bildern und Nicht-Geschichten. Ohne das Grundrauschen ist die einzelne Info auch viel mehr wert.

3.4.03

Dass ich die Fastenzeit ohne Fernsehen verbringe, führt zu beglückenden Erlebnissen. Unter anderem geht die gesamte Kriegs-Berichterstattung an mir vorbei. Vielleicht kann ich deshalb auch noch mehr staunend und wahrnehmend solche Sachen wie das aktuelle Dossier in der Zeit zur "Heimatfront" in den USA lesen.
Und auch eine sehr differenzierte Darstellung in der Frankfurter Rundschau über die Kriegsberichte in US-Medien.
Ich sollte eine Bewegung für "Slow Information" gründen: Keine tagesaktuellen Medien aktiv konsumieren, sondern nur hintergründigere Sachen wie Telepolis, die Zeit oder brand eins. Dadurch fühle ich mich fast besser informiert als früher. Und der Filter durch Gespräche mit Kollegen und Freunden tut ein Übriges.

2.4.03

Verkäufer vs. Vertriebsklon
Das ist ein Thema, das mich seit einigen Wochen wieder umtreibt. Es muss doch möglich sein, im Verkauf von der Erfahrungen der PR und des Journalismus zu lernen: Dass es um Geschichten geht. Zumal jedes Lern-Training für Geschichten plädiert, weil wir sie uns besser merken können.
Wer will schon ein Vertriebsklon sein? Dann doch lieber Clown.
Ich hab die Kälte so satt. Es macht einfach keinen Spaß mehr. Dass es abends, wenn ich die Jungs vom Fußball abhole, noch hell ist, macht es einfacher. Aber echt, nun könnte mal Schluss sein.

Bei mancher Idee, die so an mich rangetragen wird, fällt mir zurzeit der Spruch ein, den ich seit ein paar Monaten auf dem Schreibtisch stehen habe:

Erst grübeln, dann dübeln

Ach ja...

1.4.03

Mal wieder eine Podiumsdiskussion moderiert.



Das macht Spaß, und wenns den Teilnehmern und Zuschauern Spaß macht erst recht.

Dass es meiner Mutter so schlecht geht, ist aber jedesmal wieder erschütternd. Die Magensonde hilft immerhin, dass sie nciht verhungert und verdurstet und die Medizin bekommt. Aber heute hat sie mich nicht erkannt und eigentlich nur gejammert und nach ihrer Mami gerufen. Tragisch, dass die das so schlecht aushält.

31.3.03

Worte I
Worte, die noch was ganz anderes meinen. Nicht nur aber immer wieder inspiriert von Klemperers LTI. Eben Worte, die ich deshalb zu vermeiden suche. Ein Anfang:

Lösung
Das ist das, was Rehe hinten rauslassen. Auf deutsch: echt kakke...
Verbraucher
Das ist einer, der kostet und Strom frisst. Ein Bohrer oder ein Wäschetrockner oder so. Wenn man ihn nicht bemerkt: echt übel...
Vertrieb
Da frage ich mich immer, wer von wem von wo vertrieben wird. Im Zweifelsfalle vertreibt es einem die gute Laune. Oder auch: echt fiese...
Einstellung
Direkt aus der LTI: Wenn einer eingestellt wurde. Lustig ist nur, dass dieses Wort außer für Diktatoren vor allem für Personal-Leute wichtig ist. Ich will jedenfalls keine Einstellung haben. Igitt. Oder vielmehr: echt böse...
Über die baerentatze bin ich auf einen Vortrag zu

Romantic Marketing

gestoßen der Kulturphilosophin und Psychologin Simonetta Carbonaro.

Spannend: Die Idee, dass die Geschichte in Zyklen verläuft. Nach der rationalistischen Aufklärung im spätern 17. und im 18. Jahrhundert folgte die gefühlige, individualistische Romantik. Und nun ist es wieder so weit: nach der rationalistischen Nachkriegs- und Aufbauzeit kommt nun - beschleunigt durch den 11.9. - eine romantische Zeit der Innerlichkeit, der Individualität.

Mir scheint, dass das stimmt. Oder dass viel dafür spricht. Für Verkaufen und für die Richtung, in die sich Unternehmen entwickeln sollten, hat das Konsequenzen. Carbonara stellt das an Konsum-Themen vor. Aber auch im B2B-Bereich ist es in Bewegung. Das merke ich jeden Tag.

Vielleicht spricht mich diese These an, weil sie mein eigenes Denken und Handeln bestätigt? Die Idee, dass es auf das Gefühl ankommt. Dass es darum geht, durch Antizipation zu Veränderungen zu kommen. Und dass Geschichten der Schlüssel zum Erfolg sind.
Naja: Einer der Schlüssel. clue...

27.3.03

Heute war ich in Baden-Baden. Auch, wenn es klar ist und ich es eigentlich weiß: Es ist immer wieder überraschend, wie viel weiter die Natur da unten ist.
Und dazu ohne den Lärm der Großstadt.
Aber zu Hause ist es am schönsten
(-> letzter Satz von Harry & Sally).

26.3.03

Ich kann schon verstehen, dass einer unruhig wird, wenn ihm was auf Grundeis geht. Aber ein bisschen Gelassenheit ist ja dennoch nicht grundverkehrt. Der Rückfall in das Verhalten eines Patriarchen wird aber nach hinten losgehen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Sind wir doch inzwischen etwas erwachsener geworden.
Heute morgen bin ich endlich dazu gekommen, die neue baerentatze zu lesen. Wunderbar, wie immer. Danke, Oliver Baer. Vor allem der Einstiegskommentar ist wundervoll.
Ausnahmeweise direkt hier zitiert:

Sprache bildet den Stil im Umgang miteinander,
nicht nur in Prospekten an die Kunden,
auch im gesprochenen Wort an die Mitarbeiter.
Und der Stil schafft eigene Sprache.


Das gehört so manchem, den ich diese Tage erlebe, ins Stammbuch geschrieben.

25.3.03

Es tut gut, ein paar Tage raus zu sein. Nach zwei Wochen anderem Alltag zu Hause in der Familie klärt sich vieles - und habe ich neue Kraft.
Auch die Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung darüber, dass es nun doch nicht geklappt hat, ins Wirtschaftministerium nach Kiel zu gehen. Nach der Wahlniederlage und der Kabinettsreform soll die Aufgabe, die ich übernehmen wollte, nun doch nicht wahrgenommen werden. Die inhaltlichen Irritationen deuteten sich ja auch schon an - und vielleicht ist es besser: Wer weiß, ob sich die Simonis-Regierung noch mal erholt. Hätte sicher Spaß gemacht, etwas dazu beitragen zu dürfen. Hat nicht sollen sein.
An sich hätte ich mir das mit dem Minister gut vorstellen können, wobei die Heilserwartungen an Hartz und die Kritiklosigkeit und auch Kritikempfindlichkeit in Bezug auf Clement mich schon überrascht haben.

7.3.03

Es gibt Zeiten, in denen zu viel passiert. Und nicht alles so wie geplant. Immerhin fallen allmählich die Entscheidungen. Erstmal schlucken und dann vorwärts gucken.

5.3.03

Aschermittwoch. Auch, wenn Karneval oder Fastnacht nicht nur keine Rolle bei uns spielt, sondern auch ein bisschen nervt: Die Fastenzeit ist uns wichtig. Seit Jahren gibt es ja nun schon Sieben Wochen ohne, eine Aktion, die - so will es die wunderbare Legende - in einer Kneipe in Hamburg entstand, als Hinrich Westphal mit Journalisten zusammen saß und trank.
Ich werde dieses Jahr auf Fernsehen, Videos und Süßes verzichten. Und unsere Kinder werden erstmals einen kleinen Anfang machen: Die beiden Großen verzichten zunächst eine Woche lange ganz auf Süßigkeiten. Das ist schwer genug. Und mutig.

4.3.03

Das Wochenende waren wir endlich mal wieder im Standhotel Sonnenburg in Kühlungsborn. Ich finde weiterhin: Das schönste Haus im schönsten Ort an der deutschen Ostsee. Jedes Mal ist mehr fertig und aufgebaut. Wir genießen es als Kuschelwochenende - ohne Kinder. Dann ist es auch wieder schön, zurück zu kommen und sie alle zu sehen.
Einmal durchatmen und die Kälte und den Wind spüren. Einmal einkaufen ohne die Kinder. In Ruhe schlemmen und ausschlafen. Schade, dass es so kurz war.
In "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" gibt es diese Szene, in der Tom zu Charles sagt, er hoffe, dass er vor seinen Kindern sterbe. Für die Eltern ist es wohl wirklich immer am schwersten.
Auch die Demenz ist für sie eine noch größere Kränkung und noch schwerer zu ertragen als für uns andere. Nachdem es schon Jahre gebraucht hat, bis sie zugaben, dass ihre Tochter Alzheimer hat, wird es nicht einfacher durch die Verschlimmerung.

Ich hatte Angst, sie das erste Mal zu besuchen. Und ich bin traurig. Ihre Angst und Hilflosigkeit zu erleben, setzt zu. Dennoch: auch die andere Seite ist ja da, die Aggressivität, die Gewalttätigkeit, die Unruhe. Niemand weiß, wie es werden wird.

27.2.03

Gestern ist meine Mutter ins Heim gekommen, dieses Mal ging es ganz gut. Damit geht ein weiterer Abschnitt zu Ende. Es ist eine unfassbare Krankheit. Und nun, mit 56, kann sie nicht mehr anders leben als in diesem Heim. Wehmut und Trauer, aber auch Zorn schwingt mit. Vor allem, weil es in den letzten Jahren ihre größte Angst war, ins Heim zu müssen. Es ist auch ein Vertrauensbruch und grausam. Und wird dauern, bis wir alle das wirklich verstanden haben.
Dabei schwingt immer die Angst mit: Denn dieser Typ der Krankheit ist erblich.

26.2.03

Manchmal ist es sowohl mühsam als auch amüsant. Da werde ich von einem Ober-Schlauberger der mangelnden Erkenntnistiefe bezichtigt - wo mir andere meist vorwerfen, immer alles zu sehr und zu tief zu problematisieren und zu durchdenken. :-) So kanns gehn.

Es ist halt die übliche Reaktion, wenn einer den Vorwurf, ideologisch zu sein, nicht entkräften kann. Habe ich genau so gemacht, damals, als mein Großvater so gerne sich ausbeuten ließ und partout nicht auf meine überlegene Weltsicht eingehen wollte. Das war vor allem deshalb unverzeihlich, weil ICH doch nicht nur die Weisheit gepachtet hatte, sondern auch das theoretische Instrumentarium. Ich hatte schließlich Marcuses "Der eindimensionale Mensch" gelesen und verstanden...

Noch vor wenigen Jahren hätte mich der Vorwurf der mangelnden Erkenntnistiefe entweder verletzt oder auf die Palme gebracht. Heute kann ich darüber müde lächeln - vor allem, wenn er von einem kommt, der unentwegt naturalistische Fehlschlüsse zieht.

25.2.03

Heute morgen habe ich mal wieder ein bisschen was zur Konservativen Revolution angeguckt - es ist ja schon schräg. Obwohl mich diese Bewegung immer auch fasziniert hat, vielleicht durch den von meinem wichtigsten theologischen Lehrer Mathias Kroeger verehrten Friedrich Gogarten, der da irgendwie mit reinpasst.
Das ist etwas, das im Tagesgeschäft oft zu kurz kommt: Hin und wieder denken oder theologisch arbeiten. Wenigstens geht es hin und wieder auf dem Fahrrad.

Im Vergleich dazu ist es allerdings schön, jeden Tag mindestens einmal herzhaft zu lachen: Sarg zum Abschied leise Servus. Auch eine Art (=Kunst), mit Kriegsangst kreativ umzugehen.

24.2.03

Wenn es eineinhalb Tage braucht, um die leidigen Folgen eines wirklich und ungewöhlich schönen Abends zu verdauen und auszuschwitzen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass wir nicht mehr zwanzig sind. Damit müssen wir uns abfinden.
Neulich sagte mal einer, dass er Feiern eher am Freitag Abend mag - da hat er dann zwei ganze Tage, bevor es ihm wieder gut gehen muss. Etwas schneller gehts mir schon. Und alles in allem hat es sich auch gelohnt.

Vor allem ist es beruhigend, wenn es noch mehr Leute gibt, die ein Familienmodell leben und lieben, in dem es wichtig ist, für die Kinder da zu sein. Oft fühlen wir uns da ja etwas als Außenseiter - ZAS sozusagen. Zwischen allen Stühlen.

21.2.03

Es geht auf die Entscheidung zu. Alles auf einmal. Nun suchen wir schon wieder Klinker aus und Küchen und Lampen. Und Autos. Und Wohnheime.
Alles ist im Fluss und wird sich ändern. Ich hoffe nur, dass die Entscheidung dann auch wirklich bald kommt. Aber es sieht so aus, als ob es heute in einer Woche so weit sein sollte. Uff.

Gestern habe ich mich furchtbar über einen Artikel in der Zeit geärgert. Eine zunächst brillante Analyse von Thomas E. Schmidt zu den unterschiedlichen (Rechts-)Kulturen in uropa und den USA - aber eine ärgerlich naive Sichtweise auf G.W. Bush. Da ist mir die Polemik über den Bushismus lieber, die Mathias Bröckers geschrieben hat - eines der besten Bücher, die ich in den letzten Monaten gelesen habe. Basis war übrigens ein Special in Telepolis.
Heute merke ich mal wieder, dass ich zu ungeduldig bin. Kokett sage ich ja meistens, dass mein Unvermögen, mit Langsamkeit - vor allem im Denken - umzugehen, mein größter Fehler sei. An so einem Tag wie heute ist er wirklich ein Problem. Dass nicht alle Entscheidungen so schnell gehen, wie ich sie gerne hätte, ist ja nicht erst seit heute so.
Aber ich hasse es zu warten...

20.2.03

Fehler passieren überall. Die meisten Leute sind auch bereit, sie zu akzeptieren. Und Fehler zu machen, kann ungeahnte Innovationen heraus kitzeln. Oft genug erlebt. Zum Glück.

Nur wenn es immer die gleichen Fehler sind - das ist kaum zu ertragen. Und wenn wir es nur zufällig erfahren, gehe ich an die Decke. Feigheit vor dem Freunde oder vor dem Kunden ist nichts, was ich verstehen kann. Oder zumindest nicht, ihr nachzugeben.

Es ist doch immer der selbe Wahnsinn...
Erschöpfung ist das eine - Rückgrat das andere. Wenn dich die kleinsten Widrigkeiten aus der Bahn werfen, brauchst du eine Pause. Schwierig wird es, wenn du keine bekommst.

19.2.03

Immer wieder habe ich mich (oft mit viel Polemik) über die Waldorfer und Rudolf Steiner gestritten. In den letzten Monaten mit so Manchem - offline - über die absurde Idee, an unserer Regelgrundschule (was für ein Wort) eine Klasse mit Waldorf-Pädagogik einzurichten.
Und nun finde ich in Telepolis, meiner zweitliebsten Zeitschrift (wenn ein Online-Magazin so was sein kann), einen wunderbaren und ganz unpolemischen Artikel über Steiner und das, was an ihm fasziniert und abstößt und anzieht und so weiter.

Was meine Aversion gegen Waldorf-Pädagogik merkwürdigerweise eher noch verstärkt.
Veränderungen sind mir wichtig. Sonst ist Langeweile. Oder lange Weile. Aber wenn es drunter und drüber zu gehen scheint, ist es gut, einen Rückhalt zu haben und zu wissen, wohin ich gehöre.

Und dann schmerzt es schon, wenn ich den Blick hebe und es nebenan zusammenbricht. Ist eigentlich eine Sucht schlimmer oder die Weigerung, erwachsen zu werden? Oder ist das ein Henne-Ei-Problem? Respekt fiel mit dazu ein, Achtsamkeit. Wo die fehlt, kann es nicht mehr weiter gehen.
Da kommt dann das eigene Weltbild ins Wanken.
Die eigenen Werte lassen sich nur leben, wenn beide es wollen.
Sonst endet es in der Katastrophe.
Wahnsinnig machen mich ja Leute, die durch Administration versuchen, Kreativität und Engagement abzuwürgen. Und traurig macht mich das, wenn es welche sind, die früher selbst mal kreativ waren. Kein Stress der Welt, keine noch so schwere Krise sollten so etwas rechtfertigen.
Ich muss aufhören, immer naiv das Beste von den Menschen anzunehmen.
Vielleicht bin ich dann in solchen Fällen nicht so enttäuscht.

Lustig ist aber, wenn jemand einerseits das Cluetrain-Manifest gut findet und andererseits im Grunde für Strukturvertrieb plädiert. Die Schizofrenie ist spannend und zerreissend.

18.2.03

Damit wir wissen, was passiert, sollten wir wenigstens die Augen aufmachen. Nun gut - morgen.
Wenn sich alles ändert, wird es Zeit, etwas zu ändern. Da es saukalt ist, wird das Rad fahren etwas besonders: Hoffentlich bekomme ich keine Lungenentzündung.
Immerhin kann ich glücklicherweise das meiste heute recht entspannt sehen. Nicht mal das ewig gleiche Genöle geht mir auf den Keks. Und dass ich die beiden Großen vom Fussball abhole, wird ein Übriges tun.